Über Bideford, die Stadt an der Nordküste Devons, habe ich in meinem Blog bereits zweimal geschrieben: Einmal in Zusammenhang mit Sir Richard Grenville und einmal in Zusammenhang mit Silvesterfeiern.
Zwei Brücken überqueren hier den River Torridge, die große, 1987 in Betrieb genommene A39 Road Bridge, und die wesentlich kleinere, dafür aber viel ältere Long Bridge. Bereits 1286 gab es in Bideford eine Holzbrücke, die den Osten mit dem Westen der Stadt verband. Im Jahr 1474 entstand aus der Holzbrücke eine Steinbrücke, die heute zu den ältesten und längsten mittelalterlichen Brückenkonstruktionen des Landes gehört. 206 Meter ist sie lang und besteht aus 24 steinernen Bögen, die etwas ungewöhnlich aussehen. Betrachtet man die Long Bridge vom Ufer aus, reibt man sich erst einmal die Augen. War der Architekt betrunken, als er die Brücke konstruierte? Die Brückenbögen haben alle eine unterschiedliche Größe, was schon sehr merkwürdig aussieht. Nein, weder der Architekt noch die Bauarbeiter hatten Alkoholprobleme. Die Erklärung ist ganz einfach: Jeder Brückenbogen wurde damals von einem örtlichen Geschäftsmann bezahlt, und wenn er sehr wohlhabend war, spendierte er einen größeren Bogen, die nicht ganz so reichen kamen eben für einen kleineren Bogen auf.
Anfang des 16. Jahrhunderts ergab sich in Bideford ein Problem; die von der Stadt als Verwalter eingesetzten Männer verwendeten das für die Brückenerhaltung vorgesehene Geld für etwas andere Zwecke. Sie zweigten einen erheblichen Teil davon ab, um es sich gut gehen zu lassen, das heißt, sie „versoffen und verfraßen“ es, um es einmal vulgär auszudrücken. Die Bürger Bidefords, die das Geld schließlich aufgebracht hatten, ließen sich das nicht gefallen und zogen gegen die „Gourmets“ vor Gericht, wo sie den Fall klar gewinnen konnten.
Wie viele andere Kolleginnen der Brücke im ganzen Land, erlitt auch die Long Bridge im Laufe ihres Lebens einige Unpässlichkeiten. So rammte sie 1886 ein Schiff, was sie aber glimpflich überstand; schlimmer erwischte es die Brücke 1968, als ein Teil von ihr einstürzte, was zu aufwendigen und teueren Reparaturarbeiten führte. Schwere Lastwagen dürfen nicht mehr über die Long Bridge fahren; seit 2002 gibt es eine Gewichtsbeschränkung von 3 Tonnen.