Die „Raketenabschussrampe“ von St Michael the Archangel in Llanyblodwel (Shropshire)

   © Copyright John Firth and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Firth and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Llanyblodwel, das klingt nach einem Ort in Wales, ist es aber in diesem Falle nicht, denn das Dorf liegt in der Grafschaft Shropshire, allerdings unweit der walisischen Grenze. Die Kirche hier heißt St Michael the Archangel, wurde ursprünglich im Mittelalter erbaut, aber Mitte des 19. Jahrhunderts komplett umgestaltet. Wieder einmal war es ein erfindungsreicher Pastor, der für den Umbau verantwortlich war, Reverend John Parker, der nicht nur über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügte, sondern sich auch noch als Hobby-Architekt betätigte. Besonders hervorstechend ist der Kirchturm, der wie eine frühe Version einer Raketenabschussrampe aussieht. Dieser Turm steht neben der Kirche, lediglich mit einem Gang sind beide miteinander verbunden. 35 Meter hoch ist das merkwürdige Gebilde, in das schießschartenartige Öffnungen eingelassen sind. Vorbild für den Kirchturm soll das Münster in Freiburg im Breisgau gewesen sein.

Aber auch das Innere von St Michael the Archangel ist außergewöhnlich. Die Wände sind über und über mit Schnitzereien, Malereien und biblischen Sprüchen verziert, so dass man bei einem Besuch der Kirche jede Menge zu sehen (und zu lesen) bekommt. Einige Überbleibsel aus der Prä-John-Parker-Zeit finden sich noch in der Kirche wie beispielsweise eine alte Tür aus dem Jahr 1713, ein Grabstein mit einem eingravierten Hasen und das Taufbecken, das vermutlich 1660 angefertigt wurde. Sehenswert sind auch die zahlreichen Glasfenster der Kirche. Da der Zahn der Zeit an der Kirche genagt hatte, wurde sie 1960 komplett renoviert.

John Parker war von 1845 bis 1860 Reverend in St Michael the Archangel und man ist ihm noch heute in Llanyblodwel für den Kirchenumbau dankbar, bringt er doch viele Touristen in diese Region von Shropshire. Llanyblodwel liegt an der B4396, rund 10 Kilometer südwestlich von Oswestry.

   © Copyright John Salmon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Salmon and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 30. Juni 2014 at 02:00  Comments (1)  
Tags:

Auf den Spuren von Inspector Barnaby – Islip in Oxfordshire

The Swan Inn alias The Badger's  in Islip (Oxfordshire).    © Copyright Jonathan Billinger and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Swan Inn alias The Badger’s in Islip (Oxfordshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Jonathan Billinger and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Produktionsteam der Inspector Barnaby-Fernsehserie war nur einmal in Islip in Oxfordshire zu Dreharbeiten zu Gast und zwar im Jahr 2005 für die Episode 43 „Midsomer Rhapsody“ (dt. „Melodie des Todes“).  Ich finde, dass diese Folge zu den schwächeren der Serie gehört, fand aber sehr eindrucksvoll die nächtlichen Szenen vor dem Pub „The Badger’s“; hier wurde Owen Swinscoe von der Brücke heruntergestoßen und er ertrank im Fluss.

The Badger’s im Film ist in Wirklichkeit The Swan Inn, ein Pub in der Lower Street, der in malerischer Lage am River Ray liegt, der kurz hinter der Brücke in den River Cherwell mündet. Der Gasthof steht hier schon seit dem frühen 17. Jahrhundert, und einer der früheren Wirte, ein Mr. Beckley, transportierte von Islip aus im Bürgerkrieg die „Roundheads“ auf dem Fluss nach Oxford, das von den königlichen Truppen eingenommen worden war. The Swan Inn ist heute ein Pub, kombiniert mit einem chinesischen Restaurant (was ich nicht so passend für diesen schönen Langasthof finde), auch einige Zimmer stehen zur Verfügung.

Die Brücke, über die Owen Swinscoe in den River Ray gestoßen wird, war schon immer ein wichtiges Verbindungsglied auf der Straße von London nach Worcester. Islip war im Bürgerkrieg hart umkämpft und wurde mal von den Royalisten, mal von den Parlamentariern erobert, wobei die Brücke eine zentrale Rolle spielte. 1645 wurde sie von den Parlamentariern zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. Ab 1788 musste man für die Überquerung Brückenzoll bezahlen. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts das nahegelegene Otmoor entwässert wurde, führte das zu einem erhöhten Wasseraufkommen im River Ray, wodurch die Brücke wiederum in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach mehreren Reparaturen, wurde die Brücke 1878 schließlich durch eine neue ersetzt. Heute bereitet sie den Bürgern von Islip Probleme; bei einer Umfrage meinten fast alle Befragten, dass sie sich als Fußgänger auf der Brücke durch den starken Autoverkehr unsicher fühlen und einige sprachen sich sogar für den Bau einer eigenen Fußgängerbrücke aus, was aber an den hohen Kosten scheitert. Ob das wohl John Nettles als Tom Barnaby und John Hopkins als DS Dan Scott bewusst war, als sie hier drehten?

Was gibt es sonst noch über Islip zu sagen? Der berühmteste Sohn des Dorfes war Eduard der Bekenner, der hier im Jahr 1004 oder 1005 geboren und vermutlich auch getauft wurde, aber nur eine sehr kurze Zeit seines Lebens im Ort verbrachte. Weniger berühmt, aber vielleicht doch einigen Freunden der britischen Popmusik bekannt, ist die Formation The Candyskins, (hier ihr „Submarine Song“). Mark und Nick Cope, Nick Burton und John Halliday stammten alle aus Islip als sie 1989 ihre Rockband gründeten.

Noch zum Schluss ein Wort zur Kriminalität in Islip. Trotz der Nähe zu der 8 Kilometer südlich gelegenen Großstadt Oxford gab es hier in den letzten Jahre keine schweren Verbrechen, geschweige denn Morde (ausgenommen der Brückensturz in der TV-Krimiserie), lediglich einige Bagatelldelikte, die meist in Verbindung mit Autos standen (Beschädigungen, Einbrüche usw.).

Die Brücke, von der aus Owen Swinscoe in de River Ray gestürzt wurde.    © Copyright Kurt C and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Brücke, von der aus Owen Swinscoe in den River Ray gestürzt wurde.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Kurt C and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Wellingtonia Avenue bei Crowthorne – Ein Stück Sierra Nevada in Berkshire

Die Wellingtonoa Avenue in Berkshire.    © Copyright Alan Hunt and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Wellingtonia Avenue in Berkshire.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Alan Hunt and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Fährt man auf der B3348 von Crowthorne (Berkshire) über den Wellington Roundabout weiter in Richtung Finchampstead, so fühlt man sich auf dem nächsten Kilometer wie in die Sierra Nevada in Nord-Kalifornien versetzt. Die Straße heißt hier Wellingtonia Avenue, benannt nach den Riesenmammutbäumen Sequoiadendron giganteum oder auch Wellingtonia, die die B3348 auf diesem Teilstück auf beiden Seiten säumen. In Wellingtonia steckt ein Teil des Namens des britischen Feldmarschalls Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, des Siegers der Schlacht von Waterloo. 110 dieser beeindruckenden Bäume wurden hier 1869 zu  Ehren Wellingtons gepflanzt, der 1852 gestorben war,  und zwar von John Walter III, dem damaligen Eigentümer der Londoner Zeitung The Times, der im nahegelegenen Bearwood House wohnte. Auch das Domizil des Herzogs von Wellington, Stratfield Saye, ist nicht weit von hier entfernt. Ich habe in englischen Schlossparks schon einige Exemplare von diesen Mammutbäumen gesehen, aber so viele auf einmal, das ist wohl einzigartig in England.

Man trifft in diesem Teil von Berkshire ständig auf den Namen des Herzogs; die Verlängerung der Wellingtonia Avenue nach Osten heißt Duke’s Ride, an der das berühmte Wellington College und der Wellington Business Park liegen. Vom Duke’s Ride geht die Waterloo Road ab und zwischen den beiden Straßen liegt das Waterloo Hotel.
Hier in Crowthorne liegt übrigens auch das berühmt-berüchtigte Broadmoor Hospital, ein von hohen Mauern umgebenes Hochsicherheits-Krankenhaus am Chaplain’s Hill, in dem besonders gefährliche, psychisch gestörte Verbrecher untergebracht sind.

Die Stämme einiger der Mammutbäume an der Wellingtonia Avenue.    © Copyright Alan Hunt and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Stämme einiger der Mammutbäume an der Wellingtonia Avenue.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Alan Hunt and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Der blaue Briefkasten in der High Street von Windsor und der erste regelmäßige Airmail-Service der Welt

Der Luftpots-Briefkasten an der High Street in Windsr (Berkshire).    © Copyright Graham Horn and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Der blaue Luftpost-Briefkasten an der High Street in Windsor (Berkshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Graham Horn and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

In der High Street, Ecke St Alban’s Street, von Windsor in Berkshire steht neben dem roten Standard-Briefkasten ein seltenes blaues Exemplar, das an den Beginn des weltweit ersten regelmäßigen Luftpostverkehrs erinnert. Anlass dafür war die Krönung König Georgs V, der am 22. Juni den Thron bestiegen hatte, und die Einrichtung dieses speziellen Serviceangebots der Royal Mail war Teil der Krönungsfeierlichkeiten. Bescheidene 32 Kilometer war die Stecke lang, auf der die Briefe und Postkarten mit dem Flugzeug befördert wurden, für die damalige Zeit eine großartige Leistung.

Am 9. September 1911 um 16.55 Uhr startete ein Blériot-Flugzeug, das von dem Piloten Gustav Hamel gesteuert wurde, vom Hendon Aerodrome in Nord-London mit einem 23 Pfund schweren Postsack und es landete 12 Minuten später in Windsor. Ein Briefträger holte den Sack dort mit einem Fahrrad (!) ab und brachte ihn zum Postamt von Windsor, wo die Post sortiert und zum Bahnhof gebracht wurde, von wo aus sie der 18 Uhr-Zug nach London mitnahm. Da fragt man sich natürlich, ob die Briefsendungen nicht genau so schnell mit dem Fahrrad von Hendon ins Stadtzentrum von London hätten gebracht werden können. Aber der Beginn einer neuen Ära war eingeläutet.

Einen Monat lang wurde der Luftpostdienst aufrechterhalten, an dem vier Piloten beteiligt waren, von denen einer, der Franzose Charles Hubert, beim Start vom Hendon Aerodrome einmal verunglückte und sich dabei Knochenbrüche zuzog. Man war vor allem sehr stark vom Wetter abhängig. Wenn es stürmte, war an Fliegen nicht zu denken und so kamen manchmal die Luftpostsendungen mit langer Verzögerung beim Empfänger an. Also: Optimal war das alles nicht und so stellte man das Unternehmen bald wieder ein.

Der Luftpost-Pionier Gustav Hamel fiel seiner Flieger-Leidenschaft schon früh zum Opfer: Am 23. Mai 1914 stürzte er auf dem Weg von Frankreich nach England über dem Ärmelkanal ab und wurde nie gefunden; er starb mit 24 Jahren.

Das Hendon Aerodrome existiert nicht mehr. 1968 wurde der Flugbetrieb hier eingestellt und auf dem Gelände steht jetzt das Royal Air Force Museum und die Wohnsiedlung Grahame Park, benannt nach einem anderen Luftfahrtpionier, Claude Grahame-White.

Dieser Film zeigt Originalaufnahmen vom 9. September 1911.

Der blaue Briefkasten in Windsor ist übrigens nicht mehr in Betrieb. Seine Luftpostbriefe muss man andernorts deponieren.

   © Copyright Martyn B and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Martyn B and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 27. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  

Shire Horses – Die hübschen starken Pferde, die noch im Einsatz für einige Brauereien sind

Monty und Winston von der Harvey's Brewery in Lewes.   © Copyright Paul Gillett and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Monty und Winston von der Harvey’s Brewery in Lewes.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Paul Gillett and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Shires Horses, also die schweren Arbeitspferde, waren früher einmal für Brauereien sehr wichtig, da durch sie die Pubs mit Bierfässern beliefert wurden. Die „Gentle Giants“ erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit und so gibt es eine Shire Horse Society, „dedicated to the protection, promotion and improvement of the Shire horse“, deren Schutzherrin die Queen ist. Die Pubs werden seit langem per LKW beliefert, aber einige Brauereien besitzen noch immer Pferde, die sie im täglichen Einsatz haben oder die zu besonderen Anlässen verwendet werden. Hier sind ein paar Beispiele:

Nelson, Major und Albert heißen die drei Pferde der Hook Norton Brewery in Hook Norton in Oxfordshire (ich berichtete in meinem Blog darüber). An zwei Tagen in der Woche beliefern diese Shire Horses Pubs in der näheren Umgebung der Brauerei. Ich mag diesen abgelegenen Ort in den Cotswolds und ich kann einen Besuch der Brauerei sehr empfehlen. Zweimal am Tag finden zweistündige Führungen statt, bei denen auch die Ställe und Nelson, Major und Albert gezeigt werden, wenn sie denn nicht gerade ihre Pubrunden machen. Hier ist ein Film über die Hook Norton Brewery in dem auch die Pferde zu sehen sind.

Monty und Winston sind die Kollegen der drei Oxfordshire Shire Horses, die in der Harvey’s Brewery in Lewes (West Sussex) eingesetzt werden. Die beiden freuen sich immer schon auf den Dienstag, denn dann werden sie vor eine Kutsche gespannt und haben das Vergnügen, einige Pubs in Lewes mit Bierfässern zu beliefern. Monty und Weston haben sogar schon einmal die Bekanntschaft der Queen gemacht, als sie die Harvey’s Brewery besuchte. Zu diesem Anlass wurden die Pferde besonders hübsch zurechtgemacht und sie waren besonders stolz darauf, den neuen „dray cart“, also die neue Bierkutsche ziehen zu dürfen. Hier sind die beiden Pferde im Film zu sehen.

Die Shire Horses der Wadworth Brewery in Devizes (Wiltshire) heißen Monty und Max und werden dort liebevoll von Martin und Callum Whittle gepflegt. Auch diese beiden Pferde werden für Pubbelieferungen in einem Umkreis von drei Kilometern eingesetzt und nebenbei treten sie, wie auch die bereits erwähnten anderen Brauereipferde, bei Festivals und anderen Veranstaltungen auf. Monty und Max haben mit ihren Besitzern einen Urlaubsanspruch ausgehandelt; jedes Jahr dürfen sie bei voller Kost und Logis zwei Wochen lang auf eine saftige Weide, wo sie Kraft tanken, um weiterhin schwere Bierfässer durch Devizes ziehen zu können. Dieser Film zeigt den Urlaubsantritt der Pferde (von den vier hier gezeigten, sind nur noch Monty und Max im aktiven Dienst).

Einen vollen Terminkalender haben auch Trooper und Royale von der Robinsons Brewery in Stockport bei Manchester (sie haben sogar eine eigene Facebook-Seite!). Ihr Aufgabenbereich: Anwesenheit auf Festivals, Shows und Country Fairs, sowie „promotional events, anniversaries, pub openings and notable celebrations“ wie es  auf der Webseite der Brauerei steht. Dort steht auch zu lesen, dass ihr Tag um 6.30 Uhr mit dem Frühstück beginnt und um 20.30 Uhr mit dem Abendessen endet. Dieser Film zeigt wie Trooper vor einen Bierwagen gespannt wird; von Royale ist leider nichts zu sehen.

Da wir Royale von der Robinsons's Brewery in Stockport bei Manchester vermissten, hier ist wenigstens ein Foto dem zweiten Shire Horse.   © Copyright Gerald England and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Da wir Royale von der Robinsons’s Brewery in Stockport im Film vermissten, hier ist wenigstens ein Foto von ihm.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Gerald England and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Monty von der Wadworth Brewery in Devizes (Wiltshire).   © Copyright Shazz and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Monty von der Wadworth Brewery in Devizes (Wiltshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Shazz and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 26. Juni 2014 at 02:00  Comments (5)  
Tags:

Die Tour de France 2014 – Le Grand Départ in Yorkshire

Headrow in Leeds, Start der Tour de France 2014.

Headrow in Leeds, Start der Tour de France 2014.

Am Samstag, dem 5. Juli startet die Tour de France 2014… in Yorkshire, etwas ungewöhnlich, da man die Tour ja eigentlich nur mit Frankreich in Verbindung bringt. Der Startschuss für das berühmteste Radrennen der Welt fällt um 11.10 Uhr in Leeds in der Headrow, gegenüber von der Kunstgalerie. Von dort führt die Strecke der ersten Etappe in die Yorkshire Dales. Hier einige der angefahrenen Ortschaften:

Harewood – Skipton – Grassington – Leyburn – Middleham – Masham – Ripon  und schließlich, nach 190 Kilometern, Harrogate, der Zielort der ersten Etappe. Die Ziellinie befindet sich am The Stray, jener großen Parkfläche in der Stadt. Ab 16.20 Uhr wird mit der Ankunft der  ersten Fahrer gerechnet Hier ist schon einmal ein kleiner Vorgeschmack auf die Strecke im Film. Schade nur, dass die Radrennfahrer von der sehr schönen Landsschaft nicht viel mitbekommen werden. Ihr Blick richtet sich meist nur auf den Hintern des Vordermanns oder auf die Asphaltdecke der Straße.

Am Tag darauf, am Sonntag, dem 6. Juli, beginnt Etappe 2 auf dem York Racecourse (ich berichtete in meinem Blog darüber) in der Stadt York. Auf folgender Route geht es auf 201 Kilometern bis nach Sheffield:

Knaresborough – Keighley – die  Bronte-Stadt Haworth – Hebden Bridge – Huddersfield – Sheffield. Hier werden die Tour-Fahrer die Ziellinie an der Motorpoint Arena am Broughton Lane überqueren.

Die 3. und letzte Etappe auf englischem Boden beginnt am Montag, dem 7. Juli in Cambridge und führt von dort auf 155 Kilometern nach London. Start ist am Gonville Place, an dem großen Parkgelände Parker’s Piece. Von Cambridge aus geht es in südlicher Richtung über :

Duxford – Saffron Walden – Chelmsford – Epping – Walthamstow, am Olympiapark in London vorbei, schließlich die Nordseite der Themse entlang bis zur Ziellinie, die an der Straße The Mall gezogen ist.

Fortgesetzt wird die Tour de France am 8. Juli, dann wieder auf französischem Boden, mit Etappe 4 Le Touquet – Lille.

The Stray in Harrogate, Ziel der ersten Etappe.    © Copyright Ian Yarham and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Stray in Harrogate, Ziel der ersten Etappe.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Ian Yarham and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Startpunkt von Etappe 2: Der York Racecourse.    © Copyright John M and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Startpunkt von Etappe 2: Der York Racecourse.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John M and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ziel der 2. Etappe: Die Motorpoint Arena in Sheffield.    © Copyright Paul Gillett and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ziel der 2. Etappe: Die Motorpoint Arena in Sheffield.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Paul Gillett and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Start von Etappe 3: Parker's Piece am Gonville Place.    © Copyright David P Howard and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Start von Etappe 3: Parker’s Piece am Gonville Place in Cambridge.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright David P Howard and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Und die Ziellinie der 3. Etappe auf englischem Boden liegt in London in The Mall.    © Copyright Chris Downer and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Und die Ziellinie der 3. Etappe auf englischem Boden liegt in London in The Mall.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Chris Downer and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 25. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

John Faulkner (1828 – 1933) – Der älteste Jockey der Welt und Vater von 32 Kindern

Hier auf dem Epsom Racecourse begann John Faulkners Karriere - als Stalljunge.    © Copyright Ian Yarham and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Hier auf dem Epsom Racecourse begann John Faulkners Jockey-Karriere – als Stalljunge.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Ian Yarham and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Am 12. März 1828 wurde John Faulkner im Londoner Stadtteil Islington geboren, und er sollte in die Annalen des Pferderennsports eingehen als ältester aktiver Jockey, der sein letztes Rennen im Alter von 74 Jahren auf dem Abingdon Racecourse in Oxfordshire bestritt.

Bereits mit 12 Jahren begann sein Leben in der Welt des Pferdesports als Stalljunge in Epsom und bald darauf ging John in die Lehre von Isaac Walcott, einem der besten Trainer der damaligen Zeit. In Johns erstem Rennen als Jockey kam es gleich zu einem tragischen Zwischenfall, als ein betrunkener Matrose quer über den Rennplatz lief und John samt Pferd zum Sturz brachte. Den beiden passierte nicht viel, aber der Matrose kam dabei ums Leben. Mit 18 Jahren gewann er sein ersten Rennen, das City Bowl, in Salisbury (das einer seiner Enkel 74 Jahre später ebenfalls gewann). Im Laufe seiner 55 Jahre dauernden Karriere als Jockey lernte John Faulkner so ziemlich jeden Rennplatz des Landes kennen und bei zahlreichen Stürzen brach er sich auch so manchen Knochen. Aber „Old John“ war so mit seinem Lieblingssport verwachsen, dass er erst in einem für Jockeys biblischen Alter aufhörte und den Sattel für immer an den Nagel hängte.

Doch John Faulkner hatte neben dem Pferdesport noch eine weitere Leidenschaft – Kinder zeugen. 32 Kinder haben ihm sein Leben zu verdanken!! Die armen Frauen möchte man da sagen. Aurelia Croft war seine erste Frau, die er 1865 ehelichte. So weit ich ermitteln konnte, gebar sie ihm 8 Kinder. Seine zweite Frau, Rose Ellen Townsend, die auch 12 Geschwister hatte, ehelichte er 1884 in Abingdon. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen wie viele Kinder John mit ihr zeugte. 24 halte ich für beinahe nicht möglich; hatte er also auch unehelichen Nachwuchs? Rose Ellen starb im Alter von 80 Jahren 1939 in Wallingford. Einer von Johns Söhnen, Jimmy Faulkner, eiferte seinem Vater nach, indem auch er Jockey wurde, mit erst 62 Jahren seine Karriere beendete…und 33 Kinder zeugte!!! Er gab also nicht eher Ruhe, bis er seinen Vater in dieser Beziehung übertrumpft hatte.

John Faulkner verbrachte seinen langen Lebensabend in einem Cottage in Appleford, das damals zu Berkshire, heute aber zu Oxfordshire gehört. Das Dorf liegt in Sichtweite der überaus hässlichen Didcot Power Station, die es aber zu Johns Zeiten glücklicherweise noch nicht gab. Hier starb er 1933 im Alter von 104 Jahren und wurde in St Peter and St Paul in Appleford beerdigt.

John Faulkners letzte Ruhestätte: St Peter and St Pauls in Appleford (Oxfordshire).    © Copyright Bill Nicholls and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

John Faulkners letzte Ruhestätte: St Peter and St Paul in Appleford (Oxfordshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Bill Nicholls and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 24. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

RomeroJo’s in Whitby – Das einzige costa-ricanische Restaurant in Großbritannien

Golden Lion Bank in Whitby. Hier leigt RomeroJo's.    © Copyright Mike Kirby and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Golden Lion Bank in Whitby. Hier liegt RomeroJo’s.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Mike Kirby and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ja, es ist schon traurig für die Engländer, dass bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien das kleine Costa Rica ihr Land besiegt und damit dazu beigetragen hat, dass die Three Lions frühzeitig ihre Koffer packen und nach Hause fahren müssen. Die wenigen in England lebenden Costa Ricaner (es sollen 256 sein) werden wohl durch Autokorsos in den größeren Städten nicht aufgefallen sein; gefreut über den Sieg hat man sich mit Sicherheit in RomeroJo’s Rum Shack & Restaurant, dem einzigen Restaurant Großbritanniens, das sich der Küche Costa Ricas gewidmet hat und das nicht etwa in dem multikulturellen London zu finden ist, sondern in dem nordenglischen Hafenstädtchen Whitby an der Ostküste Yorkshires.

Über Whitby, einem meiner Lieblingsplätze in England, habe ich in meinem Blog schon mehrfach berichtet. Dort hat seit Anfang 2013 in der Fußgängerzone Golden Lion Bank in der Nummer 5 dieses Restaurant geöffnet und freut sich bei den Bewohnern der Stadt großer Beliebtheit. Chefkoch und Eigentümer Randall Romero bietet seinen Gästen Spezialitäten aus seinem mittelamerikanischen Heimatland wie das Nationalgericht Casado oder Mariscada (Meeresfrüchte mit Reis). Aber auch andere lateinamerikanische Länder sind auf der Speisekarte vertreten wie Peru mit Ceviche, Mexico mit Quesadilla oder Kuba mit Ropa Vieja. An Getränken kann man mexikanisches Bier, Rumpunsch und natürlich Kaffee aus Costa Rica bestellen. Randall Romero hat auch ein Herz für englische Hunde, denn die Vierbeiner sind sind seinem Etablissement ausdrücklich willkommen.
Die Straße Golden Lion Bank ist nur wenige Schritte von dem malerischen Hafen Whitbys entfernt und geht von der New Quay Road ab. Hier stellt sich RomeroJo’s in einem kleinen Film selbst vor.

RomeroJo’s
5A Golden Lion Bank
Whitby, North Yorkshire YO21 3BS
Tel. 01947 821091

Casado, das Nationalgericht Costa Ricas. Author: Richie Diesterheft. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Casado, das Nationalgericht Costa Ricas.
Author: Richie Diesterheft.
This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Mariscada. This work is released  into the public domain.

Mariscada.
This work is released into the public domain.

 

Published in: on 23. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

Das Festival of Garden Literature 2014 im Petworth House (West Sussex)

Petworth House und er von Capability Brown angelegte See.    © Copyright Stephen Craven and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Petworth House und der von Capability Brown angelegte See.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Stephen Craven and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

An diesem Wochenende (21./22. Juni) findet zum zweiten Mal das Festival of Garden Literature statt, das vom Londoner Garden Museum veranstaltet wird. Schauplatz ist in diesem Jahr das Petworth House in der Grafschaft West Sussex. Unter dem Motto „A Friend, a Book and a Garden“ wendet sich diese Veranstaltung an alle Garten- und Literaturfreunde, die zwei Tage lang in der beeindruckenden Atmosphäre dieses Stately Homes und seiner Gärten und Parks  Vorträge über beide Themen zu hören bekommen. Angelegt wurden die Gärten von dem Landschaftsarchitekten Capability Brown. Petworth House gehört seit 1947 dem National Trust, wird aber noch immer vom Baron Egremont und seiner Frau als Familiensitz bewohnt, die auch die Gastgeber des Festivals sind. Da Baron Egremont selbst Schriftsteller und seine Frau Gartendesignerin ist, hat das Garden Museum den idealen Veranstaltungsort ausgesucht.

Am Samstagmorgen beginnt das Festival mit einem Vortrag von Lady Egremont über die Geschichte der Petworth Gardens, gefolgt von einem Vortrag über Capability Brown, den George Plumptre hält, Autor zahlreicher Bücher über englische Gärten. Der Nachmittag hat das Thema „The artist and the garden“, wo u.a. auch über den Maler J.M.W. Turner gesprochen wird, der eine Zeit lang im Petworth House gewohnt hat und dessen Gemälde im Haus zu finden sind. Der Sonntagvormittag steht unter dem Motto „Gardens influencing history“ mit Vorträgen von Robin Lane Fox (Historiker und Spezialist für Garten- und Landschaftsgestaltung) und Chris Mullin (ehemaliges Parlamentsmitglied und begeisterter Hobbygärtner), während am Nachmittag über das Thema „What we say about gardens, and what they say about us“ gesprochen wird. Zu hören sind Vorträge z.B. von Anna Pavord (Schriftstellerin und Kolumnistin des „Independent“) über Gärten in Romanen und Victoria Glendinning (Schriftstellerin und Biografin) über „What can gardens tell us about a person’s life?“

Bereits das erste Festival of Garden Literature im letzten Jahr war ein Erfolg für die Veranstalter. Es fand auf dem Gelände der Serge Hill Gardens bei Bedmond in Hertfordshire statt.

Übrigens: Das Londoner Garden Museum steht direkt an der Themse auf der Südseite der Lambeth Bridge an der Lambeth Palace Road in der ehemaligen Kirche St Mary-at-Lambeth.

In den Petworth House Gardens.    © Copyright Len Williams and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

In den Petworth House Gardens.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Len Williams and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Londoner Garden Museum in einer ausgedienten Kirche. Links der Lambeth Palace.    © Copyright Paul Gillett and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Londoner Garden Museum in einer ausgedienten Kirche. Links der Lambeth Palace.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Paul Gillett and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Billy the Seal – Was macht ein Seehund im Dorfteich von Wereham (Norfolk)?

Hier im Dorfteich von Wereham wohnte Billy the Seal.    © Copyright Adrian S Pye and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Hier im Dorfteich von Wereham wohnte Billy the Seal.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Adrian S Pye and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Aufmerksam wurde ich auf diese nette, aber auch traurige Geschichte durch das Village Sign des kleinen Dorfes Wereham in Norfolk. Dort ist in der linken unteren Ecke ein Seehund zu sehen. Nun könnte man sagen, Norfolk ist doch eine Grafschaft, die direkt am Meer liegt, also ist doch ein Seehund auf einem Dorfschild nichts Besonderes. Ja, Wereham liegt aber ziemlich weit von der Küste entfernt, südlich von King’s Lynn an der A134. Also recherchierte ich ein wenig und hier ist die Geschichte:

Es muss etwa im Jahr 1928 gewesen sein, als James Luddington aus Wereham mit einigen Fischern in den Wash, die große Meeresbucht bei King’s Lynn, hinausfuhr. Bei der Fahrt fand er einen kleinen herrenlosen Seehund, der ihm leid tat und so nahm er ihn einfach mit. Er packte ihn in eine Kiste und ließ ihn per Eisenbahn nach Downham Market bringen; dort wurde das Tier abgeholt und nach Wereham gebracht. Hier gibt es mitten im Dorf einen Teich, der nach Meinung von James Luddington ideal für Billy the Seal war, wie der kleine Kerl bald getauft wurde. Billy fühlte sich neben den Enten und anderen gefiederten Teichbewohnern schnell wohl, vor allem als man aus Brettern ein Badefloß zimmerte, das dann extra für ihn in der Mitte des Teiches installiert wurde. Hier pflegte Billy sich bei schönem Wetter zu sonnen und es sich gut gehen zu lassen. Für Verpflegung sorgte Mr. Luddington, der täglich eine Kiste Fisch für seinen Schützling kommen ließ.

Bald war Billy ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft geworden. Gern besuchte er auf seinen Ausflügen die örtliche Schule und freute sich, wenn die Kinder erschienen, die ihn alle in ihre Herzen geschlossen hatten. Ganz besonders liebte Billy aber den Pub The George & Dragon, der gleich gegenüber vom Teich stand und heute noch immer steht, denn dort holte er sich immer sein Pint Bier ab; Bier liebte Billy ganz besonders.

Wereham und der ungewöhnliche Teichbewohner waren eine Zeit lang Ziel für viele Ausflügler in der Region, bis… ja bis die Geschichte von Billy the Seal traurig endete. Eines Tages wurde die Church Road, die Straße, die zwischen Teich und Pub entlangführt, frisch geteert und Teer ist alles andere als bekömmlich für die empfindliche Haut eines Seehunds. Als Billy seine übliche Tour zum George & Dragon machte, um sich sein Pint einzuverleiben, überquerte er die Straße, wobei sich der Teer an seiner Haut festsetzte, was zu Geschwüren führte, an denen das Tier schließlich starb. Die Dorfbewohner waren sehr traurig und immer wenn sie an dem Billy-losen Teich vorbeigingen, mussten sie an den freundlichen Seehund denken. Aber noch heute ist das Tier durch seine Anwesenheit auf dem Village Sign den Menschen von Wereham präsent.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Liz Baddock aus Wereham, die mir weitergehende Informationen über Billy the Seal zur Verfügung stellte.

Die ehemalige Dorfschule. Hier wartete Billy immer auf die Schulkinder.    © Copyright Evelyn Simak and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die ehemalige Dorfschule. Hier wartete Billy immer auf die Schulkinder.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Evelyn Simak and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Village Sign von Wereham, auf dem Billy verewigt ist.    © Copyright Craig Tuck and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Village Sign von Wereham, auf dem Billy verewigt ist.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Craig Tuck and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 21. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

Die Katastrophe an der Rochester Bridge am 13. September 1816

An dieser Stelle ereignete sich die Katastrophe vom 13. 09. 1816.    © Copyright Paul Gillett and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

An dieser Stelle ereignete sich die Katastrophe vom 13. 09. 1816.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Paul Gillett and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Es war Freitag, der 13., ein wahrer Unglückstag damals im September des Jahres 1816, als an der Rochester Bridge in Kent 15 Menschen ertranken. Dabei begann der Tag so verheißungsvoll; der junge Thomas Gilbert hatte Familienmitglieder und einige Mädchen eingeladen, um mit ihnen seinen 21. Geburtstag zu feiern. Er hatte gerade seine Lehre abgeschlossen und plante, in dem elterlichen Textilgeschäft in Chatham  mitzuarbeiten. Die fröhliche Geburtstagsgesellschaft hatte mit einem Boot eine Ausflugsfahrt auf dem River Medway nach Halling unternommen und befand sich auf der Rückfahrt nach Rochester als das Schicksal seinen Lauf nahm. Am Morgen des Tages fanden Reparaturarbeiten an der Brücke über den Medway statt und man hatte einen Holzbalken unterhalb des mittleren Brückenbogens angebracht, den das Boot auf der Hinfahrt bei Flut problemlos überqueren konnte. Doch jetzt bei der Rückfahrt herrschte Niedrigwasser, das Boot, das von Thomas Lear gesteuert wurde, fuhr dagegen, kippte um und alle, die an Bord waren, stürzten in den reißenden Fluss. Der Hund des Bootsführers schaffte es ans rettende Ufer, die Menschen ertranken alle. Die Opfer waren, neben dem Geburtstagskind Thomas Gilbert, seine beiden Schwestern, sein Schwager und dessen Kleinkind, der Bootsführer und neun Mädchen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Die Mädchen kamen alle aus dem Pensionat, das Thomas Gilberts Vater einige Jahre zuvor in Chatham gegründet hatte.

Die Rochester Bridge, eine Steinbrücke aus dem Jahr 1391, galt als gefährlich, weil durch die nahe beieinanderstehenden Bögen die Wassermassen des Flusses hindurchgepresst wurden und so für den Bootsverkehr nicht leicht zu befahren waren. Mehrere Unfälle hatten sich hier schon ereignet, aber keiner war so verhängnisvoll wie der vom 13. September 1816. Die Steinbrücke wurde schließlich 1856 durch eine Eisenbrücke ersetzt. Heute führen zwei Straßenbrücken (die A2) und eine Eisenbahnbrücke in der Charles Dickens-Stadt Rochester über den Medway. Ich bin viele Male über die Brücken gefahren, meistens morgens, und es herrschte immer ein sehr starker Verkehr.

Für die Opfer der Katastrophe wurde in der Baptist Church von Chatham ein Erinnerungsstein angebracht, der jetzt im Guildhall Museum von Rochester zu sehen ist, weil die Kirche 1999 abgerissen wurde. Das Museum in der High Street ist nur ein paar Schritte von den Brücken entfernt.

Hier ist ein Film über die Rochester Bridge.

Die Brücken über den River Medway in Rochester.    © Copyright Chris Downer and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Brücken über den River Medway in Rochester (Kent).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Chris Downer and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 20. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

Appleton Thorn (Cheshire) – Hier wird einmal im Jahr „Bawming of the Thorn“ gefeiert

   © Copyright S Parish and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright S Parish and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

In Glastonbury in Somerset kennt sicher jeder die Geschichte vom Dornbusch, der aus dem Wanderstab Josefs von Arimathäa entsprungen sein soll. Dieser „Glastonbury Thorn“ wurde von den Soldaten Oliver Cromwells damals zerstört und verbrannt; doch vorher sicherte man noch einige Ableger, von denen es einer bis in die Grafschaft Cheshire schaffte. Ein Kreuzritter namens Adam de Dutton, der in Appleton Landbesitz hatte, brachte ihn hierher und pflanzte ihn neben der Dorfkirche St Cross ein. So wurde später aus dem Ortsnamen Appleton Appleton Thorn.

Einmal im Jahr, und das schon seit dem 19. Jahrhundert feiert man hier am dritten Samstag des Monats Juni das „Bawming of the Thorn„; an diesem Tag wird der Weißdorn mit bunten Fähnchen, Girlanden und Bändern geschmückt. Die Kinder der Appleton Thorn Primary School versammeln sich um den Baum, tanzen um ihn herum und singen dazu den „Bawming Song„, dessen Refrain lautet:

Up with fresh garlands this Midsummer morn,
Up with red ribbons on Appleton Thorn.
Come lasses and lads to the Thorn Tree today
To Bawm it and shout as ye Bawm it, Hooray!

Gegenüber von Kirche und Weißdorn steht der Dorfpub, dessen Namen passenderweise „The Thorn Inn“ lautet (mit entsprechendem Pubschild). Appleton Thorn liegt direkt an der Autobahn M56, südlich von Warrington.

Dieser Film zeigt wie es beim Bawming of the Thorn zugeht.

Die St Cross Church.    © Copyright Mike Lyne and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die St Cross Church.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Mike Lyne and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Gegenüber von der Kirche liegt The Thorn Inn.    © Copyright Mike Lyne and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Gegenüber von der Kirche liegt The Thorn Inn.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Mike Lyne and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

 

Published in: on 19. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

John Metcalfe – Der blinde Straßenbauer aus Knaresborough (North Yorkshire)

Blind Jack auf dem Marktplatz von Kanresborough (North Yorkshire). Author: Mtaylor848. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Blind Jack auf dem Marktplatz von Knaresborough (North Yorkshire).
Author: Mtaylor848.
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Im allgemeinen gilt der Schotte John Loudon McAdam als der Pionier des Straßenbaus, doch einige Jahre vor ihm gab es noch einen früheren „Pionier“, der in Knaresborough in North Yorkshire geboren wurde und dort auch lebte. Zur Erinnerung: Knaresborough am River Nidd ist die Stadt, in der die Mother Shipton’s Cave und der Petrifying Well zu finden sind und in der das berühmte Bettenrennen stattfindet (ich habe darüber berichtet).

John Metcalfe (1717–1810) hieß der Mann, der besser als Blind Jack Metcalf bekannt war, denn er erblindete schon im Alter von sechs Jahren. Trotz dieser erheblichen Behinderung führte der Mann ein beeindruckendes abenteuerliches Leben. Er war begeisterter Schwimmer, Jäger, Kartenspieler, er beherrschte das Geigenspiel, handelte mit Pferden, transportierte Fisch von der Küste ins Binnenland, lenkte selbst Kutschen und diente in der Armee – und das alles als blinder Mann!

Sein wichtigstes Lebenswerk war allerdings der Bau von Straßen im Norden Englands. Er begann mit einem Teilstück der neu geplanten Trasse Harrogate – Boroughbridge, das von Minskip nach Ferrensby (dort, wo der sehr empfehlenswerte Gastro-Pub The General Tarleton zu finden ist) führte. Metcalfe vermaß die Strecke selbst und legte die günstigste Routenführung fest. Er sorgte beim Bau der Straße für eine gute Drainage und ließ die Oberfläche leicht konvex bauen, so dass der Regen, von dem es in Yorkshire mehr als genug gab, abfließen konnte. Im Laufe seiner Karriere als Straßenbauer legte Blind Jack von 1765 bis 1792 fast 300 Kilometer Wegstrecke an. Eine wirklich tolle Leistung! 1792 setzte er sich zur Ruhe und zog nach Spofforth, das ein paar Kilometer südlich von Knaresborough liegt. Dort starb er 1810 und wurde auf dem Kirchhof der All Saints Church beigesetzt. Bei meinem Besuch in Spofforth habe ich sein Grab leider nicht besucht, mir aber dafür die Ruinen des Spofforth Castles (haunted!!) angesehen.

Die Stadt Knaresborough hat ihrem Sohn ein Denkmal in Form einer lebensgroßen Bronzeskulptur gewidmet, die auf einer Bank auf dem Marktplatz untergebracht ist, neben der man sitzen und sich fotografieren lassen kann (was denn auch gern getan wird). £30,000 war den Bürgern von Knaresborough die Skulptur wert, die von der ortsansässigen Bildhauerin Barbara Asquith angefertigt wurde. So erfreut sich der bronzene Blind Jack seines Lebens, gegenüber von einem Pub, der ebenso heißt.

Blind Jack's Pub in Knaresborough.    © Copyright Graham Hogg and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Blind Jack’s Pub in Knaresborough.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Graham Hogg and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.


Diese Straße, die heutige A6055 bei Ferrensby baute Blind Jack Metcalfe.    © Copyright Matthew Hatton and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Diese Straße, die heutige A6055 bei Ferrensby, baute Blind Jack Metcalfe.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Matthew Hatton and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.


John Metcalfes Grabstein auf dem Friedhof von All Saints in Spofforth (North Yorkshire).    © Copyright David Rogers and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

John Metcalfes Grabstein auf dem Friedhof von All Saints in Spofforth (North Yorkshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright David Rogers and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ayot St Lawrence (Hertfordshire) – Sir Lionel Lyte und sein brutaler Kirchenabriss

Ayot St Lawrences Old Church.    © Copyright Brian Chadwick and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ayot St Lawrence Old Church.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Brian Chadwick and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ayot St Lawrence?? Da war doch was? Richtig, hier wohnte George Bernard Shaw 44 Jahre lang und fühlte sich in seinem Haus Shaw’s Corner (ich berichtete in meinem Blog darüber) sehr wohl. Es gehört heute dem National Trust und kann besichtigt werden. Man erzählt sich die Geschichte, dass Shaw einmal den Friedhof von Ayot St Lawrence besucht hat und dort auf den Grabstein einer Frau stieß, die im Alter von 70 Jahren gestorben war. Eingraviert waren darauf die Worte „Her time was short“. Wenn man hier 70 Jahre für ein kurzes Leben hält, dann wäre das Dorf doch der ideale Wohnort, dachte sich Shaw und siedelte sich in Ayot St Lawrence an… und wurde 94 Jahre alt.

Doch George Bernard Shaw soll nicht Gegenstand meines heutigen Themas sein, sondern Sir Lionel Lyte, einst Lord of the Manor, und die beiden Kirchen des Ortes. Lyte war einer jener Adligen im 18. Jahrhundert, die sich ziemlich große Freiheiten herausnahmen und ganze Dörfer abreißen ließen, wenn diese ihr Blickfeld störten, und woanders wieder aufbauten. Sir Lionel, der im Ayot House wohnte, ließ zwar nicht das Dorf, dafür aber die aus dem 13. Jahrhundert stammende Gemeindekirche beseitigen, d.h. mitten in den Abrissarbeiten kam von seiten des zuständigen Bischofs von Lincoln ein lautes „Halt!!!“, als er davon erfuhr (natürlich hatte Sir Lionel vorher nicht um eine Abrissgenehmigung gebeten), aber es war schon zu spät, die Kirche stand bereits in Ruinen.

Ayot St Lawrence sollte aber nicht auf ein Gotteshaus verzichten, im Gegenteil, denn Sir Lionel ließ eine neue Kirche nach seinen Vorstellungen errichten. Er beauftragte den Architekten Nicholas Revett damit, und es entstand so etwas wie ein griechischer Tempel mit dorischen Säulen; als Vorbild diente der Apollotempel auf der griechischen Insel Delos. Für die Familie Lyte war ein Balkon über dem Eingang reserviert, von dem aus sie dem Gottesdienst folgen konnten. Mr und Mrs. Lyte sind beide in der neuen St Lawrence Church beerdigt, jeder in seinem eigenen Pavillon; es hieß, beide hätten sich nicht besonders gut verstanden und wollten im Tode einen möglichst großen Abstand voneinander halten.

Sir Lionel steckte damals sehr viel Geld in die Errichtung der Kirche, fragte aber die Dorfbewohner nicht, ob sie überhaupt so einen Bau haben wollten. Egal, Hauptsache er hatte vom Ayot House einen schönen Blick auf seinen „Tempel“.
Die alte Kirche blieb so stehen wie sie zuletzt beim Abrissstop aussah; sie liegt mitten in einem kleinen Park gegenüber von The Brocket Arms, dem Dorfpub. Mir gefällt sie, denn sie passt viel besser in den idyllischen kleinen Ort als die Apollotempel-Kopie (aber das ist natürlich Geschmackssache).

Hier ist die Geschichte der beiden Kirchen noch einmal in einem Lied zusammengefasst.

Ayot St Lawrence New Church.    © Copyright John Salmon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Ayot St Lawrence New Church.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Salmon and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die letzte Ruhestätte von Sir Lionel Lyte.    © Copyright John Salmon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die letzte Ruhestätte von Sir Lionel Lyte.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Salmon and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

 

Published in: on 17. Juni 2014 at 02:00  Comments (1)  
Tags:

Village Signs – Pulham St Mary in Norfolk

With friendly permission of Charlie, Old Greyhead.

With friendly permission of Charlie, Old Greyhead.

Ich liebe die meistens sehr hübsch gestalteteten englischen Village Signs, die in wenigen Bildern einen kleinen Überblick über die Dorfgeschichte geben. Einer der ganz großen Dorfschild-Künstler in Norfolk war Harry Carter, dessen Schöpfungen allerdings zum Teil schon wieder durch neue Schilder ersetzt worden sind, da der Zahn der Zeit oder besser gesagt, Wind und Wetter, an ihnen genagt haben.

Was sollen wohl die beiden Luftschiffe auf je einer Seite des Village Signs von Pulham St Mary in Norfolk bedeuten, das an der Hauptstraße des Ortes, The Street, aufgestellt ist, dort, wo die Station Road dazustößt? Nun, das ist nicht schwer zu erraten. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg waren die riesigen Luftfahrzeuge in zwei ebenso riesigen Hangars bei Pulham St Mary stationiert. Die R34 war das erste Airship, das den Atlantik in Ost-West-Richtung überflog und dazu vom 2. Juli bis zum 6. Juli unterwegs war. Nach einigen Tagen Aufenthalt in den USA begab sich die R34 auf den Rückflug und dockte am 13. Juli wieder an dem 37 Meter hohen Landemasten in Pulham an. Von diesem Landemasten wurde das Schwesterschiff, die R33, an einem stürmischen Tag losgerissen und auf die Nordsee hinausgetrieben. Nur mit äußerster Mühe gelang es der Notbesatzung, die gerade an Bord war, das Luftschiff über der holländischen Küste wieder in den Griff zu bekommen und langsam wieder nach Pulham St Mary zurückzudirigieren. Weil die Fahrzeuge in Pulham stationiert waren, nannte man sie liebevoll „Pulham Pigs„.
Die eine Seite des Village Signs zeigt die R33 und den großen Landemasten, die andere Seite die R34, der einige Menschen zuwinken.

1928 war es mit dem Luftschiffstützpunkt hier in Norfolk vorbei. Einer der großen Hangars wurde 1930 abgebaut und in Cardington in Bedfordshire (ich berichtete in meinem Blog darüber) wieder neu errichtet, die zweite Luftschiffhalle riss man 1948 ab.
Obwohl sich das Thema Luftschiff für Pulham St Mary also schon vor Jahrzehnten erledigt hat, ist es doch in der Dorfgeschichte fest verankert, so dass man zwei der Monster auf dem Village Sign verewigt hat.
Der kleine Ort liegt knapp 30 Kilometer südlich von Norwich zwischen der A140 und der A143.

Published in: on 16. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  

Auf den Spuren von Inspector Barnaby – Das Buckinghamshire Railway Centre in Quainton

   © Copyright Oxyman and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Oxyman and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Zweimal verschlug es Inspector Barnaby bisher in das Buckinghamshire Railway Centre in Quainton, rund acht Kilometer nordwestlich von Aylesbury. Während er in Episode 47 „Down among the dead men“ (dt. „Die Spur führt ins Meer“) zusammen mit Ben Jones dort nur kurz zu sehen ist, spielt ein größerer Teil von Folge 36 „Things that go bump in the night“ (dt. „Nachts, wenn du Angst hast“) auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums, auf dem der Eisenbahner James Griss in Mordverdacht gerät, und wo ein Dorffest veranstaltet wird, an dem die drei Barnabys natürlich auch teilnehmen.

1868 wurde der Bahnhof eröffnet, auf leichten Druck des Dukes of Buckingham, der gern einen Eisenbahnanschluss in der Nähe seines Hauses in Wotton Underwood haben wollte. Heute befindet sich hier eine der größten privaten Eisenbahnsammlungen des Landes, die von der 1969 gegründeten Quainton Railway Society betrieben wird. Hier kann man alte Dampflokomotiven bestaunen, von denen einige fahrbereit sind und die auch zu kleinen Fahrten eingesetzt werden. Eisenbahnfans, von denen es in England sehr viele gibt, haben die Möglichkeit an einem Fahrkurs teilzunehmen und eines der dampfenden Ungeheuer einmal selbst zu steuern (Kosten etwa £300). Rund 170 Lokomotiven und Waggons sind hier in Quainton versammelt, darunter auch ein Waggon, in dem Sir Winston Churchill und US-General Dwight D. Eisenhower während des Zweiten Weltkriegs ihre geheimen strategischen Planungen vorgenommen hatten.

So ein Gelände bietet sich natürlich nachhaltig für Filmaufnahmen an und so wurden im Buckinghamshire Railway Centre z.B. Werbefilme, Musikvideos (Brotherhood of Mans „Goodbye Goodbye“, The Tourists‘  „So Good to be Back Home“), TV-Serien (Dr. Who, Jewel in the Crown) und Spielfilme gedreht (11 Harrowhouse, The Woman in Black). Zuletzt fanden hier Dreharbeiten für die TV-Serie „Endeavour“ statt (ich berichtete darüber).

Alle, die den Dampflokomotiven der Vergangenheit nachtrauern, werden hier in Buckinghamshire voll auf ihre Kosten kommen!

Hier ist ein Film über das Buckinghamshire Railway Centre.

Die Brücke weckt Erinnerungen an die beiden Inspector Barnaby-Episoden, die hier gedreht wurden.    © Copyright E Gammie and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Brücke weckt Erinnerungen an die beiden Inspector Barnaby-Episoden, die hier gedreht wurden.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright E Gammie and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Luftfahrtshows in England im Sommer 2014

Die Red Arrows bei der Waddington Air Show 2013.    © Copyright J.Hannan-Briggs and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Red Arrows bei der RAF Waddington Air Show 2013.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright J.Hannan-Briggs and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die sogenannten Airshows sind in England sehr beliebt und jeden Sommer gibt es jede Menge davon, sowohl zivile als auch miltärische, nationale wie internationale. Hier ist ein kleiner, bei weitem nicht vollständiger Überblick über die Luftfahrtshows des Sommers 2014.

Auf dem Royal Air Force-Flughafen Fairford in Gloucestershire findet vom 11. bis zum 13. Juli The Royal International Air Tattoo statt, die größte militärische Luftfahrtshow der Welt. Hier werden die modernsten Düsenjets ausgestellt und als Höhepunkt fungieren wieder die Vorführungen der Red Arrows. Die RAF- Kunstflugstaffel feiert in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen.  Hoffen wir, dass alles gut geht, denn es kam immer wieder bei Vorführungen zu schweren Unfällen wie z.B. der Zusammenstoß zweier russischer Kampfjets über RAF Fairford im Jahr 2007 (hier im Film zu sehen).

Eine andere, weit über die Grenzen Englands hinaus bekannte Airshow ist die von Farnborough in Hampshire, eine der wichtigsten Luftfahrtmessen der Welt, die in diesem Jahr vom 14. bis zum 20. Juli stattfindet. Auch hier werden die Red Arrows wieder ihre Künste zeigen; Auftritte haben ebenfalls die Brightling Wing Walkers, die ich in meinem Blog schon einmal vorgestellt habe. Historische Miltärflugzeuge werden gezeigt wie z.B. die Douglas Dakota DC-3 aus dem Zweiten Weltkrieg oder die F-86 Sabre, die 1947 ihren Erstflug hatte. Hier ist die Vorführung einer F-18 während der Flugshow zu sehen.

Wer von den Red Arrows nicht genug bekommen kann, sollte sich am 5. und 6. Juli nach Lincolnshire begeben, wo die RAF Waddington International Airshow ausgetragen wird. Neben zahlreichen Vorführungen gibt es hier jede Menge Unterhaltungsmöglichkeiten, z.B. treten anlässlich des 70. Jahrestages des D-Day die D-Day Darlings auf, eine dreiköpfige Damen-Gesangsgruppe, die unter dem Titel „Songs that won the war“ Lieder aus Kriegszeiten zum Besten geben.

Historische Flugzeuge stehen im Mittelpunkt der Flying Legends Air Show auf dem Gelände des Imperial War Museums Duxford in Cambridgeshire am 12. und 13. Juli. Neben einer Lockheed Super Constellation, einer Boeing B-17 Flying Fortress und anderen britischen und amerikanischen Maschinen werden auch zwei Junkers Ju 52 und eine Messerschmidt Bf 108 vorgeführt.

Gute Bekannte werden wir auch beim Bournemouth Air Festival vom 28. bis zum 31. August an der englischen Südküste wieder finden, nämlich die Red Arrows, die an allen vier Tagen ihre Fähigkeiten zeigen. Beteiligt an dieser Show sind die Royal Air Force, die Royal Navy und die British Army.

Ich möchte noch einmal betonen, dass dies nur eine kleine Auswahl an Air Shows ist; es gibt in den Monaten Juni bis September noch viele andere zu sehen.

Beim Air Tattoo in Fairford.    © Copyright Brian Robert Marshall and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Beim Royal International Air Tattoo in Fairford.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Brian Robert Marshall and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 14. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  

Captain Matthew Webb – Der erste Mensch, der den Ärmelkanal durchschwamm

Hier am Admiralty Pier in Dover begann Matthew Webb am 24. August 1875 seine Ärmelkanaldurchquerung.    © Copyright John Baker and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Hier am Admiralty Pier in Dover begann Matthew Webb am 24. August 1875 seine Ärmelkanaldurchquerung.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Baker and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Matthew Webb, der 1848 in Dawley (Shropshire) geboren wurde, hatte schon seit Kindesbeinen eine enge Beziehung zu Wasser. Er lernte im Severn River Schwimmen und schloss sich schon mit 12 Jahren der Handelsmarine an. Mit 15 Jahren rettete er einen seiner jüngeren Brüder vor dem Ertrinken; er hatte also wirklich keine Berührungsängste mit Flüssen und Meeren.

Als er eines Tages davon hörte wie jemand versucht hatte, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, dabei aber scheiterte, dachte sich Matthew Webb, dass das doch eine Herausforderung für ihn selbst wäre und machte sich sofort an die Vorbereitungen für einen eigenen Versuch. Am 12. August 1875 war es dann soweit, aber Webb kam nicht weit, da die Wind- und Strömungsverhältnisse alles andere als optimal waren. Kurz darauf, am 24. August, startete er einen neuen Versuch. Am Admiralty Pier in Dover stieg er ins Wasser und machte sich auf die strapaziöse Strecke nach Calais, die noch kein Mensch vor ihm ohne jegliche Hilfsmittel geschafft hatte. Es war nicht einfach; wieder traf er auf starke Strömungen, hatte unterwegs eine schmerzhafte Kollision mit einer Qualle und musste sich unterwegs nur von Bier, Brandy und einer Kraftbrühe ernähren, was die ihn begleitenden Boote an Bord mitführten. Da Webb auch nicht auf der kürzesten Linie von Dover nach Calais schwimmen konnte, weil ihn die starken Strömungen immer wieder von der Bahn abbrachten, musste er insgesamt über 60 Kilometer zurücklegen, bis er schließlich an der französischen Küste ankam. 21 Stunden und 45 Minuten brauchte der Captain, um von England nach Frankreich zu gelangen; eine großartige Leistung für die damalige Zeit und es sollte bis zum 6. September 1911 dauern, bis ein anderer Engländer, Thomas William Burgess, die Durchquerung wiederholen konnte (nach 13 missglückten Versuchen).

Erst 1923 wurde Webbs bisherige Bestzeit von dem Argentinier Enrique Titabocchi unterboten; der Marathonschwimmer schaffte es, den Kanal in 16 Stunden und 33 Minuten zu durchschwimmen. 1961 war es wieder ein Argentinier, Antonio Abertondo, der als erster Mensch den Ärmelkanal nonstop hin und gleich wieder zurück durchquerte. Heute spricht niemand mehr davon, wenn jemand durch den Kanal schwimmt, es sei denn, ein neuer Rekord wird aufgestellt. Es gibt sogar eine Channel Swimming Association, die sich der Kanalschwimmer angenommen hat.

Die Abenteuerlust des Matthew Webb führte ihn leider auch zu einem frühen Tod. Im Alter von 35 Jahren versuchte er am 24. Juli 1883 die Whirlpool Rapids unterhalb der Niagara-Fälle zu durchschwimmen, wovor er eindringlich gewarnt wurde, denn diese Stromschnellen gelten als äußerst gefährlich. Webb versuchte es trotzdem und kam dabei ums Leben. In seinem Geburtsort in Dawley und auch in Dover hat man für ihn Denkmäler aufgestellt.

Hier ist ein Film über eine Kanaldurchquerung aus dem Jahre 2012.

Die High Street von Dawley (Shropshire), wo Matthew Webb geboren wude.    © Copyright Row17 and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die High Street von Dawley (Shropshire), wo Matthew Webb 1848 geboren wurde.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Row17 and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 13. Juni 2014 at 02:00  Comments (1)  
Tags:

Mein Buchtipp – John Timpson: Requiem For a Red Box

Foto meines Exemplares.

Foto meines Exemplares.

1989 ist das Buch „Requiem For a Red Box“ von John Timpson schon erschienen und lange im Buchhandel vergriffen, aber über Online-Antiquariate leicht zu bekommen. Über meinen absoluten Lieblingsschriftsteller John Timpson und seine Bücher habe ich in meinem Blog bereits mehrfach berichtet (z.B. hier). Er hat einfach einen unvergleichlichen feinen Humor und es ist ein Genuss, seine Bücher zu lesen. Leider ist er schon 2005 gestorben.

In dem heute von mir vorgestellten „Requiem For a Red Box“ beschäftigt sich John Timpson mit den englischen Telefonzellen und zwar den klassischen roten, die noch immer zu den Wahrzeichen Englands zählen, obwohl die British Telecom ihnen den Garaus gemacht hat und sie immer seltener zu finden sind.

Es begann alles im Jahr 1921, als das Post Office standardisierte Telefonzellen aufstellte und sie kurzerhand K1 nannte. Aber irgendwie konnte sich niemand so recht für diese Zellen begeistern, und so beauftragte man den berühmten Architekten Sir Giles Gilbert Scott, einen neuen Typus zu entwerfen. Scott, der sich im Laufe seiner Karriere vor allem mit dem Bau von Kirchen beschäftigt hatte, kreierte die K2 genannte Telefonzelle, die sofort „einschlug“ und zur Mutter aller folgenden „red boxes“ werden sollte. Die K3 entwarf auch noch Scott, dann nahm das Post Office die Gestaltung seiner Zellen selbst in die Hand und entwickelte die K4 und K5, mit nur geringem Erfolg, so dass man die K6 wieder in Scotts Hände legte, der damit den sogenannten Jubilee Kiosk schuf, der ab 1936 in den Straßen Englands zu sehen war. Als Scott 1960 starb, standen rund 60 000 Red Boxes in ganz Großbritannien. Es folgten noch die K7 und K8 in den 1960er Jahren, als dann aber 1984 die British Telecom entstand, war das das Ende der roten Telefonzellen. In wenigen Jahren ließ die BT 30 000 abreißen und durch die neuen KX100 ersetzen, die bei weitem nicht die „Aura“ der Vorgänger besaßen.

Von den 60 000 mittlerweile unter Schutz gestellten „jubilee kiosks“ stehen heute noch etwas über 2000 Exemplare in Großbritannien. Alle anderen K1 bis K8 wurden.bis auf wenige Ausnahmen, entweder verschrottet oder an Liebhaber verkauft, die daraus alles Mögliche gemacht haben wie Hausbars, Duschen, Bibliotheken oder ein Mini-Pub.

Timpson hat sein Buch mit vielen Fotos von Neil McAllister und Val Corbett illustriert. Da sind u.a. Bilder von total überwucherten oder einsam gelegenen Telefonzellen zu sehen, von abgewrackten und von Vandalen verwüsteten Red Boxes. Wer sich für diese „Ikone“ Englands interessiert, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen.

John Timpson: Requiem For a Red Box. Pyramid Books 1989. 128 Seiten. ISBN 1-855-10008-8

Eine K6 in Limington (Somerset).    © Copyright Rossographer and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Eine K6 in Limington (Somerset).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Rossographer and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Tourist Information Centre in einer ausgedienten Telefonzelle in Wakeham (Dorset).    © Copyright Chris Downer and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Tourist Information Centre in einer ausgedienten Telefonzelle in Wakeham (Dorset).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Chris Downer and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 12. Juni 2014 at 02:00  Comments (1)  
Tags:

Herman the German im Bovington Tank Museum in Dorset

Herman the Germans Tiger Tank in Bovington.   © Copyright Peter Trimming and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Herman the Germans Tiger Tank in Bovington.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Peter Trimming and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Im deutschen Fernsehen habe ich schon mehrere Beiträge über „Herman Ze German“ in London gesehen, zwei Lokale, die mit deutschen Brat- und Currywürsten in der Hauptstadt äußerst beliebt geworden sind. Eines steht in der Villiers Street und eines in der Old Compton Street.

Ein anderer Herman the German treibt in Dorset sein Unwesen. Dort findet man in Bovington eines der größten Panzermuseen der Welt, wo jeder, der einen Nerv für Militaria hat, voll auf seine Kosten kommt. Eines der berühmtesten Ausstellungsstücke in dem Museum ist der deutsche Panzer Tiger 131, der im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Der hier gezeigte Tiger wurde in Tunesien erobert und nach England gebracht, wo er in Dorset zusammen mit vielen anderen „tanks“ zur Schau gestellt wird. Liebevoll hat man ihn wieder in „gefechtsbereiten“ Zustand gebracht und Tiger 131 scheint sich dort auch wohl zu fühlen.

Zurück zu Herman the German. Nachts, wenn die Besucher das Museum verlassen haben, soll er auftreten, der ehemalige Panzerkommandant, vielmehr sein ruheloser Geist, der sich von seinem geliebten Kettenfahrzeug nicht trennen kann. Man sagt, er sei in dem Fahrzeug zu Tode gekommen. Angestellte des Museums haben immer wieder berichtet, dass sie eine Gestalt gesehen haben, die in einer Wehrmachtsuniform durch die Hallen wandert, besonders aber in der Nähe des deutschen Panzers gesichtet worden ist. Natürlich hat es auch schon viele Ghost Hunts gegeben, bei denen man versucht hat, Herman the German auf die Spur zu kommen. Geisterungläubige allerdings meinen, man hätte die Geschichte von dem spukenden deutschen Panzerkommandanten nur erfunden, um Jugendliche abzuschrecken, die nachts, unter Umgehung der Zahlung des Eintrittsgelds, dem Museum einen Besuch abstatteten. Vor über 40 Jahren wurde nachts aus dem Tiger-Panzer eine Plakette gestohlen, die der reuige Dieb vor zwei Jahren anonym wieder an das Museum zurückgeschickt hat, mit der Bitte, Plakette und Panzer wieder zu vereinen.

Ganz in der Nähe kam T.E. Lawrence („Lawrence of Arabia“) zu Tode, als er mit seinem Motorrad auf dem Weg von Cloud’s Hill zum Bovington Camp verunglückte. Auch er soll hier nächtens spuken; Anwohner haben häufig den typischen Sound seines Brough Superior-Motorrads gehört wie es über die Landstraßen in der Nähe seines Hauses Cloud’s Hill donnert. Vielleicht verabreden sich ja Lawrence von Arabien und Herman the German gelegentlich zu einem nächtlichen Plausch im Bovington Tank Museum…

Das Museum liegt etwa auf halbem Wege zwischen Weymouth und Poole.

Der Tiger Tank von vorn.   © Copyright Peter Trimming and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Der Tiger Tank von vorn.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Peter Trimming and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 11. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

Tewkesbury Medieval Festival 2014

Szene vom Festival 2013.    © Copyright Philip Halling and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Szene vom Festival 2013.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Philip Halling and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Zwei Tage lang steht die Stadt Tewkesbury in Gloucestershire auch in diesem Jahr wieder ganz im Zeichen mittelalterlichen Lebens und Treibens. Am 12. und 13. Juli findet hier das Tewkesbury Medieval Festival 2014 statt, das größte seiner Art in ganz Europa. Dabei hatte es 1984 ziemlich klein als ganz normales Stadtfest angefangen, sich dann aber zu einem Großereignis entwickelt.

Im Mittelpunkt steht das „re-enactment“ der Schlacht von Tewkesbury, bei der 1471 die Truppen der Yorkists und der Lancastrians aufeinanderstießen. Das Spektakel findet auf dem Original-Schauplatz der blutigen Schlacht statt, bei dem rund 2000 Mitwirkende zu sehen sein werden. Da Soldaten nach einer Schlacht hungrig und durstig sind, werden natürlich auch viele Buden aufgebaut, an denen man sich entsprechend stärken kann (z.B. mit einem extra für das Festival gebrauten Ales!). In den Straßen der Stadt und rund um die berühmte Abbey geht das mittelalterliche Treiben weiter mit Jongleuren, Geschichtenerzählern, Minstrelsängern, Falknern usw. usw. Am Samstagabend, dem 12. Juli gibt es noch ein re-enactment, dann wird der Sturm der Tewkesbury Abbey nachgestellt, bei dem die Yorkists damals die Lancastrians gefangen nahmen, die in der Abbey Zuflucht gesucht hatten. Anschließend werden die armen Teufel dann auch noch hingerichtet. Man sieht, für viel Spaß ist gesorgt…

Eintritt kostet es nicht, wenn man das Festival besuchen möchte. Verfehlen kann man es auch nicht, denn es wird von allen Zufahrtsstraßen ausgeschildert sein, was auch für die Parkplätze gilt, denn Parken in der Stadt selbst ist an den beiden Tagen ausgeschlossen.

Dieser Film zeigt einige Szenen von der Nachstellung der Schlacht von Tewkesbury beim Festival des letzten Jahres.

...und noch eine Szene von Kampfhandlungen des letzten Jahres.    © Copyright Philip Halling and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

…und noch eine Szene von Kampfhandlungen des letzten Jahres.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Philip Halling and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 10. Juni 2014 at 02:00  Comments (4)  
Tags:

Famous Graves – Henry Moore und St Thomas in Perry Green (Hertfordshire)

   © Copyright Gerry and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Gerry and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Henry Moore (1898 – 1986) gehört in die erste Liga der Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Der in Yorkshire geborene Künstler verbrachte die größte Zeit seines Lebens in Hertfordshire, in dem kleinen Dorf Perry Green bei Much Hadham, südwestlich von Bishop’s Stortford. Hier, auf einem ehemaligen Bauernhof namens Hoglands, richtete sich Moore sein Studio ein, das bis heute besteht und von der Henry Moore Foundation betrieben wird. Auf dem zu bestimmten Zeiten (meist von Mai bis Oktober)  zugänglichen Gelände kann man in dem Skulpturengarten viele der Kunstwerke Moores bewundern.

Als weltberühmter Künstler empfing Henry Moore in Hoglands viele Prominente, die ihm in seinem Studio einen Besuch abstatteten, z.B. die Schauspielerinnen Julie Andrews und Lauren Bacall, die Schriftsteller W.H. Auden und Somerset Maugham und die Politiker Helmut Kohl und Francois Mitterand. Moore und seine Gäste waren häufig im Dorfpub, The Hoops Inn, zu finden, der nur ein paar Schritte vom Studio entfernt liegt.

Ende 2005 geriet Perry Green in die Schlagzeilen der Weltpresse, als dort nachts vom Hoglands-Gelände eine der berühmtesten Plastiken Moores, eine seiner Reclining Figures, gestohlen wurde, ein Koloss von über zwei Tonnen Gewicht, das nie wieder aufgetaucht ist und wahrscheinlich eingeschmolzen wurde. Noch einmal, im Jahr 2012, war das Gelände der Henry Moore Foundation das Ziel von Dieben, dieses Mal stahlen sie eine Skulptur namens Sundial.

Henry Moores Grab findet sich ebenfalls in Perry Green, auf dem kleinen Friedhof der Kirche St Thomas, etwas nördlich vom Dorf gelegen. Hier steht sein recht unscheinbarer Grabstein, direkt neben dem seiner Frau Irina, die drei Jahre nach ihrem Mann, im Jahr 1989 starb.

Hier ist ein Film über einen Rundgang durch das Gelände der Henry Moore Foundation.

Die St Thomas Church in Perry Green.    © Copyright Robert Edwards and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die St Thomas Church in Perry Green.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Robert Edwards and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Henry Moores Studio Hoglands in Perry Green.    © Copyright Julian Osley and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Henry Moores Studio Hoglands in Perry Green.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Julian Osley and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Eine der Plastiken Henry Moores im Skulpturengarten von Perry Green.    © Copyright Julian Osley and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Eine der Plastiken Henry Moores im Skulpturengarten von Perry Green.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Julian Osley and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Victoria Cross und die drei Männer, die die diesen hohen Orden gleich zweimal erhielten

Author: Richard Harvey. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Author: Richard Harvey.
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

„Das Victoria-Kreuz (engl. Victoria Cross) ist die höchste Kriegsauszeichnung der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs und einiger Staaten des Commonwealth. Es wird für herausragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes verliehen und steht innerhalb der Rangfolge der Orden und Ehrenzeichen des Vereinigten Königreichs an erster Stelle“. So steht es in der Wikipedia. Königin Victoria hatte die nach ihr benannte Auszeichnung 1856 ins Leben gerufen, die seitdem 1357 Mal verliehen wurde.

Drei Männer gab es nur, die diesen Orden gleich zweimal erhalten haben, zwei Engländer und ein Neuseeländer. Da war einmal Lieutenant-Colonel Dr. Arthur Martin-Leake aus Hertfordshire, ein Arzt, der im Burenkrieg in Südafrika  (1899-1902) eingesetzt wurde. Am 8. Februar 1902 kam es bei Vlakfontein zu Kampfhandlungen zwischen Buren und Engländern, wobei mehrere britische Soldaten schwer verwundet wurden. Dr Martin-Leake eilte ihnen zu Hilfe, obwohl er in den Kugelhagel der Buren geriet und dabei selbst mehrfach getroffen wurde. Durch diese heldenhafte Tat rettete er das Leben der Soldaten und bekam dafür das erste Victoria Cross. Später, im Ersten Weltkrieg, geriet der mutige Arzt in ähnliche Situationen bei der ersten Flandernschlacht 1914 in Belgien. Auch da rettete Dr. Martin-Leake unter Einsatz seines Lebens britische Soldaten, die zwischen den Fronten schwer verwundet worden waren. Sein heldenhafter Einsatz brachte ihm das zweite Victoria Cross ein. 1959 starb der Arzt in High Cross, im heimischen Hertfordshire und wurde auf dem Friedhof von St John’s beerdigt.

Captain Noel Godfrey Chavasse erhielt seine beiden Victoria-Kreuze im Ersten Weltkrieg. Auch der in Oxford geborene Chavasse war Arzt und auch sein Einsatz war mit dem von Martin-Leake vergleichbar. Bei der Schlacht von Guillemont an der Somme rettete er zwanzig Soldaten, die im Niemandsland zwischen den Fronten verwundet worden waren und ließ sich durch den Beschuss durch die Deutschen nicht von seinem Vorhaben abbringen. Das Victoria Cross erhielt er 1916 „For most conspicuous bravery and devotion to duty.“ Ein Jahr später, in der Zeit vom 31. Juli bis zum 2. August zeichnete sich der Arzt ein zweites Mal aus, als er bei Kämpfen in Belgien erneut Soldaten vor dem sicheren Tod rettete, dabei aber selbst so schwer verwundet wurde, dass er kurz darauf, am 4. August 1917 starb. Wenige Wochen nach seinem Tod erhielt er posthum das zweite Victoria Cross. Sein Grab liegt auf dem belgischen Brandhoek New Military Cemetery.

Der neuseeländische Captain Charles Hazlitt Upham war der einzige Soldat, der zwei Viktoria-Kreuze im Zweiten Weltkrieg erhielt. Das erste bekam er für seinen heldenhaften Einsatz im Mai 1941 auf Seiten der Alliierten auf der griechischen Insel Kreta, wobei er schwer verwundet wurde. „He showed superb coolness, great skill and dash and complete disregard of danger. His conduct and leadership inspired his whole platoon to fight magnificently throughout, and in fact was an inspiration to the Battalion“, so die Begründung für die Vergabe des Ordens. Bei der ersten Schlacht von El-Alamein in Ägypten, die im Juli 1942 stattfand, war Upham erneut zur Stelle und zeichnete sich durch sein extrem mutiges und entschlossenes Vorgehen gegen den Feind aus, was den englischen König dazu veranlasste, ihm ein zweites Mal den Orden zu verleihen. Upham starb am 22. November 1994 im neuseeländischen Canterbury.

Hier ist ein Film von Jeremy Clarkson über das Victoria Cross und einige seiner Empfänger.

Published in: on 8. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  

Englische Exzentriker – John Arscott of Tetcott (1719 – 1788)

Das Tetcott Manor House heute. This work is released into the public domain.

Das Tetcott Manor House heute.
This work is released into the public domain.

Tetcott ist ein kleiner Weiler in Devon, ein paar Kilometer südlich von Holsworthy, in dem einst die Arscott-Familie wohnte. 1603 erbaute Arthur Arscott das erste Manor House an der Stelle, an der das heutige noch steht. Der letzte der Familie, John Arscott (hier ist ein Foto von ihm), ist es aber, den ich hier vorstellen möchte und zwar auf Grund seiner ausgeprägten Exzentrik. Er wurde 1719 geboren und starb 1788 und verbrachte sein ganzes Leben hier im Manor House im ländlichen Devon.

John Arscott hielt sich wie im Mittelalter einen zwergenhaften Hofnarren namens Black John, dessen Aufgabe es war die Gäste des Hauses nach dem Abendessen zu unterhalten. Black John’s Spezialität war der  „Mäusetrick“, dabei verschluckte er eine lebende Maus, an deren Schwanz er einen Faden gebunden hatte. Nachdem die Maus in seinem Magen angekommen war, zog er sie an dem Faden wieder ans Tageslicht heraus, zum Gelächter und Amüsement der (vielleicht schon angetrunkenen) Gäste. Wie die Mäuse dieses Schauspiel fanden, ist nicht überliefert. Eine weitere Spezialität war das Rupfen eines Spatzen, wobei Black John die Beine eines lebenden Vogels in den Mund nahm und ihm nun mit den Zähnen nach und nach die Federn ausriss, bis der Spatz blank gerupft war. Bei der ganzen Prozedur waren die Hände des Hofnarren auf dem Rücken festgebunden.

John Arscott besaß auch eine Lieblingskröte, die er „Old Dawty“ getauft hatte. Jeden Morgen pfiff Mr. Arscott nach ihr, worauf  „Old Dawty“ erschien und liebevoll von ihm gefüttert wurde. Eines Tages wurde die Kröte von einem Gast mit einem Stock erschlagen, mit schlimmen Folgen (auch für den Gast). Erst stürzte sich der erboste Hofnarr auf ihn und prügelte auf ihn ein, dann wurde er von seinem Gastgeber vor die Tür gesetzt.

Das exzentrische Verhalten John Arscotts setzte sich auch bei seinen Besuchen in der Kirche Holy Cross fort. Bei den Predigten langweilte sich der Mann offenbar entsetzlich, denn während sich der Pfarrer auf der Kanzel abmühte, fütterte er die Spinnen in der Kirche mit Fliegen, die er in einem Glas mitgebracht hatte. Das mag ja noch angegangen sein, schlimmer war, dass er den Gottesmann mit Äpfeln bewarf, wenn er mit der Predigt nicht zufrieden war.

John Arscott wurde in der Arscott Chapel in Holy Cross auch beigesetzt, die Inschrift auf seiner Gedenktafel lautet etwas zweideutig:
Sacred to the Memory of
John Arscott
late of Tettcott in this Parish Esquire,
who died the 14th Day of January 1788
Aged 69
and whose Remains lie near this Place
What his character was need not here be recorded
The deep Impression
which his extensive Benevolence and Humanity
has left on the Minds of His Friends and Dependants
will be transmitted by Tradition
to late Posterity
.

Die Holy Cross Church in Tetcott. Das Manor House steht gleich dahinter. This work is released into the public domain.

Die Holy Cross Church in Tetcott. Das Manor House steht gleich dahinter.
This work is released into the public domain.

 

Published in: on 7. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags: ,

Pubschilder – The Excavator in Buckland Hollow (Derbyshire)

   © Copyright Peter Barr and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Peter Barr and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Dieser Pub an der A610, der Ripley Road, in Buckland Hollow (Derbyshire) hat schon einen ungewöhnlichen Namen: The Excavator, was auf Deutsch „Der Bagger“ heißt.  In den 1980er Jahren wurde das Gasthaus eröffnet und hatte als Besonderheit einen Bagger auf dem Dach stehen; welcher englische Pub konnte so etwas schon vorweisen? Doch irgendwann hatte die Arbeitsschutzbehörde Health & Safety Bedenken, ob das Dach wohl auch zukünftig die Last des Baggers tragen konnte und so musste er runter vom Dach. Jetzt steht eine andere Baumaschine in einem umzäunten Teil des Vorgartens, ein JCB mini CX backhoe loader, dessen Ladeschaufel im Sommer als überdimensionale Blumenschale genutzt wird. Die Firma JCB (benannt nach ihrem Gründer Joseph Cyril Bamford) gehört zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt und ihre gelben Fahrzeuge sind auf vielen Baustellen Englands zu sehen.

Hinter dem Gasthof verliefen früher einmal eine Eisenbahnlinie und ein Kanal, der Cromford Canal, die beide nicht mehr in Betrieb sind. Hier wurden Waren von den Schiffen auf Eisenbahnwaggons umgeladen.

The Excavator gehört heute zu den Marston’s Pubs, eine große Brauerei zu der landesweit über 2000 Pubs gehören. Er hat übrigens auch ein normales Pubschild an der Straße stehen, auf dem ebenfalls ein Bagger zu sehen ist, aber die echte Baumaschine im Vorgarten ist schon der „Hingucker“, der auf den Gasthof aufmerksam macht.

The Excavator
Ripley Road
Buckland Hollow
Ambergate
Derbyshire DE56 2HS
Tel. 01773 744400

Buckland Hollow in Derbyshire, rechts The Excavator.    © Copyright Alan Murray-Rust and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Buckland Hollow in Derbyshire, rechts The Excavator.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Alan Murray-Rust and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Published in: on 6. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags:

Das Londoner Stadttor Temple Bar und seine Mini-Odyssee

Das ehemalige Stadttor Temple Bar am Paternoster Square in London.    © Copyright David Bradbury and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das ehemalige Stadttor Temple Bar am Paternoster Square in London.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright David Bradbury and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Früher erfolgte der Zugang zu der City of London über Stadttore. Eines davon war Temple Bar, dessen Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Bei dem großen Feuer von London 1666 kam es zwar glimpflich davon, war aber so stark reparaturbedürftig, dass man sich diese Mühe nicht geben wollte. Also gab der damalige König Charles II die Order, Temple Bar komplett neu zu bauen und wer kam da wohl nur in Frage? Natürlich, Sir Christopher Wren, der in dieser Zeit halb London neu errichtet hat. Als Material verwendete man den berühmten Portlandstein aus den königlichen Steinbrüchen in Dorset. Wren verzierte das Stadttor mit Statuen von einigen Royals wie Charles I und Charles II, Königin Anne of Denmark und James I. Der Standort des Tores war dort, wo die Fleet Street in die Straße Strand übergeht.

Über 200 Jahre stand Temple Bar an dieser Stelle, bis man sich über seine Zukunft Gedanken machte, denn zwischenzeitlich hatte der Londoner Verkehr so stark zugenommen, dass das Tor ein Nadelöhr bildete, außerdem wurden daneben die Royal Courts of Justice gebaut. Kurzum: Temple Bar störte und musste weg. Statt aber das Tor abzureißen und den Bauschutt auf eine der Londoner Deponien zu kippen, baute man es 1878 sorgfältig Stein für Stein ab und lagerte alles fein säuberlich numeriert, in der Hoffnung, es irgendwann noch einmal verwenden zu können. Zwei Jahre später wurde an der Stelle das Temple Bar Memorial errichtet, das noch heute mitten auf der Straße steht und vom Londoner Verkehr „umbraust“ wird.

Temple Bar wurde tatsächlich wieder zum Leben erweckt und zwar in Gestalt von Valerie, Lady Meux, die den Sohn des reichen Bierbrauers Sir Henry Meux geheiratet hatte. Die in den Londoner Gesellschaftskreisen höchst umstrittene Dame hatte einen Nerv für Absonderlichkeiten (sie ließ sich gern in einer Kutsche durch London fahren, die von Zebras gezogen wurde) und so hatte sie 1880 die glorreiche Idee, Temple Bar zu kaufen und das Stadttor auf ihrem Landsitz Theobalds in Hertfordshire wieder errichten zu lassen. Natürlich wollte Lady Meux damit auch angeben, denn wer hatte schon so ein gewaltiges Tor in seinem Park stehen? Mit einer großen Gartenparty wurde das Tor eingeweiht und stolz zeigte die Dame ihre jüngste Errungenschaft den zahlreichen Gästen. In einem Zimmer im oberen Teil des Tores soll Lady Meux illustre Persönlickeiten wie Winston Churchill und den Prince of Wales empfangen haben.

Da stand es nun, das Stadttor, im Park von Theobalds House bei Cheshunt in Hertfordshire, und nachdem der Reiz des Neuen verflogen war, rottete es langsam vor sich hin. Doch es gab in London immer noch einige Menschen, die sich sagten, eigentlich gehört Temple Bar nach London und sollte von seinem trostlosen Dasein in der Provinz erlöst werden. 1976 gründete man den Temple Bar Trust, der das Ziel verfolgte, das Stadttor wieder zurückzuholen und es an einer würdigen Stelle neu zu errichten. 1984 kaufte der Trust das Bauwerk für den Schnäppchenpreis von £1, musste aber noch einmal £3 Millionen drauflegen, um das Stadttor wieder abzubauen, es nach London zu transportieren und es dort wieder aufbauen zu lassen.Der Trust schulterte diese Summe aber nicht allein, geholfen hatte die Corporation of London und mehrere der Livery Companies der Stadt.

Am 10. November 2004 war es dann soweit, der Lord Mayor gab das Tor den Londonern mit einer Eröffnungszeremonie wieder zurück. Der neue Standort ist seitdem der Paternoster Square, direkt neben der St Paul’s Kathedrale.

Dieser Film zeigt das Temple Bar Monument und den neuen Standort des ehemaligen Stadttores.

Übrigens: Theobalds Park am Lieutenant Ellis Way bei Cheshunt in Hertfordshire ist heute ein Hotel und gehört zu der De Vere-Kette.

Temple Bar an seinem vorigen Standort am Theobalds House in Hertfordshire.    © Copyright Christine Matthews and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Temple Bar an seinem vorigen Standort am Theobalds House in Hertfordshire.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Christine Matthews and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Temple Bar Monument, dort, wo einst das Stadttor stand.    © Copyright David Dixon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Temple Bar Monument, dort, wo einst das Stadttor stand.
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright David Dixon and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

 

Published in: on 5. Juni 2014 at 02:00  Comments (2)  
Tags:

Cotswolds Inns & Hotels – Eine kleine, vielfach ausgezeichnete Hotelgruppe

The Hare & Hounds in Westonbirt (Gloucestershire).    © Copyright Ian S and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Hare & Hounds in Westonbirt (Gloucestershire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Ian S and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Cotswolds gehören zu den bevorzugten Urlaubsgebieten Englands und so gibt es dort auch eine Vielzahl von Hotels aller Kategorien, vom einfachen B&B bis zum luxuriösen 5*-Hotel. Michael und Pamela Horton gründeten 1997 die kleine, übersichtliche Hotelgruppe „Cotswold Inns & Hotels„, die heute aus acht Häusern besteht, die über die ganze Region verteilt sind. Es sind alles Hotels der 3*- und 4*-Kategorien, die in historischen Gebäuden untergebracht sind.

Dass Michael und Pamela Horton mit ihrem Unternehmen richtig lagen, zeigen die vielen Auszeichnungen, die die Hotelgruppe bisher erhalten hat. Das Ehepaar selbst erhielt in diesem Jahr den Condé Nast Knight Frank Award for Excellence and Innovation. Die Hotels wurden in der Kategorie Small Hotel Group of the Year mit dem AA Hospitality Award 2012/13 ausgezeichnet.

Das Beaufort Restaurant in The Hare & Hounds in Westonbirt bei Tetbury (Gloucestershire) wurde im Waitrose Good Food Guide 2014 lobend erwähnt und empfohlen.

The Lamb Inn in Burford (Oxfordshire) erhielt 2012 und 2013 den Oxfordshire Restaurant Award und wurde in der Vergangenheit mehrfach für weitere Hotel- und Restaurantpreise nominiert.

Bei der Vergabe des Beautiful South Awards for Excellence 2012/13 bedachte man das ebenfalls in Burford gelegene Bay Tree Hotel mit der Silbermedaille, die sie sich mit The Lamb Inn teilte.

The Manor House Hotel liegt in der High Street von Moreton-in-Marsh (Gloucestershire). Sein Mulberry Restaurant erhielt in der Kategorie „Most Outstanding Service“ den Condé Nast Johansens Award for Excellence 2013.

Das Broadway Hotel am The Green in Broadway (Worcestershire) war der Gewinner des Heart of England Excellence in Tourism Awards 2010 in der Kategorie „Small Hotel of the Year“.

Die restlichen Hotels der Gruppe sind das sehr schön gelegene The Bear of Rodborough Hotel in Rodborough Common (Gloucestershire) bei Stroud, das The Close Hotel in der Long Street in Tetbury (Gloucestershire) und das so häufig fotografierte The Swan Hotel in Bibury (Gloucestershire).

Alle diese Häuser rühmen sich „good value for money“ zu bieten, wobei zu sagen ist, dass die Hotelpreise in England relativ hoch sind. Preisbeispiele: Im The Swan kostet ein Himmelbettzimmer in der Woche ab £230 (ca 280 Euro) pro Nacht, im Bay Tree Hotel ist ein Garden Room für £200 (ca 246 Euro) zu haben, was auch eine Junior Suite im Broadway Hotel kostet. Am Wochenende sind die Übernachtungspreise rund £20 höher.

The Bay Tree Hotel in Burford (Oxfordshire).    © Copyright Martin Bodman and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Bay Tree Hotel in Burford (Oxfordshire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Martin Bodman and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Broadway Hotel in Broadway (Worcestershire).    © Copyright terry joyce and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Broadway Hotel in Broadway (Worcestershire).
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright terry joyce and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Manor House Hotel in Moreton-in-Marsh.    © Copyright Terry Langhorn and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Manor House Hotel in Moreton-in-Marsh 
Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Terry Langhorn and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

 

Published in: on 4. Juni 2014 at 02:00  Comments (1)  

Der deutsche Soldatenfriedhof Cannock Chase in Staffordshire

   © Copyright Colin Smith and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Colin Smith and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Broadhurst Green heißt die Straße, die die kleine Stadt Cannock in Staffordshire in nördlicher Richtung verlässt und zum deutschen Soldatenfriedhof im Wald von Cannock Chase führt. Hier hat man die sterblichen Überreste aller deutschen Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zusammengeführt, die auf englischem Boden gestorben sind. Das sind in erster Linie die in Kriegsgefangenschaft und in Internierungslagern gestorbenen Deutschen, aber auch die Besatzungen der Zeppeline, die im Ersten Weltkrieg über England abgeschossen wurden, sowie die Crews von abgestürzten Kampfflugzeugen und Seeleute, die an den Küsten angeschwemmt wurden.

1959 einigten sich die Regierungen Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland darauf, diesen Zentralfriedhof anzulegen auf dem 2143 Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und 2786 Soldaten aus dem Zweiten Weltkieg beerdigt sind. Der Grund und Boden des Cannock Chase Friedhofs wurde vom Staffordshire County Council auf die Bundesrepublik Deutschland überschrieben. Der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfürsorge beauftragte den Göttinger Architekten Diez Brandi mit der Anlage des Friedhofs, der die Arbeiten zusammen mit den beiden englischen Architekten Harold Doffman und Peter Leach aus Stafford durchführte. Am 10. Juni 1967 wurde der Cannock Chase Cemetery der Öffentlickeit übergeben.

Die meisten Grabsteine aus Granit sind so gestaltet, dass auf jeder Seite die Namen, Geburts- und Sterbetage (so weit bekannt) von zwei Soldaten eingraviert sind. Es liegen auch einige hochrangige deutsche Militärs auf dem Friedhof wie General Maximilian von Herff und Feldmarschall Ernst Bernhard Wilhelm Busch.

Der Soldatenfriedhof ist sehr ruhig gelegen und sehr schön in die Landschaft eingebettet, was dieser Film auf eindrucksvolle Weise zeigt.

German Military Cemetery
Broadhurst Green, Cannock Chase, WS12 4PT
Staffordshire

   © Copyright Gordon Griffiths and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Gordon Griffiths and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

   © Copyright Neil Theasby and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Neil Theasby and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

 

Die Brücke über den River Ure bei Middleham (North Yorkshire), die durch eine Herde Kühe zum Einsturz gebracht wurde

   © Copyright Roger Templeman and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright Roger Templeman and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Da ich, wie ich in meinem Blog schon schrieb, mit einer eifrigen Ricardianerin verheiratet bin, die seit vielen Jahren Mitglied der Richard III Society ist, führte uns der Weg schon etliche Male nach Middleham in North Yorkshire, wo die Burg Richards III mitten im Ort besichtigt werden kann. Aber auch wer mit dem König nicht so viel anzufangen weiß, wird sich in der hübschen Kleinstadt Middleham wohlfühlen, die von Rennpferden geprägt ist. Über 500 Pferde sind hier in einem Race Horse Centre vereint, die zum täglichen Straßenbild gehören.

Andere, weniger edle Vierbeiner, nämlich Kühe, hatten einmal einen unrühmlichen Auftritt in Middleham, der den Tieren im nachinein wahrscheinlich sehr peinlich war. Doch der Reihe nach. 1830 bauten die Architekten Joseph Aloysius Hansom und Edward Welch eine Brücke über den River Ure, der nördlich an Middleham vorbeifließt. Es war eine der ersten Hängebrücken, die man in England errichtete. Den Namen Hansom kennt man von der Hansom Cab, die er erfand, eine offene, von Pferden gezogene Kutsche.

Vielleicht hatten die beiden Architekten bei der Konstruktion der Brücke über den Ure keine allzu glückliche Hand gehabt, denn sie stürzte nicht lange nach der Fertigstellung ein und das durch die bereits erwähnten Kühe. Eine Herde der Wiederkäuer wurde eines Tages über die Brücke getrieben und irgendwie fanden die Tiere es wohl toll, in Gleichschritt zu verfallen und in dieser Form marschierten sie alle über den River Ure. Doch durch den Gleichschritt geriet die Brücke ins Schwanken und stürzte ein. Ich weiß nicht, ob dieser Vorfall den Architekten oder den Kühen peinlicher war…

Die Middleham Bridge wurde wieder repariert und hielt allen weiteren Viehtrieben stand. Im Jahr 2008 beschädigte ein Lastwagen die Brücke und verursachte einen Schaden von £10 000. Aber auch der wurde behoben und so steht die Brücke nach wie vor allen Zweibeinern, Vierbeinern und motorisierten Fahrzeugen zur Verfügung, die den Ure auf der B6108 überqueren wollen.

   © Copyright John Firth and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Creative Commons Licence [Some Rights Reserved]   © Copyright John Firth and
licensed for reuse under this Creative Commons Licence.