Englische Exzentriker – Lieutenant-Colonel John „Mad Jack“ Churchill (1906-1996)

 This artistic work created by the United Kingdom Government is in the public domain.

This artistic work created by the United Kingdom Government is in the public domain.

Man muss schon recht exzentrisch veranlagt sein, wenn man in einem Krieg im 20. Jahrhundert seine Gegner mit Pfeil und Bogen erlegen will. Genau das tat nämlich ein gewisser John Malcolm Thorpe Fleming Churchill, auch Mad Jack genannt. Er zog in den Zweiten Weltkrieg, bewaffnet mit eben diesem Bogen, mit Pfeilen und einem Schwert, er trug einen Kilt und spielte bei jeder sich bietenden Gelegenheit Dudelsack (Mad Jack war aber kein Schotte!). John Churchills Leitspruch war: „Any officer who goes into action without his sword is improperly armed„, ein Leitspruch, dem außer ihm wohl niemand anderes folgte.

So exzentrisch Mad Jack auch war, so erfolgreich war er auch, denn seine militärische Karriere führte ihn bis zum Dienstgrad eines Lieutenant-Colonels (Oberstleutnant); er erhielt den Orden DSO (Distinguished Service Order) und das Military Cross. Eingesetzt wurde John Churchill (der nicht mit Sir Winston verwandt war) in Frankreich, in Norwegen, in Italien und in Jugoslawien; sein Dudelsack war immer dabei, ja, er spielte das Instrument sogar bei Angriffen auf den Gegner und in brenzligen Situationen.  Als er in Jugoslawien von den Deutschen gefangengenommen wurde, schrieb er nach zwei Tagen einen Brief an den Kommandanten, bedankte sich für die faire Behandlung und lud ihn zu einem Abendessen ein, falls er nach dem Krieg einmal nach England kommen sollte.

Nachdem Churchill mehrfach aus Gefangenenlagern ausgebrochen war, schickte man ihn nach Indien, zur Vorbereitung auf eine mögliche Invasion Japans; doch der Krieg endete, sehr zum Verdruss des Oberstleutnants. Dabei soll er gesagt haben: „Hätten die verdammten Yankees nicht eingegriffen, hätten wir den Krieg problemlos noch zehn Jahre weiterführen können„. Mad Jacks Wunsch war, auf dem Schlachtfeld zu fallen und, in den Union Jack eingehüllt, begraben zu werden.

Doch dazu kam es nun einmal nicht, aber Churchill blieb bis zu seiner Pensionierung weiterhin bei der Armee. Im späteren Zivilleben ging er seinen Hobbies nach, er baute ferngesteuerte Modellschiffe und kaufte Themse-Dampfer, die er komplett renovierte und auf der Strecke Richmond-Oxford verkehren ließ.

Auch in seinem späteren Leben zeigte sich Churchill gern als Exzentriker. So pendelte er beruflich eine Zeit lang mit der Bahn zwischen London und seinem Wohnort hin und her; kurz bevor er aussteigen musste, machte er das Fenster des Eisenbahnwagens auf, warf zum Erstaunen der anderen Mitfahrer seine Aktentasche in hohem Bogen hinaus und setzte sich wieder hin. Der Grund dieser Aktion: Churchill fuhr in diesem Augenblick gerade an der Rückseite seines Gartens vorbei und hatte keine Lust, seine Aktentasche vom Bahnhof nach Hause zu tragen. Ich liebe diese Exzentriker!!

"Mad Jack" im Einsatz, ganz rechts mit dem Schwert in der Hand.  This artistic work created by the United Kingdom Government is in the public domain.

„Mad Jack“ im Einsatz, ganz rechts mit dem Schwert in der Hand.
This artistic work created by the United Kingdom Government is in the public domain.

Published in: on 14. Juli 2013 at 02:00  Kommentar verfassen  
Tags: