Kingston-upon-Hull (East Riding of Yorkshire) stand einmal auf Platz 1 der Liste der britischen Crap Towns (siehe hierzu meinen Blogeintrag), doch man tut hier sehr viel, um den schlechten Ruf der Stadt abzustreifen. Im Jahr 2017 war Kingston-upon-Hull sogar die UK City of Culture, was in großem Stil gefeiert wurde. Siehe auch meine Berichte über den Larkin Trail und die besonderen Telefonzellen der Stadt an der Mündung des River Humber.
In der Altstadt gibt es eine Straße mit einem sehr schönen Namen: Land of Green Ginger. Die enge und kurze Gasse gehört mit zu den ältesten Straßen der Stadt; früher hieß sie einmal Old Beverley Street. Nicht geklärt ist, wie es zu der Namensgebung kam. Möglicherweise wurde im Mittelalter in dieser Gegend Ingwer gelagert; es gibt auch die Theorie, dass der Name in Zusammenhang mit der Familie Lindegreen aus den Niederlanden steht, aus dem später aus irgendeinem Grund Lindegroen jonger wurde und daraus wiederum Land of Green Ginger. Egal, der Name ist einfach schön.
Viel gibt es in der Gasse nicht zu sehen, aber eine Besonderheit findet man doch: Englands kleinstes Fenster. Es ist direkt links neben dem Eingang des The George Hotels angebracht, eigentlich mehr Pub als Hotel. Von diesem Fensterschlitz aus beobachtete der Portier früher, als das Hotel als Postkutschenstation diente, herannahende Kutschen und informierte die Belegschaft, dass da Arbeit auf sie zukam.
Die heute nur noch wenig bekannte Schriftstellerin Winifred Holtby (1898-1935) veröffentlichte 1927 einen Roman mit dem Titel „The Land of Green Ginger„, in dem die Protagonistin Joanna Burton das Straßenschild mit dem Namen erblickt und davon träumt, einmal in die Länder zu fahren, in denen es diesen grünen Ingwer gibt.
Wie kurios. Das sind so die Dinge, die ich an England mag.