Die Clee Hills in Shropshire und die zahlreichen Flugzeugabstürze, die sich hier ereigneten

Der Brown Clee Hill.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Gestern erwähnte ich in meinem Blogeintrag über die Heath Chapel in Shropshire kurz die Clee Hills, deren höchste Erhebungen der Brown Clee Hill (540 Meter) und der Titterstone Clee Hill (533 Meter) sind. Beide Berge haben in der englischen Luftfahrtgeschichte keinen guten Ruf, sind doch hier zahlreiche Flugzeugabstürze zu verzeichnen gewesen (zum Thema siehe auch meinen Blogeintrag über den Dark Peak im Peak District, das Bermuda-Dreieck im Norden Englands).

Zwischen 1937 und 1975 ereigneten sich 19 Abstürze in den Clee Hills, die 43 Menschen das Leben kostete, so Bernard O’Connor in seinem Buch „Air Crashes in the Clee Hills, Shropshire„, das im Jahr 2020 veröffentlicht worden ist; dabei starben allein 23 am Brown Clee Hill und 11 am Titterstone Clee Hill, darunter 6 Deutsche.

Am 1. April 1941 stürzte eine deutsche Junkers Ju 88 bei schlechtem Wetter in den Clee Hills ab; alle vier Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, sie wurden auf dem deutschen Soldatenfriedhof Cannock Chase in Staffordshire beigesetzt. Das Flugzeug war an einem Bombenangriff auf die Stadt Birmingham beteiligt gewesen. Die Ju 88 riss eine 250 Meter lange Schneise in die Bäume auf Brown Clee Hill, bevor die Bombenlast detonierte und alles in Stücke riss. Hier ist ein Film darüber.

Der erste Absturz in den Clee Hills ereignete sich einige Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg als ein Bristol Blenheim-Bomber bei einem Übungsflug bei schlechter Sicht gegen die Clee Hills prallte; alle drei Insassen kamen ums Leben.

Auf dem Brown Clee Hill wurde am Karfreitag 1981 ein Gedenkstein errichtet, der die Inschrift trägt „In memory of the 23 Allied and German airmen who died in flying accidents on the Brown Clee Hills 1939 – 1945„.

Dieser Film zeigt einen Drohnenflug über den Titterstone Clee Hill.

Der Gedenkstein auf dem Brown Clee Hill.
Photo © Bill Rowley (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. Januar 2024 at 02:00  Kommentar verfassen  

Sir Isaac Pitman (1813-1897) – Ein Pionier der Kurzschrift

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„Fräulein Müller, bitte zum Diktat“ hieß es früher, wenn der Firmenchef seiner Sekretärin einen Geschäftsbrief diktieren wollte, und dann musste sie ihre Kurzschrift-Kenntnisse zur Anwendung bringen, um dem Sprechtempo ihres Vorgesetzten folgen zu können. Heute gibt es andere Möglichkeiten, die die Stenografie eigentlich überflüssig machen.

Unterschiedliche Kurzschriften gab es schon zur Zeit der Griechen und Römer, aber richtig zum Durchbruch verhalf ihnen der am 4. Januar 1813 in Trowbridge in Wiltshire geborene Isaac Pitman, der seine eigene Form der Stenografie entwickelte, die Pitman shorthand, in der Zeit als er in Wotton-under-Edge in South Gloucestershire wohnte und dort als Lehrer tätig war. Am Pitman House in der Orchard Street ist eine Gedenktafel angebracht.

Im Jahr 1839 zog er aus der Kleinstadt am westlichen Rand der Cotswolds in das nicht weit entfernte Bath in Somerset, wo er eine Schule eröffnete, die er aber bald wieder aufgab und stattdessen eine Druckerei und einen Verlag gründete, in dem er seine Kurzschrift-Lehrbücher herstellte und vertrieb. Hunderttausendfach verkaufte Isaac Pitman diese Bücher, und sein Verlag entwickelte sich weltweit zu einem der führenden in Sachen Bildung, mit Büros auf den meisten Kontinenten. Auch seine Idee des Stenografie-Fernunterrichts, den er in den 1840er Jahren anbot, war ein voller Erfolg.

Sir Isaac Pitman, dessen Söhne mit ins Geschäft eingebunden waren, blieb bis zum Ende seines Lebens in Bath wohnen, wo er im Alter von 84 Jahren am 22. Januar 1897 starb. In der Bath Abbey erinnert eine Gedenktafel an ihn, die die Inschrift trägt „His aims were steadfast, his mind original, his work prodigious, the achievement world-wide. His life was ordered in service to God and duty to man.“ Die Universität von Bath beherbergt die Pitman Collection, eine Sammlung, die auf der Privatbibliothek der Pitman-Familie basiert und Bücher, Zeitschriften und anderes Material zum Thema Kurzschrift enthält.

In Pitmans Geburtsort Trowbridge gab es einmal den Wetherspoon-Pub Sir Isaac Pitman an der Market Street, der aber leider geschlossen worden ist. In der Town Hall erinnert eine Gedenkplakette an den Sohn der Stadt.

Sir Isaac wohnte in Bath in dem berühmten Gebäude Royal Crescent, in der Nummer 17.

Die Gedenktafel in der Bath Abbey.
Photo: GraceKelly.
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Die Gedenktafel in der Town Hall von Trowbridge.
Photo © Phil Williams (cc-by-sa/2.0)

Der ehemalige Pub am Marktplatz von Trowbridge.
Photo © Neil Owen (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 10. Januar 2024 at 02:00  Kommentar verfassen  

Sir Humphry Davy (1778-1829), seine Grubenlampe und die Hebburn Colliery im Nordosten Englands

Die von Sir Humphry Davy entwickelte Grubenlampe.
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In Hebburn, einer Stadt in der heutigen Grafschaft Tyne and Wear im Nordosten des Landes, gab es einmal eine Kohlegrube, die Hebburn Colliery, die 1792 eröffnet und 1932 geschlossen wurde. 200 Bergleute fanden in dieser Zeit ihren Tod in dem Bergwerk, allein 35 im Jahr 1805, viele durch sogenannte Schlagwetter, also Explosionen, verursacht durch ein Gasgemisch aus Methan und Luft, das durch eine offen Flamme entzündet wird. Am 12. August 1814 fand wieder in einem Stollen der Grube eine Explosion statt, bei der elf Bergleute ums Leben kamen.

So kann das nicht weitergehen, sagte sich Reverend John Hodgson, der für die Gemeinde Jarrow, zu der auch Hebburn gehörte, zuständig war, und wandte sich, gemeinsam mit seinem Kollegen Reverend Dr Robert Gray aus Bishopwearmouth bei Sunderland, an den Chemiker Sir Humphry Davy, von dem sie wussten, dass er gerade mit explosionsgeschützten Grubenlampen experimentierte. Davy entwickelte daraufhin die nach ihm benannte Davy lamp, die nun aber nach vielen erfolgreichen Versuchen vor Ort in einem Bergwerk getestet werden musste. Sie Humphrey tat das nicht selbst (ein schlechtes Zeichen?), aber der Reverend aus Jarrow erklärte sich bereit, den Vor-Ort-Test in der Hebburn Colliery durchzuführen.
So fuhr er am 9. Januar 1816 mit der neu entwickelten Davy lamp in das Bergwerk ein…und rief Entsetzen bei den Bergleuten hervor. Niemand hatte sie vorher über den Test informiert, und so sahen sie nur wie eine dunkle Gestalt sich ihnen mit einer offenen Flamme (die aber durch die Davysche Erfindung abgeschirmt war) näherte und fürchteten, bei einer weiteren Explosion zu sterben. Nichts passierte, die Kumpel erkannten ihren Gemeindepfarrer, der ihnen über die neue Lampe Bericht erstattete, und alle im Stollen atmeten erleichtert auf.

Es ereigneten sich zwar noch weitere schwere Explosionen in der Hebburn Colliery, doch sollte die Erfindung des Sir Humphry Davy sich als Segen für unzählige Bergleute erweisen, die durch den Einsatz der Lampe wesentlich sicherer arbeiten konnten.

Hier ist ein Film über die Davy lamp.

Hier wurde die Grubenlampe erstmals vor Ort getestet.
Photo: Coalfields Local History Association Inc.
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Denkmal für Sir Humphry Davy in seiner Geburtsstadt Penzance in Cornwall.
Photo: andreboeni.
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Published in: on 8. Januar 2024 at 02:00  Kommentar verfassen  

Das Londoner Hans Tasiemka Archiv und Edda Tasiemka (1922-2019), „The Human Google“

Hier im Cannon House in Woolwich ist das Hyman-Archiv mitsamt dem Tasiemka-Archiv untergebracht.
Photo: Kleon3.
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Am 30. März 2019 starb in London eine ganz außergewöhnliche Frau, die einen großen Teil ihres Lebens damit verbracht hat, aus unzähligen Zeitungen Artikel auszuschneiden und diese in ihrem Haus in Golders Green zu archivieren. Edda Tasiemka wurde als Edda Hoppe 1922 in Hamburg geboren, hatte schon in jungen Jahren Probleme mit dem Naziregime und traf 1949 den jüdischen Journalisten Hans Tasiemka, den sie später in London heiratete (der Schauspieler Peter Lorre diente als Trauzeuge).

Hans Tasiemka benötigte für das Schreiben seiner Artikel immer Informationsmaterial, das er als Zeitungs- und Zeitschriftenausschnittsammlung zuhause aufbewahrte. Dieses Material wurde immer umfangreicher; zusammen mit seiner Frau suchte er Londoner Antiquariate auf und kaufte in großem Stil alte Zeitungen und Magazine auf, die beide dann in ihrem Haus auseinanderschnitten und in einem ausgeklügelten System archivierten. Schon 1962 hatten sie ein dreistöckiges Haus gemietet, um diese riesigen Papiermengen unterbringen zu können.

Schon bald hatte es sich in Londoner Journalistenkreisen herumgesprochen, was da in Hans und Edda Tasiemkas Haus für Informationsschätze schlummerten, und immer mehr Menschen suchten die Sammlung auf, so dass Hans und Edda ein kommerzielles Unternehmen daraus machten, später mit Kopier- und Faxgeräten. Auch die kompliziertesten Anfragen konnte das Tasiemka-Archiv beantworten, obwohl die riesigen Mengen an Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten auf den ersten Blick ungeordnet herumzuliegen schienen, was aber nicht stimmte.

Nachdem Hans Tasiemka, der siebzehn Jahre älter war als seine Frau, 1979 starb, nahm Edda die Zügel allein in die Hand und setzte die Sammlung fort, bis ins hohe Alter von 95 Jahren. Ein Jahr vor ihrem Tod übergab sie das Tasiemka-Archive an das ebenfalls in London ansässige Hyman-Archiv (jetzt HYMAG genannt), das von dem Radio- und Fernsehmoderator James Hyman gegründet worden war, und dem das Guinness Buch der Rekorde schon 2012 bescheinigte, die größte Zeitschriftensammlung der Welt zu sein. Das Internet hat die Recherchesituation für Journalisten natürlich verändert, trotzdem finden sich in den Tasiemka- und Hyman-Archiven viele Informationen und Fotos, die selbst über Google nicht zu ermitteln sind.

Das Magazin The Oldie widmete Edda Tasiemka kurz nach ihrem Tod einen Nachruf und nannte sie darin „the Human Google„.

HYMAG
Cannon House
Cadogan Road
Woolwich, London SE18 6LB

Published in: on 14. Dezember 2023 at 02:00  Comments (1)  

Hansard – Protokolle der Sitzungen des britischen Parlaments

Die parlamentarischen Aufzeichnungen der Debatten aus dem Jahr 1853.
Photo: hugovk.
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1752 wurde in Norwich in der Grafschaft Norfolk Luke Hansard geboren, dessen Nachname noch heute mit den protokollarischen Aufzeichnungen des britischen Parlaments verbunden ist, die schlicht und einfach „Hansard“ genannt werden. Er erlernte den Beruf des Druckers in seiner Geburtsstadt, zog dann aber weiter nach London, wo er bei der Firma John Hughes als Schriftsetzer angestellt wurde, die Druckaufträge vom Parlament bekam. Luke Hansard war so tüchtig, dass er im Jahr 1800 die Firma übernehmen konnte. Er nahm zwei seiner Söhne mit und nannte die Firma von da ab Luke Hansard & Sons.

Schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts hatte ein gewisser William Cobbett die „Parliamentary Debates“ veröffentlicht, also die Niederschriften der Reden, die im Parlament gehalten wurden. Da dieser William Cobbett in eine finanzielle Schieflage geraten war, verkaufte er diese Veröffentlichung an einen der Söhne Luke Hansards, an Thomas Curson Hansard (1776-1833) der sie unter dem abgewandelten Titel „Hansard Parliamentary Debates“ herausgab. Im Laufe der Zeit wurde daraus einfach der „Hansard“.

In den 1880er Jahren übernahm Her Majesty’s Stationery Office die Herausgabe des Hansard, Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich war das Parlament selbst für die Veröffentlichung verantwortlich, der Name Hansard jedoch blieb.

In der Bibliothek des House of Commons sind sämtliche Bände des Hansard einsehbar, doch werden die meisten Parlamentarier sicher eher die Online-Ausgabe zu Rate ziehen, wenn sie eine Information suchen; sie reicht bis in das Jahr 1803 zurück und steht schon in weiten Teilen zur Verfügung. Wer sich den Hansard online einmal ansehen möchte, hier ist der Link.

Luke Hansard starb im Jahr 1828. Er wurde auf dem Londoner Friedhof St Giles in the Field beerdigt, seine Grabstelle ist nicht mehr auffindbar. Sein Sohn Thomas Curson Hansard liegt auf dem Kingston on Thames Cemetery.

Diese und eine weitere Straße in Norwich wurden nach Luke Hansard benannt.
Photo © Evelyn Simak (cc-by-sa/2.0)

Eine Erinnerungsplakette in der Kirche St Mary Coslany in Norwich, in der Luke Hansard getauft wurde. Photo: Leo Reynolds.
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Published in: on 2. November 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Richard Turner, ein „Teetotaller“ aus Preston in Lancashire, und sein Kampf gegen alkoholische Getränke


Photo: Brett Jordan.
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Heute vor 177 Jahren, am 27. Oktober 1846, starb ein Mann namens Richard Turner aus der Stadt Preston in der Grafschaft Lancashire, der sich zeitlebens ein Thema mit aller Leidenschaft auf seine Fahnen geschrieben hatte, den Kampf gegen den Alkoholismus. Auf seinem verwitterten Grabstein auf dem Kirchhof von St Peter’s in Preston steht zu lesen: „Beneath this stone are deposited the remains of Richard Turner, author of the word „Teetotal“ as applied to abstinence from all intoxicating liquors„. Richard Turner war also einer dieser teetotaller und auf ihn soll dieses Wort zurückzuführen sein (es gibt noch eine andere Version, die ihren Ursprung in den USA hat).

Sehen wir uns an wie es zu dieser Wortschöpfung eigentlich kam. 1832 gründete ein gewisser Joseph Livesey (1794-1884) die Preston Temperance Society, deren Mitglied Richard Turner war. Auch Livesey war ein glühender Anhänger der Abstinenzbewegung, die damals in Preston offensichtlich ihre „Schaltzentrale“ hatte. Livesey hatte 1834 das monatlich erscheinende Magazin „Preston Temperance Advocate“ ins Leben gerufen, das er einige Jahre lang herausgab. Sein Leben und das von Richard Turner drehte sich also in erster Linie um das Thema „temperance movement“. Turner konnte sich sehr schnell aufregen, wenn es um sein Lieblingsthema ging, und einmal soll bei einer Versammlung der Temperance Society jemand die Meinung Vertretung haben, dass man die Alkoholabstinenz ja nicht ganz so eng sehen müsste. Da rastete Turner aus und kam in seiner Gegenrede voller Wut ins Stottern und sagte „I’ll have nowt to do wi‘ that I’ll be reet down t-t-total, or nowt„. So wurde aus dem gestotterten „t-t-total“ das Wort „Teetotaller“, also Abstinenzler.

In Rawtenstall, ebenfalls in der Grafschaft Lancashire, gibt es übrigens den einzigen Pub in England, der keine alkoholischen Getränke serviert: Mister Fitzpatrick’s Temperance Bar, den ich in meinem Blog am 28. April 2018 vorstellte.

Eine Straße in St Ives in Cornwall…in der es auch keinen Pub gibt.
Photo: Matt From London.
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„Britains’s last original temperance bar“ – Mr Fitzpatrick’s in Rawtenstall (Lancashire).
Photo © Richard Hoare (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. Oktober 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Vivien Greene (1904-2003) – Englands führende Expertin für Puppenhäuser

Ich bleibe heute noch einmal beim Thema Puppenhäuser, nachdem ich gestern das Dolls House von Uppark in West Sussex vorgestellt habe. Englands führende Expertin für Puppenhäuser war Vivien Greene, die von 1904 bis 2003 lebte. Sie war die Ehefrau des Schriftstellers Graham Greene (1904-1991), der mit seinem Roman „The Third Man“ (dt. „Der dritte Mann“) und dessen Verfilmung weltberühmt wurde. Vivien und Graham heirateten im Jahre 1927 und trennten sich nach zwanzig Jahren Ehe 1947.

Während des Krieges zog Vivien Greene mit ihren beiden Kindern nach Oxford, wo sie bei einer Auktion ein Puppenhaus erwarb, das sie liebevoll wieder herrichtete. Von da ab begann ihre Liebe zu Puppenhäusern, die sie in immer größerer Stückzahl erwarb und in ihrem Haus unterbrachte. Allmählich entwickelte sie sich zu einer Expertin für antike englische Puppenhäuser; sie reiste durch das ganze Land, suchte Puppenhäuser auf, katalogisierte sie und restaurierte sie auch. Ihr Wissen fand Niederschlag in mehreren Büchern wie „English Dolls‘ Houses„, „Family Dolls‘ Houses“ und „The Vivien Greene Dolls‘ House Collection“ (alle drei Bücher wurden nicht ins Deutsche übersetzt).

Um ihre Sammlung an Puppenhäusern unterbringen zu können, ließ Vivien Greene in ihrem Haus The Grove in Iffley, südlich von Oxford, in den 1960er Jahren eine Rotunde anbauen, in der ihre etwa 50 Häuser Unterschlupf fanden. Einmal im Monat zeigte sie ihre Kollektion der Öffentlichkeit, wobei sie darauf achtete, dass keine Kinder unter sechzehn Jahren ins Haus kamen, denn die wertvollen Puppenhäuser sollten nicht durch Kinderhände beschädigt werden. Die Sammlung wurde 1998 bei einer Auktion in London versteigert, da war Vivien Greene schon 94 Jahre alt.
Eines ihrer besonders schönen und detailgetreuen Puppenhäuser, das Whiteway Dolls’ House, das um das Jahr 1850 herum entstanden war, hatte sie dem Saltram House in Devon geschenkt, das heute dem National Trust gehört.

Siehe auch diesen Blogeintrag über Vivien Greenes Ehemann Graham.

Published in: on 7. Juli 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

„Rachmanism“ – Ein Wort der englischen Sprache, das sich von einem übel beleumundeten Londoner Immobilienhändler herleitet

Powis Square in Notting Hill, hier kaufte Peter Rachman in den 1950er und 1960er Jahren jede Menge verfallende Häuser auf und vertrieb die ansässigen Mieter.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Das Collins Dictionary definiert das Wort „rachmanism“ folgendermaßen: „extortion or exploitation by a landlord of tenants of dilapidated or slum property, especially when involving intimidation or use of racial fears to drive out sitting tenants whose rent is fixed at a low rate„.

Es geht zurück auf den Londoner Immobilienhändler Peter Rachman (1919-1962), einem in Lemberg im damaligen Polen geborenen Mann, der seit 1946 in der britischen Hauptstadt lebte. Rachman hatte sich Stück für Stück ein Immobilienimperium aufgebaut, indem er baufällige Häuser in Paddington and North Kensington und rund um den Powis Square aufkaufte und die darin wohnenden Mieter auf üble Weise vertrieb. Dafür beauftragte er Männer, die das Leben der nicht auszugsbereiten Mieter zur Hölle machten, indem beispielsweise die ganze Nacht lang laute Musik im Haus gespielt oder ebenso laute Parties gefeiert wurden. Wenn auch das nicht half, kappte man den Mietern kurzerhand den Strom und das Wasser. Hatte Rachman es dann geschafft, auch noch den letzten Bewohner des Hauses zu vergraulen, füllte er die Räume mit Familien aus der Karibik auf, die sonst niemand beherbergen wollte und nahm diesen Menschen unverhältnismäßig hohe Mieten ab, die sich darüber nicht bescheren wollten und es wohl auch nicht konnten. Auf diese Weise wurde Peter Rachman ein wohlhabender Mann, der sich in zwielichtigen Kreisen bewegte und mit den berüchtigten Kray-Brüdern Geschäfte machte. Auch das Geschäftsfeld der Prostitution war Peter Rachman nicht fremd, so zählte er eine Zeit lang Christine Keeler und Mandy Rice-Davies zu seinen Geliebten, die durch die Profumo-Affäre in die Schlagzeilen der Presse gerieten.

Nachdem Peter Rachman 1962 im Alter von 43 Jahren in London an einem Herzinfarkt gestorben war, schob die britische Regierung einem ähnlichen üblen Treiben von anderen Vermietern durch den Rent Act von 1965 einen Riegel vor, der Mietern mehr Sicherheit gab. Doch „Rachmanismus“ dürfte wohl auch weiterhin auf mehr oder weniger verdeckte Weise ausgeführt werden. So titelte The Guardian vor einigen Jahren einen Artikel: „Spirit of Rachman still walks the streets of London„.

Das Buch zum Artikel:
Shirley Green: Rachman – The Slum Landlord Whose Name Became a Byword For Evil. Littlehampton Book Services 1981. 240 Seiten. ISBN 978-0600203780
.

Zum Powis Square siehe auch diesen Blogeintrag.

Published in: on 4. Juli 2023 at 02:00  Comments (1)  

FIDO – Im Kampf gegen den Nebel auf britischen Flugplätzen im Zweiten Weltkrieg

Der Militärflugplatz RAF Graveley in Cambridgeshire.
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FIDO ist die Abkürzung von Fog Investigation and Dispersal Operation und wurde während des Zweiten Weltkriegs auf fünfzehn Militärflugplätzen in East Anglia und anderen Teilen es Landes eingesetzt. Von dieser Region im Osten Englands aus starteten und landeten viele Flugzeuge der Royal Air Force, die sich im Kampf gegen Deutschland befanden. Wenn diese von ihren Einsätzen zurückkamen, hatten die Piloten häufig mit dickem Nebel zu tun, wodurch die Landung extrem gefährlich war und es zu tödlichen Unfällen kam. 1942 gab Premierminister Winston Churchill dem Petroleum Warfare Department den Auftrag, ein System zu entwickeln, das dem Nebel an den Kragen gehen sollte. Das Resultat war FIDO, das nach Schätzungen während des Kriegs etwa 10 000 Menschen das Leben gerettet hat, die sonst möglicherweise mit ihren Maschinen gecrasht wären.

Wie funktionierte FIDO? An beiden Seiten der Landebahnen installierte man Rohrleitungen durch die Treibstoff gepumpt und an den Brennerdüsen entzündet wurde. Es entstand eine extrem starke Hitze, die tatsächlich imstande war, die Nebelbänke aufzulösen, so dass die heimkehrenden Piloten sicher landen konnten. Entwickelt wurde FIDO an der Universität von Birmingham und war alles andere als umweltfreundlich, was aber damals keine Rolle spielte. Riesige Mengen an Treibstoff wurden verbrannt, circa 450 000 Liter pro Stunde, was erklärt, dass FIDO in der Zeit nach dem Weltkrieg im zivilen Bereich nicht mehr angewendet wurde.

Hier ist ein Film der British Pathé, der den Einsatz von FIDO zeigt.

RAF Graveley, 1968 aufgelöst, und ein Erinnerungsstein.
Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. Juni 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Harold Shipman alias Dr Death (1946-2004) – Einer der schlimmsten Serienmörder aller Zeiten und seine Wirkungsorte

Shipmans erste Wirkungsstätte, die Pontefract General Infirmary.
Photo: Rept0n1x.
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Der 1946 in Nottingham geborene Harold Shipman studierte an der Universität von Leeds Medizin und nahm seine erste Stelle 1970 an der Pontefract General Infirmary in West Yorkshire an. Vier Jahre später zog es ihn nach Todmorden, in derselben Grafschaft, wo er als Arzt für Allgemeinmedizin am Abraham Omerod Medical Centre in der Burnley Road arbeitete. Dort wurde Shipman bald auffällig, als er eine Abhängigkeit von dem Schmerzmittel Pethidin entwickelte und Rezepte fälschte. Sowohl in Pontefract als auch hier in Todmorden soll er seine ersten Morde an Patientinnen und Patienten begangen haben. Wie viele es gewesen sein mögen, ließ sich nicht mehr genau feststellen.

Nachdem er Todmorden verlassen hatte, war seine nächste Station als Arzt 1977 das Donneybrook Medical Centre in der Stadt Hyde, elf Kilometer östlich von Manchester gelegen. Schließlich gründete er seine eigene Praxis in der Market Street Nummer 21. In dieser Zeit bis zu seiner Festnahme im Jahr 1998 soll Harold Shipman mindestens 250 seiner Patienten ermordet haben, möglicherweise waren es auch weit mehr, das ganze Ausmaß seiner schier endlosen Mordserie ist nie bekannt geworden. Da er die Totenscheine alle selbst ausgestellt und als Todesursache oft „old age“ angegeben hatte, fielen die vielen Todesfälle nicht weiter auf, bis eine Bestatterin es merkwürdig fand, dass immer wieder ehemalige Patienten aus der Shipman-Praxis bei ihr eingeliefert wurden. Sie wandte sich an eine Ärztin in der Stadt, die wiederum die Polizei informierte, die aber keine Ansatzpunkte für eine strafrechtliche Verfolgung Shipmans sah. Als schließlich eine frühere Bürgermeisterin starb, die ihr gesamtes Vermögen an Shipman überschrieben hatte, ergriff deren Tochter die Initiative und wandte sich ebenfalls an die Polizei, die dieses Mal gründlicher recherchierte und schließlich den Arzt am 7. September 1998 festnahm. Er hatte seinen Opfern meist eine tödliche Dosis von Diamorphin gespritzt wie man bei der Exhumierung und Obduktion verstorbener Patienten feststellen konnte.

Harold Shipman wurde vor Gericht gestellt und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Am 13. Januar 2004 nahm sich Dr Death, wie Shipman in den Medien genannt wurde, im Gefängnis von Wakefield (West Yorkshire) das Leben.

Zu den ehemaligen Wirkungsstätten Harold Shipmans:
Die Pontefract General Infirmary wurde im Jahr 2007 durch das neu erbaute Pontefract Hospital ersetzt.

Das Abraham Omerod Medical Centre in Todmorden schloss 2016 und wurde abgerissen. Nachdem das Grundstück an der Burnley Road lange brach lag, eröffnete darauf 2021 eine neue Aldi-Filiale.

Das Donneybrook Medical Centre in Hyde steht noch immer an der Clarendon Street.

Die ehemalige Praxis Harold Shipmans in der Market Street Nummer 21 ging im Laufe der Jahre durch verschiedene Hände. Zuerst zog ein neuer praktischer Arzt ein, der es sicherlich nicht ganz leicht hatte, sich dort einzugewöhnen, was natürlich auch für seine Patienten galt. Dann wurde ein indisches Restaurant in den Räumen eingerichtet; aktuell findet man in dem Haus ein vegetarisches Restaurant namens Vedic.

Für die vielen ermordeten Opfer wurde in Hyde der Garden of Tranquility im Hyde Park errichtet.

Hier sind zwei Dokumentationen über den Fall Shipman: Eine in englischer Sprache und eine auf Deutsch, die auf ZDFinfo gezeigt worden ist.


Das geschlossene und mittlerweile abgerissene Abraham Omerod Medical Centre in Todmorden.
Photo © Peter Thwaite (cc-by-sa/2.0)

Links im Hintergrund das Donneybrook Medical Centre in Hyde.
Photo © Gerald England (cc-by-sa/2.0)

Die ehemalige Praxis Shipmans in der Market Street Nummer 21 in Hyde, jetzt das vegetarische Restaurant Vedic.
Photo © Gerald England (cc-by-sa/2.0)

Der Garden of Tranquility in Hyde.
Photo © Gerald England (cc-by-sa/2.0)

HMP Wakefield, das Gefängnis, in dem sich Shipman das Leben nahm.
Photo © Stephen Craven (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 23. Mai 2023 at 02:00  Comments (2)  

The Farnborough Centrifuge in Hampshire

Photo: ThunderingTyphoons!
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Die Stadt Farnborough in der Grafschaft Hampshire ist weltweit bekannt als Austragungsort der alle zwei Jahre stattfindenden Luftfahrtshow und durch das Farnborough Air Sciences Trust Museum (FAST), in dem Flugzeuge, Satelliten, Simulatoren und andere Geräte ausgestellt sind, die mit der Luftfahrt zusammenhängen.

Mitten in einem Wohngebiet von Farnborough, am Centrifuge Way, steht ein weißes Gebäude, das man für eine Fabrik-oder Lagerhalle halten könnte, das aber ebenfalls ein mit der Luftfahrt verbundenes Gerät enthält, die Farnborough Centrifuge. Das Royal Air Force Institute of Aviation Medicine (1945-1994) hat hier Mitte der 1950er Jahre ein Instrument entwickelt mit dessen Hilfe man die Belastung des menschlichen Körpers bei Überschallflügen von Piloten simulieren kann. Die Zentrifuge, die aussieht wie der Ausleger eines Krans, ist etwa zwanzig Meter lang und in der Mitte drehbar. An den Enden befinden sich Gondeln, in denen die Menschen sitzen, die sich den Belastungen aussetzen müssen, die bis zu 10 G betragen. Das Gesamtdrehgewicht der Zentrifuge ist vierzig Tonnen, angetrieben wird sie von einem Motor mit 1.350 PS. Fast alle Teile des Gerätes sind seit der Inbetriebnahme im Jahr 1950 unverändert geblieben, und es gilt so als das älteste Exemplar der Welt, das heute noch einsetzbar ist.

The Farnborough Centrifuge bietet Führungen an, bei denen in  2¼ Stunden alles detailliert erläutert wird, eine Probefahrt ist allerdings nicht mit inbegriffen. Wie die Zentrifuge arbeitet, zeigt dieser Film.

Jeremy Clarkson, der in der TV-Serie „Top Gear“ schon so alles getestet hat, was in irgendeiner Form mit Verkehrsmitteln zu tun hat, wagte sich einmal zu einer Probefahrt in die Zentrifuge hinein; das Resultat kann man in diesem Film sehen.

The Farnborough Centrifuge
Centrifuge Way
Farnborough GU14 6FW

Photo: QinetiQ Group.
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Published in: on 20. Mai 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The PRS for Music Heritage Awards 

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Die Performing Right Society (PRS) wurde bereits im Jahr 1914 gegründet. Sie ist eine britische Urheberrechtsgesellschaft, ähnlich der deutschen GEMA, die sich 2009 in PRS for Music umbenannte. Die Gesellschaft sorgt dafür, dass ihre Mitglieder, das sind Songwriter, Komponisten und Musikverleger, ihre Tantiemen erhalten, wenn ihre Werke öffentlich gespielt oder aufgeführt werden.

Ebenfalls seit 2009 wird der PRS for Music Heritage Award in Form einer Gedenktafel verliehen, die an dem Ort angebracht wird, in dem Bands ihren ersten Auftritt hatten, oft Pubs im ganzen Land, aber mit dem Schwerpunkt London. Die erste Band, die auf diese Weise geehrt wurde, war Blur, die ihren ersten Gig 1989 im East Anglian Railway Museum in Essex hatte. Die nächste Plakette wurde kurz darauf in London am sogenannten Farrer House auf dem Crossfield Estate im Stadtteil Deptford angebracht, wo 1977 die Band Dire Straits debütierte.

Es folgten, um nur einige weitere Beispiele zu nennen, Madness, die 1979 im Londoner Pub The Dublin Castle erstmals vor die Öffentlichkeit trat. Queen feierte ihren ersten Erfolg am 18. Juli 1970 im Londoner Imperial College und Supergrass war zum ersten Mal in der Jericho Tavern in Oxford zu hören. Bei der Vergabe der Awards an den jeweiligen Orten waren die Bandmitglieder (beziehungsweise die verbliebenen Bandmitglieder) stets anwesend. Der zuletzt im Jahr 2022 vergebene PRS for Music Heritage Award ging an The Brit School im Londoner Stadtteil Croydon („London Borough of Culture 2023“) „to honor 30 years of excellence in music and the arts“. Die Plakette wurde an der Kunstschule in der Straße The Crescent Nummer 60 in Croydon angebracht.

Camdens The Dublin Castle, wo Madness debütierte.
Photo © Chris Whippet (cc-by-sa/2.0)

Oxfords Jericho Tavern, wo Supergrass erstmals auftrat.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Benjamin Jesty (1736-1816), die Kuhpocken und Worth Matravers in Dorset

Plakette in Erinnerung an Benjamin Jesty in der Church Street von Yetminster in Dorset.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Eigentlich gilt ja Edward Jenner (1749-1823) als der Entdecker der Pockenschutzimpfung, aber da war noch jemand vor ihm, ein gewisser Benjamin Jesty (1736-1816), der erkannte, dass, wenn jemand an Kuhpocken erkrankt war, er später nicht mehr an den weit schwerwiegenderen Pocken erkrankte.
Diese Beobachtung machte Jesty auf seinem Bauernhof Upbury Farm in Yetminster in Dorset. Zu jener Zeit kam es immer wieder zu Pockenepidemien in England und besonders Melkerinnen und andere Farmarbeiter, die an den relativ harmlosen Kuhpocken erkrankt waren, galten als immun gegen die gefährliche Pockenerkrankung. Jesty experimentierte mit dieser Erkenntnis, indem er seiner Frau und seinen beiden Söhnen Material aus einer infizierten Kuh injizierte. Zwar erkrankte seine Frau kurzfristig ernsthaft, erholte sich aber schnell. Sie und die beiden Söhne hatten bei späteren Epidemien nie wieder Probleme.

1797 zog Jesty mit seiner Familie in die Downshay Manor Farm nach Worth Matravers an der Südküste Dorsets, wo ein gewisser Dr. Andrew Bell aus dem benachbarten Swanage von den Impferfolgen des Farmers hörte und seine Gemeindemitglieder, er war Pfarrer, erfolgreich gegen Pocken impfte.
Benjamin Jesty stand immer im Schatten von Edward Jenner, der als der Entdecker der Pockenschutzimpfung gilt und damals viele Preisgelder für sich verbuchen konnte. Obwohl sich mehrere Menschen für Jesty einsetzten, unter anderem Dr. Bell, blieb ihm die richtige Anerkennung für seine Verdienste versagt.

Benjamin Jesty starb 1816 in Worth Matravers und ist auf dem Friedhof der St Nicholas Church an der Seite seiner Frau begraben. Wenigstens hat man an seiner Farm in Yetminster eine blaue Plakette angebracht, die an die Arbeit des Farmers erinnert.

Das heutige Dunshay Manor, die frühere Farm, wird mittlerweile vom Landmark Trust vermietet.

Das Buch zum Artikel:
Patrick J. Pead: Benjamin Jesty: Dorset’s Vaccination Pioneer. Timefile Books 2009. 40 Seiten. ISBN 978-0955156113.

Bejamin Jesty. Porträt von Michael William Sharp.
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Jestys Grabstein auf dem Kirchhof von St Nicholas in Worth Matravers.
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Das Village Green von Worth Matravers.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der Fuchs auf englischen Pubschildern

Mit diesem Fuchs ist nicht gut Kirschen essen. The Fox and Coney (Kaninchen) in South Cave (East Yorkshire).
Photo © Maigheach-gheal (cc-by-sa/2.0)

The Fox ist ein beliebter Name für englische Pubs, damit einhergehend gibt es viele hübsche Pubschilder. „The Dictionary of Pub Names“ sagt dazu: „The sign has been used sincce the laste 15th century. It has been disappearing from urban areas in recent years but is still common in the country, especially where fox-hunting occurs„. Damit der Fuchs nicht allein auf den Schildern zu sehen ist, gibt es eine Fülle von Zusammenstellungen wie The Fox and Hounds, The Fox and Goose, The Fox and Duck, The Fox and Grapes, um nur einige zu nennen. Die Abbildung des Tieres auf den Pubschildern variiert, mal ist es ein knuddeliger Fuchs, mal ein listiger, der den ihn verfolgenden Hunden ein Schnippchen schlägt, mal ein böser, der andere Tiere fressen will.

Ich habe einmal einige Beispiele für meiner Ansicht nach sehr gelungener Schilder zusammengestellt.

Dieser Fuchs lässt es sich am Bartresen gut gehen, während die Hunde damit gar nicht einverstanden sind. The Fox and Hounds in Lyndhurst (Hampshire).
Photo © Maigheach-gheal (cc-by-sa/2.0)

Hier geht es einem Fuchs an den Kragen…und das von einer Gans. The Fox & Goose Inn in Fressingfield (Suffolk).
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Hier ist die klassische Rollenverteilung wieder hergestellt; der Fuchs jagt die Gans. Fox & Goose in Bapchild (Kent).
Photo © Stefan Czapski (cc-by-sa/2.0)

Ein dominanter Fuchs und die kuschenden Hunde. The Fox & Dogs in Warton (Warwickshire).
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Eine stolze Füchsin mit ihrem Nachwuchs. The Fox in Keston (Greater London).
Photo © Mike Quinn (cc-by-sa/2.0)

Ein Pubschild einmal anders. The Fox Inn in Hexham (Northumberland).
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 17. Februar 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Porlock Hill Road (A39) – Großbritanniens steilste A-Straße

Hier in Porlock gabeln sich die steile A39 und die gebührenpflichtige Umgehungsstraße.
Photo © Sarah Charlesworth (cc-by-sa/2.0)

„Terrified“, „Never again“, „Not for timid drivers!“, das sind nur einige Anmerkungen im Tripadvisor über die A39 bei Porlock in Somerset, die als steilste A-Straße in ganz Großbritannien gilt. An einigen Stellen der Straße gibt es ein Gefälle beziehungsweise eine Steigung von 25%, das ist schon eine ganze Menge. „Escape Lanes„, also Notfallspuren, dienen dazu, Fahrzeugen mit heiß gelaufenen Bremsen auf der Talfahrt mit ihren Haarnadelkurven einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu bieten. Die Porlock Hill Road ist laut der Versicherungsgesellschaft Sterling Insurance, „Britain’s worst road for ascents and descents„, sogar noch vor dem Hardknott Pass in Cumbria und der Rosedale Chimney Bank in North Yorkshire. Schilder warnen am Beginn der Porlock Hill Road das Befahren mit Wohnwagenanhängern und empfehlen als Alternative, die gebührenpflichtige, sechs Kilometer lange Umgehungsstraße, die Scenic Woodland Toll Road, zu nehmen (sie kostet £3 pro PKW). Die A39 führt von Somerset nach Devon; auf der einen Seite ist der Atlantik, auf der anderen Seite das Exmoor zu sehen. Sie wird im weiteren Verlauf in Devon auch Atlantic Highway genannt.

Immer wieder ist in der Lokalpresse von Unfällen zu lesen, die sich auf diesem Teilstück der A39 ereignet haben. Manche Autofahrer, die derart steile Straßen nicht gewöhnt sind, unterschätzen die Gefährlichkeit dieser Strecke, schalten nicht frühzeitig zurück und stehen ständig auf der Bremse, was diese nicht besonders gern mag. Also: Vorsichtige und ängstliche Fahrerinnen und Fahrer sollten lieber die Toll Road nehmen, die deutlich geringere Steigungen aufweist.

Dieser Film zeigt eine Fahrt vom Porlock Village hinauf auf den Porlock Hill, von einer Dashcam aus gesehen.

Diesen LKW hat es auf der Talfahrt erwischt.
Photo © Neil Kennedy (cc-by-sa/2.0)

Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

Photo © Sarah Charlesworth (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 14. Januar 2023 at 02:00  Comments (3)  

Let’s talk about… Essex

Das Eingangstor vom Süden nach Essex: Die Queen Elizabeth II Bridge.
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)

In meinen drei letzten Blogeinträgen beschäftigte ich mich mit Themen aus der Grafschaft Essex, die in Großbritannien keinen besonders guten Ruf hat. Meine persönlichen Eindrücke sind auch nicht allzu positiv, aber ich muss zugeben, dass ich Essex noch nicht so gründlich bereist habe wie andere Grafschaften, so ist dieser Beitrag wirklich nur subjektiv zu bewerten.

Wenn man aus Kent kommend die Queen Elizabeth II-Brücke überquert hat, wird man gleich zu Beginn in Essex mit einem sehr hässlichen Industriegebiet rund um Grays Thurrock konfrontiert. Dieses Gebiet zieht sich bis Tilbury, wo Amazon ein riesiges Fulfillment Center aus dem Boden gestampft hat. In East Tilbury stoßen wir auf die ehemaligen, verfallenden Lagerhallen der Schuhfabrik Bata, die 2005 geschlossen wurde, kein schöner Anblick.

Essex ist schon immer stark von London beeinflusst worden, speziell vom Osten der Stadt, in der Menschen mit eher niedrigem Einkommen wohnten. Sie suchten gern die ziemlich schnell zu erreichenden Strände von Essex auf, was dazu führte, dass sich die Strandbäder an den Wünschen und Vorlieben der Londoner orientierten und Amusement Arcades und Ähnliches errichteten. Londoner mit eher wenig Geld ließen sich gern an der Küste nieder, ganze Siedlungen wie Jaywick Sands mit preisgünstigen, qualitativ nicht sehr hochwertigen Häusern entstanden. Drogen und Kriminalität und eine hohe Arbeitslosigkeit machten sich hier breit, The Guardian nannte den Ort einmal „the most deprived area in the UK„.

Das benachbarte Clacton-on-Sea hat auch so seine Probleme, der Tourismus dort hat einen kontinuierlichen Niedergang erlebt, Hotels und Pensionen stehen leer und der Wahlkreis war der einzige in Großbritannien, der bei den Parlamentswahlen 2015 von einem Politiker der UKIP gewonnen wurde.

Der Begriff „Essex Girls“ hat sich in der englischen Sprache etabliert und steht für „a woman viewed as promiscuous and unintelligent, characteristics jocularly attributed to women from Essex“, so die Wikipedia.. Die Reality Soap-Serie „TOWIE“ (The Only Way Is Essex“) spielt in dem Milieu der Essex Girls und Essex Boys.

Der Schriftsteller und Filmemacher Jonathan Meades hat sich in seinem Film „The Joy of Essex“ (2013) in die Grafschaft begeben und herausgekommen ist darin kein sehr schmeichelhaftes Bild der Region östlich von London.

ABER: Ich habe durchaus auch attraktive Teile der Grafschaft gesehen, über die ich in meinem Blog geschrieben habe.

Als Lektüre zum Thema kann ich empfehlen: „Tom Boltons „Low Country: Brexit on the Essex Coast„, Dee Gordons „Essex’s Own“ und Rachel Lichtensteins „Estuary: Out From London to the Sea„, das ich demnächst in meinem Blog vorstellen werde.

Freizeitparks wie dieser in Southend-on-Sea lockten viele Londoner an die Küste von Essex.
Photo © Roger Jones (cc-by-sa/2.0)

Die hässliche Seite von Essex: Eine ehemalige Ölraffinerie.
Photo © Paul Taylor (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 5. Januar 2023 at 02:00  Comments (3)  

Henry Trengrouse (1772-1854) – Erfinder einer Apparatur, die vielen Menschen das Leben gerettet hat

Photo: Helston Folk Museum.
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Geboren wurde Henry Trengrouse am 18. März 1772 in der Kleinstadt Helston im Südwesten der Grafschaft Cornwall, und in Helston starb er auch am 14. Februar 1854. Man erinnert sich in seiner Heimatstadt vor allem durch eine Erfindung, durch die unzähligen Menschen das Leben gerettet wurde: Die Schiffsrettungsrakete. Inspiriert wurde der gelernte Schreiner durch ein schreckliches Schiffsunglück, das sich am 29. Dezember 1807 nur wenige Hundert Meter von Helston entfernt an der Küste Cornwalls zugetragen hatte. Die HMS Anson, ein Schiff der Royal Navy, rammte bei einem schweren Sturm die Felsenküste, brach auseinander und ein großer Teil der Besatzung ertrank. Die Bewohner von Helston sahen sich das Drama vom Strand aus an und konnten nicht helfen, auch Rettungsboote konnten auf Grund der hohen Wellen nicht auslaufen.

Henry Trengrouse war ein Tüftler und überlegte sich wie man schiffbrüchigen Menschen in Zukunft helfen könnte. Da kam er auf die Idee, eine Rakete zu entwickeln, mit deren Hilfe man ein Seil auf das Schiff in Seenot (oder auch andersherum vom Schiff zum Land) schießen und über ein Gestell die Menschen an Land holen kann; eine spätere Weiterentwicklung war dann die Hosenboje.

Henry Trengrouse stellte seinen Apparat der Admiralität in London vor, die davon sehr angetan war und ihre Schiffe damit ausrüstete. Nur leider fertigte die Royal Navy die Apparatur selber an, der Erfinder ging leer aus, abgesehen von einer mickrigen Abfindung, die nicht der Rede wert war. Die Londoner Society of Arts verlieh ihm noch eine Medaille und 30 Guineas, das war es aber auch schon. Der Mann, der durch seine Erfindung zahllose Menschenleben gerettet hatte, verschwand wieder in der Bedeutungslosigkeit. In Helston selbst wurde eine Straße nach Henry Trengrouse benannt, der Trengrouse Way, der durch ein ganz hübsches Wohngebiet führt. Sein Wohnhaus in der Meneage Street Nummer 122 ist mit einer Plakette verziert. Auf dem Kirchhof von St Michael’s steht auf seinem Grab ein steinernes Denkmal, das an ihn erinnert, verziert mit einem Anker; auf einer Steintafel ist festgehalten, was Henry für die Menschheit geleistet hat.

Hier ist ein kurzer Film über Henry Trengrouse.

Das Buch zum Artikel:
Bridget and Richard Larn: Henry Trengrouse – the Cornish inventor of the rocket life saving apparatus. Truran 2006. 40 Seiten. ISBN 978-1850222026.


Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

„Der Untergang der HMS Anson“ von William Elmes.
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Published in: on 5. Dezember 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Jean Charles de Menezes (1978-2005) und sein Tod in der U-Bahnstation Stockwell im Süden Londons

Das Memorial vor der U-Bahnstation Stockwell.
Photo © Robin Sones (cc-by-sa/2.0)

Als sich am Morgen des 21. Juli 2005 der junge aus Brasilien stammende Elektriker Jean Charles de Menezes (er war britischer Staatsbürger) auf den Weg zur Arbeit machte, ging er wie immer zur U-Bahnstation Stockwell, die inmitten des Little Portugal genannten Stadtteils von Lambeth in London liegt. Dort leben besonders viele portugiesisch sprechende Menschen aus Portugal und Brasilien. Jean Charles betrat den Bahnsteig der Victoria Line und erreichte noch den Zug, der gerade eingefahren war. Kaum hatte er sich auf einen freien Platz gesetzt, als drei Männer auf ihn einstürmten, ihn festhielten, herauszerrten und insgesamt elf Mal mit einer Pistole auf ihn schossen, die meisten der Schüsse trafen den jungen Mann in den Kopf. Er war sofort tot. Bei den drei Männern handelte es sich um Polizisten der Metropolitan Police in Zivil, die Jean Charles irrtümlicherweise für einen Terroristen hielten. Am Tag zuvor hatte es in London Attentatsversuche gegeben, die aber alle gescheitert waren, zwei Wochen davor die blutigen Bombenanschläge, bei denen 52 Menschen ums Leben kamen und über 700 verletzt wurden. Die Polizei der Stadt war hochgradig nervös, suchte fieberhaft nach den Bombenlegern des Vortages, und da geriet der völlig unschuldige Jean Charles de Menezes ins Visier der Fahnder.

Der Fall wurde untersucht, es kam zu Verstimmungen zwischen Großbritannien und Brasilien, Scotland Yard gab ihren fatalen Fehler zu, die Polizisten wurden für ihren Einsatz in der U-Bahn nicht belangt. Die Einsatzleiterin Cressida Dick, die später von 2017 bis 2022 als erste Frau die Metropolitan Police leiten sollte, wurde damals nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern befördert.

Die Familie des erschossenen Mannes in Brasilien erhielt eine Abfindung von £100 000. Dier vierfache Summe erhielt der damalige Polizeichef Ian Blair als er drei Jahre nach der Tat zurücktrat.

Als Erinnerung an den tragischen Tod von Jean Charles Menezes wurde vor dem Eingang der Stockwell-U-Bahnstation ein Memorial errichtet mit einem Bild des jungen Mannes, darunter steht
Innocent. Jean Charles de Menezes, born Ganzaga MG Brazil, 07.01.1972. Shot dead here 22.07.2005. Sadly missed„.
Am 7. Januar 2010 wurde es enthüllt, an dem Tag wäre Jean Charles 38 Jahre alt geworden.

Der brasilianische Regisseur Henrique Goldman verfilmte die letzten Lebenswochen des Mannes unter dem Titel „Jean Charles„. Hier ist der Trailer zu sehen.

Der Bahnsteig der Victoria Line im U-Bahnhof Stockwell.
Photo © Oxyman (cc-by-sa/2.0)
Stockwell Underground Station.
Photo © Nigel Thompson (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 6. Oktober 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Blitz The Butt Week vom 12. bis zum 18. September 2022 – Jetzt geht es den Zigarettenkippen an den Kragen

Photo: cybrgrl.
Creative Commons 2.0

Die Webseiten „http://www.rubbishwalks.co.uk“ tragen den Zusatztitel „Microadventures With A Mission“ und wurden von Jason Alexander in Ipswich in Suffolk gegründet. Er hat sich das Thema Müllvermeidung und Müllbeseitigung auf seine Fahnen geschrieben und sich das Motto zu eigen gemacht „Nicht nur darüber reden, sondern auch Taten folgen lassen“. Er möchte keine Gemeinschaft von Müllsammlern haben, sondern eine Gemeinschaft, die erst gar keinen Müll verursacht.

In der Woche vom 12. bis zum 18. September hat er die „Blitz The Butt Week“ ausgerufen, in der in Großbritannien so viele Zigarettenkippen („butts“) wie möglich aufgesammelt werden sollen. Im Vorfeld dieser Aktionswoche haben die „Rubbishwalks“-Teilnehmer bereits über 1,1 Millionen dieser unappetitlichen Kippen aufgesammelt, die die Straßen und Plätze verschmutzen, bei Regen zerfallen und die in den Filtern enthaltenen Giftstoffe freisetzen und unsere Umwelt in Gefahr bringen.

Wer in der „Blitz The Butt Week“ teilnehmen möchte, steht vor zwei alternativen Herausforderungen. 1: In einer Woche 2022 Kippen aufsammeln, ein Foto davon machen und in die sozialen Medien hochladen. 2: An einem Tag 2022 Zigarettenüberbleibsel von Straßen und Plätzen aufsammeln und ein Foto davon hochladen.

Jason Alexander gibt auf seinen Webseiten Tipps wie man die Kippen am schnellsten zählt; so passen beispielsweise in einen Standard-Maurereimer circa 9000 und in eine Ein-Liter-Plastikflasche 750. Nach Ende der Aktion werden die „butts“ dann ordnungsgemäß entsorgt. Von den geschätzten jährlich weltweit gerauchten 6,5 Billionen Zigaretten, so steht es auf Jasons Webseiten zu lesen, werden nur etwa ein Drittel davon in Müllbehältern entsorgt, der Rest landet „in freier Wildbahn“, stellt also eine große Gefahr für unser aller Gesundheit dar. Wünschen wir den Zigarettenkippensammlern in dieser Woche viel Erfolg!

Published in: on 12. September 2022 at 02:00  Comments (4)  

The Donkey Sanctuary – Ein Paradies für Esel bei Sidmouth in Devon

Photo © Lewis Clarke (cc-by-sa/2.0)

Es begann 1969 mit einem Esel namens Naughty Face, den die in Yorkshire geborene Elisabeth Doreen Svendsen (1930-2011) zu sich nahm, die Mitte der 1960er Jahre, gemeinsam mit ihrem Mann, ein Hotel in Devon führte. Naughty Face sollte ihr Leben total verändern, denn Mrs Svendsen entdeckte ihre Liebe zu Eseln, die darin mündete, dass sie ein Asyl für kranke, heimatlose und ungeliebte Esel ins Leben rief, das Donkey Sanctuary bei Sidmouth in Devon. Aus dem einen Esel wurden bald mehr als 200, die sie vor dem sicheren Tod rettete. Hier in Devon finden die Tiere paradiesische Zustände, sie werden wieder geliebt, sowohl von dem Personal, das sich um sie kümmert, als auch von den vielen Besuchern, die jährlich das Sanctuary aufsuchen.

The Donkey Sanctuary kümmert sich aber nicht nur um britische Esel, längst hat es seine Fühler weltweit ausgestreckt und hilft unter anderem mit Geldspenden in anderen Ländern, dass es auch dort den Eseln gut geht. Bereits im Jahr 2008 wurde der 10 000. Esel aufgenommen.

Wer möchte, kann einen der Esel wie Bonnie, Rubin oder Timothy für £3 im Monat adoptieren; Näheres darüber ist hier zu erfahren. Längst sind auch in anderen Gegenden von England weitere „Auffangstellen“ für Esel aufgemacht worden wie zum Beispiel in Birminghams, Leeds und Manchester.

Das Sanctuary bei Sidmouth ist an sieben Tagen der Woche von 9 Uhr bis 17 Uhr für Besucher geöffnet; der Eintritt ist kostenlos, über eine Spende freut man sich aber immer. Hier ist ein Blick in das Tierheim für Esel via Webcam und hier ein Film darüber.

The Donkey Sanctuary
Sidmouth
Devon EX10 0NU.

Photo © Lewis Clarke (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 14. August 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

St Thomas à Becket in Fairfield (Kent) – Eine einsame Kirche in der Romney Marsh

Photo © Stephen Nunney (cc-by-sa/2.0)

Die Romney Marsh an der englischen Südküste in der Grafschaft Kent gehört für mich zu den faszinierendsten Regionen des ganzen Landes. es ist hier vollkommen eben, man kann weit sehen, die Marsch ist durchzogen mit kleinen Flussläufen, Schafe grasen friedlich, es ist still und weit hinten sieht man (leider) das Atomkraftwerk von Dungeness.

Der englische Maler John Piper (1903-1992) sagte einmal in seinem 1950 erschienenen Buch „Romney Marsh“ über die Landschaft sehr treffend: „What I really love about it is that it is all – ninety-seven percent – atmosphere„. Mitten in dieser Einsamkeit steht eine Kirche namens St Thomas à Becket, umgeben von grasenden Schafen, erreichbar über eine kleine Brücke. Sie diente einmal den Bewohnern des Dorfes Fairfield als Andachtsstätte, doch das Dorf gibt es schon lange nicht mehr, nur einige wenige Bauernhöfe sind dort noch anzutreffen. Bis ins 12. Jahrhundert reichen die Anfänge der Kirche zurück, 1913 wurde sie von dem Architekten William Douglas Caröe liebevoll restauriert. Im Inneren findet man weiße „box pews“, das sind Kirchenbänke mit Holzwänden, eine dreistöckige Kanzel und sehr viel verbautes Holz. Dieser Film des „Bald Explorers“ vermittelt einen sehr guten Eindruck von der Kirche.

An und in St Thomas à Becket wurden einige Filme gedreht, unter anderem auch Szenen in Pier Paolo Pasolinis „Pasolinis tolldreiste Geschichten“ (1972).

Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)
Die „box pews“.
Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 12. August 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Oldie of the Year Awards

Im Jahr 1992 gründete der Journalist Richard Ingrams eine Zeitschrift namens „The Oldie„, die sich an die ältere Generation wendet, aber auch interessante Artikel für Jüngere beinhaltet. Das Magazin stellt eine Alternative zu den unzähligen anderen da, in denen fast nur schöne, junge Menschen abgebildet sind und die sogenannte Promi-Szene im Mittelpunkt steht. Es konnten namhafte Autorinnen und Autoren gewonnen werden wie Auberon Waugh, Germaine Greer und Beryl Bainbridge. Die Startauflage lag bei über 100 000 Exemplaren, die auch komplett verkauft wurde. Im Laufe der Jahren geriet The Oldie ins Trudeln, wechselte mehrfach die Besitzer und die Chefredakteure, scheint aber heute wieder in ruhigerem Fahrwasser zu sein, obwohl sich die Auflagenhöhe jetzt unterhalb der 50 000-Marke bewegt. Chefredakteur ist zur Zeit Harry Mount, von dem ich in meinem Blog zwei Bücher vorgestellt habe.

Jedes Jahr werden von dem Magazin The Oldie of the Year Awards verliehen, an Menschen, die sich in irgendeiner Weise, etwa durch ihr Lebenswerk oder durch besondere Aktionen, verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen beispielsweise die Schauspielerinnen Glenda Jackson und Sheila Hancock, der Sänger und Comedian Ken Dodd und die Künstler David Hockney und Peter Blake.

Da gibt es unter anderem den Lionel d’Or-Preis, den Oldie Keep Calm and Carry On Award, den Tigress We’d Like to Have to Tea Award und den Oldie Silver Screen Star of the Year Award. Die Preisverleihung läuft in lockerer Atmosphäre ab, es werden humorvolle Reden gehalten. Die letztjährige Verleihung der Preise fand im Londoner Savoy-Hotel statt, in Anwesenheit der Duchess of Cornwall. Zu den Gewinnern der Preise gehörten die berühmte Fernsehköchin und Buchautorin Delia Smith, Whispering Bob Harris, ein seit Jahrzehnten sehr populärer BBC-Musikmoderator, der australische Komiker Barry Humphries und der ehemalige Fußballspieler Sir Geoff Hurst.

Published in: on 6. Juli 2022 at 02:00  Comments (2)  

Tiverton and Honiton – Ein Wahlkreis in Devon, der bei Nachwahlen für Entsetzen bei der konservativen Partei sorgte

Tiverton am River Exe in Devon.
Photo © Lewis Clarke (cc-by-sa/2.0)

In dem Wahlkreis Tiverton and Honiton in der Grafschaft Devon wählen die Bürgerinnen und Bürger seit Menschengedenken konservativ. Die Tories brauchten sich hier nie Gedanken machen, ob sie bei den Wahlen zum Unterhaus nicht den Abgeordneten stellen würden…bis zu den Nachwahlen am 23. Juni diesen Jahres. Da wurden die Wahlergebnisse der letzten Jahrzehnte auf den Kopf gestellt. Erhielt der bisherige MP bei den letzten General Elections Neil Parish noch satte 60,2%, bekam seine Nachfolgerin Helen Hurford nur noch 38,4%, ein Minus von 21,8%.

Was wollte die Wählerschaft von Tiverton and Honiton damit zum Ausdruck bringen? Einerseits wollte sie den Premierminister Boris Johnson abstrafen, der durch seine Affären der letzten Zeit immer unpopulärer geworden ist, andererseits gab sie damit ihren Unmut über den bisherigen konservativen MP zum Ausdruck, wegen dem es überhaupt zu Nachwahlen in dem Wahlbezirk gekommen ist. Neil Parish hatte nämlich im Unterhaus bei Sitzungen nichts Besseres zu tun gehabt, als sich auf seinem Smartphone ein paar Pornofilme anzugucken. Dabei bemerkte er offenbar nicht, dass das zwei Kolleginnen von ihm sahen und sich darüber beschwerten, was zum Rücktritt des MPs führte.

Die Wählerinnen und Wähler von Tiverton and Honiton wandten sich am 23. Juni aber nicht etwa der Labour Party zu, die in dem Wahlkreis noch nie eine besondere Rolle gespielt hat (sie erhielt 15,8% weniger Stimmen als bei den letzten Wahlen und stürzte auf sagenhaft schlechte 3,7% ab). Als strahlender Sieger ging der Kandidat der Liberal Democrats Richard Foord aus den Nachwahlen hervor, der einen Stimmengewinn von 38% erreichte und seiner Partei zu 52,8% verhalf. Knapp 30% der konservativen Wähler haben sich den LibDems zugewandt.
Bereits im April diesen Jahres konnten die Liberaldemokraten im benachbarten Wahlbezirk Cullompton South in Mid-Devon die Konservativen bei Nachwahlen bezwingen, indem sie 26,2% zulegten und 47,9% der Stimmen bekamen.

Bei den Nachwahlen in Wakefield in West Yorkshire, ebenfalls am 23. Juni, konnten die LibDems bei weitem nicht so gut punkten; dort im Norden des Landes erreichten sie gerade einmal 1,8%. Auch in Wakefield wurden die Tories abgestraft, indem sie einen Stimmenverlust von 17,3% hinnehmen mussten und auf 30% zurückfielen, während Labour auf 47,9% kletterte, ein Plus von 8,1%.

Wie lange noch, Boris Johnson?

Die High Street von Honiton in Devon.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 27. Juni 2022 at 02:00  Comments (2)  

Ein Besuch in Hillesheim in der Eifel, Deutschlands Krimi-Hauptstadt Teil 2: Das Kriminalhaus

Eigenes Foto

Keine hundert Meter vom Krimi-Hotel in Hillesheim in der Eifel entfernt, steht das Kriminalhaus, das die Besitzer Monika und Ralf Kramp im September 2007 eröffnet haben und das das zweite Standbein für Deutschlands Krimi-Hauptstadt ist. Auch hier ist wieder ein sehr enger Bezug zu Großbritannien spürbar, so steht vor dem Eingang ein alter Austin und eine rote Telefonzelle.

Das Kriminalhaus ist unterteilt in das ebenerdige Café Sherlock, die daneben liegende Buchhandlung Lesezeichen und in den oberen Stockwerken das Deutsche Krimi-Archiv mit einer Sammlung von über 30 000 Bänden und vielen Nebenräumen, die alle dem Thema „Krimi“ gewidmet sind.

Betritt man das Café Sherlock gelangt man in eine andere Welt. Hier geben die Größen der Kriminal-Literatur den Ton an. Als erstes fiel mir ein großartiges Porträt von David Suchet auf, der in der englischen TV-Serie den Hercule Poirot verkörpert. Das Bild ist mit einer persönlichen Widmung an Ralf Kramp versehen, entstanden, wie er mir erzählte, im Londoner St James’s Club, wo er den Schauspieler traf. Das Porträt hat Ralf Kramp übrigens selbst gemalt, war er doch einmal Karikaturist beim Kölner Stadtanzeiger gewesen.
Man kommt aus dem Staunen im Café Sherlock gar nicht mehr heraus; hier gibt es so viel zu sehen, dass man Stunden bräuchte, um alles in sich aufzunehmen. Beispiel: Ein Vitrinentisch ist Lieutenant Columbo gewidmet, in dem „Devotionalien“ von dem berühmten Detektiv aus Los Angeles zu bewundern sind wie ein Miniaturmodell seines alten klapprigen Peugeot 403-Cabrios und eine Streichholzschachtel von Barney’s Beanery, jenem Lokal, in dem Columbo immer seinen geliebten Chili isst. In dem Café sind mit außerordentlich viel Liebe über Jahre hinweg Kuriositäten zusammengetragen worden, bei deren Anblick jedem Krimi-Liebhaber das Herz aufgeht.

Die Buchhandlung Lesezeichen schließt sich an das Café Sherlock an, das Reich von Monika Kramp; helle, freundliche, ansprechende Räumlichkeiten, selbstverständlich mit einer Spezialabteilung für Krimis, auch hier stehen überall zwischen den Büchern Kuriositäten herum.

Das Deutsche Krimi-Archiv findet man in den oberen Stockwerken, wo, wie bereits erwähnt, mehr als 30 000 Kriminalromane, alphabetisch sortiert, darauf warten, wieder einmal gelesen zu werden. Spezialsammlungen schließen sich an wie die Agatha Christie-Abteilung und das Sherlock-Holmes-Archiv. Hier wirkt nichts angestaubt oder langweilig, überall sind die Räume aufgelockert durch Fotos, Filmbilder und jede Menge anderer humorvoller und interessanter Dinge.

Ganz oben unter dem Dach, durch eine Wendeltreppe zu erreichen, ist schließlich die Spieleabteilung untergebracht, deren Spiele gleich vor Ort ausprobiert werden können. Bei meinem Besuch war der Raum von einer Familie belegt, die eines davon gerade benutzten.

Im Kriminalhaus sind auch die Büros des KBV-Verlages zu finden. Verlagsleiter Ralf Kramp, selbst Autor zahlreicher Krimis (siehe hierzu meinen Blogeintrag), verlegt seit über zwanzig Jahren Kriminalromane deutschsprachiger Autoren mit dem Schwerpunkt Regionalkrimis.

Ein Besuch im Kriminalhaus ist sehr zu empfehlen, auch wenn man nicht besonders viel mit Krimis am Hut hat. Bei einer Tasse „Schwarzer Tod“-Espresso, einem Killerkakao, einem Stück Kuchen oder bei einem Ploughman’s Lunch im Café Sherlock hat man die Muße, die vielen Objekte des Raumes zu bewundern; es ist auch ein Stück England mitten in der Eifel. Das sympathische Ehepaar Monika und Ralf Kramp empfängt die Gäste auf liebenswürdige Weise.

Die Öffnungszeiten des Kriminalhauses: Mittwoch bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Das Kriminalhaus
Am Markt 5 – 7
54576 Hillesheim

Das David Suchet-Porträt mit Widmung.
Eigenes Foto.
Im Café Sherlock.
Eigenes Foto.
Sherlock Holmes höchstselbst am Kamin in dem nach ihm benannten Café.
Eigenes Foto.
Einer der Vitrinentische im Café, hier der Hercule Poirot gewidmete.
Eigenes Foto.
Ein „Bobby“ wacht über die Café-Gäste.
Eigenes Foto.
Published in: on 19. Juni 2022 at 02:00  Comments (7)  

Bridlington an der Küste von Yorkshire Teil 2: Der Große Sturm von 1871, der vielen Menschen das Leben kostete

Ein Sturm tobt über dem Hafen von Bridlington.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Wenn sich ein Sturm vor der Nordseeküste von Yorkshire zusammenbraut, dann kann es schon einmal heftig zur Sache gehen. Ganz besonders schlimm war es am 10. Februar 1871 als der Great Gale zuschlug. Die hohen Wellen schlugen über die Hafenmauern von Bridlington, und die Schiffe, die zu der Zeit im Nordosten Englands unterwegs waren, traf der Sturm mit voller Härte. Ganze 28 von ihnen erlitten Schiffbruch und zwischen fünfzig und siebzig Menschen verloren ihr Leben. Einige von den Schiffen versuchten in der Bucht von Bridlington Schutz zu suchen, was aber den meisten nicht gelang, da sie entweder auf Grund liefen oder an der Hafenmauer zerschellten. Es waren viele Kohlenschiffe dabei, deren Ladung noch Wochen nach dem Sturm an der Küste von Yorkshire angespült wurde. Die meisten von ihnen sollen überladen und in einem schlechten Zustand gewesen sein.

Die Zahl der Opfer hätte sich noch wesentlich erhöht, wenn nicht die mutigen Männer der Royal National Lifeboat Institution von Bridlington eingegriffen hätten, die mit ihren beiden Seenotrettungsbooten mehrfach in die stürmische See hinausfuhren und Menschen von Bord holten beziehungsweise aus dem Meer zogen. Robert Whitworth und Harbinger hießen die Boote, von denen das letztere bei einem Rettungsversuch von einer riesigen Welle erfasst wurde und sank. Sechs der neun Besatzungsmitglieder ertranken in den Fluten.

Jedes Jahr im Februar findet ein Gedenkgottesdienst in der Bridlington Priory Church statt (2021 jährte sich die Katastrophe zum hundertfünfzigsten Mal) auf deren Kirchhof ein Obelisk an die ertrunkenen Seeleute erinnert. 43 von ihnen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Das Buch zum Artikel:
Richard M. Jones: The Great Gale of 1871. Mereo 2013. 136 Seiten
. ISBN 978-1909544727.

Ein Seenotrettungsboot im Hafen von Bridlington.
Photo © Ian S (cc-by-sa/2.0)
Bridlington Priory Church.
Photo © Julian P Guffogg (cc-by-sa/2.0)
Die Grabstätten von drei Besatzungsmitgliedern der Seenotrettungsschiffe aus Bridlington auf dem Kirchhof der Priory Church.
Credit: RNLI/Andy Brompton
Published in: on 10. Juni 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

John Wodehouse, 4th Earl of Kimberley (1924-2002) – Der englische Adelige mit den meisten Ehefrauen

Kimberley Hall in Norfolk.
Photo: steeljam.
Creative Commons 2.0

Als John Wodehouse, 4th Earl of Kimberley, am 26. Mai 2002 starb, verfasste The Guardian einen Nachruf auf ihn, der nicht sehr schmeichelhaft war. Dort stand zu lesen: „Johnny Wodehouse, the maverick, six-times-married fourth Earl of Kimberley, who has died aged 78, was as arrogant in his politics as he was in wasting his considerable inherited fortune on gambling, womanising and alcoholism“.

Wer war dieser Mann? Bei dem Namen „Wodehouse“ denkt man sofort an den Schriftsteller P.G. Wodehouse, und da besteht auch wirklich ein Zusammenhang, denn der Earl war der Pate und gleichzeitig ein entfernter Cousin des Schöpfers von Lord Emsworth und der Empress of Blandings.

John Wodehouse genoss eine sehr gute Ausbildung im Eton College und anschließend im Magdalene College in Cambridge. 1979 wurde er Mitglied der Conservative Party und hatte einen Sitz im Oberhaus. Am bekanntesten wurde er aber dadurch, dass er so viele Ehen geschlossen hatte wie kein anderer Adeliger, nämlich sechs.
Mit 21 Jahren heiratete er Diana Evelyn Legh, die Tochter eines Armeeoffiziers, eine Ehe, die nicht lange hielt, denn sie wurde nach vier Jahren wieder aufgelöst. 1949 kam Ehefrau Nummer 2, Carmel June Dunnett, die Tochter eines australischen Fußballspielers. Auch diese Beziehung ging nach drei Jahren in die Brüche. 1953 heiratete der Earl Ehefrau Nummer 3, Cynthia Westendarp, eine Ehe, die bis 1961 hielt und aus der zwei Kinder entsprangen. Noch im gleichen Jahr ehelichte John Wodehouse das Model Margaret Simons, die nach dem Ende ihrer Ehe 1965 in einigen Filmen mitwirkte, zum Beispiel in dem Hammer Horror-Streifen „The Mummy’s Shroud“ (dt. „Der Fluch der Mumie“). Ehefrau Nummer 5 wurde im Jahr 1970 Gillian Ireland-Smith, Tochter eines Colonels, doch auch sie musste 1982 Platz machen für Ehefrau Nummer 6, Sarah Jane Hope Consett, die der Earl noch im selben Jahr heiratete. Erstaunlicherweise war auch sie die Tochter eines höheren Militärs. Diese Ehe hielt bis zum Tod des vierten Earls of Kimberley im Jahr 2002.

Der Familiensitz der Kimberleys war übrigens Kimberley Hall in Norfolk, den der Earl 1958 verkaufte. Lancelot „Capability“ Brown hatte 1778 den Park der Hall entworfen. Heute kann man das Haus für Hochzeiten, Tagungen und Produktlaunches mieten.

Published in: on 6. Juni 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der Ipsos Veracity Index oder Welche Berufe genießen das höchste Vertrauen in der britischen Gesellschaft

Auf der Rangliste auf Platz 1: The nurse.
Foto: timefornurses.
Creative Commons 2.0

Ipsos ist ein weltweit tätiges Marktforschungsunternehmen, das seit 1983 jährlich den Veracity Index erstellt, der die Vertrauens- und Glaubwürdigkeit verschiedener Berufe in der britischen Gesellschaft darstellt. Durch diesen Index sind gesellschaftliche Entwicklungen und Umbrüche erkennbar. So rangieren beispielsweise im zuletzt veröffentlichten Index 2021 Politiker und Regierungsmitglieder ganz weit unten, mit nur jeweils 19% Vertrauenswürdigkeit, ein verheerendes Urteil. Denkt man aber an die Skandale des letzten Jahres in der britischen Politik (Parties während Coronazeiten und deren Verleugnung durch den Premierminister) ist das nicht verwunderlich. Im Jahr zuvor sah es noch schlechter aus, da lag die Glaubwürdigkeit von Politikern nur bei 15%, die von Regierungsmitgliedern bei 16%.

Ähnlich schlecht kommen bei der Ipsos-Umfrage andere Berufe weg wie Journalisten mit 28% (im Vorjahr 23%), Wirtschaftsführer mit 31% (Vorjahr 33%) und Immobilienmakler mit einem Glaubwürdigkeitsindex von 32% (im Jahr davor 27%). Das Schlusslicht bilden in den letzten beiden Jahren die „Advertising executives“, also die Werbefachleute.

Im Mittelfeld des Indexes bewegen sich die Polizisten mit 63%, abgeschmiert von 71% im Jahr davor, eine Vertrauenskrise in die Gesetzeshüter, die immer ausgeprägter wird. Rechtsanwälte und Männer und Frauen der Kirche stehen mit 59% beziehungsweise 58% auch nicht besonders gut da.

Doch sehen wir uns einmal an, wer das höchste Ansehen in der britischen Gesellschaft genießt. Da führen die Krankenschwestern mit 94% die Rangliste an (im Vorjahr 93%). Und dann kommt eine Überraschung: Auf Platz 2 stehen erstmals Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit 93%, die im Vorjahr im Index überhaupt nicht auftauchten. Wie mag das zustande gekommen sein? Auf Platz 3, keine besondere Überraschung, finden wir die Ärzte mit 91%; Platz 4 nehmen gemeinsam die Lehrer und die Museumskuratoren ein mit jeweils 86%.
Hier ist der komplette Veracity Index zu sehen.

Auf der Rangliste auf Platz 2: The librarian.
Foto: charlieishere@btinternet.com.
Creative Commons 2.0
Published in: on 13. Mai 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Sheepwash Bridge in Ashford in the Water (Derbyshire) – Sehr unbeliebt bei wasserscheuen Schafen

Photo © Jo Turner (cc-by-sa/2.0)

„Oh nein, nicht schon wieder“ werden sich manche Schafe denken, wenn sie mit einem Transporter zu der Sheepwash Bridge in Ashford in the Water in Derbyshire gebracht werden, damit an ihnen „rituelle Waschungen“ vorgenommen werden. Natürlich werden die armen Tiere nicht von der Brücke aus ins Wasser geschubst, daneben ist ein „pen“, also ein Pferch, von dem aus sie mehr oder weniger sanft in die Fluten des River Wye befördert werden, wo einige stämmige Männer darauf warten, die Schafe vom Schmutz zu befreien.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein hatte das Ganze auch einen Sinn, denn bevor die Tiere geschoren beziehungsweise zum Markt zum Verkauf gebracht wurden, mussten sie ja sauber sein. Heute wird das „sheepwashing“ nur noch zur Unterhaltung für Touristen durchgeführt (und zum Ärger der Wollträger).

Die sehr schön anzusehende mittelalterliche Sheepwash Bridge ist eine „packhorse bridge„, die im 17. Jahrhundert ständig von Packpferden überquert wurde, die Malz aus der Stadt Derby transportierten.

Die viel fotografierte Brücke im Peak District ist sehr beliebt bei Kindern und auch Erwachsenen, die gern Pooh Sticks spielen. The English National Tourist Board ist der Meinung, dass sich die Sheepwash Bridge dazu am besten eignet. Mehr über das Stöckchenspiel in meinen entsprechenden Blogeinträgen.

Hier ist ein Film, der das sheepwashing zeigt.

Der Sheepwash Pen.
Photo © Terry Robinson (cc-by-sa/2.0)
Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 10. Mai 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Fahrbibliotheken in England in Wort und Bild

Einer der Bücherbusse, die in Lincolnshire unterwegs sind.
Photo © Bob Harvey (cc-by-sa/2.0)

Man nennt sie bookmobiles oder book vans, manchmal auch travelling libraries, in Deutschland heißen sie Fahrbibliotheken, also Fahrzeuge mit einem Buchangebot, die vorwiegend in ländliche Regionen beziehungsweise in Orte fahren, in denen sich eine feste Bibliothek nicht lohnt. Gern werden sie von Kindern und älteren Menschen, die nicht mehr sehr mobil sind, genutzt. In der Regel fahren diese Bücherbusse, wie Linienbusse, nach einem festgelegten Fahrplan ihre Routen ab. Die Buchauswahl ist natürlich wegen der Platzverhältnisse überschaubar.

Es gibt Karosseriebaufirmen, die sich auf die Herstellung von bookmobiles spezialisiert haben, und so sieht jeder Bücherbus, vor allem durch die Bemalung und Beschriftung anders aus.

In der TV-Krimiserie „Midsomer Murders“ beziehungsweise „Inspektor Barnaby“ ist Tom Barnabys Tochter Cully einige Male als Fahrerin eines bookvans zu sehen wie zum Beispiel in „Death and Dreams“ (dt. „Trau, schau, wem!“). Dabei handelt es sich um ein nicht ganz so großes Fahrzeug.

Es wurden auch schon Romane geschrieben, in denen ein „bookmobile“ im Mittelpunkt steht wie beispielsweise „The Case of the Missing Book“ aus der Reihe „A Bookmobile Mystery“ von Jack Lombard oder „An Amish Surprise“ aus der „Berlin Bookmobile Series“ von Shelley Shephard Gray, in der die Bibliothekarin Sarah Anne Miller und ihr Bücherbus im Mittelpunkt stehen.

Im Folgenden stelle ich einmal einige englische Bücherbusse im Bild vor.

Ein ziemlich großes Exemplar in Exeter (Devon).
Photo © Robin Stott (cc-by-sa/2.0)
Auf der Isle of Wight.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)
Haltestelle am Village Green von Wall in Northumberland.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)
Ein Bücherbus mitten in der Einsamkeit von Shropshire. Wer mag hier wohl hinkommen?
Photo © John H Darch (cc-by-sa/2.0)
Es geht auch eine Nummer kleiner wie hier in Wakefield (West Yorkshire).
Photo © Chris Neale (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 3. Mai 2022 at 02:00  Comments (4)  

„Heartbeat“ – Eine der erfolgreichsten britischen TV-Serien

Foto meiner Videocassette.
Foto meiner Videocassette.

Vor einiger Zeit fuhr ich durch den kleinen Ort Goathland in North Yorkshire, der mitten in dem großen Moorgebiet North York Moors liegt. Hier wurden große Teile der ITV-Serie „Heartbeat“ gedreht, von der ich noch die ersten Teile auf Video besitze. Basierend auf den „Constable“- Büchern von Nicholas Rhea (das Pseudonym des ehemaligen Polizisten Peter Walker, siehe hierzu meinen Blogeintrag) wurde die Serie erstmals am 10. April 1992 ausgestrahlt und erreichte sofort sehr hohe Einschaltquoten. Damals hatte sich von den Verantwortlichen bei ITV wohl keiner vorstellen können, dass „Heartbeat“ bis zum 12. September 2010 laufen und 372 Episoden umfassen würde.

„Heartbeat“ ist eine „police drama“-Serie, die im Yorkshire der 1960er Jahre spielt und in der der Alltag einer Gruppe von Polizeibeamten gezeigt wird, die in dem fiktiven Ort Ashfordly stationiert sind. Hier und in dem benachbarten Ort Aidensfield (=Goathland) spielen sich die kleinen und großen Dramen ab, mit denen die Polizisten konfrontiert werden.

Nick Berry spielte jahrelang die Hauptrolle als PC Nick Rowan, und er sang auch die Titelmelodie, die auf einem alten Buddy Holly-Song basierte (und mit dem Berry 1992 bis auf Platz 2 der britischen Charts gelangte).

Wenn man sich einmal einige Folgen der TV-Serie angesehen hat, wird man unwillkürlich an eine andere Serie erinnert, die ebenfalls in Yorkshire spielt, nämlich an „All Creatures Great and Small“ beziehungsweise „Der Doktor und das liebe Vieh“, in der es auch von kauzigen Figuren wimmelt.

Der sympathische Nick Berry stieg 1998 aus der Serie aus und in eine neue BBC-Serie namens „Harbour Lights“ ein, in der er einen Hafenmeister spielte, die aber nach einem Jahr wieder abgesetzt wurde, weil sie beim Fernsehpublikum nur auf geringes Interesse stieß.

Viele Episoden von „Heartbeat“ sind auf DVD noch lieferbar, ebenso die „Constable“-Romane von Nicholas Rhea. Leider wurde die TV-Serie nie im deutschen Fernsehen gezeigt.
Hier einige Ausschnitte aus den ersten Episoden von „Heartbeat“.

Dreharbeiten in Goathland.
Photo © Mike Searle (cc-by-sa/2.0)
Eines der Polizeiautos der TV-Serie in Goathland.
Photo © Nick Mutton (cc-by-sa/2.0)
Hinweisschild kurz vor Goathland, denn mit Schafen auf der Fahrbahn muss hier überall gerechnet werden.
Eigenes Foto
Published in: on 1. Mai 2022 at 02:00  Kommentar verfassen