Gestern stellte ich die zweite Staffel der britischen TV-Krimiserie „Professor T“ vor, die überwiegend in der Universitätsstadt Cambridge gedreht worden ist. Hier sind einige der Schauplätze:
Der Professor lehrt Kriminologie an der Universität von Cambridge und für die Außenaufnahmen wurde das Jesus College ausgewählt, dessen vollständiger Name „The College of the Blessed Virgin Mary, Saint John the Evangelist and the glorious Virgin Saint Radegund, near Cambridge“ lautet. Das College ist im Jahr 1496 gegründet worden; zu den ehemaligen prominenten Studenten gehörten unter vielen anderen Prince Edward, der Duke of Edinburgh, der Schriftsteller Nick Hornby, der Dichter Samuel Taylor Coleridge und der Schriftsteller Laurence Sterne. Im Film sehen wir die Gebäude des Colleges und den Innenhof, den First Court, auf dessen Rasen das San Marco Horse steht, ein Werk des berühmten Bildhauers Barry Flanagan (1941-2009). Mehrfach zu sehen ist in der Krimiserie auch das Gatehouse des Jesus Colleges mit dem „Chimney“ genannten Weg, der vom Jesus Lane zum First Court führt. Im Film heißt die Lehrstätte des Professors „Cambridge University Department of Forensic Criminology“.
Am Jesus Lane Nummer 16 finden wir auch das Haus, in dem der Professor seine Kindheit verbrachte und das Little Trinity genannt wird, ein Haus, dessen älteste Teile aus dem 17. Jahrhundert stammen und das heute als Studentenunterkunft genutzt wird.
Mehrfach finden wir Szenen in denen Professor T meditierend auf einem Dach sitzt und sich die Türme von Cambridge ansieht; diese sind auf dem Dach des Gonville and Caius College gedreht worden.
Man nehme einen sehr hohen Intelligenzquotienten, ergänze ihn mit jeweils einem Schuss Arroganz und Exzentrizität und füge ein schwerwiegendes Kindheitstrauma dazu: Fertig ist die Figur des Jasper Tempest, meist nur kurz Professor T genannt, Professor für Kriminologie an der Universität Cambridge. Wann immer das Team von DCI Christina Brand von der Polizei der Universitätsstadt bei komplizierten Fällen auf der Stelle tritt, wird Professor T gerufen, der mit seinem messerscharfen Verstand, in Kooperation mit DI Paul Rabbit, DC Dan Winters und DC Lisa Donckers, eine Lösung findet.
Am 16. Juni diesen Jahres erscheint in Deutschland bei EDEL MOTION die DVD mit der zweiten Staffel und sechs neuen Folgen dieser ungewöhnlichen britischen TV-Serie. Ich habe schon vorab einmal ein Exemplar bekommen und mir ging es wie schon bei der ersten Staffel, ich musste mich erst wieder langsam an die merkwürdige Figur des Kriminologieprofessors gewöhnen und war dann erneut begeistert von der TV-Serie. Die DVD mit der Staffel 1 habe ich in meinem Blog im Dezember 2021 vorgestellt; Details dazu sind dort nachzulesen.
In den sechs neuen Folgen entwickeln sich die Charaktere der Serie weiter: Professor T stellt sich seinem Kindheitstrauma und sucht eine Psychotherapeutin auf; unbeholfen versucht er, sein schwieriges Verhältnis zum weiblichen Geschlecht zu verbessern. Das Liebesverhältnis zwischen DC Dan Winters und DC Lisa Donckers gerät in turbulentes Fahrwasser; auch ihre Chefin DCI Christina Brand hat einen Lover, ausgerechnet einen Kollegen, DI Simon Lanesborough, mit dem etwas nicht zu stimmen scheint. Und dann ist da noch Professor Ts exzentrische Mutter, die sich mit ihrem Sohn überwirft.
Die Darsteller sind alle großartig! Ben Miller als Professor T ist überragend; meine persönliche Favoritin ist Emma Naomi in der Rolle der DC Donckers.
Die TV-Serie wird sicher nicht jedem gefallen, aber wenn man sich erst einmal eingefühlt hat, dann ist man enttäuscht, dass es nur sechs Folgen in der zweiten Staffel gibt; so ist es mir jedenfalls ergangen. Staffel 3 soll im Frühjahr gedreht werden/worden sein, mit möglichen Sendeterminen in Großbritannien zum Jahreswechsel 2023/24.
Es gibt zwei Städte in England, die den Beinamen „Treacle Town“ führen; das ist einmal Nuneaton in Warwickshire und Macclesfield in Cheshire. Nuneation wird so genannt, weil dort einmal eine Fabrik Konfitüre und Sirup („Treacle“) herstellte; bei Macclesfield hängt das anders zusammen.
Macclesfield ist eine Stadt mit rund 57 000 Einwohnern, die auch „Silk Town“ genannt wird, weil hier früher einmal Seidenindustrie ansässig war (der Spitzname des örtlichen Fußballvereins Macclesfield F.C. ist daher „The Silkmen„). Der Name „Treacle Town“ leitet sich von einem Ereignis her, das sich vor langer Zeit zugetragen haben soll: Ein Pferdewagengespann fuhr eines Tages über die Hibel Road in Macclesfield. Es war mit gerade hergestelltem Sirup beladen und stürzte auf dem Kopfsteinpflaster der Straße um. Man kann sich vorstellen, was das für eine Schweinerei gewesen sein mag, die dickflüssige, klebrige Masse über die ganze Straße verteilt; die Armen der Stadt sollen versucht haben, den Sirup von dem Straßenpflaster zu schaben.
Der Name blieb auf jeden Fall hängen (oder besser: kleben), und so gibt es heute in der Stadt einen Treacle Market, allerdings erst seit Juli 2010, der immer am letzten Sonntag eines Monats stattfindet. Auf dem Markt werden auf über 160 Ständen Essen, Trinken und alles mögliche andere angeboten, darunter auch Treacle toffee und Treacle pudding. Zu finden ist der Treacle Market auf dem Market Place und auf den Straßen rund um die Kirche St Michael and All Angels. Hier ist ein Film, der das Treiben auf dem Markt zeigt.
In der Stadt gibt es auch einen Treacle Town Art Trail, auf dem man Kunstwerke wie Wandmalereien zu sehen bekommt, darunter ein großes Wandbild in der Mill Street, das Ian Curtis, den ehemaligen Frontmann der Band Joy Division, zeigt, der in Macclesfield aufwuchs und auch hier begraben liegt (hier sind Bilder von der Einweihung), oder das Wandbild mit zwei Turmschwalben auf einem der drei Fahrstuhltürme am Bahnhof, hier im Film zu sehen.
Siehe auch meine beiden anderen Blogeinträge über Macclesfield: Das Barnaby Festival und die Radiostation Silk 106.9 FM.
Das Britannia Stadium in Stoke-on-Trent mit dem Mittelkreis und dem Anstoßpunkt. Photo: Mr Ush. Creative Commons 2.0
Eigentlich hätte ich meinen heutigen Blogeintrag auch unter der Kategorie „Famous Graves – Berühmte Gräber“ unterbringen können, doch hier handelt es sich um kein Grab im eigentlichen Sinn und einen Grabstein gibt es schon gar nicht. Wir sind in der Stadt Stoke-on-Trent in der Grafschaft Staffordshire, genauer gesagt im Stadion des örtlichen Fußballvereins Stoke City FC, dem Britannia Stadium. Unter dem Rasen des Stadions, exakt unter dem Anstoßpunkt ruht seit Anfang März 2000 die Urne mit der Asche von Englands berühmtestem Fußballspieler aller Zeiten, die von Sir Stanley Matthews. Nur engste Familienmitglieder und einige Offizielle des Vereins wussten davon, doch nach und nach sprach es sich herum und jetzt wissen es alle in Stoke-on-Trent.
Sir Stanley spielte von 1930 bis 1947 und dann noch einmal von 1961 bis 1965 für den Verein (in den Jahren dazwischen kickte er für den Blackpool Football Club), und nebenher von 1934 bis 1957 für die englische Nationalmannschaft. Er war außerordentlich beliebt in Englands Fußballwelt, weil er immer bodenständig geblieben war und niemals abhob.
Geboren wurde Stanley Matthews in der Seymour Street Nummer 89 in Hanley, einem Stadtteil von Stoke-on-Trent (an dem Haus ist eine Plakette angebracht), und er lebte den größten Teil seines Lebens im der Penkhull New Road in der Sir Oliver Lodge, wo am 12. Juni 1851 der Physiker und Pionier der Funktelegrafie Oliver Lodge geboren wurde. Am 23. Februar 2000 starb der „Wizzard of the Dribble„, wie Sir Stanley genannt wurde, also der Dribbelkünstler. Seine Trauerfeier fand am 3. März in der St Peter’s Church in Stoke-on-Trent statt. Zuvor machte der Trauerzug noch eine kleine Rundreise zu einigen Stätten, die mit Sir Stanley verbunden waren: Er passierte seine ehemalige Schule St Luke’s in Hanley, vor der sämtliche Schülerinnen und Schüler standen, weiter ging es zu dem früheren Fußballstadion, dem mittlerweile abgerissenen Victoria Ground, zum neuen Britannia Stadium, das er einst eingeweiht hatte, und zum Potteries Shopping Centre, vor dem eine Statue von ihm steht. Tausende säumten die Straßen der Stadt und versammelten sich vor St Peter’s, wo Sir Stanleys Sarg von seinen früheren Weggefährten Sir Tom Finney, Nat Lofthouse, Gordon Banks und Sir Bobby Charlton in die Kirche getragen wurde. Viele andere aus der Fußballwelt Englands waren ebenfalls anwesend, um dem Ausnahme-Fußballer die letzte Ehre zu erweisen.
Hier ist ein Film, der den Dribbelkünstler in Aktion zeigt, und dieser Film zeigt Bilder vom Trauerzug.
Im Oktober 2015 erschien eine Biografie des Pioniers der Elektrizitätsforschung Andrew Crosse (1784 -1855) mit dem Titel „Andrew Crosse and the Mite who Shocked the World: The Life and Work of an Electrical Pioneer„, geschrieben von Brian Wright, einem Historiker, der mehrere Jahre lang Führungen in Fyne Court in Somerset gemacht hat, dem Haus, in dem Crosse geboren und auch gestorben ist (sogar im selben Zimmer). Im Garten seines Hauses in den südlichen Quantock Hills bei Broomfield führte er eine Fülle von Experimenten durch, vor allem bei Gewittern, wenn er versuchte, die dabei entstehende Elektrizität zu kanalisieren. So lautete sein Spitzname auch „The thunder and lightning man„. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte Andrew Crosse durch die Behauptung, er habe im Zuge seiner Experimente Leben erschaffen können, und zwar eine bestimmte Insektenart, die „Acarus crossii“ genannt wurde. Andere versuchten, diese Experimente zu wiederholen, was aber nicht gelang, und so wird vermutet, dass es sich bei diesen Tieren um Milben gehandelt haben wird, die die Instrumente des Forschers verunreinigt hatten. Crosse schlug sehr viel Feindschaft entgegen, ihm wurde Blasphemie vorgeworfen, und er erhielt sogar Todesdrohungen.
Zu seinen Freunden, die ihn auch oft in Fyne Court besuchten, gehörten zum Beispiel der Dichter Robert Southey, Sir Humphrey Davy, Charles Babbage und Lady Ada Lovelace.
Fyne Court, das Haus, das für Andrew Crosse immer wie ein sicherer Hafen war, in den er gern zurückkehrte und in dem er auch sein Leben beendete, brannte im Jahr 1894 in großen Teilen ab. Es war um 1629 herum von seinen Vorfahren erbaut worden und diente seitdem als Familiensitz. DerTisch, an dem Crosse viele seiner Experimente durchgeführt hatte, überstand die Feuersbrunst und wird in der Kirche St Mary and All Saints in Broomfield aufbewahrt, wo auch ein Obelisk an den Mann, der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Elektrizität betrieben hat, erinnert. Fyne Court gelangte 1972 in den Besitz des National Trusts. Heute ist hier ein Besucherzentrum eingerichtet worden, von wo aus man durch den Garten und den Park spazieren gehen kann.
Auf den britischen Inseln gibt es eine Fülle von Heiligen, nach denen Kirchen benannt worden sind, die man im restlichen Europa so gut wie gar nicht kennt. Einer von ihnen ist der Heilige Chad, der im 7. Jahrhundert gelebt und unter anderem als Bischof von Lichfield im heutigen Staffordshire gewirkt hat. Nach über 1350 Jahre gibt es in der Stadt Lichfield noch immer eine starke Bindung an den Heiligen. Eine 2021 eingeweihte drei Meter hohe Bronzestatue von ihm steht vor der Kathedrale von Lichfield (die mit vollem Namen Cathedral Church of the Blessed Virgin Mary and St Chad heißt), im Inneren befindet sich der Shrine of St Chad und an der St Chad’s Road steht die Parish Church of St Chad.
Letztere soll im Mittelpunkt meines heutigen Blogeintrages stehen, denn hier gab es vor 23 Jahren eine Kuriosität, die mit dem Namen der Kirche zusammenhängt. Die Gemeindekirche hatte damals schon eine Webseite entwickelt, die aber nicht oft aufgerufen wurde; wenn es viermal am Tag war, freute man sich schon. Im November 2000 änderte sich das von heute auf morgen, denn plötzlich verzeichnete der Besucherzähler auf der Webseite hunderte von Zugriffen, was zu großer Verwunderung führte.. Die Erklärung: Die Zugriffe erfolgten alle aus den USA, wo gerade die Präsidentschaftswahlen (Al Gore versus George W. Bush) stattgefunden hatten und wo ein Wort die Runde machte, das im Sprachgebrauch der Amerikaner bisher keine Rolle gespielt hatte, nämlich das Wort „chad„, das sind die kleinen Papierstückchen, die zum Beispiel beim Lochen anfallen. Bei einigen in den USA eingesetzten Wahlmaschinen, vor allem in Florida, gab es ein Problem und damit eine hitzig geführte Diskussion: Sind Lochkarten-Stimmzettel gültig, wenn diese nicht vollständig „durchgelocht“ sind und der kleine „chad“ noch daran hängt? Viele Internetnutzer in den USA suchten nun nach dem Begriff, der jetzt in aller Munde war, und manche landeten dabei zufällig auf der Webseite der Parish Church St Chad in Lichfield. Einige hinterließen eine kurze Grußbotschaft und es gab sogar einige Spenden aus den USA für die Kirche in Staffordshire. Die amerikanischen Medien erfuhren von dieser Kuriosität und berichteten darüber. Die Gemeindemitglieder in Lichfield waren ob dieser plötzlichen Aktivitäten auf ihrem Internetauftritt höchst erfreut.
Das Wort „chad“ hat im englisch-amerikanischen Sprachgebrauch noch einige weitere Bedeutungen, so bezeichnet man zum Beispiel einen sexuell sehr aktiven Machomann als „Chad“, und auch das Urban Dictionary hat, spezialisiert auf Slangbegriffe, einige weitere Definitionen parat.
Ging man früher am Fuß von Burgen entlang, war es durchaus ratsam, etwas Abstand zu halten, denn es konnte durchaus passieren, dass von oben etwas herunterfiel, was man absolut nicht haben wollte. Sogenannte „garderobes“ sorgten dafür, dass die Notdürfte der Burgbewohner nach unten abgeleitet wurden. Beim Bau der Burgen hatte man für diesen Zweck Mauervorsprünge eingeplant, so dass die menschlichen Hinterlassenschaften möglichst direkt in den Burggraben oder in einen vorbeifließenden Fluss gelangen und weggespült werden konnten. War keines von beiden vorhanden, flossen sie in eine Senkgrube. Manchmal wurden diese von Bauern geleert und der Inhalt zum Düngen ihrer Felder verwendet.
Die Toiletten im Inneren der Burg hatten meistens keine Türen, so dass man damals von Privatheit nicht sprechen konnte; oft führte ein schmaler Gang zu ihnen, von dem im rechten Winkel dann der kleine Raum mit der Toilette abzweigte, so dass ein Minimum an Sichtschutz da war. An Stelle von Toilettenpapier lagen Gras, Heu oder Ähnliches bereit. Alles in allem war es damals kein Vergnügen, vor allem in der kalten Jahreszeit, eine Burgtoilette aufzusuchen. Hier sind einige Beispiele von „garderobes“ zu sehen:
„Don’t pay the ferryman“ sang Chris de Burgh 1982, eine Äußerung, die bei John Overs gar nicht gut angekommen wäre, der vor vielen hundert Jahren das Monopol hatte, als einziger in London eine Fähre zu betreiben, die Menschen von einem Themseufer zum anderen übersetzte, etwa dort, wo heute die London Bridge steht. Die Fähre wurde so sehr in Anspruch genommen, dass Overs und seine Angestellten schwer zu tun hatten und hart arbeiteten mussten. Der Fährbetrieb brachte so viel Geld ein, dass Overs zu einem schwerreichen Mann geworden war…aber in den denkbar ärmlichsten Verhältnissen lebte. Für Kleidung gab er kaum Geld aus, seine Ernährung bestand aus schimmeligem Brot oder aus Fleisch, das selbst sein Hund verschmähte. Es hieß, dass selbst die Ratten und die Mäuse sein Haus verließen, weil es da einfach nichts zu holen gab. Eines Tages hatte der Fährmann eine geniale Idee, um noch mehr Geld zu sparen: Er tat so als ob er gestorben wäre, mit dem Hintergedanken, dass seine Angestellten dann aus Trauer mehrere Tagen fasten, und er so das Geld für deren Verpflegung einsparen würde. John Overs war kein guter Psychologe, denn er hatte seine Leute völlig falsch eingeschätzt. Als diese den vermeintlich Toten sahen, brach eine ungebremste Begeisterung aus ihnen heraus. Sie tanzten begeistert um die vermeintliche Leiche herum, plünderten die Vorratsschränke und aßen alles auf, was sie finden konnten; auch die Biervorräte wurden ausgetrunken. Als John Overs das mitbekam, hielt es ihn nicht mehr auf seinem Totenbett; er war in weiße Laken gehüllt und erhob sich von seinem Lager, um dem Tun seiner Angestellten ein Ende zu setzen. Der Schreck bei ihnen war riesig, und sie hielten ihren ehemaligen Chef für einen Geist oder sogar für den Teufel selbst. Einer von ihnen nahm ein Ruder und schlug ihm den Schädel ein…nun war John Overs wirklich tot.
Seine Tochter Mary, die bildhübsch gewesen sein soll und sich vor Verehrern kaum retten konnte, hatte einen Geliebten, der, als er vom Tod seines potentiellen Schwiegervaters hörte, sofort nach London ritt, um mit Mary zusammen zu sein. In Sichtweite von London stürzte sein Pferd, und er brach sich das Genick. Mary war ob des doppelten Verlustes so verzweifelt, dass sie in ein Nonnenkloster ging und die enorme Erbschaft dafür verwendete, eine Kirche erbauen zu lassen, die der Jungfrau Maria geweiht war. St Mary Overs in Southwark war entstanden, deren Namen später in St Saviour’s umgewandelt wurde und 1905 erneut in Southwark Cathedral and the Collegiate Church of St. Saviour and St. Mary Overie. Die Kirche steht ganz in der Nähe der ehemaligen Fähranlegestelle.
Im Jahr 2017 wurde in dem Ort Pensford in Somerset eine Sitzbank für den berühmtesten Sohn des Dorfes errichtet und mit einer kleinen Zeremonie eingeweiht, für den am 2. November 2014 verstorbenen Bernard StanleyBilk, viel besser bekannt als Mr Acker Bilk, ein Klarinettist, der 1961 weltweit durch sein „Strangers on the shore“ berühmt wurde. Dieses Lied war für ihn, wie er es selbst einmal ausdrückte, „my old-age pension“, denn es brachte ihm im Laufe seines Lebens sehr viel Geld ein. „Strangers on the shore“ hieß ursprünglich „Jenny„, nach Acker Bilks kleiner Tochter benannt, doch als das Lied 1961 als Titelmelodie der kurzlebigen Fernsehserie „Strangers on the shore“ Verwendung fand wurde es umbenannt. Im Oktober 1961 erschien der Song als Single, begleitet vom Leon Young String Chorale, stürmte die internationalen Charts und gelangte am 26. Mai 1962 auf Platz 1 der US Charts, was vor ihm als britischer Künstler nur Vera Lynn mit „Auf Wiederseh’n Sweetheart“ 1952 geschafft hatte. In Großbritannien kam Mr Acker Bilk auf Platz 2 der Charts; es ist dort bis heute die meistverkaufte Instrumental-Single aller Zeiten. „Strangers on the shore“ wurde auch mit einem Text versehen und von Andy Williams und The Drifters interpretiert.
Bei der Apollo 10-Mond-Mission 1969 kam Acker Bilks Song auf einer Musikcassette mit an Bord und erfreute offensichtlich die Astronauten bei ihrer Arbeit.
Wer sich die Erinnerungsbank in Pensford einmal ansehen möchte, sie steht am Publow Lane direkt neben dem alten Village Lock-Up aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, in dem früher einmal Trunkenbolde oder Kleinkriminelle kurzfristig weggesperrt worden sind.
Bernard Stanley Bilks Grab ist im Nachbarort Publow auf dem Kirchhof von All Saints zu finden; geschmückt ist der Grabstein mit Acker Bilks typischen Merkmalen, seiner Klarinette und seinem Bowler-Hut.
An der A272, die sich im Süden Englands quer von Ost nach West zieht, liegen einige hübsche Kleinstädte, zu denen auch Petersfield in der Grafschaft Hampshire zählt. Den Ort erwähnte ich in meinem Blog in Zusammenhang mit dem Grab des Schauspielers Alec Guinness, der auf dem Kirchhof von St Laurence Roman Catholic Church seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Petersfield war auch die Stadt, die im Leben der Malerin Flora Twort (1893-1985) eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie wurde in Yeovil in Somerset geboren, studierte in London Kunst, unter anderem an der renommierten Slade School of Art, verbrachte aber den größten Teil ihres Lebens hier in Hampshire. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete sie, zusammen mit zwei Freundinnen, mitten in Petersfield am The Square eine Buchhandlung, in deren Obergeschoss sie ihrer Leidenschaft, dem Malen, nachging. Ihr bevorzugtes Thema waren die Menschen in Petersfield, die immer wieder in Flora Tworts Bildern im Mittelpunkt stehen, zum Beispiel in Marktszenen auf The Square oder in der Umgebung der Stadt.
1948 gaben die drei Freundinnen ihre Buchhandlung auf und Flora zog ein paar Häuser weiter, wo sie am The Square 21 ihr Church Path Studio eröffnete. Die Flora Twort Gallery, in der ein Teil ihrer Werke ausgestellt sind, ist heute in das Petersfield Museum integriert worden. Hier sind einige Bilder der Malerin zu sehen.
Hunde erfreuen sich auch in England sehr großer Beliebtheit, so liegt es auf der Hand, dass zahlreiche Pubs hundebezogene Namen führen, möglicherweise, um Zwei- und Vierbeiner gemeinsam in die Gasthäuser zu locken. Über dog-friendly pubs habe ich in meinem Blog schon einmal geschrieben und auch Englands hundefreundlichsten Pub in Grundisburgh in Suffolk vorgestellt, der selbstverständlich The Dog heißt. Der häufigste hundebezogene Pubname in Großbritannien ist The Greyhound, gefolgt von Fox and Hounds und Hare and Hounds, von denen es jeweils mehr als hundert gibt.
Heute habe ich einmal einige Pubschilder herausgesucht, auf denen Hunde zu sehen sind.
Am 16. November 1934 starb Alice Pleasance Hargreaves in Westerham in Kent im Alter von 82 Jahren; ihre Asche wurde auf dem Kirchhof von St Michael and All Angels in Lyndhurst (Hampshire) im New Forest beigesetzt. Wer war diese Dame? Als Kind war sie das Vorbild für die Kinderbuchfigur Alice im Wunderland, die sich der Schriftsteller und Mathematiker Charles Lutwidge Dodgson, besser bekannt als Lewis Carroll (1832-1898), in Oxford ausgedacht hatte; Alice Liddell hieß sie damals. Im Alter von 28 Jahren heiratete sie in der Londoner Westminster Abbey den Cricketspieler Reginald Hargreaves (1852-1926), der für die Grafschaft Hampshire spielte, und so zog Alice mit ihrem Mann dorthin, wo sie sich in einem großen Haus namens Cuffnells in Lyndhurst niederließen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte Alice Hargreaves finanzielle Probleme mit dem Unterhalt des Hauses, und so verkaufte sie bei einer Auktion von Sotheby’s das Manuskript des Buches „Alice’s Adventures Under Ground“ (wie „Alice in Wonderland“ ursprünglich heißen sollte) und erhielt dafür die stolze Summe von £15 400, was damals sehr viel Geld war. Cuffnells wurde leider in den 1950er Jahren abgerissen.
Das Grab von Alice Pleasance Hargreaves ist nicht weit von ihrem früheren Haus zu finden, auf dem Kirchhof von St Michael and All Angels an der High Street von Lyndhurst. Direkt daneben liegt das Alice Memorial, eine Steinplakette mit der Inschrift:
THE GRAVE OF MRS REGINALD HARGREAVES THE „ALICE“ IN LEWIS CARROLL’S „ALICE IN WONDERLAND“
In der Kirche selbst ist eine Gedenktafel für die beiden Söhne von Alice Hargreaves angebracht, die beide 1915 respektive 1916 im Ersten Weltkrieg gefallen sind: Captains Alan Knyveton Hargreaves und Leopold Reginald Hargreaves.
Bevor der Monat Mai zu Ende ist, möchte ich noch auf das Thema Maibäume eingehen und vier der höchsten in England vorstellen. Um die Wikipedia zu zitieren: „Bei Maibäumen handelt es sich um meist große, hochstämmige, bis nahe zur Spitze entastete, verzierte Bäume, die an zentralem Platz im Ort bei einer festlichen Veranstaltung aufgerichtet werden„. In manchen Orten werden sie jedes Jahr neu errichtet, in manchen Orten bleiben sie viele Jahre stehen. Die Tradition des Maibaumaufstellens reicht weit in die Vergangenheit zurück; der Tanz um den Maibaum gehört oft dazu wie in diesem Film zu sehen ist.
Sehen wir uns einige der höchsten „maypoles“ Englands an:
The Maypole of Barwick-in-Elmet in West Yorkshire, östlich von Leeds gelegen, ist 26 Meter hoch und wird alle drei Jahre für Wartungsarbeiten umgelegt, aufgehübscht und anschließend wieder aufgestellt. Das wird natürlich mit einem Fest gefeiert, bei dem eine Maypole Queen im Mittelpunkt steht wie es hier zu sehen ist.
The Maypole of Welford-on-Avon in Warwickshire; eines meiner Lieblingsdörfer in England, in dem ich einmal für kurze Zeit gewohnt habe, vor den Toren Stratford-upon-Avons gelegen. Dieser Maibaum ist 20 Meter hoch und besteht aus Aluminium, weil der ursprüngliche Baum bei einem Blitzeinschlag „ums Leben kam“. An dieser Stelle mitten im Dorf soll schon zu Shakespeares Zeiten ein Maibaum gestanden haben. Wie der Baum in Barwick-in-Elmet ist auch dieser mit einer Wetterfahne in Form eines Fuchses verziert.
The Maypole of Nun Monkton in North Yorkshire. 27 Meter hoch ist dieser Maibaum, der auf dem Village Green errichtet worden ist. Nun Monkton liegt nordwestlich von York. Schon seit 200 Jahren gibt es in dem Dorf einen Maibaum, der immer wieder einmal ersetzt werden musste, wenn Teile des Holzes morsch geworden waren. An der Spitze des Baumes sind ein Pfeil und eine Krone angebracht.
The Paganhill Maypole in Stroud in Gloucestershire. 18 Meter hoch ist dieser Maibaum in der Stadt Stroud, der im Mai 2004 anlässlich der 700-Jahr-Feiern errichtet wurde. Bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht die Tradition des Maibaums in Stroud. Auch dieser Baum besteht nicht mehr aus Holz sondern aus glasfaserverstärktem Kunststoff. An der Spitze ist keine Wetterfahne angebracht, hier weht die Fahne von Gloucestershire. Es gibt sogar eine Paganhill Maypole Society und eine Website nur für diesen Maibaum.
Als ich den Namen Kula Shaker zum ersten Mal hörte, dachte ich, dass es sich hier um einen englischen oder US-amerikanischer Rapper handelt, doch weit gefehlt, es ist eine 1995 in London gegründete vierköpfige Band, die sich dem psychedelischen Rock verschrieben hatte und tief in der indischen Kultur verwurzelt war. Der Name leitet sich von Kulasekhara ab, einem indischen König aus dem 9. Jahrhundert.
Am 28. Juni 2010 erschien Kula Shakers Studioalbum „Pilgrim’s Progress„, dessen erster Titel „Peter Pan R.I.P.“ heißt und dessen Cover von einem Bild Peter Pans geschmückt ist; es handelt sich dabei um den oberen Teil der Statue der Kinderbuchfigur, die im Londoner Park Kensington Gardens steht und über die ich in meinem Blog vor längerer Zeit berichtet habe. Das Musikvideo wurde passenderweise auch in dem Park gedreht, was unschwer zu erkennen ist. Der See, an dem die Geschichte des Videos spielt, ist der Round Pond, der von König George II. 1730 angelegt worden ist und der ein Mekka für Londoner Modellbootenthusiasten ist und von Schwänen heiß geliebt wird. Die Peter Pan-Statue ist in dem Video mehrfach zu sehen; was hat es aber mit den Steinen unter dem Baum auf sich, die in der ersten Hälfte des Videos auftauchen? Im Text heißt es zu Beginn „Gather ‚round this is the tombstone of Peter Pan R.I.P.„, und tatsächlich sind auf dem einen Stein die Buchstaben „PP“ eingemeißelt (auf dem anderen steht „SMW„). Natürlich ist die Kinderbuchfigur Peter Pan an dieser Stelle des Kensington Parks nicht begraben worden wie es das Video suggeriert; es handelt sich hier um sogenannte „parish stones„, die einmal die Grenze zwischen den Kirchengemeinden Paddington Parish and St Mary, Westminster bildeten. James Matthew Barrie hat die beiden Steine in seinem Roman als die Grabsteine der Kinder Phoebe Phelps und Walter Stephen Matthews verwendet.
So ganz habe ich die Geschichte des Musikvideos zwar nicht verstanden, aber ich finde, es ist sehr gut gelungen, und die Melodie des Songs ist sehr eingängig.
Die Mannschaft aus Bosley (in weiß) bei der Arbeit.
Am Freitag, dem 17. Juli 2015 erschütterten um 9:10 Uhr mehrere Explosionen den kleinen, nur 400 Einwohner zählenden Ort Bosley in der Grafschaft Cheshire, wodurch vier Menschen getötet wurden. Die Holzstaubexplosionen ereigneten sich auf dem Gelände der Firma Wood Treatment Ltd, einer holzverarbeitenden Fabrik, die dadurch in Schutt und Asche gelegt wurde. Bosley liegt an der A523, rund zehn Kilometer südlich von Macclesfield.
Doch soll es in meinem heutigen Blogeintrag nicht um diese Katastrophe gehen, sondern um eine Sportart und um ein ganz besonderes Team, das mit Bosley und der Fabrik verbunden ist beziehungsweise war. Der Name des Dorfes ist weltweit bekannt geworden durch die örtliche Tauziehmannschaft, die 1957 nach ihrem Sponsor Wood Treatment Bosley Tug of War Club benannt worden war. Die Sportart Tauziehen wurde in Bosley schon seit vielen Jahrzehnten ausgeübt, kam aber so richtig Ende der 1950er Jahre in Schwung, nachdem die britische Tug of War Association gegründet worden war, zu deren Gründungsmitgliedern die starken Männer aus Bosley zählten. Der englische Begriff „tug of war“ klingt sehr viel martialischer als das harmlose deutsche „Tauziehen“.
Die Tauziehmannschaften aus Bosley gewannen alles, was es national und international zu gewinnen gab, einschließlich zweier Weltmeisterschaften 1975 und 1976. Zwanzig Jahre hintereinander gewannen die Teams in den Kategorien „catchweight“ und „outdoor“ die nationalen Meisterschaften der Tug of War Association. Nach den internationalen Regeln werden die Wettbewerbe einmal nach „outdoor“ und „indoor“ unterschieden, nach Frauen- und nach Männerteams und nach Gewichtsklassen, das heißt, dass in den einzelnen Klassen das achtköpfige Team ein Gesamtkörpergewicht nicht überschreiten darf. Bei „catchweight“ spielt das Gesamtkörpergewicht des Teams keine Rolle.
Die Roman Road in der Stadt Taunton in der Grafschaft Somerset ist überwiegend eine Wohnstraße, es gibt nur ein paar Läden und einen Lidl-Supermarkt an der sich lang hinziehenden Straße. Die Nummer 108 beherbergt einen chinesischen Imbiss namens The Phoenix, der pekinesische und kantonesische Gerichte zum Abholen anbietet, und auch eine Fischbar hat.
Flashback zum 15. September 1967 als hier in der Nummer 108 ein Chippy, also ein Fish and Chips-Laden, untergebracht war namens Smedley’s. An diesem Herbsttag hielt plötzlich ein knallbunter Reisebus vor dem Lokal, aus dem die Insassen alle in das kleine Lokal strömten, unter ihnen vier weltberühmte Männer: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr. Die Fischbräter und deren gerade anwesenden Kunden wollten zuerst ihren Augen nicht glauben, wer da unerwartet hereinschneite. Die Beatles, die vielen anderen Businsassen und der weiß uniformierte Busfahrer bestellten was das Zeug hielt, und als der ganze Spuk vorbei war, hatte sich die Kasse des Chippys gut gefüllt, und die Mitarbeiter von Smedley’s waren nach wie vor hin und weg von dem Besuch.
Der Grund für den Abstecher der Beatles nach Taunton? Die Fab Four waren zusammen mit zahlreichen Schauspielern und einer Filmcrew auf der Magical Mystery Tour unterwegs, deren Ergebnis in einem 52-minütigen Film mündete, der von der BBC am zweiten Weihnachtstag 1967 ausgestrahlt wurde…und in der Presse vernichtende Kritiken erhielt. Als sie in Taunton Station machten, kamen sie aus Newquay in Cornwall, wo sie im Atlantic Hotel übernachtet hatten. Dort waren sie mit einem Ehepaar aus Taunton ins Gespräch gekommen, Amy und James Smedley, die dort für einige Tage Urlaub machten. Als die Beatles hörten, dass die beiden in der Stadt in Somerset ein Fish and Chips-Lokal betrieben, meinten sie, dass sie da ja vielleicht auf der Rückfahrt nach London Station machen könnten. Amy und James dachten sich dabei nichts weiter, doch sie lagen falsch. Die Roman Road in ihrer Heimatstadt stand an jenem denkwürdigen Tag im September 1967 für eine Stunde Kopf. Übrigens wurden die in dem Chippy gedrehten Szenen im Film“Magical Mystery Tour“ nicht gezeigt.
Hier ist ein Film über den Besuch der Beatles bei Smedley’s.
Photo: Poliphilo. This work has been marked as dedicated to the public domain.
Über meinen Besuch in der Stanley Spencer Gallery an der Themse in Cookham (Berkshire) habe ich im vorigen Jahr in meinem Blog berichtet. Im Jahr 1927 erhielt der Maler Stanley Spencer (1891-1951) einen Auftrag, in dem Dorf Burghclere in Hampshire, die Sandham Memorial Chapel mit Wandmalereien auszustatten. Burghclere liegt nicht weit vom „Downton Abbey“-Schloss Highclere entfernt. Die Kapelle, die in den Besitz des National Trusts übergegangen ist, wurde von dem Architekten Lionel Pearson entworfen, dessen Schwerpunkt eigentlich der Bau von Krankenhäusern war. Die Auftraggeber für die Sandham Memorial Chapel waren das Ehepaar Mary und John Louis Behrend, die mit dem Bau der Kapelle und den Wandgemälden im Inneren an den Bruder Mary Behrends erinnern wollten, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen war. Lieutenant Henry Willoughby Sandham war für die Motor Transport Division of the Army Service Corps in Mazedonien im Einsatz gewesen, hatte sich dort mit Malaria angesteckt und war am 8. März 1920 zuhause in England gestorben. Sein Grab ist auf dem Kirchhof von St Mary’s in Stoke d’Abernon in Surrey zu finden.
Auch Stanley Spencer war im Ersten Weltkrieg in Mazedonien eingesetzt worden, so war es ihm sicher ein Bedürfnis, den Auftrag der Behrends anzunehmen. Für die großformatigen, eindrucksvollen Wandbilder benötigte er mehrere Jahre, und er zog dafür eine Zeit lang von Cookham nach Burghclere. Als Vorbild dienten ihm die Fresken, mit denen der Maler Giotto die Cappella degli Scrovegni in Padua ausgestattet hatte. Die siebzehn Wandgemälde Spencers basieren auf seinen eigenen Erfahrungen als Soldat im Krieg.
Dieser Film zeigt die Sandham Memorial Chapel mit ihren einzigartigen Kunstwerken, die etwas versteckt außerhalb von Burghclere am Harts Lane liegt. Sie ist in der Regel donnerstags bis sonntags von 11 Uhr bis 15 Uhr geöffnet (Eintritt: £9).
Ich glaube, es gibt nicht mehr allzu viele, die sich an einen Song erinnern können, der am 31. Januar 1981 in den UK Charts die Position sechs erreichte, einige Wochen in den Charts verblieb und dann verschwand. Die Rede ist von „The Oldest Swinger in Town“ des Folksingers Peter Frederick Wetlock (1942-2010). Es geht darin um das allmähliche Älterwerden, wenn man feststellen muss, dass der Bauch im Weg ist, wenn man den Reißverschluss seiner Hose hochzieht oder wenn man in eine Disco geht und jemand dir einen Stuhl anbietet, dann ist man der älteste Playboy in der Stadt. Fred Wedlock wurde auch in die Kult-Musikshow Top of the Pops eingeladen, wo er am 19. Februar 1981 auftrat und zwischen den miniberockten jungen Mädchen um ihn herum eine etwas peinliche Figur abgab. Hier ist der Auftritt zu sehen (Karl Dall brachte eine deutsche Version unter dem Titel „Der älteste Popper der Stadt“ heraus; ein ähnlich peinlicher Auftritt ist hier zu sehen)
Fred Wedlock wurde in Bristol geboren, und er starb in Bath in Somerset, und diese Grafschaft war auch der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Er studierte in Swansea in Wales und arbeitete als Lehrer, unter anderem auch an der Castle School in Thornbury in South Gloucestershire (eine Stadt, die mir sehr am Herzen liegt und über die ich in meinem Blog mehrfach geschrieben habe, auch die Castle School ist mir bekannt). In den 1970er Jahre merkte Wedlock, dass ihn das Musik machen mehr interessierte als das Unterrichten, und so hängte er den Lehrerberuf an den Nagel und trat national wie international in Clubs und auf Festivals auf. Doch der Großraum Bristol lag ihm nach wie vor am Herzen. Er hatte sich in dem Dörfchen Timsbury bei Bath niedergelassen, wo er auch hin und wieder die Dorfbewohner mit seinen Auftritten in der Conygre Hall unterhielt.
Fred Wedlock starb am 4. März 2010 in einem Krankenhaus in Bath, die Trauerfeier fand in Bristols größter Kirche St Mary Redcliffe statt, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Seine enge Verbundenheit zu Somerset wurde auch noch nach seinem Tod deutlich.
Der 1946 in Nottingham geborene Harold Shipman studierte an der Universität von Leeds Medizin und nahm seine erste Stelle 1970 an der Pontefract General Infirmary in West Yorkshire an. Vier Jahre später zog es ihn nach Todmorden, in derselben Grafschaft, wo er als Arzt für Allgemeinmedizin am Abraham Omerod Medical Centre in der Burnley Road arbeitete. Dort wurde Shipman bald auffällig, als er eine Abhängigkeit von dem Schmerzmittel Pethidin entwickelte und Rezepte fälschte. Sowohl in Pontefract als auch hier in Todmorden soll er seine ersten Morde an Patientinnen und Patienten begangen haben. Wie viele es gewesen sein mögen, ließ sich nicht mehr genau feststellen.
Nachdem er Todmorden verlassen hatte, war seine nächste Station als Arzt 1977 das Donneybrook Medical Centre in der Stadt Hyde, elf Kilometer östlich von Manchester gelegen. Schließlich gründete er seine eigene Praxis in der Market Street Nummer 21. In dieser Zeit bis zu seiner Festnahme im Jahr 1998 soll Harold Shipman mindestens 250 seiner Patienten ermordet haben, möglicherweise waren es auch weit mehr, das ganze Ausmaß seiner schier endlosen Mordserie ist nie bekannt geworden. Da er die Totenscheine alle selbst ausgestellt und als Todesursache oft „old age“ angegeben hatte, fielen die vielen Todesfälle nicht weiter auf, bis eine Bestatterin es merkwürdig fand, dass immer wieder ehemalige Patienten aus der Shipman-Praxis bei ihr eingeliefert wurden. Sie wandte sich an eine Ärztin in der Stadt, die wiederum die Polizei informierte, die aber keine Ansatzpunkte für eine strafrechtliche Verfolgung Shipmans sah. Als schließlich eine frühere Bürgermeisterin starb, die ihr gesamtes Vermögen an Shipman überschrieben hatte, ergriff deren Tochter die Initiative und wandte sich ebenfalls an die Polizei, die dieses Mal gründlicher recherchierte und schließlich den Arzt am 7. September 1998 festnahm. Er hatte seinen Opfern meist eine tödliche Dosis von Diamorphin gespritzt wie man bei der Exhumierung und Obduktion verstorbener Patienten feststellen konnte.
Harold Shipman wurde vor Gericht gestellt und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Am 13. Januar 2004 nahm sich Dr Death, wie Shipman in den Medien genannt wurde, im Gefängnis von Wakefield (West Yorkshire) das Leben.
Zu den ehemaligen Wirkungsstätten Harold Shipmans: Die Pontefract General Infirmary wurde im Jahr 2007 durch das neu erbaute Pontefract Hospital ersetzt.
Das Abraham Omerod Medical Centre in Todmorden schloss 2016 und wurde abgerissen. Nachdem das Grundstück an der Burnley Road lange brach lag, eröffnete darauf 2021 eine neue Aldi-Filiale.
Das Donneybrook Medical Centre in Hyde steht noch immer an der Clarendon Street.
Die ehemalige Praxis Harold Shipmans in der Market Street Nummer 21 ging im Laufe der Jahre durch verschiedene Hände. Zuerst zog ein neuer praktischer Arzt ein, der es sicherlich nicht ganz leicht hatte, sich dort einzugewöhnen, was natürlich auch für seine Patienten galt. Dann wurde ein indisches Restaurant in den Räumen eingerichtet; aktuell findet man in dem Haus ein vegetarisches Restaurant namens Vedic.
Für die vielen ermordeten Opfer wurde in Hyde der Garden of Tranquility im Hyde Park errichtet.
Hier sind zwei Dokumentationen über den Fall Shipman: Eine in englischer Sprache und eine auf Deutsch, die auf ZDFinfo gezeigt worden ist.
Ich knüpfe heute noch einmal an meinen gestrigen Blogeintrag über das Belvoir Castle in Leicestershire an, dem Familiensitz der Dukes of Rutland. Der aktuelle Duke, der elfte, ist David Charles Robert Manners, geboren 1959, der 1992 Emma Watkins heiratete, die Tochter eines Farmers, die an der Grenze zwischen England und Wales aufwuchs. Sie lernte zufällig in London einen gewissen David Manners kennen und verliebte sich in ihn, ohne zu wissen, dass er der Sohn des zehnten Dukes of Rutland war. Sie heirateten und zogen in ein Haus auf dem Gelände des Belvoir Castles.
Emma Manners wurde zur Duchess of Rutland als ihr Schwiegervater starb und ihr Mann den Titel des elften Dukes übernahm. In ihrer Autobiografie „Accidental Duchess – From Farmer’s Daughter to Belvoir Castle“ schreibt sie über ihr Leben auf der Märchenburg. Sie bekam fünf Kinder, trennte sich von ihrem Mann, obwohl beide weiterhin im Castle leben, und sie kümmert sich um das Wohlergehen der Burg. Wir erfahren so manche Details über Belvoir Castle und seine Gäste, dass zum Beispiel der Schauspieler Hugh Grant sich bei einem Besuch vor den Geistern des Hauses fürchtete und dass seine damalige Partnerin, die Schauspielerin Elizabeth Hurley, wunderbar singen konnte.
Die Duchess beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte der Burg und veröffentlichte Bücher darüber. Begeistert war sie, als sie in den Archiven Originalpläne von Lancelot „Capability“ Brown über die Anlage der Parklandschaft vom Belvoir Castle fand und die sie zu Ende führen will.
Das Buch gibt einen sehr interessanten Einblick in das tägliche Leben hinter den Burgmauern, das der normale Besucher natürlich nicht zu sehen bekommt. Dieser Film zeigt einen kleinen Ausschnitt davon.
Die Duchess betreibt auch einen Podcast, in dem sie unter anderem ihre „Kolleginnen“ in anderen Burgen und Herrenhäusern porträtiert.
The Duchess of Rutland: Accidental Duchess – From Farmer’s Daughter to Belvoir Castle. Macmillan 2022. 339 Seiten. ISBN 978-1-0350-0207-8.
Viele Englandbesucher aus den USA sind besonders an alten Burgen und Schlössern interessiert. Mehrere US-Universitäten haben alte englische Herrenhäuser gekauft und setzen sie als Zweit-Campus für ihre Studenten ein (siehe dazu meinen Blogeintrag). In den USA gibt es sogar eine Gesellschaft, die eine dieser Burgen finanziell unterstützt: Die American Friends of Belvoir Castle. Diese wunderschöne Burg in der Grafschaft Leicestershire, Stammsitz der Dukes of Rutland seit vielen hundert Jahren, ist so manchem durch populäre Filme bekannt wie „Little Lord Fauntleroy“ (dt. „Der kleine Lord“) oder „The Da Vinci Code“ (dt. „The Da Vinci Code – Sakrileg“).
Fast alle Besitzer von Häusern dieser Art in England sind dankbar, wenn sie Nebeneinnahmen haben, sind doch die Unterhaltskosten sehr hoch. Auch im Belvoir Castle freute man sich, als sich die American Friends of Belvoir Castle in Florida gegründet hatte, um den Besitzern der Burg finanziell unter die Arme zu greifen. Die Organisation hat einige Projekte ins Leben gerufen wie zum Beispiel die Restaurierung des Teppichs in der Regents Gallery, der an einigen Stellen fadenscheinig geworden ist (der Raum ist in der Netflix-Serie „The Crown“ und in dem Film „A Hazard of Hearts“ (dt. „Wagnis der Liebe“) zu sehen).
Auch die wertvollen chinesischen Seidentapeten mit denen fünf Räume in der Burg ausgestattet sind, benötigen dringend Hilfe, da sie durch Feuchtigkeit und Schimmel in Mitleidenschaft gezogen sind. Mehr als $70,000 sind für die Restaurierung erforderlich, und die Friends unterstützen diese Arbeiten durch Spenden ihrer Mitglieder.
Ein weiteres Projekt der American Friends of Belvoir Castle wird in den Parkanlagen der Burg durchgeführt, die von dem berühmten Landschaftsarchitekten Lancelot „Capability“ Brown angelegt worden sind. Drei Teiche gehören dazu, die Memorial Lakes, und die sollen miteinander verbunden und ihre Ufer befestigt werden.
Dieser Film zeigt die wunderschönen Räumlichkeiten des Belvoir Castles.
Die Stadt Farnborough in der Grafschaft Hampshire ist weltweit bekannt als Austragungsort der alle zwei Jahre stattfindenden Luftfahrtshow und durch das Farnborough Air Sciences Trust Museum (FAST), in dem Flugzeuge, Satelliten, Simulatoren und andere Geräte ausgestellt sind, die mit der Luftfahrt zusammenhängen.
Mitten in einem Wohngebiet von Farnborough, am Centrifuge Way, steht ein weißes Gebäude, das man für eine Fabrik-oder Lagerhalle halten könnte, das aber ebenfalls ein mit der Luftfahrt verbundenes Gerät enthält, die Farnborough Centrifuge. Das Royal Air Force Institute of Aviation Medicine (1945-1994)hat hier Mitte der 1950er Jahre ein Instrument entwickelt mit dessen Hilfe man die Belastung des menschlichen Körpers bei Überschallflügen von Piloten simulieren kann. Die Zentrifuge, die aussieht wie der Ausleger eines Krans, ist etwa zwanzig Meter lang und in der Mitte drehbar. An den Enden befinden sich Gondeln, in denen die Menschen sitzen, die sich den Belastungen aussetzen müssen, die bis zu 10 G betragen. Das Gesamtdrehgewicht der Zentrifuge ist vierzig Tonnen, angetrieben wird sie von einem Motor mit 1.350 PS. Fast alle Teile des Gerätes sind seit der Inbetriebnahme im Jahr 1950 unverändert geblieben, und es gilt so als das älteste Exemplar der Welt, das heute noch einsetzbar ist.
The Farnborough Centrifuge bietet Führungen an, bei denen in 2¼ Stunden alles detailliert erläutert wird, eine Probefahrt ist allerdings nicht mit inbegriffen. Wie die Zentrifuge arbeitet, zeigt dieser Film.
Jeremy Clarkson, der in der TV-Serie „Top Gear“ schon so alles getestet hat, was in irgendeiner Form mit Verkehrsmitteln zu tun hat, wagte sich einmal zu einer Probefahrt in die Zentrifuge hinein; das Resultat kann man in diesem Film sehen.
The Farnborough Centrifuge Centrifuge Way Farnborough GU14 6FW
Stachelbeeren standen schon zweimal im Mittelpunkt meiner Blogartikel; einmal war es dieEgton Bridge Old Gooseberry Societyin North Yorkshire und einmal die Galmpton Gooseberry Pie Fair in Devon. Das Zentrum des englischen Stachelbeeranbaus liegt jedoch in der Grafschaft Cheshire. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in England 171 Gooseberry Shows, jetzt sind es nur noch 11, davon 10 in Cheshire und eine in Egton in North Yorkshire. Die bekannteste dürfte wohl die Goostrey Gooseberry Show sein, die bereits 1864 ins Leben gerufen wurde. Zusammengefasst sind die Stachelbeer-Fans in der Mid Cheshire Gooseberry Association, sozusagen das Dach von acht örtlichen Gesellschaften.
Bleiben wir in dem kleinen Dorf Goostrey (Wohnort des Fußballspielers Raheem Sterling, als er noch bei Manchester City spielte), das ganz in der Nähe des berühmten Jodrell Bank Observatoriums liegt. Bei der jährlich stattfindenden Show werden die größten und schwersten Stachelbeeren zur Schau gestellt und der Sieger ermittelt. Im örtlichen Pub The Crown hängt eine Tafel, auf der alle Sieger seit 1990 angezeigt werden, wobei auffällt, dass der am häufigsten genannte Name Terry Price ist, der bereits achtmal seit 1990 die größte Stachelbeere gezüchtet hat. Das Preisgeld in Höhe von £20 fällt recht bescheiden aus. Hier sind Bilder von einer der Shows in Goostrey.
Langjähriger Weltrekordhalter war Kelvin Archer, der Chefgärtner von Rode Hall and Gardens in dem Dörfchen Odd Rode, dessen Monsterbeere 61.04 Gramm wog, der aber im Jahr 2019 ausgebootet wurde von Graeme Watson, der bei der Egton Bridge Show mit seiner 64,83 Gramm schweren Beere einen neuen Weltrekord aufstellte. Ich kann mir vorstellen, dass man in Cheshire hart daran arbeitet, den Rekord wieder in die Grafschaft zurückzuholen.
Es gibt viele Sorten von Stachelbeeren mit Namen wie Prince Charles (die jetzt eigentlich in King Charles umbenannt werden müsste), Jodrell Bank, Edith Cavell (nach der Krankenschwester im Ersten Weltkrieg benannt), Just Betty oder Mr Chairman. Die National Collection of Gooseberries befindet sich nicht in Cheshire, sondern auf der Brogdale Farm bei Faversham in Kent (siehe dazu meinen Blogeintrag).
Es gibt auch Biere in Großbritannien mit Stachelbeergeschmack wie zum Beispiel Gooseberry Gose von Stewart Brewing im schottischen Loanhead oder das Gooseberry Pale Ale der Weldon Brewery in Weldon in Northamptonshire.
König Charles III. sorgte vor vielen Jahren für Heiterkeit, als er davon sprach, dass er mit den Pflanzen auf seinem Landsitz Highgrove in Gloucestershire redet. Aber ist das wirklich nur lächerlich und schrullig? Haben Pflanzen möglicherweise doch ein eigenes Gefühlsleben? Es sind viele Bücher darüber geschrieben worden.
Obstbäume in England, vornehmlich Apfelbäume, freuen sich immer schon auf die ersten Januartage des Jahres, vor allem auf die Twelfth Night, das ist der fünfte oder der sechste Januar. Dann findet nämlich in einigen Teilen des Landes das sogenannte Wassailing statt, was soviel wie „Sei guter Gesundheit“ heißt. Dann werden die Apfelbäume in den Obstplantagen nach Strich und Faden verwöhnt, denn man möchte ja, dass sie eine gute Ernte erbringen. Was kann man ihnen Gutes tun? Zum Beispiel Cider über ihre Wurzeln gießen, was sie sehr zu schätzen wissen, oder Gewehre neben ihnen abschießen, um die bösen Geister zu vertreiben oder in Cider getränkte Toastscheiben an ihren Ästen anbringen, um die guten Geister anzulocken und natürlich Lieder singen, die die Bäume in eine gute Stimmung versetzen wie:
Here’s to thee, old apple tree, That blooms well, bears well. Hats full, caps full, Three bushel bags full, An‘ all under one tree. Hurrah! Hurrah!
Natürlich trinken die häufig verkleideten Männer und Frauen auch so etliche Pints Cider und oft sind die unvermeidlichen Morris Men auch nicht weit. In Somerset, einer der Hochburgen der englischen Cidergewinnung, wird beispielsweise in Carhampton der alte Brauch des Wassailing jedes Jahr ausgeübt wie dieser Film zeigt.
In den 1920er und 1930er Jahren standen Mumien aus Ägypten in Großbritannien hoch im Kurs, das heißt, es gab jede Menge Mumien-Fans, die sich die toten Ägypter nach Haus holten (wo sie eigentlich nichts zu suchen hatten). Einer dieser Fans war Reverend William MacGregor aus Tamworth in Staffordshire, der in seinem Wohnhaus Bolehall Manor ägyptische Artefakten zur Schau stellte, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte. Bolehall Manor ist seit 1939 ein Privatclub, in dem Hochzeiten und Feiern stattfinden.
MacGregor, dessen Gemeinde St Editha’s war, beherbergte vier Mumien unter seinem Dach, die im Laufe der Zeit begannen, streng zu riechen, so streng, dass er sich von ihnen wohl oder übel trennen musste. Zwei beerdigte er am Ufer des River Anker, der am Bolehall Manor vorbei fließt. Wohin mit den beiden anderen? Da hatte der Geistliche eine pfiffige Idee. 1935 wurde in Tamworth das alte Palace Theatre-Kino aufgegeben und ein neues erbaut. Da fragte er kurzerhand bei den Bauherren nach, der Tamworth Theatres Ltd, ob er die beiden Ägypter wohl im Fundament des neuen Kinos ablegen dürfte, das dann, mit Zement aufgefüllt, ein dauerhaftes Grab darstellen würde. Die Genehmigung wurde MacGregor erteilt und das neue Palace Cinema am 10. Juni 1935 eröffnet. Ideal als Eröffnungsfilm wäre sicherlich „Die Mumie“ mit Boris Karloff in der Hauptrolle gewesen, der drei Jahre vorher gedreht worden war. Auch das New Palace Cinema wurde einmal geschlossen und an seiner Stelle eröffnete ein McDonald’s, das meines Wissens keine Mummyburger im Angebot hatte. Wer sich auf die Suche nach den einzementierten Mumien machen möchte, der sollte das Ankerside Shopping Centre in Tamworth aufsuchen, denn dort, wo das Palace Cinema einmal stand, sind sie irgendwo zu finden.
Ein behauener Steinklotz steht dort, wo der Sharow Lane auf die Dishforth Road trifft, östlich der Stadt Ripon in North Yorkshire, in dem Dörfchen Sharow, das nur durch den River Ure von der Kathedralenstadt getrennt ist. Dieser unter Denkmalschutz stehende Stein ist mit einem Marker des National Trusts versehen, der auf die Geschichte des sogenannten Sharow Cross hinweist, das wahrscheinlich mit 80 cm x 60 cm der kleinste Besitz des Trusts ist. Ursprünglich zierte den Stein ein Kreuz, das schon lange verlorengegangen ist. Mit sieben weiteren gleichen Steinkreuzen wurde im 13. Jahrhundert ein Ring um die heutige Kathedrale markiert, der eine Zufluchtsstätte bildete für von der Justiz verfolgte Menschen, die sich irgendeiner Straftat schuldig gemacht hatten, und denen innerhalb des Ringes ein Jahr lang von der Kirche Schutz vor dem Zugriff der Behörden gewährt wurde.
TheCathedral Church of St Peter and St Wilfrid, so der offizielle Name der Kathedrale von Ripon, steht auf einem Gelände, das früher einmal eine Abtei beherbergte, und wurde zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert errichtet. Im Jahr 1836 erhielt sie den Status einer Kathedrale.
Ein absolutes Highlight für Käseliebhaber und Käseproduzenten ist jedes Jahr die Vergabe der International Cheese and Dairy Awards (ICDA), die auch in diesem Jahr in Bingley Hall auf dem Staffordshire County Showground stattfinden wird, vom 29. Juni bis zum 1. Juli. Es sind die ältesten „Käse-Preise“ weltweit; sie werden 2023 zum 127sten Mal vergeben. Teilnehmen können Käseproduzenten aus aller Welt, im letzten Jahr waren es 4500, also ein ganz großes Ereignis.
Seit dem Jahr 2021 werden zusätzlich noch die Cheese Board Awards vergeben, dabei handelt es sich um die Accessoires beim Käsegenuss wie Chutneys, Kekse, Biere und Weine.
Sehen wir uns die Preisträger vom vergangenen Jahr an: Da war der Champion UK die Long Clawson Dairy aus Leicestershire, die ich in meinem Blog schon vor neun Jahren vorgestellt habe. Die Käserei wurde für ihren Shropshire Blue ausgezeichnet, einen Käse, den ich persönlich sehr gern mag und den mein Lieblings-Käsehändler glücklicherweise stets anbietet. Als Reservesieger wurde die Belton Farm in Whitchurch (Shropshire) für ihren Coloured Cheshire gekürt.
The Champion Overseas war 2022 die in den Niederlanden beheimatete und global agierende Firma Friesland Campina; ihr Siegerprodukt war der gereifte Ziegenkäse Arina. Reserve Champion wurde die im französischen Baskenland ansässige Firma Onetik; sie war mit ihrem Ziegenkäse Tomme Brebis Chèvre erfolgreich.
Dieser Film zeigt einen kurzen Einblick in die ICDA 2021.
Über die ehrwürdige Kathedrale von Gloucester im Westen Englands gibt es im Internet unzählige Informationen, die ich hier nicht wiederholen möchte, dafür will ich hier einige andere interessante Randnotizen über die Kirche geben.
Wer die Harry Potter-Filme gesehen hat, weiß vielleicht auch, dass die ersten drei Filme in der Kathedrale gedreht wurden, dabei dienten die Kreuzgänge als Korridore der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Die Schüler der benachbarten King’s School erfreuten sich der Ehre, als Statisten dabei sein zu dürfen. Eigentlich hatten die Produzenten des Films die Kathedrale von Canterbury als Drehort vorgesehen, aber dort lehnte man (trotz eines großzügigen finanziellen Angebots) ab. NicholasBury dagegen, der Dekan der Kirche, gab sich als Harry-Potter-Fan zu erkennen und hieß die Filmcrew in Gloucester willkommen. Natürlich ist seitdem die Gloucester Cathedral zu einem Wallfahrtsort vieler HP-Fans aus der ganzen Welt geworden. Dieser Film zeigt die Drehorte in der Kathedrale.
Eng verbunden mit der Kirche ist der Name John Stafford Smith, der 1760 in Gloucester geboren wurde und in der Kirche begraben ist. Smith war wie sein Vater Organist und ist heute eigentlich nur noch bekannt als Komponist der amerikanischen Nationalhymne „The Spar-Spangled Banner„.
Wenig bekannt dürfte sein, dass hinter den Kulissen der Kathedrale viele Menschen wirken. 50 Festangestellte gibt es hier, darunter Steinmetze, Musiker und Verwaltungspersonal. Darüber hinaus gehen etwa 400ehrenamtliche Helfer ihren unterschiedlichen Aufgaben nach, zum Beispiel als Führer, Blumenarrangeure oder Bellringer.
Allein die Flower Guild, die für den Blumenschmuck verantwortlich ist, hat 60 Mitglieder und arrangiert täglich die Blumen in der Kathedrale neu.
Am Sonntag sind die Bellringer mit ihrer schweißtreibenden Arbeit an der Reihe;hier sind die Glocken der Kathedrale zu hören.
Vom 21. bis zum 25. Juni diesen Jahres findet wieder das weltberühmte Glastonbury Festival zu Füßen des Glastonbury Tors in Somerset statt. Es gehört zu den größten Musikfestivals weltweit und zog in den letzten Jahren über 200 000 Zuschauer an. Hoffen wir, dass das Wetter in diesem Jahr mitspielt und das Field of Avalon auf der Worthy Farm bei Pilton nicht wieder im Matsch versinkt wie es schon mehrere Male passiert ist, zum Beispiel in den Jahren 1997 und 2005. Einige clevere Besucher haben den berühmten und berüchtigten Schlamm sogar schon einmal verkauft.
Wo so viele Menschen zusammen sind, braucht man natürlich eine große Zahl von Toiletten; rund 5000 sind auf dem Gelände aufgestellt, das so groß wie 500 Fußballfelder ist. Da die Festivalbesucher hungrig und durstig sind, gab es in den letzten Jahren mehr als 500 Buden mit Essen und Getränken, sowie rund 900 Stände, die alles Mögliche andere anboten.
Mindestens drei Babies erblickten während des Festivals das Licht der Welt; Heidi Wesson und ihr Partner Sean Crothers erhielten sogar für ihr „Glastonbury baby“ ein Überraschungspaket von den Rolling Stones zugeschickt, die hier im Jahr 2013 auftraten. Allerdings gab es auch mehrere Todesfälle, die meist mit Drogenkonsum und medizinischen Notfällen in Zusammenhang standen.
Im Jahr 2002 wurde um das Gelände ein riesiger Zaun errichtet, um die vielen Menschen fernzuhalten, die sich immer illegal ohne Eintrittskarte unter die Besucher mischten, die sogenannten „gatecrasher“.
Die Hauptbühne, eine von mehr als einhundert weiteren Bühnen, ist pyramidenförmig gestaltet. Wir wissen, dass Glastonbury die Hauptstadt der Esoteriker Englands ist, und da ist es nicht verwunderlich, dass die Pyramidenbühne dort aufgestellt ist, wo sich angeblich zwei Ley-Linien kreuzen, die außergewöhnliche Eigenschaften haben und mächtige Energie erzeugen sollen. Beliebt bei den esoterisch angehauchten Besuchern ist das Healing Field, die Chillout-Zone des Festivals.
Dieser Film gibt einen kleinen Eindruck von der Atmosphäre des letztjährigen Festivals, das nicht nur Musikfans anzieht und anspricht, sondern noch viel mehr zu bieten hat.
Der Marquis of Granby nach einem Gemälde von Joshua Reynolds. This work is in the public domain
John Manners, the Marquis of Granby, lebte von 1721 bis 1770. Er war Oberbefehlshaber der britischen Truppen während des Siebenjährigen Kriegs und erfreute sich bei seinen Truppen großer Beliebtheit. Er hatte keine Probleme damit, Kavallerieattacken auf die Gegner an vorderster Front selbst anzuführen, und das kam bei seinen Soldaten gut an. Warum aber wurden so viele Pubs in England nach ihm benannt? Ganz einfach, er verhalf vielen seiner Soldaten, wenn sie die Armee verlassen hatten, Gastwirte zu werden, und diese wiederum bedankten sich dafür, indem sie ihre Gasthöfe nach ihrem früheren Befehlshaber benannten. Hier sind einige typische Pubschilder zu sehen.