“Read wisely for a good book is a faithful friend” – Ein Spruch von Eden Phillpotts an der Town Hall von Torquay.
Photo: Phil Beard.
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Wer sich einmal mit dem Leben der Queen of Crime, Agatha Christie, beschäftigt hat, stößt unweigerlich in der Entwicklungsphase der angehenden Schriftstellerin auf den Namen Eden Phillpotts, einen Freund der Familie und Nachbarn; sein Haus „Eltham“ in der Oakhill Road lag nicht weit von „Ashfield“ entfernt, dem Wohnsitz ihrer Eltern in der Barton Road im Seebad Torquay (Devon). Als die junge Agatha ihre ersten Schreibversuche unternahm, riet ihr ihre Mutter, Eden Phillpotts um Rat zu Fragen, was sie denn auch tat. Der 1862 geborene Phillpotts, „ein Mann von sonderbarem Aussehen, mit seinen nach oben gezogenen Augenwinkeln glich er mehr einem Faun als einem menschlichen Wesen“ (so Agatha Christie in ihrer Autobiografie „Meine gute alte Zeit“), war damals ein erfolgreicher Schriftsteller, dessen Kriminalromane und sein Dartmoor-Zyklus gern gelesen wurden. Er nahm sich der jungen Dame an und förderte sie, was ihm Agatha Christie nie vergaß: „Wie dankbar ich ihm bin, lässt sich in Worten kaum ausdrücken…mir zu helfen, war ihm ein echtes Anliegen„.
1932 widmete sie ihrem Gönner einen ihrer Romane „Peril at End House“ (dt. „Das Haus an der Düne“): „To Eden Phillpotts. To whom I shall always be grateful for his friendship and the encouragement he gave me many years ago„.
Phillpotts war ein ausgesprochener Vielschreiber, dessen Bücher heute fast alle vergessen sind. Er fühlte sich zeitlebens in Devon am wohlsten, und so beschäftigte er sich ausgiebig mit dem Dartmoor, das ja von Torquay nicht weit entfernt ist. Viele seiner Romane sind dort angesiedelt, und er hat sogar einen Dartmoor-Zyklus geschrieben, der aus 18 Romanen und zwei Bänden mit Kurzgeschichten besteht. Ich habe davon einmal den Band „Widecombe Fair“ gelesen, ein 552 Seiten umfassender Roman, in dessen Mittelpunkt das jährlich am zweiten Dienstag im September stattfindende Volksfest in dem Dartmoor-Dörfchen Widecombe-in-the-Moor steht.
In einigen von Phillpotts Krimis löst der ehemalige Scotland Yard-Inspektor John Ringrose die Fälle, so zum Beispiel in „A Voice from the Dark„, das ich einmal gelesen habe. Ganz gut fand ich auch Phillpotts‘ 1926 erschienenes „The Marylebone Miser„, ein Locked-Room-Mystery, ebenfalls mit John Ringrose.
Die Literaturkritik hält nicht allzuviel vom Schaffen des Autors. So schreibt beispielsweise Richard C. Carpenter in „Twentieth Century Crime & Mystery Writers„: Phillpotts‘ mysteries, plodding, drawn-out, and conventional in characterization, are principally of historical interest“ und „It is nevertheless true that he did contribute to the detective mystery some notably original situations, though they often are so bizarre as to call for indulgent willingness to suspend disbelief on the reader’s part„.
1960 starb Eden Phillpotts im Alter von 98 Jahren in dem kleinen Dorf Broadclyst, in der Nähe von Exeter in Devon. Seine zahlreichen Romane sind heute weitgehend vergessen. Ins Deutsche wurden laut Katalog der Deutschen Nationalbibliothek lediglich drei seiner Bücher übersetzt.
Broadclyst in Devon, wo Eden Phillpotts lebte und starb.
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