Frome in Somerset und der Rennfahrer Jenson Button

Photo: Jen Ross.
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Nach einem Artikel auf den Webseiten von „Somerset Live“ aus dem Jahr 2019 steht die Stadt Frome auf der Liste der „The Top 10 most difficult place names“ auf Platz 1 (es folgen Ballachulish in den schottischen Highlands und Godmanchester in Cambridgeshire). Die korrekte Aussprache ist „Froom“.

Doch darum soll es heute nicht weiter gehen, sondern um einen Mann, der in einem ganz besonderen Verhältnis zu der Stadt steht (siehe auch meinen früheren Blogeintrag über Frome), nämlich der Rennfahrer Jenson Button.
Button wurde am 19. Januar 1980 in Frome geboren und lebte anfangs mit seinen Eltern in der Straße Northcote Crescent, einer ruhigen Straße mit hübschen Häusern. Von dort zog er in das kleine Dorf Vobster, etwa zwölf Kilometer westlich von Frome. Sein Vater, John Button, war in den 1970er Jahren ein bekannte Rallyefahrer in England, und so lag Jenson der Motorsport schon im Blut. Er begann seine Rennfahrerkarriere als Kartfahrer und schaffte es schließlich, zu einem der berühmtesten Formel 1-Fahrer der Welt zu werden; von 2000 bis 2017 war er für mehrere Rennställe auf den Pisten der Welt zu finden. Im Jahr 2009 wurde seine Karriere als Sieger der Formula 1 World Championship gekrönt.

In seiner Geburtsstadt Frome beobachtete man Jenson Buttons Motorsportkarriere mit großem Interesse und ehrte ihn, indem in der Stadt eine 21 Meter lange Fußgängerbrücke über den River Frome nach ihm benannt wurde, die Jenson Button Bridge. Weiterhin erhielt eine Straße in Frome seinen Namen, die Jenson Avenue, was glamouröser klingt als sie eigentlich ist, triste Lagerhallen, ein Premier Inn-Hotel und ein Beefeater-Restaurant namens The Frome Flyer (Jenson Buttons Spitzname) säumen der Weg der Sackgasse (Jenson Buttons Formel 1-Kollege Lewis Hamilton wurde in seiner Geburtsstadt Stevenage in Hertfordshire ebenfalls dadurch geehrt, dass eine Straße nach ihm benannt wurde). Auch eine Button Street gibt es in Frome, aber dieser extrem schmale Weg ist eher eine Beleidigung für den Rennfahrer.

Ein Jahr nach seinem Formel 1-Weltmeistertitel wurde Jenson Button der Freeman of Frome-Status verliehen, ein Ehrentitel, der von der Stadt erstmals vergeben wurde.

Hier ist ein Film von Jenson Buttons erstem Formel 1-Sieg beim Großen Preis von Ungarn im Jahr 2006.

Die Jenson Button Bridge.
Photo © Alex McGregor (cc-by-sa/2.0)

The Frome Flyer am Premier Inn an der Jenson Avenue.
Photo © Maurice Pullin (cc-by-sa/2.0)

Photo: Sheep“R“Us.
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Published in: on 30. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

„Danny Boy“ – Ein weltbekanntes Lied, getextet von einem Rechtsanwalt aus Bath (Somerset)

Skulptur am Hafen von Portishead in Memoriam Frederic Edward Weatherly.
Photo © Neil Owen (cc-by-sa/2.0)

Frederic Edward Weatherly war ein Rechtsanwalt, der von 1848 bis 1929 lebte. Seine Kindheit verlebte er in der Küstenstadt Portishead (Somerset) am Mündungstrichter des River Severn. Weatherlys Alma Mater war das Brasenose College in Oxford, später übte er seinen Beruf vorwiegend in Bath in Somerset aus. Doch seine Arbeit als Anwalt ist nicht in Erinnerung geblieben, dafür aber sein „Hobby“, das Schreiben von Liedern und Balladen, mehr als 3000 sollen es gewesen sein. Sein erster großer Erfolg stammt aus dem Jahr 1892, als er den Text zu dem Lied „The Holy City“ schrieb, das zuvor Michael Maybrick komponiert hatte und das zu den populärsten englischen Kirchenliedern zählt, hier zu hören.

Die bekannteste seiner Balladen ist aber „Danny Boy„, die Weatherly 1910 schrieb und dazu die Melodie des traditionellen, irischen Liedes „Londonderry Air“ verwendete, das noch heute in Nordirland als eine Art Nationalhymne gespielt wird. Was der Rechtsanwalt aus Bath mit seinem Text genau sagen wollte, ist nicht so ganz klar und nicht eindeutig zu interpretieren. Es könnte sich darin um ein Klagelied der Mutter (?) eines jungen Mannes handeln, der in den Krieg zieht oder oder an dem Osteraufstand im Jahr 1916 teilnimmt, als irische Republikaner sich gewaltsam von der britischen Herrschaft lösen wollten. Nehmen wir einmal an, dass es sich hier um Dannys Mutter handelt, die ihren Sohn traurig dahinziehen sieht und die Möglichkeit in Betracht zieht, dass sie bei Dannys Rückkehr vielleicht nicht mehr unter den Lebenden ist, aber dann hofft, dass er an ihrem Grab danieder kniet und ein Ave Maria spricht („And all my grave will warmer, sweeter be, For you will bend and tell me that you love me„).

Das Lied wurde außerordentlich populär und existiert in zahllosen Interpretationen. Meine erste Begegnung mit „Danny Boy“ war auf einer LP des US-amerikanischen Countrysängers Jim Reeves, die Anfang der 1960er Jahre veröffentlicht worden war. Hier ist seine Version zu hören. Die erste Schallplattenaufnahme des Liedes stammt von der österreichisch-amerikanischen Opernsängerin Ernestine Schumann-Heink (1861-1936), hier zu hören. Viele Sänger hatten den Song in ihrem Repertoire wie Elvis Presley, Bing Crosby, Harry Belafonte, Andy Williams und Johnny Cash, um nur einige zu nennen. Hier ist meine persönliche Lieblingsversion von Hayley Westenra.

Als Frederic Edward Weatherly 1929 starb, wurde „Danny Boy“ bei der Trauerzeremonie in der Bath Abbey auf der Orgel gespielt. Sein Grab findet man auf dem Smallcombe Cemetery am Südostrand von Bath. Am Old Pier in Portishead erinnert die Skulptur „The Lady Sings“ an Weatherly. Am Sockel findet man die Worte „In sunshine or in shadow, I’ll be here“ aus „Danny Boy“ und die Initialen F.W. 1911.

Das Buch zum Artikel:
Anthony Mann: In Sunshine and in Shadow – The family story of Danny Boy. 2013. 263 Seiten. ISBN 978-1300775010
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Weatherlys Grab auf dem Smallcombe Cemetery in Bath.
Photo: Mikeyp3.
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Published in: on 29. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Shoe Tree in Buxton in Derbyshire

Photo: Diego Sideburns.
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An einer Esche an der A 40 zwischen High Wycombe und Stokenchurch in der Grafschaft Buckinghamshire hängen seit den 1970er Jahren jede Menge Schuhe und keiner weiß warum. Es gibt natürlich Spekulationen über die möglichen Gründe, warum der Baum so dekoriert wird, aber die klingen alle ziemlich abstrus: Ein Fruchtbarkeitsritual, Vorbereitung für eine Invasion für Aliens, die Schuhe sollen Frischverheirateten Glück bringen oder, was noch am wahrscheinlichsten klingt, ein Spaßvogel, der den Baum, ständig neu dekoriert.

Etwas Ähnliches gibt es auch in der Grafschaft Derbyshire, wo in Buxton an der Ausfallstraße A515, der Ashbourne Road, ein „shoe tree“ steht. Kurz vor dem Eingang zum Friedhof von Buxton ist der Baum zu finden, der manchmal mit bis zu hundert Schuhen dekoriert ist, und auch dort weiß niemand so recht, was es mit dem Ritual auf sich hat. Ähnliche Spekulationen wie in Buckinghamshire machen hier die Runde; da ist von einem Fruchtbarkeitsritual die Rede, von einem Ritual, vergleichbar mit den Liebesschlössern an Brücken, und anderen mehr oder weniger wahrscheinlichen Ursachen. Die Bewohner Buxtons sehen den Schuhbaum mit gemischten Gefühlen, nicht alle lieben ihn und rufen dazu auf, den Baum zu fällen.

Auch in anderen Ländern der Welt gibt es das Phänomen der „shoe trees“, zum Beispiel in den USA, wo ebenfalls darüber diskutiert wird, was wohl dahinter stecken mag.

Published in: on 28. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Well Dressing – Das Schmücken von Brunnen in Derbyshire

In Tissington.
Photo © Martin Dawes (cc-by-sa/2.0

Wenn man in den Monaten Mai bis September durch Derbyshire fährt, findet man in zahlreichen Dörfern blumengeschmückte Gebilde, die sich bei näherem Hinsehen als Brunnen herausstellen. Dieser alte Brauch des „Well Dressings“ oder Brunnenschmückens geht weit in die Vergangenheit zurück und kann möglicherweise mit dem „Black Death“ zusammenhängen, jener großen Pestepedemie im 14. Jahrhundert, der unendlich viele Menschen zum Opfer fielen. Aus Dankbarkeit, dass bestimmte Brunnen reines unverseuchtes Wasser lieferten, sollen diese mit Blumen geschmückt worden sein.

Der schöne Brauch war bis die 1920 und 1930er Jahre so gut wie verschwunden, bis er wieder ins Leben gerufen wurde. Das Bilderbuchdorf Tissington in Derbyshire soll die Tradition des Well Dressings am längsten pflegen und auch heute noch besuchen tausende von Menschen die sechs Brunnen des Ortes in der Woche um Christi Himmelfahrt, die dann besonders schön herausgeputzt werden.

Wie das Well Dressing vor sich geht, hat der „Tagesspiegel“ in seiner Ausgabe vom 14.06.2008 sehr gut beschrieben:

„Die aufwendigen Pflanzgebilde werden mit Hilfe von Lehm und Ton, die als Bindemittel eingesetzt werden, auf große hölzerne Rahmen aufgezogen. Die Mosaike bestehen aus natürlichen Materialien wie Blumen, Blütenblättern, Gräsern, Moosen, Baumrinde, aber auch aus Pflanzensamen, Beeren und Bohnen. In stundenlanger, oft tagelanger Kleinarbeit werden die jährlich wechselnden Motive von einer Schar an Helfern liebevoll arrangiert. Rund 40 Hände sind notwendig, um binnen einer Woche ein circa zwei Meter mal 2,5 Meter großes Brunnenbild zu erstellen. So arbeitsintensiv das Erstellen der filigranen Kunstwerke ist, so kurz ist deren Haltbarkeit. Denn zumeist schon nach wenigen Tagen verwelken die Blumengebilde oder zerbröseln die Bilder, die zuvor in einer feierlichen Zeremonie gesegnet werden“.

Mittlerweile ist das Well Dressing auch in zahlreichen anderen englischen Grafschaften zu finden.
Hier ist ein Film über das Brunnenschmücken zu sehen.

In Milford.
Photo © John M (cc-by-sa/2.0)

In Etwall.
Photo © John M (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. April 2023 at 02:00  Comments (2)  

Stické Tennis – Eine fast vergessene Sportart und seine beiden letzten Spielstätten in England

Hartham Park in Wiltshire.
Photo © Peter Elsdon (cc-by-sa/2.0)

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erfreute sich die Sportart Stické Tennis einer gewissen Beliebtheit in englischen Landhäusern und ist aber heute so gut wie vergessen. Etwa fünfzig Sporthallen gab es zur Blütezeit des Stické Tennis in England, übriggeblieben sind noch zwei (und eine existiert noch in Indien). Die Regeln sind denen des Rasentennis gleich, nur wird diese Tennisart in geschlossenen Räumen gespielt, unter Zuhilfenahme der Wände, die in das Spiel integriert sind. Der Name leitet sich von dem griechischen Wort „sphairistikè“ ab, was soviel heißt wie „Die Kunst, Ball zu spielen“.

Zwei Möglichkeiten gibt es heute in England, diesem Sport zu frönen, der angeblich sehr viel schwieriger als das normale Tennis zu spielen sein soll. Eine ist in Wiltshire in Hartham Park bei Corsham wo John Poynder Dickson-Poynder, 1st Baron Islington im Jahr 1904 eine Tennishalle bauen ließ, die heute unter Denkmalschutz steht. 1907 zog Sir Ian Murray Heathcoat-Amory nach und baute ebenfalls eine Stické Tennis-Halle auf seinem Landsitz Knightshayes Court bei Tiverton in Devon, das heute dem National Trust gehört. Einen sehr interessanten Film über diese seltene Sportart findet man am Ende dieser Webseite.

Zwei Bücher sind über Stické Tennis in den letzten Jahren geschrieben worden: “ The Rise and Fall of Stické Tennis 1874-1939“ von Nigel à Brassard, 2017 bei Ronaldson Publications erschienen, und bereits 2004 ein schmaler Band mit dem Titel „Stické Tennis“ von Graham Tomkinson.

Knightshayes Court in Devon.
Photo © Rod Allday (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 26. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Ralph Vaughan Williams (1872-1958) – Einer der großartigsten Komponisten Großbritanniens

Bronzemonument in der St Martin’s Church in Dorking (Surrey).
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

In Deutschland ist er nicht so bekannt – in Großbritannien zählt er zu den größten Komponisten aller Zeiten: Ralph Vaughan Williams, der 1872 in dem Cotswold-Dörfchen Down Ampney zur Welt kam. Max Bruch in Berlin und Maurice Ravel in Paris waren seine Lehrmeister und der Komponist Gustav Holst gehörte zu seinen engsten Freunden.

Williams war sehr vielseitig: Er gab ein Kirchengesangbuch heraus, er sammelte englische Volkslieder, schrieb Sinfonien, Opern und Filmmusik, dirigierte seine eigenen Werke und lehrte am Royal College of Music in London.

Der Musikkritiker John Alexander Fuller Maitland sprach einmal von Williams‘ Musikstil: „One is never quite sure whether one is listening to something very old or very new“. Sein „Lark Ascending“ gehört zu den beliebtesten Liedern in ganz England und wird regelmäßig von den „Classic FM„-Hörern zu deren Lieblingstitel gewählt.

Ralph Vaughan Williams‘ Asche wurde nach seinem Tod im Jahr 1958 in der Westminster Abbey in London beigesetzt, nicht weit von einem weiteren großen englischen Komponisten: Henry Purcell.

Geehrt wurde der Komponist mit einer Statue in Dorking (Surrey), wo er lange lebte und mit einem Bronzemonument in Dorkings St Martin’s Church sowie mit einer Büste in den Chelsea Embankment Gardens in London.

Hier ist Williams‘ „The Romance“ zu hören aus der „Serenade in A Minor“

Skulptur in Dorking (Surrey).
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Büste in Londons Chelsea Embankment Gardens.
Photo © PAUL FARMER (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 25. April 2023 at 02:00  Comments (4)  

The National Rhubarb Collection in Clumber Park (Nottinghamshire)

Die National Rhubarb Collection im Walled Kitchen Garden in Clumber Park.
Photo © John M (cc-by-sa/2.0)

Mit dem Thema „Rhabarber“ habe ich mich in meinem Blog bereits zweimal beschäftigt, einmal mit dem Festival of Food, Drink and Rhubarb in Wakefield (West Yorkshire) und einmal mit dem sogenannten Rhabarber-Dreieck, ebenfalls in West Yorkshire. Heute geht es um die National Rhubarb Collection in Clumber Park in Nottinghamshire.

Clumber Park, südlich von Worksop gelegen, war lange Zeit Familiensitz der Dukes of Newcastle. 1938 brannte das Haupthaus ab, so dass von dem Besitz nur noch die Kapelle St Mary the Virgin und die Gärten übriggeblieben sind. 1946 ging Clumber Park in den Besitz des National Trusts über. Zu sehen sind hier heute der Walled Kitchen Garden mit seinem großen Gewächshaus, die Ornamental Bridge und die fast drei Kilometer lange Lime Tree Avenue…und natürlich die National Rhubarb Collection, die mit über 130 verschiedenen Sorten zu den größten Sammlungen weltweit gehört. Die Pflanzen tragen ungewöhnliche Namen wie Hardy Tarty, Timperley Early, Stockbridge Guardsman, Goliath, Glaskin’s Perpetual und Grandad’s Favourite. Letzterer wurde von dem bekannten Gärtner Alan Bloom (1906-2005) gezüchtet und soll ihm ein langes Leben verschafft haben, sagt man, denn er aß diese Sorte Rhabarber regelmäßig zum Frühstück und wurde fast hundert Jahre alt. Dieser Film des National Trusts zeigt die Rhabarbersammlung und einen von seiner Arbeit begeisterten Gärtner. Wer möchte, kann eine Auswahl an Rhabarbersorten im Plantshop kaufen.

Warnschild in Clumber Park (Was ich bisher noch nicht wusste, ist, dass Rhabarberblätter „quiet“ sind…).
Photo © Peter Barr (cc-by-sa/2.0)

Die Lime Tree Avenue in Clumber Park.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 24. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

Songs about London – „Finchley Central“ von The New Vaudeville Band

Photo: tommylees.
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Die Northern Line im Londoner U-Bahnsystem verbindet den Süden mit dem Norden der Stadt, hat 52 Stationen und ist 58 Kilometer lang. Eine der Stationen im Norden Londons heißt Finchley Central; sie wurde bereits 1867 als Bahnhof einer Vororteisenbahn  gebaut, als oberirdische U-Bahnstation aber erst am 14. April 1940 in Betrieb genommen. Das nicht besonders attraktive Bahnhofsgebäude steht am Chaville Way im Londoner Ortsteil Finchley.

Trotzdem ist Finchley Central einmal Thema eines gleichnamigen Songs geworden, der im Jahr 1967 in den britischen Charts bis auf Platz 11 kam und hier zu hören ist. The New Vaudeville Band spielte ihn auf ihrem Album „On Tour“ ein, und er wurde als Single ausgekoppelt. Geschrieben wurde er von Bandmitglied Geoff Stephens und Singer-Songwriter Alan Charles Klein. „Finchley Central“ war nicht so erfolgreich wie „Winchester Cathedral„, das die Band im Jahr zuvor aufgenommen hatte (siehe dazu meinen Blogeintrag).

Worum geht es in „Finchley Central“? Ein junger Mann und ein junges Mädchen treffen sich auf dem Bahnsteig der U-Bahnstation und verabreden sich für ein weiteres Treffen dort am Kiosk. Doch die junge Lady entpuppt sich als eine No-Show, sie taucht nicht zu dem verabredeten Zeitpunkt in Finchley Central auf. Der enttäuschte Mann wartet stundenlang, leider ohne Erfolg. Er wohnt offensichtlich im Ortsteil Golders Green, denn er singt davon, dass Golders Green zehn U-Bahnstationen von Finchley Central entfernt liegt.

Noch eine kleine Bemerkung am Rande. Ganz in der Nähe von Finchley Central wohnte Henry Charles „Harry“ Beck (1902-1974), der dadurch in London berühmt geworden ist, dass er den Liniennetzplan der London Underground entworfen hat. Er wurde mit einer Gedenkplakette am Bahnhof Finchley Central geehrt.

Am Bahnsteig der Finchley Central Station.
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Finchley Central bei Nacht. Ob der junge Mann im Lied wohl bis nach Einbruch der Dunkelheit auf seine Geliebte gewartet hatte?
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Plakette am Bahnhof Finchley Central.
Photo: Nick Cooper.
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Published in: on 23. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Pubnamen – The Green Man…im Bild

Dem Green Man begegnet man in England häufig; über diese mysteriöse Figur habe ich in meinem Blog bereits berichtet, so möchte ich mich heute nur auf Pubs mit diesem Namen beschränken und einige besonders prägnante Pubschilder zeigen. Die Schildermaler konnten ihre Fantasie walten lassen und zum Ausdruck bringen wie sie sich den Grünen Mann vorstellen. Auf den sehr interessanten Webseiten „The Company of the Green Man“ werden alle Pubs in England, nach Grafschaften sortiert, gelistet, die diesen Namen tragen.

Im Londoner Stadtteil Soho. Photo © Natasha Ceridwen de Chroustchoff (cc-by-sa/2.0)

In Scamblesby in Lincolnshire. Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

In Grantchester in Cambridgeshire. Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Eine ganz andere Variante in Six Mile Bottom in Cambridgeshire. Photo © Stefan Czapski (cc-by-sa/2.0)

In der Nähe von Syresham in Northamptonshire. Photo © Ian Paterson (cc-by-sa/2.0)

In Fownhope in Herefordshire. Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 22. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Hoar Cross Hall – Ein Spa-Hotel in Staffordshire und ein wunderschönes Haus im elisabethanischen Stil

Photo © Philip Jeffrey (cc-by-sa/2.0)

Auf das Hoar Cross Hall Spa-Hotel in der Nähe von Burton-on-Trent in der Grafschaft Staffordshire wurde ich schon vor vielen Jahren aufmerksam, als ich meinen Johansen-Hotelführer durchforstete, um mir schöne Hotels bei meinen Aufenthalten in England auszusuchen. Mehrere Male stand das Hotel auf meiner Favoritenliste, doch hat es leider (bisher) noch nicht mit einem Besuch geklappt.

Der Bau von Hoar Cross Hall wurde 1862 von Hugo Meynell Ingram (1822-1871), Parlamentsmitglied für West Staffordshire, in Auftrag gegeben, und der Architekt Henry Clutton (1819-1893) führte ihn aus. Clutton sollte sich später vor allem durch den Bau von Kirchen einen Namen machen. Es entstand ein Haus im elisabethanischen Stil mit jakobinischen Elementen, das Hugo Meynell Ingram leider nicht weiter genießen konnte, denn im Jahr der Fertigstellung 1871 starb er bei einem Jagdunfall. Seine Frau, Emily Charlotte, war untröstlich und ließ auf dem Gelände von Hoar Cross in Gedenken an ihren Ehemann eine Kirche erbauen, die Church of the Holy Angels, die 1876 fertiggestellt wurde und die John Betjeman als Meisterwerk bezeichnete.

Bis in die 1950er Jahre wohnte die Meynell-Familie in Hoar Cross Hall. Der nächste Besitzer war William Bickerton-Jones, der hier seine riesige Sammlung von mittelalterlichen Rüstungen ausstellte. Seine Tochter Vivienne hat in einem Buch festgehalten wie es war, in so einem großartigen Herrenhaus in den 1970er und 1980er Jahren aufzuwachsen: „My Dad Bought a Mansion„, erschienen im Jahr 2022. Hier ist Viviennes Webseite.

Nachdem Hoar Cross Hall erneut den Besitzer gewechselt hatte, wurde aus dem Haus ein Hotel mit einem der größten Spas in Europa; es hat vom Automobilclub AA vier Sterne erhalten, das Restaurant darf sich mit einer Rosette schmücken.

Hier ist ein Film über die Annehmlichkeiten des Hotels.

Hoar Cross Hall Hotel and Spa
Maker Lane
Hoar Cross
Burton-on-Trent DE13 8QS

Zufahrt zum Hotel.
Photo © Philip Jeffrey (cc-by-sa/2.0)

Die Long Gallery im Hotel.
Photo: Checksandbalances.
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Church of the Holy Angels. Photo © Dave Kelly (cc-by-sa/2.0)

Millican Dalton (1867-1947) – „Professor of Adventure“ und der Mann mit dem Tirolerhut

Der Eingang zu Millican Daltons Höhle im Castle Crag-Hügel.
Photo: MikeDempsey54.
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Irgendwann einmal entdeckte der Versicherungsangestellte Millican Dalton, 1867 in der Grafschaft Cumbria geboren, dass das Leben in London, wo er arbeitete, nichts für ihn war. Dalton fühlte sich immer als „Outdoorsman„, liebte die Natur, und so verließ er im Alter von 36 Jahren die britische Hauptstadt, nahm nur das Allernötigste mit und zog wieder nach Cumbria zurück, ins Borrowdale, wo er es sich in einer Höhle im Castle Crag-Hügel gemütlich machte. Nur in den kalten Wintermonaten ging er in den Süden Englands und lebte dort in einer Holzhütte.

Millican Dalton war ein genügsamer Mensch, er backte sein eigenes Brot, und die wenigen Kleidungsstücke, die er benötigte, fertigte er selbst an. Meist traf man ihn mit seinem geliebten Tirolerhut auf dem Kopf. Er nannte sich selbst „Professor of Adventure“ und war in der benachbarten Stadt Keswick eine bekannte Persönlichkeit. Millican war Vegetarier, trank keinen Alkohol und hatte eine pazifistische Lebenseinstellung. Zwei Laster hatte er: Starken Kaffee und Zigaretten der Marke Woodbine. Er führte Wandergruppen durch den Lake District, den er wie seine Westentasche kannte, organisierte Klettertouren und Floßfahrten und hatte eine gewisse Schwäche für junge Frauen, mit denen er gern auf Campingtouren ging. Milican Dalton nahm ungern Geld für seine Bemühungen, akzeptierte aber gern Woodbine-Zigaretten oder Lebensmittel.

1947 war ein besonders kalter Winter und der 79jährige war nicht mehr ganz so widerstandsfähig wie früher, und so holte er sich eine Lungenentzündung, an der er am 5. Februar 1947 in einem Krankenhaus in Amersham in Buckinghamshire starb.

Ein anderer Outdoorsman, Matthew David Entwistle, hat eine Biografie des Mannes vom Borrowdale geschrieben, die den Titel „Millican Dalton: A Search for Romance and Freedom“ trägt und deren zweite Auflage 2022 erschienen ist. Das Buch ist wesentlich umfangreicher als die erste Auflage aus dem Jahr 2004.

Peter Macqueen, „actor, writer and one-man theatre“, der Millican Dalton sehr ähnlich sieht, hat ein Theaterstück über ihn geschrieben, in dem er ihn selbst verkörpert, und dessen Trailer hier zu sehen ist.

Castle Crag. Photo © Trevor Littlewood (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 20. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

Martin Coles Harman (1885-1954) – Der König von Lundy

Der König von Lundy und eine seiner Münzen.
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Neben den regierenden Königen und Königinnen in Großbritannien gab es hin und wieder auch weitere, selbst proklamierte Monarchen im Land, Da ist einmal der König von Peel Island, den ich in meinem Blog schon vorgestellt habe, und es gab den König von Lundy. Lundy ist eine kleine, der Küste von Devon vorgelagerte Insel, die 1925 von dem Geschäftsmann Martin Coles Harman (1885-1954) für £25 000 gekauft worden war und die bis 1969 im Besitz der Familie blieb. Anschließend wurde sie vom National Trust übernommen, der sie wiederum an den Landmark Trust verpachtete.

Nachdem Harman Lundy gekauft hatte, proklamierte er sich selbst zum König, und die Insel wurde ein Königreich mit eigener Währung und eigenen Briefmarken. Das General Post Office hatte sich von Lundy zurückgezogen, daher ließ Harman eigene Briefmarken herstellen, die sogenannten „puffin stamps“ auf denen „puffins“, also Papageientaucher, abgebildet waren, von denen es auf der Insel jede Menge gab. Diese Briefmarken werden noch heute gedruckt, in Abstimmung mit der britischen Post. Neben den Briefmarken ließ der König von Lundy auch eigene Münzen prägen, die „puffin coins„, doch da bekam Harman ernste Probleme, denn er verstieß damit gegen das Münzgesetz von 1870, denn das Herstellen von Münzen war alleinige Sache der britischen Regierung und die verstand da keinen Spaß mehr. Der Geschäftsmann, sorry, der König, bekam eine Strafe aufgebrummt und musste seine Münzprägerei einstellen.

Martin Coles Harman hob die Lundy Field Society mit aus der Taufe, deren 600 Mitglieder sich um die Belange der kleinen Insel kümmern. Die Gesellschaft gibt einen Newsletter, einen Jahresbericht und ein Journal heraus, in dem wissenschaftliche Arbeiten über Lundy veröffentlicht werden.

Der König von Lundy geriet später in finanzielle Schwierigkeiten, ging bankrott und musste sogar wegen Betruges ins Gefängnis. Am 5. Dezember 1954 starb Harman in einem Krankenhaus in Oxted in Surrey, beerdigt wurde er auf dem St Helen’s Burial Ground in Lundy.

Hier ist ein Film über Lundy.

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Ein Papageientaucher.
Photo: ingunn@remax.is.
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St Helen’s Church auf Lundy.
Photo © Grant Sherman (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 19. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

Die AeroSuperBatics Wingwalker vom Rendcomb Airfield in Gloucestershire

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Robbie Coltrane besuchte sie in seinem Buch „B-Road Britain“ (s. dazu meinen Blogeintrag) und zeigte sie in seinem gleichnamigen Film: Die AeroSuperBatics Wingwalker vom Rendcomb Airfield, nördlich von Cirencester in Gloucestershire. Das sind sieben junge Damen und sechs erfahrene Piloten, die mit ihren Flugzeugen haarsträubende Aktionen unternehmen. Wingwalker sind, man kann schon sagen Akrobaten, die auf den Tragflächen von Doppeldeckern ihre Kunststücke vorführen, während der Pilot mit seinem Flugzeug Loopings oder andere Formationen fliegt.

1989 wurde AeroSuperBatics Ltd gegründet und von 2011 bis 2018 von dem Schweizer Uhrenhersteller Breitling gesponsert. Die Wingwalker mit ihren orange-weiß gestreiften Boeing Stearman-Doppeldeckern sind häufig auf Flugtagen anzutreffen wie demnächst vom 2. bis zum 4. Juni beim Midlands Air Festival in Ragley Hall bei Alcester in Warwickshireshire.

Die AeroSuperBatics Wingwalker sind in der ganzen Welt unterwegs, so waren sie schon in China und in Australien. Das Team verfügt über sehr erfahrene Piloten, von denen einige über 14 000 Flugstunden nachweisen können. Die meisten der sieben mutigen, jungen Damen auf den Tragflächen sind auch schon mehrere Jahre dabei wie Libby seit 2004 und Nikita seit 2014.

Das Rendcomb Airfield, wo die AeroSuperBaticsWingwalker stationiert sind, zählt zu den idyllischsten Flugplätzen Englands, liegt er doch inmitten der Cotswolds, umgeben von landwirtschaftlich genutzten Feldern. In den Hangars stehen neben den Boeing Stearmans noch einige andere klassische Doppeldecker, die dann an den hier zelebrierten Flugtagen herausgeholt und begutachtet werden können.

Hier ist ein Film über die Wingwalker aus Gloucestershire zu sehen.

AeroSuperBatics Wingwalkers
RFC Rendcomb Airfield
The Whiteway
Cirencester
Gloucestershire
GL7 7DF

Photo © Brian Robert Marshall (cc-by-sa/2.0)

Rendcomb Airfield.
Photo © Terry Jacombs (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 18. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

The English Breakfast Society

Photo © David Wright (cc-by-sa/2.0)

Anknüpfend an meinen Blogeintrag vom 24. März über „The Full Monty“ möchte ich heute eine Gesellschaft vorstellen, die sich ganz in den Dienst des englischen Frühstücks gestellt hat: The English Breakfast Society (EBS), die noch recht jung ist und im Jahr 2012 gegründet wurde. Mitglied kann nicht jeder werden, der das englische Frühstück gern mag, nein, man muss schon etwas vorweisen können, um in die illustren Reihen der Fellows aufgenommen zu werden, denn so nennen sich die Mitglieder der EBS. Das kann die Veröffentlichung eines Buches oder eines Fachartikels sein oder auch ein Beitrag in einer Radio- beziehungsweise Fernsehsendung sein. Auch eine finanzielle Geldspritze kann zu einer Mitgliedschaft führen.

Wie kam es zur Gründung der Gesellschaft? Der Vorsitzende der EBS, Guise Bule aus Great Missenden in Buckinghamshire, sorgte sich um den allmählichen Untergang der guten alten englischen Tradition, des gehaltvollen Frühstücks, durch schlechte Zutaten und lieblose Zubereitung. So ist das Ziel der Gesellschaft, die Qualität des English Breakfast wieder so zu etablieren wie es früher einmal war. In seinem Standardwerk über das englische Frühstück „The English Breakfast Handbook“ schreibt der Autor, Guise Bule, im Vorwort: „The English breakfast is the world’s most famous breakfast and an icon of English culinary tradition. It is an icon of Englishness and something that many of us crave after not eating one in a while„. Themen des Buches sind unter anderem „The Great British Sausage, „Black Pudding“ und „Bubble&Squeak“.

Der English Breakfast Day wird übrigens jedes Jahr am 2. Dezember gefeiert. Hier ist ein Film über die Geschichte des Full English und hier ist ein Song darüber, entnommen aus dem Spielfilm mit dem Titel „Full English Breakfast“ (2014), in deutschen Kinos lief er als „British Scarface“, hier ist der Trailer zu sehen.

Der Alptraum eines jeden Vegetariers.
Photo: Iban.
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Published in: on 17. April 2023 at 02:00  Comments (3)  

The PRS for Music Heritage Awards 

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Die Performing Right Society (PRS) wurde bereits im Jahr 1914 gegründet. Sie ist eine britische Urheberrechtsgesellschaft, ähnlich der deutschen GEMA, die sich 2009 in PRS for Music umbenannte. Die Gesellschaft sorgt dafür, dass ihre Mitglieder, das sind Songwriter, Komponisten und Musikverleger, ihre Tantiemen erhalten, wenn ihre Werke öffentlich gespielt oder aufgeführt werden.

Ebenfalls seit 2009 wird der PRS for Music Heritage Award in Form einer Gedenktafel verliehen, die an dem Ort angebracht wird, in dem Bands ihren ersten Auftritt hatten, oft Pubs im ganzen Land, aber mit dem Schwerpunkt London. Die erste Band, die auf diese Weise geehrt wurde, war Blur, die ihren ersten Gig 1989 im East Anglian Railway Museum in Essex hatte. Die nächste Plakette wurde kurz darauf in London am sogenannten Farrer House auf dem Crossfield Estate im Stadtteil Deptford angebracht, wo 1977 die Band Dire Straits debütierte.

Es folgten, um nur einige weitere Beispiele zu nennen, Madness, die 1979 im Londoner Pub The Dublin Castle erstmals vor die Öffentlichkeit trat. Queen feierte ihren ersten Erfolg am 18. Juli 1970 im Londoner Imperial College und Supergrass war zum ersten Mal in der Jericho Tavern in Oxford zu hören. Bei der Vergabe der Awards an den jeweiligen Orten waren die Bandmitglieder (beziehungsweise die verbliebenen Bandmitglieder) stets anwesend. Der zuletzt im Jahr 2022 vergebene PRS for Music Heritage Award ging an The Brit School im Londoner Stadtteil Croydon („London Borough of Culture 2023“) „to honor 30 years of excellence in music and the arts“. Die Plakette wurde an der Kunstschule in der Straße The Crescent Nummer 60 in Croydon angebracht.

Camdens The Dublin Castle, wo Madness debütierte.
Photo © Chris Whippet (cc-by-sa/2.0)

Oxfords Jericho Tavern, wo Supergrass erstmals auftrat.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Ermordung des Spencer Perceval in der Lobby des House of Commons in London am 11.Mai 1812

Spencer Perceval. Porträt, das im Londoner Apsley House hängt.
This work is in the public domain

In den Vereinigten Staaten sind bisher vier Präsidenten während ihrer Amtszeit ermordet worden: Abraham Lincoln, James A. Garfield, William McKinley und John F. Kennedy. In Großbritannien dagegen ist nur einmal ein Premierminister einem Attentat zum Opfer gefallen. Am 11. Mai 1812 starb der heute nur noch wenig bekannte Spencer Perceval (1762-1812) in der Lobby des britischen Parlaments. Der Täter: John Bellingham, ein Kaufmann aus Liverpool.

Percevals politische Karriere begann als Parlamentsmitglied für Northampton, später wurde er Schatzkanzler und schließlich Premierminister, von 1809-1812. Perceval war nicht besonders beliebt in der politischen Szene Anfang des 19. Jahrhunderts in London. Er hatte Schwierigkeiten, die Ministerposten zu besetzen, musste sich mit einer Wirtschaftskrise auseinandersetzen und war in den Halbinselkrieg in Spanien involviert.

Als Spencer Perceval an jenem verhängnisvollen Nachmittag des 11. Mai 1812 auf dem Weg zu einem Untersuchungsausschuss die Parlamentslobby betrat, wurde er durch einen Schuss in die Brust von John Bellingham auf der Stelle getötet. Der Attentäter unternahm keinen Fluchtversuch, sondern ließ sich festnehmen. Der Grund für das Attentat: John Bellingham fühlte sich durch die Regierung Spencer Percevals schlecht und ungerecht behandelt. Der 1769 in St Neots in Cambridgeshire geborene Bellingham war in eigenen Handelsangelegenheiten in Russland unterwegs gewesen und dort wegen angeblichen Betrugs verhaftet und für mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt worden. Er beklagte sich bitterlich, dass die britische Botschaft und auch niemand sonst in London helfen wollte. Nachdem der finanziell ruinierte Bellingham wieder zurück in der Heimat war, schrieb er an den Premierminister und verlangte vom Parlament Entschädigung für seine Zeit im Gefängnis, doch keiner dort war bereit, ihm unter die Arme zu greifen. Voller Zorn kaufte er sich in London zwei Pistolen, marschierte ins Unterhaus und beendete die Karriere des Premierministers durch einen Schuss ins Herz. Bellingham wurde im Old Bailey vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und am 18. Mai 1812 öffentlich gehängt.

Die St. Neots Local History Society ließ im Jahr 2009 an Bellinghams Geburtshaus eine Gedenktafel anbringen.
Auch Spencer Perceval erhielt eine Plakette, ganz in der Nähe des Attentatsortes im Londoner Parlament, außerdem sind zwei Straßen in der Hauptstadt nach ihm benannt worden, die Spencer Street und die Perceval Street, die auf zwei Seiten den Northampton Square einrahmen. In der Westminster Abbey ist ein Denkmal für ihn errichtet worden. Sein Grab befindet sich in der Kirche von St Luke’s im Londoner Stadtteil Charlton.

Hier ist ein Film über die Ermordung des Premierministers.

Das Attentat im Londoner Parlament.
This work is in the public domain.

Memorial für Perceval Spencer in St Luke’s in Charlton.
Photo © Stephen Craven (cc-by-sa/2.0)

Erinnerungsplakette an John Bellinghams Geburtshaus in St Neots in Cambridgeshire.
Photo: Afterbrunel.
Creative Commons 4.0

Published in: on 15. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Watts Cemetery Chapel in Compton (Surrey) – Eine der beeindruckendsten Friedhofskapellen Englands

Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)

Nur einen Katzensprung von der A3 entfernt, südwestlich von Guildford in der Grafschaft Surrey, liegt der Friedhof des kleinen Ortes Compton, auf dem eine der wohl beeindruckendsten Friedhofskapellen des Landes steht, die Watts Cemetery Chapel.
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Friedhof in Compton angelegt werden sollte, bot die Künstlerin Mary Watts (1849-1938), Ehefrau des Malers und Bildhauers George Frederic Watts (1817-1904), an, die Friedhofskapelle zu gestalten, was der Compton Parish Council dankend annahm und nicht bereuen musste, denn das Gebäude zieht auch heute noch viele Besucher an. Mit der Hilfe von Dutzenden von freiwilligen Mitarbeitern (darunter auch Kinder) schuf Mary Watts ein Gebäude, das mehrere Stilrichtungen in sich vereint. Das Äußere des Terracotta-Gebäudes zeigt keltische, romanische und Art Nouveau-Einflüsse, was sich im Inneren fortsetzt, wo wir atemberaubende Wandgemälde finden. Auch George Frederic Watts, der das ganze Projekt aus eigener Tasche bezahlt hatte, trug sein Scherflein zur inneren Gestaltung der Kapelle bei, indem er eine Variante seines Gemäldes „The All-Pervading“ stiftete. Am besten, man sieht sich die ganze Schönheit in diesem Film an.

Mary und George Frederic Watts sind auf dem Friedhof von Compton auch begraben, ein nicht weit entfernter Nachbar ist der berühmte Schriftsteller Aldous „Brave New World“ Huxley, dessen Asche im Dezember 1963 hier beigesetzt worden ist.

Die Watts Cemetery Chapel ist täglich von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. In Compton befindet sich seit 1904 die Watts Gallery, die sich ganz dem Werk George Frederic Watts widmet.

Photo © Stefan Czapski (cc-by-sa/2.0)

Photo © pam fray (cc-by-sa/2.0)

„The All-Pervading“ von George Frederic Watts.
Photo © Rob Farrow (cc-by-sa/2.0)

Mary Watts.
Photo: Drift Words.
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In der Watts Gallery.
Photo: nick.garrod.
Creative Commons 2.0

Published in: on 14. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

The Glastonbury Tor in Somerset… in Bild, Film und Ton

Photo © Bill Nicholls (cc-by-sa/2.0)

Die kleine Stadt Glastonbury in der Grafschaft Somerset gehört zu den merkwürdigsten Orten in Großbritannien: Über meine Besuche dort habe ich in mehreren Blogeinträgen berichtet. Glastonbury ist ein Mekka für New Ager und Esoteriker und für all jene, die sich für Mysteriöses interessieren. Die High Street wimmelt nur so von Geschäften, die Tarotkarten, Kristalle, Weihrauch, vegane Kerzen, Bücher esoterischen Inhalts anbieten. Viele Passanten, die man auf den Straßen Glastonburys trifft, haben, sagen wir es einmal so, ein recht ungewöhnliches Aussehen. Ganz in der Nähe findet einmal im Jahr das berühmte Glastonbury Festival of Contemporary Performing Arts statt, bei dem unzählige Menschen in diese Region von Somerset pilgern…und dann ist da noch The Glastonbury Tor, ein 158 Meter hoher Hügel, den man schon von weitem bei der Anfahrt auf die Kleinstadt sehen kann. Über diesen Hügel ranken sich Mythen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte, denn das würde zu weit führen. Der Glastonbury Tor wird gekrönt von einem Turm, der einmal zu einer Kirche gehörte, der St Mary’s Church, die im 14. Jahrhundert von Abbot Adam of Sodbury erbaut und im Zuge der Dissolution of the Monasteries unter Heinrich VIII. wieder abgerissen worden ist. Seit 1933 gehört der Glastonbury Tor dem National Trust, der an dem Turm im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte Restaurierungsarbeiten vorgenommen hat.

Jedes Jahr wird auf dem Hügel die Sommersonnenwende gefeiert, die zum Beispiel so aussehen kann.

Bazz Cooper hat auf dem Album „Songs of the Stones“ einen Song veröffentlicht, der „Glastonbury Tor“ heißt und die Atmosphäre des Ortes einfängt, ebenso wie dieses bei Sonnenaufgang auf dem Tor vorgetragene Lied.

Auch in diesem Film sind eindrucksvolle Bilder vom Tor zu sehen.

Photo © David Smith (cc-by-sa/2.0)

Photo © Mr Eugene Birchall (cc-by-sa/2.0)

Photo © M J Richardson (cc-by-sa/2.0)

Photo © Antony Dixon (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 13. April 2023 at 02:00  Comments (3)  

Hardwicke Drummond Rawnsley (1851-1920), Vicar of Crosthwaite in Cumbria und Mitbegründer des National Trusts

St Kentigern’s Church in Crosthwaite.
Photo © Alexander P Kapp (cc-by-sa/2.0)

Er lebte im Lake District, war Vikar erst in Wray, später in Crosthwaite in Cumbria, wo er sich 34 Jahre lang um seine Kirchengemeinde St Kentigern am Rand der Stadt Keswick kümmerte: Hardwicke Drummond Rawnsley (1851-1920). Dem Vikar lag aber nicht nur das Wohlergehen seiner Schäfchen am Herzen, er war auch ein Naturschützer ersten Ranges, und im wunderschönen Lake District gab es schon zu seinen Lebzeiten viel zu schützen. „Defender of the Lake“ wurde er von seinen Anhängern gern genannt.

Rawnsley gründete die Keswick and District Footpaths Preservation Society und setzte sich für den Erhalt der öffentlichen Wegerechte ein. Als nächstes gründete er die Lake District Defense Society, um gegen die zunehmende Verschandelung der Natur durch die dort ansässige Bergbauindustrie vorzugehen und eine geplante Eisenbahnlinie zu verhindern.

Seine größte Leistung aber war die Gründung des bis heute so mächtigen National Trusts, die er zusammen mit Octavia Hill und Robert Hunter vollzog. The National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty war der genaue Wortlaut der Gesellschaft damals. Die drei waren der Ansicht, dass die beste Art, Landschaften vor der Zerstörung zu schützen und für das Wohlergehen der Menschen zu erhalten, ist der Besitz derselben, und so machte sich Rawnsley als ehrenamtlicher Sekretär des Trusts daran, Geld zu sammeln, um über entsprechende finanzielle Mittel zu verfügen, gefährdete Landstriche zu kaufen. Brandlehow Woods and Fell war das erste Grundstück im Lake District, das vom Trust für £6500 erworben werden konnte.

Hardwicke Drummond Rawnsley war ein viel beschäftigter Mann. Neben seiner Arbeit in seiner Kirchengemeinde und beim National Trust schrieb er auch noch eine Vielzahl von Büchern zu den unterschiedlichsten Themen wie Biografien und Reisebeschreibungen und unternahm Reisen in ferne Länder. Nachdem er sich 34 Jahre lang in den Dienst der Kirche gestellt hatte, zog sich Rawnsley 1917 von St Kentigern zurück und siedelte nach Grasmere um, wo er sich zwei Jahre vorher ein Haus gekauft hatte, Allan Bank, in dem schon vor ihm namhafte Dichter gewohnt hatten wie William Wordsworth, Samuel Taylor Coleridge und Thomas de Quincey. Allan Bank gehört heute passenderweise dem National Trust und kann besichtigt werden.

Rawnsley starb am 28. Mai 1920, sein Grab ist auf dem Kirchhof von St Kentigern zu finden, ganz in der Nähe des Grabes des Dichters Robert Southey.

Das Buch zum Artikel:
Michael Allen and Rosalind Rawnsley: Hardwicke Drummond Rawnsley – An Extraordinary Life 1851-1920. The New Beaver Press 2022. 476 Seiten. ISBN 9781739219413.

Allan Bank in Grasmere (Cumbria).
Photo © Humphrey Bolton (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 12. April 2023 at 02:00  Comments (1)  

Der Fluch von Crakemarsh Hall in Staffordshire

North Lodge, der ehemalige Eingang zur Crakemarsh Hall.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Leider gibt es die Crakemarsh Hall bei Rocester in Staffordshire nicht mehr; erst wurde sie ein Raub von Flammen und dann wurde sie 1998 komplett abgerissen; ein Schicksal, dass sie sich mit Hunderten anderen Landhäusern in England teilen musste. Ein Foto der Hall ist hier zu sehen.

Den Ort Rocester erwähnte ich in meinem Blog schon einmal, in Zusammenhang mit der Baumaschinenfabrik JCB, die dort ihren Firmensitz hat und der Crakemarsh Hall in den 1970er Jahren für eine gewisse Zeit gehörte. Das Haus war der Familiensitz der Cavendishs und es stand unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass es auf klägliche Weise durch einen Brand endete, die Bewohner ereilten auch einige Schicksalsschläge.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohnten Charles Tyrell Cavendish und seine Frau Elizabeth Ann in Crakemarsh Hall; Charles starb bald darauf in einer Nervenheilanstalt, dem Royal Cheadle Asylum bei Manchester. Kurze Zeit später kam die nächste Hiobsbotschaft. Elizabeth Anns Sohn, Tyrell Cavendish, begab sich im April des Jahres 1912, zusammen mit seiner Frau, der US-Amerikanerin Julia Florence Siegel, auf eine Schiffsreise nach Amerika, wo sie Julias Eltern besuchen wollten. Der Name des Schiffes: RMS Titanic. Beim Untergang des Ozeanriesen kam Tyrell ums Leben, nachdem er dafür gesorgt hatte, dass seine Frau und ihre Maid Nellie Barber sicher in ein Rettungsboot gelangen konnten.

Crakemarsh Hall besaß eine wunderschöne, aufwendig verzierte Treppe, die an den Great Staircase in Sudbury Hall erinnert (siehe dazu meinen Blogeintrag). Am Fuß der Treppe hing ein Porträt von Robert Dickinson, dem Vater Elizabeth Ann Cavendishs, dem man nachsagte, dass ein Fluch über ihm hing. Zwei Dienstmädchen, die den Auftrag hatten, das Gemälde von Staub zu befreien, starben beide kurz danach; keine/r der Bediensteten wagte sich anschließend mehr an das Porträt heran. Man munkelte, dass Charles Tyrell Cavendish damals in das Asylum bei Manchester eingeliefert worden war, weil er zu lange auf das Gemälde von Robert Dickinson gestarrt hatte und dadurch wahnsinnig geworden war. Als Warnung hatte Elizabeth Ann kurz vor ihrem Tod im Jahr 1933 auf die Rückseite des Porträts geschrieben: „‚Whoever succeeds me at Crakemarsh Hall will cherish this portrait above all others or evil will befall them„.

Der letzte Cavendish, der die Hall bewohnte, war Geoffrey Manners Cavendish, der das Haus 1968 verließ. Nachdem Sir Anthony Bamford, der Chef der oben erwähnten Firma JCB, in Crakemarsh Hall eingezogen war, ereilte auch ihn ein Schicksalsschlag, denn seine Frau kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Sir Anthony zog wieder aus, auch weil der Zustand des Gebäudes immer schlechter geworden war. Das Inventar der Hall wurde verkauft, nur das Porträt von Robert Dickinson blieb in dem leeren Haus hängen, bis eines Tages ein Eindringling das Bild aus dem Rahmen herausschnitt und es stahl. Auch dazu gab es ein Gerücht in der Nachbarschaft: Der Dieb soll kurze Zeit nach dem Gemälderaub bei einem Autounfall gestorben sein.

War es das mit dem Fluch, der über Crakemarsh Hall hing? Das Gelände ist heute von modernen Wohnbauten eingenommen worden. Hier ist ein Film über den Crakemarsh Curse.

Published in: on 11. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Sterts Theatre – Cornwalls Freilichttheater bei Upton Cross am Rand des Bodmin Moors

Probenarbeiten des Sterts.

Das großartig in die Klippen Cornwalls gebaute Minack-Theater kennt wohl jeder; doch gibt es in der Grafschaft noch ein weiteres unter freiem Himmel gebautes Theater: The Sterts Theatre am Rand des Bodmin Moors nahe der Ortschaft Upton Cross. Der Vorteil dieser Bühne gegenüber dem Minack-Theatre, hier sitzen die Besucher unter einem Zeltdach, so dass sie in der kalten Jahreszeit zwar frieren, aber nicht nass werden. Vielleicht ist es ja unter dem Zelt richtig heimelig, wenn der Regen darauf prasselt und man die Stimmen der Schauspieler kaum hören kann…

Ewart und Anne Sturrock waren die Gründer des Theaters auf diesem Farmgelände, das einmal eine Schweinezucht beherbergte. Am 2. Juni 1990 erfolgte der Startschuss für das neue Theater mit einer Aufführung von Shakespeares „Othello“, bei der Ewart Sturrock selbst Regie führte. In der Anfangsphase gab es noch kein Zeltdach, so dass sich die Zuschauer gegebenenfalls mit Regenschirmen vor den Elementen schützen mussten, aber nach vier Jahren war es dann soweit, die £60 000 teuere „canopy“ konnte in Betrieb genommen werden. Die Theaterleiter wechselten im Verlauf des 33jährigen Bestehens mehrere Male; seit dem letzten Jahr ist Kate Rogers die neue Chefin, ein Eigengewächs, denn sie war schon seit 2006 hier aktiv. Ohne die vielen freiwilligen Helfer, die alle das Theater ins Herz geschlossen haben, könnte Sterts wahrscheinlich nicht existieren. Sie sind im Jahr 2020 schon mit dem Queen’s Award for Voluntary Service ausgezeichnet worden.

Es gibt auch eine Jugendabteilung, die Bühnenstücke aufführt, die Sterts Youth Theatre Company. Hier ist sie bei der Probenarbeit zu sehen.

Die Angebotspalette der Bühne ist ziemlich weit gefasst, aufgeführt wurden im letzten Jahr beispielsweise „The Pirates of Penzance“ und „Elf The Musical!“, es gab musikalische Abendveranstaltungen wie „Women in Rock“, „The Sounds of the 70s“ und einen Auftritt des Folksängers Seth Lakeman.

Das Theater liegt an der B3254, der nächst größere Ort ist Liskeard, südlich von Upton Cross. Direkt gegenüber der Zufahrt liegt an der B-Straße der Caradon Inn, in dem man sich vor oder nach den Vorstellungen stärken kann.

Sterts Theatre
Upton Cross
Liskeard
PL14 5AX

Published in: on 10. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Old Gaol House – Ein Pub der Wetherspoon-Gruppe in Winchester (Hampshire)

Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Pubs der Wetherspoon-Gruppe befinden sich häufig in historisch interessanten Häusern, so auch The Old Gaol House in der Jewry Street in der Kathedralenstadt Winchester (Hampshire). Wie es der Name des Pubs schon sagt, befand sich an dieser Stelle einmal ein Gefängnis, das irgendwann einmal im 13. Jahrhundert erbaut worden ist. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier ein neues Schuldnergefängnis gebaut, in dessen Mitte der Direktor der Anstalt wohnte; dessen Haus ist der jetzige Wetherspoon-Pub. Im Jahr 1849 ging es mit dem Gefängnis zu Ende, es wurde geschlossen und verkauft. Nach und nach wechselten die Besitzer; eine der ersten britischen öffentlichen Bibliotheken zog hier ein, es folgten ein Eisenwarenhändler und ein Möbelgeschäft. Im Keller des Pubs sind noch die Stufen zu sehen, die zum Galgen führten, denn in dem Gefängnis wurden zahlreiche Menschen mit dem Strang ins Jenseits befördert.

Die Stadt Winchester blieb ab 1849 aber nicht gefängnislos; ein neues wurde an der Romsey Road gebaut, das noch heute als HM Prison Winchester geführt wird. Das Kategorie B-Gefängnis „beherbergt“ Gefangene „who do not require maximum security, but for whom escape still needs to be made very difficult.“

Was ich bei den Wetherspoon-Pubs immer wieder gut finde, sind die gerahmten Bilder an den Wänden, mit Texten, die über lokale Besonderheiten informieren, was auch im Old Gaol House der Fall ist.

The Old Gaol House
11A Jewry Street
Winchester SO23 8RZ


Nicht so einladend wie The Old Gaol, HMP Prison Winchester.
Photo © Fernweh (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 9. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Burnham-on-Sea in Somerset und seine drei Leuchttürme

The Low Lighthouse.
Photo © Steve Fareham (cc-by-sa/2.0)

Über einen Mangel an Leuchttürmen haben sich die beiden Orte Fleetwood in Lancashire und Burnham-on-Sea in Somerset nicht zu beklagen; beide nennen drei Exemplare ihr eigen. Über Fleetwood habe ich in meinem Blog schon einmal geschrieben, heute ist Burnham-on-Sea an der Reihe.

Die kleine Stadt liegt südlich von Weston-super-Mare am Mündungstrichter des River Severn und darf sich rühmen, Großbritanniens kürzesten Pier zu besitzen, er ist gerade einmal 37 Meter lang.
Doch nun zu den Leuchttürmen. Da ist einmal das Low Lighthouse, direkt am Strand gelegen, und 1832 erbaut. Es ist neun Meter hoch, weiß gestrichen mit einem breiten roten Streifen an der Seeseite und balanciert auf neun hölzernen Pfählen, daher wird es auch „The Lighthouse on Legs“ genannt. Alle 7,5 Sekunden schickt der Leuchtturm einen weißen Blitz auf die See hinaus, damit sich die Schiffe daran orientieren können.

Der große Bruder dieses Leuchtturms ist das High Lighthouse, das allerdings schon seit 1993 in den wohlverdienten Ruhestand befördert worden ist. Auch dieses Gebäude wurde in den 1830er Jahren errichtet. Es liegt etwas im Landinneren an der Berrow Road, ist 33 Meter hoch und war der erste vollautomatisch arbeitende Leuchtturm Englands. Der arme Leuchtturmwärter, dessen Haus am Fuß des Turmes lag, ist daraufhin leider arbeitslos geworden. 1996 wurde das denkmalgeschützte Barrow High Lighthouse verkauft und von den neuen Besitzern durch das Architektenbüro Elspeth Beard aus Godalming in Surrey komplett in eine große Wohnung umgestalten lassen.

Von Burnhams drittem Leuchtturm ist kaum noch etwas zu erkennen. The Round Tower an der Esplanade war sehr kurzlebig; als die beiden Konkurrenten in der Stadt erbaut wurden, bedeutete es das Aus für das Old Lighthouse. Man stutzte es von vier Stockwerken auf zwei zurück; durch die Zinnen wirkt das Gebäude jetzt wie ein kleiner Burgturm.

The High Lighthouse.
Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

The Round Tower an der Esplanade.
Photo © Steve Fareham (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 8. April 2023 at 02:00  Comments (3)  

Die Londoner Hammersmith Bridge – Ziel von mehreren Bombenattentaten

Photo © Stefan Czapski (cc-by-sa/2.0)

Am 11. Juni 1887 weihte der Prince of Wales, der spätere König Edward VII, die von Sir Joseph Bazalgette entworfene Hammersmith Bridge über die Themse mitten in London ein. Sie ersetzte damit die erste Londoner Hängebrücke an dieser Stelle, die dem zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen war.

Das Besondere an der Hammersmith Bridge ist, dass sie dreimal das Ziel von Bombenlegern der IRA war.
1939 konnte der Friseur Maurice Childs geistesgegenwärtig die Zerstörung der Brücke verhindern. Als er in den frühen Morgenstunden die Brücke überquerte, sah er einen Koffer aus dem Qualm drang. Er warf ihn kurz entschlossen in die Themse, wo der Koffer explodierte und eine 18 Meter hohe Wasserfontäne erzeugte. Kurz darauf kam es zu einer zweiten Explosion, die an den Tragebalken der Brücke Schaden anrichtete. Für seinen Mut wurde Maurice Childs mit dem Orden MBE ausgezeichnet.

1996 versuchte es die IRA erneut und zwar mit der schwersten Semtex-Bombe (15 Kilogramm), die je auf dem britischen Festland eingesetzt werden sollte. Glücklicherweise zündete die Bombe nicht, die mit Sicherheit die Brücke zum Einsturz gebracht hätte. Nach diesem zweiten Versuch wurde die Hammersmith Bridge erst einmal für eine ganze Weile für den Verkehr gesperrt.

Schließlich explodierte am 1. Juni 2000, die Brücke war mittlerweile wieder freigegeben worden, eine kleinere Bombe der IRA, die wiederum an einem Stützpfeiler Schaden anrichtete. Erneut musste die Brücke geschlossen werden.

Man spottete damals, dass die Bombe von Bewohnern des Stadtteils Barnes, der Hammersmith genau gegenüber liegt, gezündet wurde, um mehr Ruhe vor dem immensen Verkehr zu haben, der in ihren Stadtteil über die Brücke schwappt. Während der Brückenschließung waren dort die Abgasemissionen um 40% zurückgegangen. Aber so weit gingen die Barnesianer bestimmt nicht.

Seit dem 10. April 2019 ist die Brücke für motorisierte Fahrzeuge geschlossen, da sie strukturelle Probleme hat, Fußgänger und Radfahrer dürfen sie benutzen.

Einige Szenen des James Bond-Films „No Time to Die“ (dt.“Keine Zeit zu sterben“) aus dem Jahr 2021 sind hier gedreht worden. Dieser Film zeigt die Brücke und die Filmschauplätze.

Photo © Stefan Czapski (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 7. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – Dieter Berg: Könige im Wartestand

Foto meines Exemplares.

Nach seiner Monografie über Oliver Cromwell (siehe dazu meinen Blogeintrag) hat sich der Historiker Dieter Berg des Themas „Die Prinzen von Wales“ angenommen und im vorigen Jahr sein Buch „Könige im Wartestand: Die Geschichte der Prinzen von Wales vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ veröffentlicht. Der Schutzumschlag zeigt den ersten Prinzen, Edward II (1284-1327), und den bei Erscheinen des Buches am 20. September 2022 letzten, nämlich Prince Charles. Seitdem hat sich im englischen Königshaus vieles getan: Am 8. September 2022 ist Queen Elizabeth II gestorben, und damit ist ihr Sohn zu König Charles III aufgerückt, und damit wiederum wurde Charles‘ ältester Sohn William Thronfolger und auch der neue Prince of Wales, übrigens der zweiundzwanzigste.

In Großbritannien sind schon mehrere Darstellungen über die Prinzen von Wales erschienen, in deutscher Sprache noch nicht, so füllt dieses Buch eine Lücke.

Wie im Vorwort des Buches zu lesen ist, gab es bisher noch keine „echten“ Princesses of Wales, das heißt, diejenigen, die diesen Titel führten, taten dies lediglich aufgrund ihrer Ehe mit dem Thronfolger. Besonders interessant ist die Darstellung, welche Auffassung die jeweiligen Prinzen von Wales hatten, ihr Amt auszufüllen; da gab es sehr große Unterschiede.

Wie schon in seiner Oliver Cromwell-Monografie hat Dieter Berg auch für sein neues Werk akribisch recherchiert und das Buch durch einen Anmerkungsapparat und ein vierseitiges Literaturverzeichnis ergänzt. Wer sich intensiv für englische Geschichte interessiert, kommt mit diesem wissenschaftlichen Werk voll auf seine Kosten.

Dieter Berg: Könige im Wartestand: Die Geschichte der Prinzen von Wales vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Marix-Verlag 2022. 367 Seiten. ISBN 978-3-7374-1204-9.

Little Ben – Der kleine Bruder vom Big Ben

Photo © Richard Winch (cc-by-sa/2.0)

Den Big Ben (eigentlich Elizabeth Tower wie er richtig heißt), vielleicht das Londoner Wahrzeichen, kennt wohl jeder. Dass Big Ben aber einen kleinen Bruder, den Little Ben hat, ist nicht so bekannt. In der Londoner Victoria Street steht die Nachbildung, ein gusseiserner, etwa neun Meter hoher Turm, der 1892 aufgestellt wurde und bis 1964 hier blieb. In diesem Jahr nahm man ihn wegen Straßenbauarbeiten weg, aber 1981 stellte ihn der Westminster City Council wieder auf, mit freundlicher finanzieller Unterstützung des französischen Mineralölunternehmens Elf Aquitaine, das damit ein Zeichen für die französisch-britische Freundschaft setzen wollte.

Eine Besonderheit Little Bens war, dass die Uhr nur im Sommer die britische Zeit anzeigte; im Winterhalbjahr zeigte er die Central European Time an, die eine Stunde vor der Greenwich Mean Time liegt. Heute zeigt die Uhr exakt dieselbe Zeit an wie alle anderen Uhren im Königreich auch. Das Herz in Little Bens Brust schlägt sowohl für Großbritannien als auch für seinen Sponsor Frankreich, was  in Form eines kleinen Spruchs am Turm deutlich gemacht wird:

My hands you may retard or may advance
my heart beats true for England as for France.

Hier ist ein kleiner Film über Little Ben.

Published in: on 5. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

„The Sands of Dee“ – Ein Gedicht von Charles Kingsley (1819-1875)

Die Mündung des River Dee.
Photo © William Starkey (cc-by-sa/2.0)

Den anglikanischen Geistlichen und Schriftsteller Charles Kingsley (1819-1875) kennt man heute eigentlich nur noch für seine Romane „The Water Babies“ (dt. „Die Wasserkinder“) und „Westward Ho!„, die er 1855 respektive 1863 verfasste. Seine vielen anderen Schriften sind fast alle in Vergessenheit geraten. Er schrieb auch einige Gedichte, von denen ich heute „The Sands of Dee“ vorstellen möchte.
Der Dee ist ein 113 Kilometer langer Fluss, der in Wales entspringt und sich auf der Wirral Halbinsel in der Grafschaft Cheshire ins Meer ergießt. Der Mündungstrichter des Flusses legt bei Ebbe großflächige Schlammbänke frei, deren Betreten gefährlich ist. In Kingsleys Gedicht geht es um ein junges Mädchen namens Mary, das beauftragt wird, angesichts des sich verschlechternden Wetters, die Kühe heimzuholen. Der Weg führt über die „Sands of Dee“, und plötzlich sieht sich das Mädchen bei aufkommender Flut und dichtem Nebel vom Land abgeschnitten, sie ertrinkt und wird in einem Boot heimgeholt „across the rolling foam“. Hier ist der vollständige Text hören.

Charles Kingsley soll zu seinem Gedicht von einem Gemälde des englischen Landschaftsmalers Copley Fielding (1787-1855) inspiriert worden sein, der gern „seascapes“ malte.

Im Jahr 1912 drehte der amerikanische Regisseur David Wark Griffith (1875-1948) einen Stummfilm mit dem Titel „The Sands of Dee“ (hier zu sehen), frei nach Kingsley’s Gedicht, sehr frei, muss man schon sagen, denn er baute in den Film auch noch eine Liebesgeschichte ein. Dieser kurze Film fand noch einmal Niederschlag in dem Horrorfilm „The Spiral Staircase“ (dt. „Die Wendeltreppe“) des Regisseurs Robert Siodmak aus dem Jahr 1946, indem Sequenzen davon in den Anfangsszenen verwendet wurden, hier zu sehen ab 1:50.

Published in: on 4. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Cambridge University Press und The Cambridge University Press Bookshop

Photo: D Wells.
Creative Commons 4.0

Nach unserem gestrigen Besuch bei den Nachtkletterern von Cambridge bleiben wir heute noch einmal in der Universitätsstadt.
Die Cambridge University Press (CUP) ist das älteste Universitäts-Verlagshaus der Welt, das bereits im Jahr 1534 gegründet worden ist, mit Unterstützung Heinrichs VIII. Jährlich werden rund 1600 Bücher neu publiziert, 380 Zeitschriften gehören zum Portfolio des Verlages. Der Umsatz betrug zuletzt £336 Millionen. Berühmte Wissenschaftler haben ihre Werke in der CUP veröffentlicht wie Isaac Newton, Bertrand Russell und Stephen Hawking. Der Hauptsitz des Verlags ist in Cambridge in der Shaftesbury Road zu finden.

Die Buchhandlung, die das gesamte Verlagsprogramm anbietet, zur Zeit etwa 50.000 Titel, ist der Cambridge University Press Bookshop in der Trinity Street Nummer 1. Seit 1581 steht hier schon eine Buchhandlung, von einem gewissen William Scarlett gegründet, und das ist ein Rekord, denn nirgendwo sonst gibt es einen älteren Standort, an dem über die Jahrhunderte hinweg Bücher angeboten worden sind. Der aktuelle Laden wurde 1992 eröffnet.

Zu den Bestsellern des Cambridge University Press Bookshops der letzten zwölf Monate gehören beispielsweise Bücher wie „Conspiracy on Cato Street“ von Vic Gatrell, „Planet in Peril“ von Michael D. Bess und „Unaging: The Four Factors that Impact How You Age“ von Robert P. Friedland.

Hier ist ein Film über die Buchhandlung, die sehr zentral liegt; direkt gegenüber befinden sich das Gonville & Caius College, das Senate House und die King’s College Chapel.

Cambridge University Press Bookshop
1 Trinity Street
Cambridge CB2 1SZ

Die Buchhandlung an der Trinity Street.
Photo © John Sutton (cc-by-sa/2.0)

Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 3. April 2023 at 02:00  Comments (2)  

The Night Climbers of Cambridge – Nächtliche Klettertouren auf den Colleges

Der Senate House Leap. Links das Senate House, rechts das Gonville and Caius College.
Photo © David Medcalf (cc-by-sa/2.0)

Als Student in einem der Colleges von Cambridge steckt(e) man seine Nase hauptsächlich in Lehrbücher, um sich für seine Prüfungen vorzubereiten. Doch es gab auch immer wieder, überwiegend männliche, Studenten, deren bevorzugte Lektüre etwas ganz anderes war, zum Beispiel eine Zeit lang das Buch eines gewissen „Whipplesnaith“ mit dem Titel „The Night Climbers of Cambridge„, 1937 erschienen. Noël Howard Symington, der sich hinter dem Pseudonym verbarg, gibt darin detaillierte Anleitungen wie man am besten nächtliche Klettereien an den Colleges der Stadt durchführt.

Der Freizeitspaß „Nachtklettern“ gibt es schon lange; Lord Byron (1788-1824) soll als erster den Trinity Great Court Fountain und die Wren Library erstiegen haben. Im Jahr 1900 erschien das Buch „The Roof-Climbers‘ Guide to Trinity“ von Geoffrey Winthrop Young, das sich bei den Studenten dieses Colleges großer Beliebtheit erfreute. Gern ließen die kletterfreudigen jungen Männer Gegenstände auf den Dächern zurück wie beispielsweise eine Mülltonne auf der Kuppel des New Hall College (das jetzt Murray Edwards College heißt) oder Weihnachtsmannmützen auf den Statuen der King’s College Chapel.
Der absolute Höhepunkt der „Studentenstreiche“ war im Jahr 1958, als, nach wochenlangen Planungen, ein Austin Seven auf das Dach des Senate House gehievt wurde, eine Aktion von Studenten des Caius College, über die selbst die Presse berichtete. Das Fahrzeug musste mit Schweißbrennern zerlegt werden, um es aus der luftigen Höhe wieder zur Erde zurückzuholen.

Beliebt war auch der Senate House Leap, ein Sprung vom Dach der Gonville and Caius Colleges zum gegenüberliegenden Senate House, ein halsbrecherisches Unternehmen, vor allem im Dunklen.

Es erschienen noch weitere Bücher mit Anleitungen zum Besteigen der Colleges von Cambridge, auch ein Roman zum Thema von Ivo StourtonThe Night Climbers“ (Gallery Books 2008).

Wer Spaß an Studentenstreichen in Cambridge hat, dem empfehle ich das Buch „Cambridge Student Pranks – A History of Mischief & Mayhem“ von Jamie Collinson, das ich in meinem Blog am 26. November 2019 vorgestellt habe und in dem auch die Geschichte mit dem Austin Seven ausführlich dargestellt wird.

Übrigens: Bei den „Rivalen“ in Oxford gab und gibt es ebenfalls Night Climbers.

Die St John’s College Chapel bei Nacht…Vielleicht ein interessantes Objekt für Nachtkletterer?
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)

International Pillow Fight Day – Kissenschlachten in London und in Hull

Eine Kissenschlacht in London.
Photo: Torsten Reimer.
Creative Commons 2.0

Heute möchte ich über ein kurioses Event berichten, das immer am ersten Samstag im Monat April zelebriert wird, der International Pillow Fight Day; in diesem Jahr ist es also heute, am 1. April (es handelt sich dabei um keinen Aprilscherz!). Diese öffentlich ausgetragene Kissenschlacht fand erstmals im Jahr 2008 statt und ist indirekt auf den Psychothriller „Fight Club“ (dt. „Fight Club“) aus dem Jahr 1999 zurückzuführen, der auf dem gleichnamigen Roman von Chuck Pahlaniuk basiert; Brad Pitt spielte die Hauptrolle. Fans des Films gründeten Pillow Fight Clubs in San Francisco, Vancouver und London, die sich schließlich alle zusammentaten und den International Pillow Fight Day ins Leben riefen. Zweck dieser vielleicht albern erscheinenden Veranstaltungen weltweit: Spaß haben, die Sorgen des Alltags für eine kurze Zeit vergessen, neue Freundschaften schließen…und das alles mit Hilfe von Kopfkissen und deren Federn und Daunen.

Schauplätze der Pillow Fights in England sind zum Beispiel der King Edward Square in Hull in East Yorkshire und Allen Gardens im Londoner Stadtteil Hackney. Wer möchte kann passenderweise im Schlafanzug an den Kissenschlachten teilnehmen, es ist aber keine Kleiderordnung vorgeschrieben. Der Londoner Pillow Fight startet am 1. April um 14 Uhr, teilnehmen kann jeder, der Freude an derartigem Vergnügen hat. Um 12 Uhr beginnt die Schlacht in Hull.

Der Pillow Fight Day erfüllt eine ähnliche soziale Funktion wie zum Beispiel The World’s Biggest Eye Contact Gathering, der No Pants Tube Ride oder Free Hugs on London Tube.

Hier ist ein Film von einem früheren Pillow Fight Day in London.

Pillow Fight in Hull.
Photo © Ian S (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 1. April 2023 at 02:00  Kommentar verfassen