
Eine geschlossene Arztpraxis in Witney (Oxfordshire).
Photo © P L Chadwick (cc-by-sa/2.0)
„NHS crisis forces 500 000 patients to find new GP after mass surgery closures“ titelte der Mirror, „Surgeries facing disaster as family doctors quit„, hieß es beim Daily Express und „GP Surgeries in crisis: You can’t get an appointment„, meldeten die BBC News. Was ist da los in England?
GPs, also Hausärzte, verspüren in den letzten Jahren eine immer stärker werdende Belastung, viele haben ein Burn-out, darum geben sie ihre Praxen auf, das heißt die verbleibenden Hausärzte müssen die Patienten dieser Kollegen übernehmen, was wiederum zu einer weiteren Belastung der Ärzte führt. Die Patienten haben weitere Wege zu ihrem Hausarzt zurückzulegen, was vor allem älteren Menschen schwer fällt, die nicht motorisiert sind. Die Wartezeiten auf einen Termin werden ebenfalls länger, manchmal kann das schon bis zu drei Wochen dauern. Die Folge ist, dass mehr Menschen die Notfallaufnahmen in Krankenhäusern aufsuchen, die auch chronisch unterbesetzt sind.
Noch vor fünf Jahren kamen 65 Hausärzte auf 100 000 Menschen, jetzt sind es nur noch 60, mit fallender Tendenz, denn 42.1% aller GPs wollen in den nächsten fünf Jahren ihre Praxis schließen bzw. in den Ruhestand gehen. Wo soll das noch hin führen? 6000 Hausärzte werden eigentlich sofort gebraucht, doch wo sollen die her kommen? Es dauert rund zehn Jahre bis ein Mediziner inklusive Studium so weit ist, um voll in den Beruf einzusteigen. Eine Landarztpraxis zu eröffnen, wird immer weniger attraktiv, so wie es auch in Deutschland der Fall ist.
Die Worte „Krise“ und „Katastrophe“, die die Medien verwenden, scheinen also nicht übertrieben zu sein.

Eine ehemalige Landarztpraxis in West Auckland (County Durham) aus der ein Pflegeheim wurde.
Photo © Stanley Howe (cc-by-sa/2.0)