„End Marmite Neglect“ – Ein witziger Werbespot für den beliebten/unbeliebten Brotaufstrich

Eigentlich hasse ich ja TV-Werbespots, und ich schalte den Ton meines Fernsehers sofort auf stumm, wenn ich damit konfrontiert werde. Aber hin und wieder gelingt es einer Werbeagentur doch, einen wirklich witzigen Spot zu drehen. Vor kurzem erwähnte ich in meinem Blog einen gelungenen Werbefilm, in dem TV-Detective Chief Inspector John (!) Barnabys Hund Sykes eine Rolle spielte (hier zu sehen), jetzt fand ich eine Fernsehwerbung für den in England so beliebten (oder auch unbeliebten) Brotaufstrich Marmite (darüber schrieb ich in meinem Blog auch schon einmal).

Der Inhalt des Spots: Ein Marmite Rescue Team macht sich auf den Weg, um in Haushalten nach vernachlässigten Marmite-Gläsern zu suchen. Man wird in Wandschränken und Kühlschränken fündig, was den Leuten sehr peinlich ist; so peinlich, dass manche Gesichter, einschließlich des Haushunds verpixelt werden. Der Job ist für das Rettungsteam emotional auch sehr belastend, wenn sie die kleinen Gläser aus den hintersten Winkeln der Kühlschränke herausfischen und in Tragboxen in ihr Fahrzeug bringen. Endstation der geretteten Marmite-Gläser ist das Rehoming Centre, wo sich Familien eines davon aussuchen und mit nach Hause nehmen können. Dort wird dann der „adoptierte“ Brotaufstrich mehr oder weniger genüsslich verspeist. „Love it or hate it„, so lautet der Slogan für Marmite-Produkte. Ich finde, dieser Werbespot ist gut gelungen. Hier ist er zu sehen.

 

Marmite – Der Brotaufstrich, der geliebt und gehasst wird

An Marmite scheiden sich die Geister. Die einen können sich ein Frühstück ohne Marmite auf dem Toast nicht vorstellen, anderen wird schon beim Anblick des quetschbaren Kunststoffbehälters übel.

Marmite ist ein Brotaufstrich, der überwiegend aus Hefeextrakt besteht. Dafür werden die beim Bierbrauen bei der alkoholischen Gärung anfallenden Hefekulturen verwendet. Das Produkt wird auch heute noch in Burton-on-Trent in Staffordshire hergestellt, einer Stadt, in der es einmal 30 Brauereien gab; den Grundstoff für Marmite gab es also direkt vor Ort. Heute hat sich die Brauereilandschaft in der Stadt durch Übernahmen und Zusammenschlüsse stark verändert. Ich habe vor vielen Jahren noch die Bass Brauerei besichtigt, die von dem US-Konzern Coors übernommen worden ist.

Seit 1902 wird Marmite hergestellt, und die Soldaten im Ersten Weltkrieg bekamen es wegen des hohen Nährwertes zugeteilt. Was hat man dem Hefebrotaufstrich nicht schon alles an Wunderdingen angedichtet? Er soll  gegen Moskitostiche und die morgendliche Übelkeit von schwangeren Frauen helfen usw. Andererseits hat Marmite einen hohen Salzgehalt und beinhaltet sehr viele Zusatzstoffe, so dass der Verkauf in Dänemark verboten worden ist.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der hohe Vitamin B3-Anteil das Immunsystem des Körpers wesentlich stärkt.

Wie auch immer: „Love it or hate it.“

Wer jetzt Appetit bekommen hat, der kann sich Marmite problemlos in Deutschland beschaffen, z.B. beim The English Shop, dort kostet ein 500 Gramm-Behälter €11.99.

Marmite unterhält bei Youtube einen eigenen Kanal. Sehr schön ist diese Szene mit einem Corgi, der sicher nicht zur Fraktion der Marmite-Fans gehört.

Das Buch zum Artikel:
Andrea O’Connor: The Bumper Book of Marmite. Absolute Press 2009. 144 Seiten. ISBN 978-1906650124.

Published in: on 4. September 2012 at 02:00  Comments (8)  
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