
Schauplatz der Demonstrationen: Das Hotel an der Cam.
Photo © Andrew Abbott (cc-by-sa/2.0)
Es liegt schon eine Weile zurück, dass ich einige Tage im Garden House Hotel in Cambridge am Ufer des River Cam übernachtet habe. Damals wusste ich noch nicht, dass genau in und an diesem Hotel am 13. Februar 1970 eine aufsehenerregende studentische Demonstration stattgefunden hatte. Das Hotel existiert nicht mehr unter diesem Namen, doch darüber mehr am Ende des Beitrags.
Die geballte Wut der Studenten richtete sich gegen eine „Griechische Woche“, die der griechische Fremdenverkehrsverband in Cambridge ausgerufen hatte; sie hatten nichts gegen Griechenland, aber gegen die Militärdiktatur, die das Land von 1967 bis 1974 beherrschte, und die das Event in Cambridge initiiert hatte. Am 13. Februar 1970 sollte, sozusagen als Höhepunkt der griechischen Tage, ein Bankett im Garden House Hotel stattfinden, zu dem 120 Gäste geladen waren. Zuerst versuchten die Demonstranten, die Gäste am Betreten des Hotels zu hindern, dann wurde laute Musik des Regimegegners Mikis Theodorakis gespielt, schließlich drangen einige der Studenten in das Hotel ein, randalierten und verursachten Schäden an der Einrichtung. Die Polizei rückte mit einem großen Aufgebot an, vertrieb die Demonstranten und nahm einige fest. Fünfzehn von ihnen wurden vor Gericht gestellt und zu harten, nach Meinung vieler, zu viel zu harten Strafen verurteilt, die Richter Sir Aubrey Melford Steed Stevenson aussprach, ein umstrittener Richter, der einmal von einem Kollegen als „the worst judge since the war“ tituliert worden war. Die Urteile wurden kontrovers diskutiert, der Präsident der National Union of Students, Jack Straw (der von 1997 bis 2001 britischer Innenminister wurde), warf dem Gericht Diskriminierung von Studenten vor.
Zwei Jahre nach dem Garden House Riot brannte das Hotel ab, zwei Gäste kamen dabei ums Leben. Die Brandursache konnte nie vollständig geklärt werden. Das Hotel wurde wieder aufgebaut und erlitt, vier Jahre nach dem Brand, eine weitere Katastrophe, als bei einem Unwetter der River Cam über die Ufer trat und das Garden House Hotel flutete. Es wurde später von der Hilton-Gruppe übernommen und zu einem ihrer Doubletree-Häuser umgewandelt (siehe dazu meinen Blogeintrag). Jetzt firmiert es unter dem Namen Graduate Cambridge und gehört der US-amerikanischen Firma Graduate Hotels, die in Oxford auch das von mir geliebte Randolph Hotel betreibt. Das Restaurant im Graduate Cambridge heißt, in Erinnerung an den früheren Hotelnamen, Garden House.