Nelson’s Blood – Ein Seemanslied und ein hochprozentiges Getränk

Horatio Nelson (Gemälde von Lemuel Francis Abbott.
This work is in the public domain 

Nachdem ich gestern über The Lord Nelson-Pub in Norfolks Burnham Thorpe berichtet habe, bleibe ich heute noch einmal bei dem berühmten Admiral, der sein Ende in der Schlacht von Trafalgar gefunden hatte. Sein Leichnam sollte auf jeden Fall in sein Heimatland überführt werden (er hat seine letzte Ruhestätte in Londons St Paul’s Cathedral), aber wie das bewerkstelligen, da sein Körper ja in irgendeiner Form vor der Verwesung geschützt werden musste und die Strecke von Trafalgar bei Cadiz in Südspanien nach England sehr lang war? Da entsprang die Idee, den Leichnam in Hochprozentiges „einzulegen“, und so kam eines der Rumfässer an Bord des Schiffes HMS Victory gerade recht. Also wurde der Admiral in ein Fass Rum gesteckt. Ob die nun folgende Geschichte stimmt oder nicht, sei dahingestellt. Bei der Ankunft in England soll das Fass so gut wie leer gewesen sein; durch ein kleines angebohrtes Loch sollen sich die Matrosen an Bord sich an dem Rum vergangen haben; aus Verehrung des Admirals, aus Durst?

Das Seemanslied „A Drop of Nelson’s Blood“ bezieht sich auf diese Geschichte („A drop of Nelsons blood, wouldn’t do us any harm“), hier in der Version der Fisherman’s Friends aus Port Issac zu hören.

Man kann das Blut des Admirals auch heute noch trinken in Form von Pusser’s Nelson’s Blood, einem 40%igen Rum, benannt nach dem „pusser“, dem purser, der an Bord der früheren Navy-Schiffe verantwortlich für die Ausgabe der täglichen Rumration war. Pusser’s Nelson’s Blood wird aus sechs verschiedenen Rumsorten von den British Virgin Islands, Trinidad und Guyana hergestellt.

Das Grabmal des Admirals in Londons St Paul’s Cathedral.
Photo: mhx
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Published in: on 28. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Lord Nelson in Burnham Thorpe (Norfolk) – Hier trank schon der berühmte Admiral seine Pints

Hier noch ein Foto aus der Zeit vor der Renovierung des Pubs.
Photo: ell brown.
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Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson (1758-1805) war einer der berühmtesten Admirale der Royal Navy, der bei der Schlacht von Trafalgar 1805 ums Leben kam. Geboren wurde er in dem kleinen Ort Burnham Thorpe in der Grafschaft Norfolk. Sein Vater war damals Pfarrer an der Kirche All Saints, der seinen Sohn in der Kirche auch taufte. Die Kirche verfügt über eine sehr gute Akustik, daher werden hier gern Konzerte aufgeführt, bei denen Joseph Haydns Missa in angustiis, auch Nelson-Messe genannt, nicht fehlen darf.

Neben All Saints ist der 1637 gebaute Dorfpub noch von besonderer Bedeutung. Horatio Nelson soll darin das eine oder andere Bier getrunken haben. Heute heißt der Pub The Lord Nelson, damals noch The Plough. Schon 1798 fand die Namensänderung statt, man war eben sehr stolz auf den berühmten Sohn des Dorfes.

Es hätte nicht viel gefehlt und das Gasthaus hätte vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet, denn die Greene King Brewery, Eigentümer des Pubs, hatte sich mit den Betreibern zerstritten und ihn im September 2016 geschlossen. Vielleicht wäre The Lord Nelson nie wieder geöffnet worden, wenn nicht der Earl of Leicester von der nahe gelegenen Holkham Hall und der Holkham Estate den Pub 2019 gekauft und ihn für mehr als £1 Million komplett renoviert hätten. Wie Phönix aus der Asche erstand The Lord Nelson wieder neu und wurde am 3. Juni 2021 eröffnet. Übernommen wurde eine Bank auf der der Admiral gesessen und der Steinfußboden, auf dem Horatio Nelson gegangen sein soll (sicher mit einem Glas Bier in der Hand). Betrieben wird der Pub jetzt von der Woodforde’s Brewery in Woodbastwick (Norfolk).

The Lord Nelson
Walsingham Road
Burnham Thorpe
PE31 8HL

All Saints in Burnham Thorpe.
Photo © John Salmon (cc-by-sa/2.0)
Schon das Dorfschild weist auf den berühmten Admiral hin.
Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 27. Februar 2022 at 02:01  Comments (1)  

Das Dale Dyke Disaster am 11. März 1864, das die Stadt Sheffield in South Yorkshire schwer in Mitleidenschaft zog

Dale Dyke Reservoir.
Photo © Neil Theasby (cc-by-sa/2.0)

Als die industrielle Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts Fahrt aufgenommen hatte, benötigte man in den Städten am Rande des Peak Districts wie in Manchester und Sheffield viel Wasser, daher wurden mehrere Wasserreservoirs oben in den Bergen angelegt.
Eines dieser Reservoirs war der Dale Dyke bei Bradfield, der die Stadt Sheffield, 13 Kilometer entfernt, versorgen sollte. Fünf Jahre lang dauerte es, bis der Staudamm errichtet war und 1864 in Betrieb genommen werden sollte. Das Wasser wurde eingelassen und kaum war die Talsperre gefüllt, zeigte sich ein langer Riss im Damm. War da beim Bau gepfuscht worden? In der Nacht des 11. März 1864 konnte der Damm den Wassermassen nicht länger standhalten und brach. Drei Millionen Kubikmeter Wasser ergossen sich in das Loxley Valley, rissen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte und suchten sich ihren Weg nach Sheffield, wo verheerende Schäden entstanden, nicht direkt im Zentrum, aber in anderen Stadtteilen. 240 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben und Hunderte von Häusern wurden zerstört oder beschädigt.

Was war der Grund für das Dale Dyke Disaster? Es ist nie eindeutig geklärt worden. Die Betreibergesellschaft wies alle Schuld von sich und machte einen Erdrutsch in der Region dafür verantwortlich. Andere wiederum waren der Meinung, dass die Unglücksursache in Konstruktionsfehlern zu finden war.

Das Wasserreservoir wurde noch einmal neu gebaut, jetzt aber unter verschärften Sicherheitsauflagen. 1875 ging der Dale Dyke erneut in Betrieb und hat bis heute seine Wassermassen in Zaum gehalten.

Anlässlich des 150. Jahrestages der Katastrophe wurde am Reservoir ein Gedenkstein für die Opfer errichtet; hier ist ein Film darüber.

Mike Lydiat und Dave Markham, zwei Musiker aus Sheffield, die sich Toffee Music nennen, haben einen Song über das Unglück geschrieben, der hier zu hören ist.

Anlässlich des 150 Jahrestages des Dale Dyke Disasters hat die lokale Bradfield Brewery ein Bier auf den Markt gebracht, das sie „Dam’it“ nannten, “ A deep golden coloured bitter with a clean & citric bitter aroma with a twist of vanilla“, englischer schwarzer Humor.

Das Buch zum Artikel:
Geoffrey Amey: Collapse of the Dale Dyke Dam 1864. Littlehampton Book Services 1974. 240 Seiten. ISBN  978-0304293629
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Der Erinnerungsstein.
Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)
Ein alter Markierungsstein an der Stelle, an der früher die alte Staumauer stand. CLOB = Centre Line of Old Bank.
Photo © Andrew Tryon (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 26. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Fleur Lombard (1974-1996) – Die erste Feuerwehrfrau, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien bei einem Einsatz ums Leben gekommen ist

Photo © Roger Lombard (cc-by-sa/2.0)

Staple Hill ist ein Stadtteil von Bristol; dort an der Broad Street, gegenüber von einem Tesco-Supermarkt, steht ein Memorial, das an Fleur Lombard erinnert, eine junge Frau, die 1974 in Watford geboren wurde und am 4. Februar 1996, gerade einmal 21 Jahre alt, in einem Flammeninferno ums Leben kam. Sie war Feuerwehrfrau, stationiert in der Speedwell Fire Station und wurde an diesem verhängnisvollen Tag, zusammen mit ihren Kollegen, zu einem Einsatz in der Broad Street gerufen, wo Leos Supermarket in Flammen stand (dort, wo sich heute der Tesco-Markt befindet). Als sie das Gebäude betrat, kam es zu einem Flashover, einer schlagartigen Flammenausbreitung, vor der sie sich nicht mehr retten konnte. Fleur Lombard hatte keine Chance. Posthum wurde sie mit der Queen’s Gallantry Medal ausgezeichnet. Sie war die erste Feuerwehrfrau, die nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs bei einem Einsatz ums Leben kam.

Fleur fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Kirchhof von St Enodoc in Trebetherick in Cornwall, nicht weit entfernt von dem Grab des Dichters und Schriftstellers Sir John Betjeman (1906-1984). Sie hatte in dieser Region häufig mit ihren Eltern ihre Ferien verbracht.
St Enodoc ist eine besondere Kirche, die in Sanddünen gebaut ist, und so kam es früher immer mal wieder vor, dass sie fast ganz von Sand verschüttet war, so dass der Pfarrer samt Gemeinde durch ein Loch im Kirchendach einsteigen musste, um darin einen Gottesdienst abzuhalten.

Auf Fleur Lombards Grabstein sind Auszüge aus „The Firefighters Prayer“ eingraviert und der Bibelspruch „Her sun is gone down while it was yet day“. Beeindruckend!

Photo © Roger Lombard (cc-by-sa/2.0)
St Enodoc in Trebetherick (Cornwall).
Photo © Derek Harper (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 25. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Hexham Salmon Run im River Tyne in Northumberland

Photo © Glyn Evans (cc-by-sa/2.0)

Ich habe es selbst einmal erlebt, die verzweifelten Sprünge von Lachsen, die versuchten, gegen die Fließrichtung eines Flusses an einem Wasserfall vorwärtszukommen. Es war an den Shin Falls in den schottischen Highlands und der Koch unseres Restaurants im Aultnagar Lodge Hotel bei Lairg hatte es leicht, die Fische zu fangen und sie gleich für die Hausgäste zuzubereiten.

An dem Fluss Tyne in der Grafschaft Northumberland kann man Ähnliches erleben; der Fluss gilt als die Nummer 1 in England für Lachsfischer. Bei der Stadt Hexham versuchen die Lachse ein Wehr zu überwinden, der ihnen im Weg steht, um zu ihren Brutplätzen in den Pennines zu gelangen. In den 1950er Jahren gab es so gut wie keine mehr von ihnen im River Tyne, weil das Wasser einfach zu verschmutzt war, das hat sich aber glücklicherweise wieder geändert, da die Wasserqualität deutlich besser geworden ist.

Der Hexham Salmon Run ist ein Naturschauspiel, das sich jedes Jahr in der Zeit Oktober/November wiederholt. Um es den Tieren leichter zu machen, hat man an der Hexham Bridge einen „fish pass“ angelegt, durch den sie das Wehr umgehen können, doch scheint sich das in der Welt der Lachse noch nicht so richtig herumgesprochen zu haben

Im Kielder Salmon Centre, weiter flussaufwärts gelegen, kann man sich über die erstaunlichen Wanderwege der Lachse informieren, die Kielder Salmon Hatchery, eine Lachsaufzuchtstation, hat ihr Teil dazu beigetragen, dass es in dem Fluss Tyne immer genügend Lachse gibt.

Dieser Film zeigt das Springen der Lachse bei Hexham in Northumberland, und weil es so faszinierend aussieht, ist hier noch ein weiterer.

Der „fish pass“ an der Hexham Bridge.
Photo © Oliver Dixon (cc-by-sa/2.0)
Die Hexham Bridge mit dem Wehr.
Photo © Oliver Dixon (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 24. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Doyden Castle bei Port Quin in Cornwall

Photo © Sarah Charlesworth (cc-by-sa/2.0)

Samuel Symons war ein wohlhabender Geschäftsmann, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wadebridge in Cornwall lebte. Mr Symons war ein Mann, der es sich gern gut gehen ließ, der gern trank, spielte und auch anderen Verlustierungen nicht aus dem Weg ging. Doch Wadebridge war dafür nicht so die ideale Location, er stand da zu sehr unter Beobachtung. Also baute er sich im Jahr 1832 seine eigene kleine Burg, weit entfernt von der Zivilisation, an der Nordküste von Cornwall, das nächste Dorf war Port Quin, und nannte sie Doyden Castle. Hier konnte er zusammen mit seinen Freunden (und Freundinnen?) den Vergnügungen nach gehen, die er so schätzte.

Doyden Castle steht noch immer und ist jetzt in der Obhut des National Trusts, kann zwar nicht besichtigt aber bewohnt werden. Die Burg ist ein voll ausgestattetes „Ferienhaus“ mit einem Schlafzimmer im ersten Stock, einem Wohnzimmer im Erdgeschoss, Küche, Badezimmer usw. Der Aufenthalt im Doyden Castle kostet je nach Saison für zwei Personen etwa ab £2000 pro Woche.

Fans der britischen TV-Serie „Doc Martin“ (in Deutschland wurde sie im Free-TV von Sat1 Gold gezeigt), überwiegend in Port Isaac in Cornwall gedreht, kennen die Burg aus der fünften Staffel, in der sie Pentire Castle heißt (hier ist ein längerer Ausschnitt, in dem die Burg gut zur Geltung kommt). Auch für die Fernsehserie „Poldark“ (die von 1975) wurde hier gedreht, da diente die Burg als Wohnort von Dr Dwight Enys (auch hier ein Filmausschnitt).

Photo © Andy F (cc-by-sa/2.0)
Photo: Christopher Dart.
Creative Commons 2.0
Published in: on 23. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Butley Ferry – Europas kleinste Fähre in Suffolk

Photo © David Kemp (cc-by-sa/2.0)

Die Königin kam zwar nicht persönlich im November letzten Jahres nach Suffolk, beauftragte aber den Lord Lieutenant Clare, Countess of Euston damit, den Queens Award for Volunteering an die ehrenamtlichen Betreiber der Butley Ferry zu überreichen. Die Zeremonie fand im Plough and Sail Pub in Snape statt. 15 Männer und Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Personen mit der kleinsten Fähre Europas über den Butley River zu befördern. Der kleine Fluss mündet später in den River Ore, der sich wiederum in die Nordsee ergießt.

Die Butley Ferry existiert schon seit dem 14. Jahrhundert und dürfte damit eine der ältesten Fährverbindungen Großbritanniens sein. Es ist eine reine Personenfähre, die allerdings auch Fahrräder auf ihrer kurzen Überfahrt mitnimmt. Das Ruderboot besitzt keinen zusätzlichen Motor, wird also nur mit Muskelkraft betrieben. Zwischen Ostern und Oktober verkehrt die Fähre, jeweils am Wochenende und an den Bank Holidays. £2 kostet die Überfahrt, Kinder zahlen £1.50 und Hunde haben das Vergnügen, kostenlos mitgenommen zu werden. Über 1000 Personen nutzen die Butley Ferry pro Saison, es handelt sich dabei um viele „rambler“, die den Stour & Orwell Walk und den Suffolk Coast Path von Harwich nach Walberswick entlang wandern.
Dort, in Walberswick, gibt es ebenfalls eine rowing boat ferry“, die den River Blyth überquert und sogar noch älter sein soll. Auch hier dürfen Hunde kostenlos übersetzen, was die Vierbeiner sicher sehr freut (ich bin nicht sicher, ob das auch für Irische Wolfshunde und Neufundländer gilt, die durch ihre Größe das ganze Boot ausfüllen würden).

Dieser Film zeigt eine Überfahrt mit der voll beladenen Fähre.

Photo © Keith Evans (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 22. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – Philip R. Stone: 111 Dark Places in England That You Shouldn’t Miss

Foto meines Exemplares.

Dr Philip Stone ist Direktor des 2012 gegründeten Institute for Dark Tourism Research, angesiedelt an der University of Central Lancashire in Preston. Dark tourism oder disaster tourism (auf Deutsch meist Katastrophentourismus genannt) ist eine besondere Art des Reisens, wobei Orte aufgesucht werden, an denen sich Tragödien unterschiedlichster Art zugetragen haben und eigentlich als Reiseziel nicht taugen. Philip Stone hat das Standardwerk zum Thema verfasst: „The Darker Side of Travel: The Theory and Practice of Dark Tourism“, 2009 erschienen. Er hat seine Doktorarbeit im Fach Thanatologie geschrieben, der Wissenschaft vom Tod und Sterben.

Ich möchte heute Philip Stones Buch „111 Dark Places in England That You Shouldn’t Miss“ vorstellen, ein Reiseführer zu eben jenen „dunklen“ Orten Englands, zu denen man nicht seinen Sonnenschirm und seine Strandliege mitnimmt.

Jedes der 111 Ziele wird exakt beschrieben, inklusive Anfahrtswegen und Webseiten, als Bonus gibt es jeweils noch einen Tipp zu einem weiteren interessanten Ziel in der Nähe. Viele der „dark places“ habe ich in den letzten zwölf Jahren in meinem Blog schon abgehandelt.

Hier sind drei Beispiele aus dem Buch:

Ort Nummer 19 führt zum Shot at Dawn Memorial im National Memorial Arboretum bei Alrewas in Staffordshire, das an die britischen Soldaten erinnert, die im Ersten Weltkrieg wegen angeblicher Feigheit vor dem Feind von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und von den eigenen Leuten erschossen wurden (Näheres dazu in meinem Blog).

Ort Nummer 27 ist der Hillsborough Park in Sheffield, wo sich am 15. April 1989 das Hillsborough Disaster ereignete. Bei einem FA Cup-Fußballspiel zwischen dem Liverpool FC und dem Nottingham Forest FC kam es zu einer Massenpanik der Fans, bei der 96 Menschen starben.

Ort Nummer 95 ist der Londoner Skateboard Graveyard, zu finden unterhalb der Golden Jubilee Bridges. Es ist eine Gedenkstätte für einen ermordeten Skater, Timothy Baxter, der am 18. Juni 1999 nachts auf der Brücke zusammen mit seinem Freund von einer Gang Jugendlicher überfallen und in die Themse geworfen wurden. Baxter ertrank, sein Freund überlebte. Londoner Skater legen immer wieder ihre ausgemusterten Skateboards auf den Plattformen unterhalb der Brücke ab, so dass dort ein Skateboard Cemetery enstanden ist. Weitere Einzelheiten darüber sind in meinem Blog zu finden.

Philip R. Stone: 111 Dark Places in England That You Shouldn’t Miss. Emons 2021. 230 Seiten. ISBN 978-3-7408-0900-3.
Eine Bemerkung am Rande: Das Buch ist in einem deutschen Verlag erschienen und in Deutschland gedruckt worden, eine Seltenheit. Es wurde (noch) nicht übersetzt, obwohl es der umfangreichen Reihe „111 Orte…“ des Emons-Verlags angehört.

Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)
The Shot at Dawn Memorial.
Photo © Michael Garlick (cc-by-sa/2.0)
The Skateboard Graveyard in London.
Photo © ad acta (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 21. Februar 2022 at 02:00  Comments (2)  

The Anti-Slavery Arch in Stroud (Gloucestershire) – Großbritanniens ältestes Denkmal, das an die Abschaffung der Sklaverei erinnert.

Photo © James Purkiss (cc-by-sa/2.0)

Während in den letzten beiden Jahre die Rufe immer lauter wurden, Denkmäler abzureißen, die Männern gewidmet worden waren, die mit dem Sklavenhandel reich wurden (Beispiel die Statue von Edward Colston in Bristol), kann sich die Stadt Stroud in der Grafschaft Gloucestershire damit brüsten, den Anti-Slavery Arch zu besitzen, und das schon seit 1834. Das Bauwerk trägt die Inschrift „Erected to commemorate the abolition of slavery in the British colonies the first of August AD MDCCCXXXIV„. Also, es geht auch andersherum! Es ist das älteste Denkmal dieser Art in Großbritannien, das an die Abschaffung der Sklaverei in Großbritannien erinnert.

Henry Wyatt (1793-1847), ein wohlhabender Geschäftsmann und Mitglied der Stroud Anti-Slavery Society, hat den Torbogen als Zugang zu seinem Landsitz Farmhill Park errichten lassen. Zweimal schon musste das Denkmal restauriert werden, weil viele Steine im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen worden waren, 1960/61 und zuletzt 2000/01, initiiert von der Anti-slavery Arch Group.

Wer sich den Torbogen ansehen möchte, er steht an der Ecke der Straßen Paganhill Estate und Farmhill Lane im Nordwesten von Stroud; die Archway School und das Archway Sports Centre sind nach ihm benannt.

Die Straße Paganhill Estate.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 20. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Olive Branch in Clipsham (Rutland) – Pub of the Year 2021 des Good Pub Guides

Photo © Steve Fareham (cc-by-sa/2.0)

Das kleine Dorf Clipsham in der Mini-Grafschaft Rutland (ich schrieb einmal in meinem Blog über die dort anzutreffende Yew Tree Avenue) kann stolz sein auf seinen Pub namens The Olive Branch an der Main Street. Das runde Pubschild zeigt einen Olivenzweig und weist darauf hin, dass es sich hier um ein Free House handelt.

The Good Pub Guide hat das Haus erneut zum Pub of the Year gewählt; 2014 war das schon einmal der Fall. Es gibt nicht viele englische Gasthäuser, die schon so viele Auszeichnungen erhalten haben. Einige Beispiele: The Good Hotel Guide 2019’s Editor’s Choice Award, The Times Top 10 Dining Pubs with Rooms​​​​, Muddy Stilettos’ Best Boutique Stay und GQ Food and Drink Awards Winner 2021 Best Pub; die Liste ist aber noch viel länger.

Verantwortlich für die Zubereitung der Speisen ist Nick Evans, der 2018 das Zepter von Sean Hope übernommen hat. Hier gibt es abends zum Dinner ein achtgängiges Tasting Menu mit korrespondierenden Weinen beziehungsweise korrespondierenden Bieren (was eher selten vorkommt), darunter ein Bier aus Hawaii und ein kalifornisches aus San Diego. Das Menü kostet £80, die Weine zusätzlich £45, die Biere £19.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite kann man nach dem üppigen Abendessen im Beech House übernachten; sechs Räumlichkeiten stehen dafür zur Verfügung (ab ca  £185).

The Olive Branch
Main Street
Clipsham

Rutland
LE15 7SH


Published in: on 19. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Reverend Francis Gastrell und sein angespanntes Verhältnis zu Stratford-upon-Avon in Warwickshire

St Laurence in Frodsham (Cheshire), wo der Reverend eigentlich zuhause war.
Photo © Alexander P Kapp (cc-by-sa/2.0)

Reverend Francis Gastrell war von 1740 bis zu seinem Tod im Jahr 1772 Vikar in der Pfarrgemeinde von St Laurence in Frodsham in der Grafschaft Cheshire. Trotzdem kaufte er im Jahr 1753 ein Haus in Stratford-upon-Avon in Warwickshire, eine Stadt, die ja nicht gerade um die Ecke liegt. Auf der Autobahn braucht man heute für die Strecke etwa zwei Stunden. Irgendwie muss er es geschafft haben, sowohl die Gemeindearbeit als auch die Zeit in der Shakespeare-Stadt unter einen Hut zu bringen.

Apropos Shakespeare: Der Reverend kaufte in Stratford New Place, das Haus, in dem der Barde einige seiner Werke schrieb und in dem er 1616 starb. Der Gottesmann aus Frodsham hatte sich vor dem Kauf nicht klar gemacht, dass das Shakespeare-Haus Anziehungspunkt für viele Besucher der Stadt war, und so nervte es ihn tierisch, dass immer wieder Leute kamen und über den Zaun sein Anwesen und den Maulbeerbaum betrachteten, den Shakespeare eigenhändig gepflanzt haben soll. Eines Tages packte ihn der Zorn, und er hackte den Baum einfach um und verkaufte das Holz. Das wiederum gefiel den Bürgern von Stratford-upon-Avon gar nicht, und so warfen sie ihm die Fenster ein. Die Eskalationsspirale drehte sich weiter: Gastrell hatte einen Antrag gestellt, seinen Garten zu erweitern, der aber abgelehnt worden war, dafür hoben die Behörden seine Steuern an. Jetzt reichte es dem Reverend; er riss New Place einfach ab und machte sich vom Acker ehe die empörten Bürger der Stadt am River Avon seiner habhaft werden konnten. Die Behörden rächten sich, in dem sie Gastrell und allen seinen Nachfahren verboten, die Stadt jemals wieder zu betreten. Schmollend zog sich der Reverend wieder zu seinen Gemeindeschäfchen nach Frodsham zurück.

Dort, wo New Place einmal stand, hat der Shakespeare Birthplace Trust einen Garten gelegt, indem die zahllosen Besucher der Stadt gern spazieren gehen.

Es gab noch einen anderen Francis Gastrell, der war aber Bischof von Chester und lebte von 1662 bis 1725. Also: Verwechslungsgefahr.

New Place in Stratford-upon-Avon, wo Shakespeares Sterbehaus einmal stand.
Photo © PAUL FARMER (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 18. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – Nigel Cawthorne: Prince Andrew – Epstein and the Palace

Foto meines Exemplares

Vorgestern war es als Eilmeldung zu lesen: Prince Andrew hat sich außergerichtlich mit seiner Klägerin Virginia Giuffre geeinigt. Geht damit ein Missbrauchsskandal zu Ende, der das britische Königshaus erschüttert hat? War das letztendlich ein Schuldeingeständnis des Prinzen?

Der renommierte Journalist und Kenner der Royal Family, Nigel Cawthorne, geht in seinem Buch „Prince Andrew – Epstein and the Palace“ den Verwicklungen des Prinzen in dem Missbrauchsskandal rund um den US-amerikanischen Milliardär Jeffrey Epstein und dessen Freundin Ghislaine Maxwell nach. Die beiden sollen unzählige minderjährige Mädchen über einen längeren Zeitlauf hinweg in die Villen Epsteins gelockt und sie dort missbraucht und an deren Freunde weitergereicht haben. Diese Freunde sollen den höchsten gesellschaftlichen und politischen Kreise angehört haben.

Einen großen Teil des Buches von Nigel Cawthorne nimmt die Biografie Prince Andrews ein, Lieblingskind seiner Eltern, Einsatz im Falklandkrieg, sein ausgeprägter Hang zu hübschen jungen Frauen („Randy Andy“), seine Heirat mit Sarah Ferguson und sein tiefer Fall zum „Prince Pariah“.

Das katastrophale Interview mit Emily Maitlis auf BBC Newsnight (hier noch einmal zu sehen) brach dem Prinzen das Genick. Nicht nur, dass sich daraufhin die Medien gegen ihn stellten, auch die eigene Familie wandte sich von ihm ab, sie hielt Andrews Aussagen wohl auch nicht für glaubhaft.

Wie wird es jetzt weitergehen? Ist nach der außergerichtlichen Einigung mit Virginia Giuffre alles wieder in Ordnung? Ich glaube, eher nicht.

Nigel Cawthorne: Prince Andrew – Epstein and the Palace. Gibson Square 2020. 303 Seiten. ISBN 978-1-78334-176-4.

The Purton Hulks – Großbritanniens größter Schiffsfriedhof in Gloucestershire

Photo © Chris Allen (cc-by-sa/2.0)

Auf dem Cotswold Airport bei Kemble in Gloucestershire beenden ausgediente Verkehrsflugzeuge ihr Leben, wo sie fachgerecht geschlachtet und ausgeweidet werden (siehe dazu meinen Blogeintrag).

In derselben Grafschaft findet man bei Purton am River Severn etwas Ähnliches, nämlich Großbritanniens größten Schiffsfriedhof, The Purton Hulks. Nur wurden die hier abgelegten Schiffe nicht ausgeweidet, sondern sie dienten nach ihrem „Arbeitsleben“ noch einem bestimmten Zweck, sie sollten nämlich das Ufer des Flusses stabilisieren. Etwa 50 Meter neben dem River Severn verläuft hier der Gloucester and Sharpness Canal, und da besteht die Gefahr, dass das Stück Land dazwischen durchbrechen könnte, was schon einmal passiert ist. Also kam der Chefingenieur der Kanalgesellschaft A.J. Cullis Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Idee, ausgediente Schiffe aus ganz Großbritannien hier nach Purton zu bringen und sie ans Flussufer zu schleppen. Im Laufe der Zeit füllten sich die Boote mit Wasser und Schlick und bildeten so eine kompakte Masse zur Stabilisierung des Ufers. Das letzte Schiff wurde 1965 hier nach Purton gebracht.

Die 86 Schiffe sind nach dieser langen Zeit weitestgehend verrottet und geben ein bizarres Bild ab. Viele von ihnen fielen zusätzlich noch dem Vandalismus zum Opfer, wurden mit Graffiti beschmiert und angezündet. Eine Säule an den Purton Hulks verzeichnet die Namen der dahin siechenden Schiffe, die früher einmal Edith, Harriett oder Mary Ann hießen. Sie haben auch jeweils eigene „Grabsteine“ in Form von Tafeln mit Informationen über ihren Lebenslauf.

Dieser sehr interessante und stimmungsvolle Film zeigt die Purton Hulks.

Photo © Brian Robert Marshall (cc-by-sa/2.0)
Photo © John Winder (cc-by-sa/2.0)
Photo © Brian Robert Marshall (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 16. Februar 2022 at 02:00  Comments (5)  

The Ten Bells – Ein Pub im Londoner Stadtteil Spitalfields mit Jack the Ripper-Verbindungen

Photo © Chris Whippet (cc-by-sa/2.0)

Christ Church Spitalfields ist eine anglikanische Kirche an der Commercial Street im Londoner East End, die Anfang des 18. Jahrhunderts von dem berühmten Architekten Nicholas Hawksmoor erbaut wurde. Die Kirche verfügt über zehn Glocken, und so erklärt sich auch der Name des Pubs, der unmittelbar neben Christ Church liegt: The Ten Bells. Nicht allzu lange nach der Erbauung der Kirche muss dieses alte Gasthaus entstanden sein, das ursprünglich Eight Bells hieß; nachdem der Nachbar aber einen neuen Satz Glocken, jetzt mit zehn Exemplaren, erhielt, benannte sich der Pub entsprechend um.

The Ten Bells hieß von 1976 bis 1988 The Jack the Ripper, wurde dann aber wieder in seinen alten Namen umbenannt. Man versprach sich wahrscheinlich mehr Umsatz mit dem Namen des berüchtigten Serienmörders, der im East End im Jahr 1888 fünf Frauen auf bestialische Weise ermordete. Es gab eine Verbindung zwischen dem Pub und der Mordserie. Damals war The Ten Bells eine berüchtigte Kneipe in einem heruntergekommenen Viertel, wo sich Arbeiter aus der näheren Umgebung trafen, um dort ihre Pints zu trinken. Zwei der Ripper-Opfer sollen angeblich zuletzt in diesem Pub gesehen worden sein, bevor sie in den finsteren Gassen von Whitechapel und Spitalfields ihr Ende fanden. Es waren die 47-jährige Gelegenheits-Prostituierte Annie Chapman und die 25-jährige Mary Jane Kelly, die demselben Gewerbe nachging.

Der Ur-Ur-Großvater des Fernsehkochs Jamie Oliver war zu jener Zeit Wirt der Ten Bells, und er spricht darüber in der ersten Folge seiner TV-Serie „Jamie’s Great Britain“, die den Titel „The East End“ trägt.

Hier ist ein Film über den Pub, der auch „haunted“ sein soll.

The Ten Bells
84 Commercial Street
London E1 6LY

Christ Church Spitalfields, die Kirche mit den zehn Glocken.
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 15. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Market Drayton (Shropshire) – Home of the Gingerbread

The Gingerbread Man in Market Drayton.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Was in Deutschland Nürnberg für den Lebkuchen bedeutet, so ist das Market Drayton in der Grafschaft Shropshire in England. Schon im Jahr 1793 soll es hier einen Lebkuchenbäcker gegeben haben, so geht aus Urkunden hervor, doch wahrscheinlich gehen die Ursprünge noch wesentlich weiter zurück. Heute gibt es allerdings nur noch einen Produzenten, Billington’s, der schon seit 1817 existiert.

„Once tasted it is never forgotten!“, so steht es auf der Homepage von Billington’s zu lesen und natürlich wird der süße Kuchen nach einem Geheimrezept hergestellt. In Market Drayton genießt man den Lebkuchen, indem man ihn in eine Tasse Tee oder Kaffee oder in ein Glas Portwein eintunkt. Die Familie Billington besitzt die Firma nicht mehr; sie hat sie mitsamt dem Namen verkauft. Seit 30 Jahren werden deren Lebkuchen von der Firma Image on Food hergestellt, die pro Jahr über 80 Tonnen produziert.

Mitte der 1980er Jahre erschien ein Buch, das dem Lebkuchenverkauf noch einmal einen Schub gab: „Under the Buttercross: Market Drayton a town of good food“ von Meg Pybus.

Das Ginger and Spice Festival wird seit 2017 jedes Jahr in Market Drayton zelebriert, das nächste Mal am 24. September. Market Drayton steht übrigens im Guinness Book of Records und zwar mit der Eintragung „the most people decorating gingerbread men simultaneously„; aufgestellt im vorigen Jahr während des Ginger and Spice Festivals von mehr als 300 Schülerinnen und Schülern zweier Schulen der Stadt.

Selbstverständlich gibt es in der Stadt in Shropshire auch einen Pub, der den Namen der Spezialität trägt: The Gingerbread Man in der Adderley Road, ein Greene King-Pub.

Eine Notiz am Rande: Market Drayton ist das englische Hauptquartier der deutschen Firma Müller Milch, ein riesiges Gebäude, an dem ich einmal zufällig vorbeifuhr.

Zum Thema „Lebkuchen“ siehe auch diesen Blogeintrag.

This work has been released into the public domain.

Published in: on 14. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – Jamie Douglas-Home: Stately Passions – The Scandals of Britain’s Great Houses

Foto meines Exemplares.

„What the Butler Saw“ war der Name einer „amusement machine“, die in englischen Seebädern zu finden war (siehe dazu meinen Blogeintrag). Was die Butler in den Landsitzen des englischen Adels (durch die Schlüssellöcher) zu sehen bekamen, ging weit über dieses harmlose Vergnügen hinaus. Jamie Douglas Home hat sich in seinem Buch „Stately Passions – The Scandals of Britain’s Great Houses“ dieses Themas angenommen, und was er da zusammengetragen hat, verschlägt dem Leser doch streckenweise die Sprache.

Der Autor hat sich die Bewohner von 13 Landsitzen vorgenommen und über deren Liebesleben recherchiert. Da gab es unendlich viele Männer, die, zwar verheiratet, mehr oder weniger ihrem eigenen Geschlecht zugeneigt waren, und ihre Ehefrauen sexuell sehr vernachlässigten. Dann gab es die Adeligen, die ebenfalls verheiratet waren, aber ihre Ehefrauen links liegen ließen, weil sie mit ihren Mätressen alle Hände voll zu tun hatten, mit denen auch Kinder zeugten. Manchmal wusste man gar nicht mehr, wem die gezeugten Kinder zuzuordnen waren.

Zwei Beispiele gefällig? Sandringham House in Norfolk kennt man meist durch gefällige Bilder zur Weihnachtszeit, wenn die königliche Familie dort das Fest feiert und zur Kirche geht. Einer der früheren Bewohner, Albert Edward, Prince of Wales, der spätere König Edward VII (1841-1910), war mit Alexandra von Dänemark verheiratet, gestattete sich aber unzählige Mätressen und scheute auch nicht davor zurück, die Frauen ihren Ehemännern abspenstig zu machen. Lillie Langtry, die Countess of Warwick Daisy Greville und Alice Keppel sind die bekanntesten Damen, die es mit der ausgeprägten Libido des Prinzen zu tun bekamen, die Beziehung aber wohl auch genossen.

Sissinghurst Castle in Kent, heute wegen seiner Gärten fester Bestandteil einer jeden Südengland-Busrundreise für Touristen, gehörte in den 1930er Jahren dem Ehepaar Harold Nicolson und Vita Sackville West. Beide orientierten sich sexuell aber auch hin zu dem jeweils eigenen Geschlecht. So entstand eine wilde leidenschaftliche Affäre zwischen Vita und ihrer Geliebten Violet Trefusis, Tochter oben genannter Alice Keppel, die ebenfalls verheiratet war. Harold Nicolson kämpfte zwar um seine Ehe, hatte aber trotzdem nebenbei Affären mit anderen Männern laufen.

Weitere Schauplätze von Skandalen des englischen Adels, die in diesem Buch behandelt werden, sind unter anderem Chatsworth, Brocket Hall, Hampton Court und Cliveden.

Wem der Nachname des Autors, Douglas-Home, irgendwie bekannt vorkommt. Er ist der Neffe des ehemaligen Premierministers Sir Alec Douglas-Home, der dieses Amt von 1963 bis 1964 ausübte.

Ein ähnlich gelagertes Buch stellte ich in meinem Blog schon einmal vor: „Through the Keyhole: Sex, Scandal and the Secret Life of the Country House“ von Susan C. Law.

Jamie Douglas-Home: Stately Passions – The Scandals of Britain’s Great Houses. Michael O’Mara Books 2006. 272 Seiten. ISBN 978-1-84317-154-6.

Sandringham House in Norfolk.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)
Sissinghurst Castle in Kent.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 13. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Great Kinder Beer Barrel Challenge – Eine schweißtreibende Veranstaltung im Peak District

The Old Nags Head in Edale (Derbyshire).
Photo © Jeff Buck (cc-by-sa/2.0)

Warum finden Engländer so viel Spaß daran, schwere Gegenstände in Form von Rennen bergauf zu schleppen? Schon mehrere Male habe ich über derartige Veranstaltungen geschrieben, noch nicht über die Great Kinder Beer Barrel Challenge, die einmal jährlich in Derbyshires Peak District stattfindet.

Wie allgemein üblich werden diese mehr oder minder verrückten Ideen in Pubs ausgeheckt, so auch dieses Bierfass-Bergaufschleppen. Es war an einem Januarabend im Jahr 1998 als im Old Nags Head in Edale gerade die Biersorte ausging, die einer der Pubgäste am liebsten trank. Der Wirt machte aus Spaß das Angebot, wenn der Gast ein Fass davon vom nächstgelegenen Pub, dem Snake Pass Inn (der leider im Oktober 2019 geschlossen worden ist), holen würde, dann könnte er den Inhalt umsonst haben. Zum Erstaunen des Wirts machte sich der Gast tatsächlich auf den Weg, trommelte noch zwölf weitere durstige Kehlen zusammen, und alle holten ein Bierfass von dem fünf Kilometer entfernten Snake Pass Inn in ihr Stammlokal. Dabei kamen die Männer ganz schön ins Schwitzen, denn es ging auf dem Weg sehr steil bergauf und bergab.

Warum sollte man aus diesem einmaligen „Event“ nicht eine Dauereinrichtung in Form eines Rennens machen, fragte man sich in Edale und es entstand die Great Kinder Beer Barrel Challenge, benannt nach der bergigen Region, dem Kinder Scout, wo am 24. April 1932 der denkwürdige Mass Trespass stattfand (siehe dazu meinen entsprechenden Blogeintrag).

Bei der Challenge müssen bis zu elf Teams, die jeweils aus acht Männern und/oder Frauen bestehen, ein etwa 75 Kilo schweres Fass, in dem sich allerdings kein Bier sondern Wasser befindet, mit Hilfe einer selbstgebauten Tragevorrichtung vom Snake Pass Inn zum Old Nags Head Inn schleppen. Das Team, das die Strecke am schnellsten zurücklegt, erhält als Preis… natürlich ein Fass Bier. Alle Einnahmen aus der Veranstaltung werden wohltätigen Zwecken gespendet.

Nachdem die Challenge in den letzten beiden Jahren wegen Corona ausfallen musste, hoffen alle, dass sie in diesem Jahr im September wieder ausgetragen werden kann.

Hier ist ein Film über die Challenge.

The Snake Pass Inn.
Photo © steven ruffles (cc-by-sa/2.0)
Der Kinder Scout und das Edale Moor.
Photo © Andy Stephenson (cc-by-sa/2.0)

The Cambridgeshire Guided Busway – Eine Spurbuslinie im öffentlichen Nahverkehr der Universitätsstadt Cambridge

Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Wir bleiben heute noch einmal in Cambridge beziehungsweise in Cambridgeshire, und ich möchte eine alternative Form des öffentlichen Nahverkehrs vorstellen, die die Stadt mit ihren Nachbarkommunen Huntingdon und St Ives verbindet: The Cambridgeshire Guided Busway. Dabei handelt es sich um ein spurgeführtes Bussystem und zwar das mit 25 Kilometern Länge das längste seiner Art weltweit.

Wer von einem Spurbus noch nichts gehört hat: Es ist ein Mittelding zwischen dem normalen Omnibus und einer Straßenbahn, nur dass das Gefährt sich nicht auf Schienen bewegt, sondern zwischen „Leitplanken“ aus Beton. Der Fahrer lenkt nicht mehr selbst, das wird von einer Art Lenkrollen an den Rädern übernommen, er muss nur beschleunigen und bremsen. Auf der Strecke gibt es auch Straßenabschnitte, die keine dieser Leitplanken haben, dort übernimmt der Fahrer das Steuer wieder. Der Vorteil dieser Lösung im öffentlichen Nahverkehr ist, dass es zu keinerlei Staus in Spitzenzeiten kommen kann, da nur diese Busse die Fahrbahn benutzen dürfen.

Am 7. August 2011 wurde der Cambridge Guided Busway in Betrieb genommen, allerdings zu immensen Kosten, £181 Millionen, das war weit mehr als ursprünglich veranschlagt. Kein Wunder, dass die Konstruktion nicht bei allen Gefallen fand.

Betrieben wird die Strecke von den Busgesellschaften Stagecoach und Whippet. Hin und wieder versuchen auch PKWs und LKWs die Strecke zu benutzen, in der Regel unabsichtlich; vielleicht kann man die Schuld daran Navigationsgeräten in die Schuhe schieben. Drei Todesfälle gab es bisher auch schon zu beklagen, die aber auf Leichtsinn und Unachtsamkeit von Fußgängern und Radfahrern zurückzuführen waren. Einige wenige Male sind Busse auch „entgleist“, was an überhöhter Geschwindigkeit und an Fehleinschätzungen der Fahrer lag.

In diesem Film kann man sich eine Fahrt mit einem Spurbus in Cambridgeshire einmal ansehen.

Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)
Photo © ad acta (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 11. Februar 2022 at 02:00  Comments (1)  

Crème brûlée vs Cambridge burnt cream – Eine Süßspeise und deren möglicher Ursprung

Photo: Arnaud 25.
This work is released into the public domain.

Ich erinnere mich noch genau, wo ich meine erste Crème brûlée gegessen habe: Es war an einem eiskalten Januartag in Paris, in einem Restaurant in der rue St Georges im 9. Arrondissement. Fasziniert sah ich dabei zu wie einer der Ober sich mit einem Mini-Flammenwerfer an die Zubereitung des Desserts machte. Es schmeckte mir sehr gut, und ich kam danach noch viele Male in den Genuss der Süßspeise.

Ich hielt die Crème brûlée immer für typisch französisch, und würde man einen Franzosen fragen, ob sie denn auch von einem Koch der Grande Nation kreiert worden ist, würde der mit Sicherheit sagen: „Mais oui, naturellement!“. Und dann kommt plötzlich ein Engländer um die Ecke und bestreitet diese Aussage vehement. „No, no, we have our Cambridge burnt creme and this came first!“. Wer hat denn nun von beiden recht?

Eigentlich hat man die Crème brûlée immer dem französischen Koch François Massialot zugeschrieben, der deren Zubereitung im Jahr 1691 in einem Kochbuch beschrieben hat. Massialot kochte unter anderem für die Grafen von Orléans.

Doch soll die Speise schon einige Jahrzehnte vorher in Cambridge im Trinity College zubereitet worden sein, um damit die Studenten und die Professoren zu erfreuen. Diese kühne These stellte jedenfalls die Supermarktkette Waitrose auf, die offensichtlich tiefgehende Recherchen angestellt hat. In der Wikipedia steht es anders zu lesen, doch muss diese ja nicht immer recht haben. Ich würde diese These auch nicht unbedingt bei einem Besuch in Frankreich vertreten.

Die Zubereitung von Cambridge burnt creme beziehungsweise Crème brûlée scheint sehr einfach zu sein, vorausgesetzt man hat einen Gasbrenner zur Hand, um damit die Karamelkruste zu erzeugen. In diesem Film zeigt der englische Starkoch Marco Pierre White wie es geht.

Published in: on 10. Februar 2022 at 02:00  Comments (1)  

The Eagle House in Launceston (Cornwall) und ein Lotteriegewinn

Photo © Michael Parry (cc-by-sa/2.0)

Ja, hätte der Bürgermeister der Stadt Launceston in der Grafschaft Cornwall, Coryndon Carpenter, im Jahr 1763 nicht ein Lotterielos gekauft, das er seiner Angebeteten geschenkt hatte, und dieses nicht auch noch gewonnen, dann gäbe es das Eagle House nicht, das heute als Hotel geführt wird. Mr Carpenter wird seinen Augen nicht getraut haben, als er erfahren hatte, dass das Los £10,000 in seine, beziehungsweise in die Taschen seiner zukünftigen Frau, gespült hatte, damals eine riesige Summe.

Nachdem Mr. und Mrs Carpenter geehelicht hatten, begannen sie mit dem Bau eines Hauses, ganz in der Nähe des Launceston Castles, das sie Eagle House nannten, weil der Eingang von zwei großen steinernen Adlern bewacht wird. Die Legende sagt, dass die beiden immer um Mitternacht zum River Kensey fliegen, um sich dort am Wasser des Flusses zu laben. Frisch gestärkt, nehmen sie dann wieder auf dem Wachposten vor dem Eagle House Platz.

Die Carpenter-Familie stellte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder den Bürgermeister von Launceston, nach Coryndon waren es dann seine Söhne John und Joseph. Das Eagle House war der Familiensitz der Carpenters für eine ganze Weile. Seit damals wechselten die Besitzer immer wieder, bis es 1963 in ein Hotel und Restaurant umgewandelt wurde. 2013 wollten die Besitzer aus dem Hotel ein Mehrfamilienhaus machen, doch der Cornwall Council stellte sich dagegen, und so stand ein neuer Verkauf an. Die neuen Eigentümer führten das Haus als Hotel wieder weiter.

Das Eagle House Hotel erhielt im Jahr 2019 aus den Töpfen der EU finanzielle Mittel, um sich eine Gin-Destillerie anzuschaffen und rühmt sich nun, Cornwalls einziges Gin-Hotel zu sein (ob wohl die Hotelbesitzer angesichts des Geldregens von Seiten der EU auch für den Brexit gestimmt haben?). Der Eagle One Gin, so steht es auf den Webseiten des Hotels zu lesen, ist vom Lifestyle-Magazin GQ schon einmal auf die Liste der besten Gins der ganzen Welt gesetzt worden.

Wer hier einmal übernachten möchte: Die Preise beginnen bei £75 für einen einfachen Budget Room und enden bei £119 für einen Superior Room.

The Eagle House Hotel
3 Castle Street
Launceston PL15 8BA

Photo © Richard Croft (cc-by-sa/2.0)
Der River Kensey bei Launceston: Hier laben sich die beiden Adler immer um Mitternacht am Wasser des Flusses.
Photo © Tony Atkin (cc-by-sa/2.0)

The Dunwich Dynamo – Ein nächtliches Fahrradrennen von London nach Dunwich in Suffolk

Die Teilnehmer versammeln sich im Park London Fields.
Photo © Bikeboy (cc-by-sa/2.0)

Jedes Jahr im Juli finden sich im Londoner Stadtteil Hackney unternehmungslustige Radfahrer zusammen, die gemeinsam eine Strecke von rund 180 Kilometern zurücklegen wollen, die nach Dunwich an der Küste von Suffolk führt. Das Besondere an dem Dunwich Dynamo, oder kurz DD, genanntem Rennen ist, dass es nachts stattfindet, das heißt, der größte Teil davon, da es ja im Juli abends noch lange hell ist. Ein richtiges Rennen ist es allerdings nicht, denn die Radfahrer nehmen sich Zeit, bleiben gelegentlich an der Strecke stehen, um sich an einem Pub oder an einem von Privatleuten in ihren Vorgärten errichteten Ständen eine Erfrischung zu sich zu nehmen.

Der Dunwich Dynamo beginnt in dem großen Parkgelände namens London Fields, am Pub in the Park, und führt in nordöstlicher Richtung aus London heraus. In Hackney müssen die Teilnehmer zuerst durch eine übel beleumundete Gegend fahren, die dort „Murder Mile“ genannt wird. Wenn sie dann diese gefährliche Klippe genommen haben, geht es in Richtung Epping Forest und von dort nach Great Dunmow in Essex, Sudbury, Needham Market, Framlingham und schließlich zum Ziel, Dunwich, jenem eigenartigen Ort an der Küste von Suffolk (über meinen Besuch dort habe ich in meinem Blog berichtet).

Da die lange Fahrt in einem Pub beginnt, endet sie auch in einem Pub, dem einzigen in Dunwich verbliebenen, The Ship, der schon morgens um drei Uhr öffnet und auf die ersten Fahrer wartet, um sie mit einem kräftigen Frühstück und mit Bier zu empfangen. Auch die Flora Tea Rooms an der Beach Road, die sich auf Fish and Chips spezialisiert haben, öffnen früher als üblich und stehen den übermüdeten und hungrigen Fahrern des Dunwich Dynamos zur Verfügung.

Die Beliebtheit dieser Veranstaltung hat von Jahr zu Jahr zugenommen, so waren es bei den letzten Rennen rund 3000 Teilnehmer. Geübte Fahrer benötigen für die Strecke etwa neun Stunden, ohne die Pausen mitzuzählen, so dass sie in den frühen Morgenstunden in Dunwich eintreffen und dort vielleicht ein Bad im Meer nehmen können.

Hier ist ein Film über The Dunwich Dynamo von einem der Teilnehmer.

Zwischenstop in Great Bardfield (Essex).
Photo © Bikeboy (cc-by-sa/2.0)
Geschafft! Jetzt wird sich erst einmal in den Flora Tea Rooms gestärkt.
Photo © Robert Eva (cc-by-sa/2.0)
The Ship in Dunwich.
Photo © Colin Park (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 8. Februar 2022 at 02:00  Comments (2)  

Schaukelpferde in Shropshire, the Rocking Horse County

Nur wenige Kilometer auseinander liegen zwei der renommiertesten englischen Hersteller von Schaukelpferden: The Rocking Horse Workshop in Hodnet und The Original Rocking Horse Works in Tyrley, beide Orte liegen im Dunstkreis der nächst größeren Stadt Market Drayton in Shropshire.

Schaukelpferde wurden im 17. Jahrhundert in den USA erfunden, und sie traten von dort aus ihren Siegeszug quer durch Europa an. Auch heute erfreuen sie sich noch großer Beliebtheit, aber ich glaube eher bei Sammlern als dass sie in Kinderzimmern stehen. Gute, in Handarbeit hergestellte „rocking horses“ können schon einmal mehrere tausend Euro kosten.

David und Noreen Kiss gründeten 1987 ihre Firma The Rocking Horse Workshop in Wem (Shropshire), später zogen sie in das Dörfchen Hodnet, wo sie ihre hübschen Pferde herstellten. David Kiss hat ein Standardwerk über das Thema geschrieben: „A Kiss of Rocking Horses: A Directory of British Rocking Horse Makers (Pre 1950)„, in dem er alle britischen Hersteller von Schaukelpferden auflistet, etwa 150, und mit Hilfe von den 750 Fotos des Buches kann man sein Schaukelpferd dem jeweiligen Produzenten zuordnen.

Nur wenige Kilometer entfernt, in Tyrley, werden im The Original Rocking Horse Works ebenfalls sehr hübsche Schaukelpferde hergestellt und das schon seit 1985. In jedes Schaukelpferd wird sehr viele Liebe „injiziert“, echte Pferdehaare werden verwendet; „our rocking horses exude a friendly warmth„, so liest man es auf den Webseiten der Firma, die ihre Produkte in die ganze Welt liefert. Wer möchte, kann sein ramponiertes „rocking horse“ auch zur Reparatur und zur Auffrischung nach Tyrley bringen.


Published in: on 7. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der Kingley Vale Trail in West Sussex, der durch Europas größten Eibenwald führt

Photo © Richard William Thomas (cc-by-sa/2.0)

Von allen Baumarten gehören die Eiben zu meinen Favoriten, darum habe ich in meinem Blog schon einige Prachtexemplare in England vorgestellt. Beispiele: The Ankerwycke Yew bei Wraysbury in Berkshire, The Crowhurst Yew in Crowhurst in Surrey, die Yew Tree Avenue auf Clipsham Hall in Rutland und die 99 Eiben auf dem Kirchhof von St Mary’s in Painswick in Gloucestershire.

Ergänzen möchte ich heute den wohl größten Eibenwald Europas in der Kingley Vale National Nature Reserve, nördlich von Chichester in der Grafschaft West Sussex. Der Kingley Vale Trail führt durch diesen ganz besonderen Wald, in dem man die ältesten Bäume des Königreichs findet. Meistens stehen diese uralten „yew trees“ allein oder in kleinen Gruppen, hier aber gibt es eine Menge von ihnen. Früher, das heißt vor über 500 Jahren, gab es wesentlich mehr Eibenwälder in England, die stark dezimiert wurden, da sich das Holz dieser Bäume hervorragend für die Anfertigung von Langbögen eignet, und die Nachfrage nach dieser Waffe war in ganz Europa im Spätmittelalter sehr groß.

Eines der Prunkstücke im Kingley Vale ist die Kingley Vale Great Yew, die 2019 bei dem Wettbewerb Tree of the Year nominiert wurde, sich aber der Allerton Oak in Liverpools Calderstones Park geschlagen geben musste.

Dieser Film zeigt einen Drohnenflug über das Kingley Vale und hier kann man einen virtuellen Rundgang durch den Wald unternehmen.

Photo: Simon Burchell.
Creative Commons 3.0
Photo © Simon Huguet (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 6. Februar 2022 at 02:01  Comments (1)  

Saltaire – Eine viktorianische Mustersiedlung bei Bradford in West Yorkshire

Ada Street in Saltaire.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Saltaire ist eine 1851 gegründete viktorianische Mustersiedlung bei Bradford in der Grafschaft West Yorkshire. Benannt wurde die Siedlung nach ihrem Gründer Sir Titus Salt und dem Fluss Aire, in dessen Tal die Siedlung liegt.
Sir Titus war Textilfabrikant, und er baute für seine 3000 Arbeiter und deren Familien eine nach damaligen Maßstäben sehr moderne und fortschrittliche Siedlung, deren Wohnhäuser gute sanitäre Einrichtungen hatten.
In Saltaire gab es weiterhin Parkanlagen, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und eine Kirche. Was es nicht gab, waren Pubs. Sir Titus führte ein strenges Regiment und war sehr autoritär. In Pubs sah er die Gefahr, dass sich dort seine Arbeiter unter dem Einfluss des Alkohols vielleicht gegen ihn verbünden könnten.

Die Siedlung wurde 2001 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. In den ehemaligen Fabrikgebäuden Salts Mill findet sich unter anderem die weltweit größte Ausstellung von Werken des Künstlers David Hockney, der 1937 im benachbarten Bradford geboren wurde.

Saltaire bietet sich als Drehort für Film und TV an; so wurden hier schon zahlreiche Filmproduktionen durchgeführt wie zum Beispiel „An Inspector Calls„, „The Hunter’s Prayer“ (dt. „The Hunter’s Prayer – Die Stunde des Killers“) und „Funny Cow„, um nur einige wenige zu nennen.

Salts Mill.
Photo © Ian Capper (cc-by-sa/2.0)
David Hockneys „Salts Mill“ in Salts Mill.
Photo © Jim Osley (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 5. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

„The Yanks are back in Saddleworth“ – Ein Hollywood-Film und ein Fest im Peak District

Photo © Paul Anderson (cc-by-sa/2.0)

In den Dörfern des Saddleworth Moores (Greater Manchester) ist im Laufe eines Jahres eine ganze Menge los. Von den „Whit Friday Brass Band Contests“ habe ich in meinem Blog bereits berichtet. Dann gibt es noch den jährlichen „Saddleworth Beer Walk„, bei dem auf einem viele Kilometer langen Spaziergang die Pubs der Dörfer aufgesucht werden und Geld für wohltätige Zwecke gesammelt wird, das „Cotton Clouds Festival“ des Saddleworth Cricket Clubs, ein Musikevent, das aber wahrscheinlich nach Lancashire abwandert, und „The Yanks are back in Saddleworth„, das in diesem Jahr am 6. und 7. August stattfinden wird.

1979 kam ein Hollywood-Film in die Kinos mit dem Titel „Yanks„, in Deutschland hieß er „Gestern waren wir noch Fremde„, mit Richard Gere und Vanessa Redgrave in den Hauptrollen (hier ist der Trailer). Viele Szenen des im Zweiten Weltkrieg spielenden Films wurden auf dem Saddleworth Moor und in den Ortschaften Dobcross und Uppermill gedreht; damals ein großes Ereignis für die Bewohner der Orte. In Erinnerung daran wurde im Jahr 2001 das Festival „The Yanks are back in Saddleworth“ ins Leben gerufen, bei dem es sehr militärisch zugeht. Die 1940er Jahre stehen dabei im Mittelpunkt, und das Leben im Zweiten Weltkrieg wird noch einmal dargestellt. Militärfahrzeuge, auch aus der damaligen Zeit, fahren in einer Parade durch die engen Straßen von Uppermill, Uniformen beherrschen das Straßenbild und in Verkaufsständen kann man Militaria erstehen.

Das Zentrum des Festivals ist die Saddleworth School in Uppermill, in der Tanzveranstaltungen stattfinden, bei denen natürlich Musik aus den 1940er Jahren gespielt wird.

Also: Wer einen Nerv für derartige Inszenierungen hat, wird sich hier zwischen Jeeps, Armeelastern und uniformierten Männern und Frauen wohlfühlen.

Die Saddleworth School in Uppermill (Greater Manchester).
Photo © Michael Fox (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 4. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Christ Church am Weston Point bei Runcorn in Cheshire – Eine traurige, verlassene Kirche in einem Industriegebiet

Photo © Tom Pennington (cc-by-sa/2.0)

Im Jahr 1840 erhielt der Architekt Edmund Sharpe (1809 – 1877) den Auftrag, in der Stadt Runcorn in der Grafschaft Cheshire eine Kirche zu bauen. Der Hintergrund: Die Arbeiter, die den Fluss Weaver, an dem Runcorn liegt, vertieften und schiffbar machten, hatten darum gebeten, um die Möglichkeit zu haben, an Sonntagsgottesdiensten teilzunehmen. Das galt auch für die Menschen, die mit ihren Booten, Salz aus den Bergwerken Cheshires abtransportierten. Der zuständige Weaver Navigation Trust hatte dem zugestimmt und veranlasst, dass die neue Kirche, Christ Church genannt, am Weston Point gebaut wird, direkt am River Mersey und dort, wo heute der Manchester Ship Canal verläuft. Am 21. Dezember 1841 wurde die Kirche, zur Freude der Arbeiter, eingeweiht und in Betrieb genommen. Die anglikanische Christ Church bot Platz für 400 Gläubige, sie war also sehr groß geraten.

Ja, da stand die Kirche nun, eingebettet in ein Kanal- und Flusssystem, und das bis zum Jahr 1995, als sie außer Betrieb genommen wurde, denn dort hatte sich ein Industriegebiet etabliert, und Christ Church stand völlig vereinsamt inmitten der unansehnlichen Fabrikanlagen. Wie das nun leider einmal so ist, die Kirche wurde von Vandalen heimgesucht, die das Innere zerstörten und alles mitnahmen, was nicht niet und nagelfest war.

Christ Church steht heute auf dem Grund und Boden, der dem Stobart-Konzern gehört, der sich im Februar letzten Jahres in Esken Limited umbenannte. Die Kirche ist schon seit langem nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier hat trotzdem jemand einen kurzen Film über sie gedreht.

Arme Christ Church! Wie lange wird sie da wohl noch stehen, vereinsamt und verlassen?

Erinnerungen werden wach an die St Clement’s Church in West Thurrock (Essex). Siehe hierzu meinen Blogeintrag.

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 3. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Top 5 der britischen Gastropubs des Jahres 2021

Anfang eines jeden Jahres werden die besten Hotels, Restaurants und Pubs des vergangenen Jahres gekürt. Einige der besten Hotels der Sunday Times für das Jahr 2021 habe ich erst kürzlich vorgestellt, heute folgen die „Charts“ der besten Gastropubs, wie immer von der spanischen Brauerei Estrella zusammengestellt. Zum Vergleich: Hier sind die Top 5 von 2020.

Platz 1:  The Unruly Pig in Bromeswell (Suffolk)

Im vorigen Jahr noch auf Platz 10, jetzt schon auf Platz 1! Östlich von Woodbridge liegt dieser ansprechende Pub mit dem ungewöhnlichen Namen an der Orford Road, dessen Küchenchef Dave Wall mit seinen britisch-italienischen Speisen die Juroren dermaßen überzeugt hat, dass The Unruly Pig alle anderen Gastropubs des Königreichs abgehängt hat. In diesem Film kann man sich einen Eindruck von dem Gasthof verschaffen.

Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)

Platz 2: Parkers Arms in Newton-in-Bowland (Lancashire) 

Dieser Pub im hohen Norden Englands ist dem „Unruly Pig“ hart auf den Fersen. Er hat schon so viele Auszeichnungen bekommen, dass es für die beiden Inhaberinnen schon fast nichts Besonderes mehr ist, noch einen weiteren Preis zu bekommen, aber die Nummer 2 in Großbritannien zu sein, ist schon eine tolle Leistung. Verantwortlich für das Geschehen in der Küche ist die im Senegal geborene Stosie Madi.

Hier ist der Gastropub im Film zu sehen.



Photo: Robert Wade.
Creative Commons 2.0

Platz 3: The Star Inn in Harome (North Yorkshire)

Das ist ein guter alter Bekannter, der eigentlich in keiner Auflistung der besten Pubs des Königreichs fehlt. Im Vorjahr stand der Star Inn auf Platz 4, jetzt ist er noch eine Position höher gestiegen. Dieser Pub vereint alles in sich, was man von einem Countrypub erwartet, er sieht wunderschön aus, verfügt über eine tolle Atmosphäre und bietet hervorragendes Essen an. Eigentümer und Koch Andrew Pern hält schon seit vielen Jahren einen Michelinstern und sein Haus ist immer für einen Besuch gut.
ABER: Am 24. November letzten Jahres wurde der Pub von einem verheerenden Feuer heimgesucht, es war wohl Brandstiftung. Andrew Pern setzt alles daran, den wunderschönen Pub bald wieder herzustellen.

Photo © Paul Harrop (cc-by-sa/2.0)

Platz 4: The Angel at Hetton (North Yorkshire)

Auch dieser tolle Gastropub in North Yorkshire taucht seit Jahren in allen Bestenlisten auf. Ich habe ihn in meinem Blog schon vorgestellt und war von dem Lunch, den ich dort eingenommen habe, sehr angetan. Michael Wignall übernahm den Angel im Jahr 2018, er steht auch selbst in der Küche, und hat sich im  Latymer Restaurant im Pennyhill Park Hotel in Surrey bereits zwei Michelinsterne erkocht. Im Angel hat er auch schon wieder einen der begehrten Michelinsterne erhalten. Hier ist ein Interview mit ihm.

Photo © Peter McDermott (cc-by-sa/2.0)

Platz 5: Freemasons at Wiswell (Lancashire)

Seit vielen Jahren gehört dieser Gastropub zu den besten im ganzen Land. Steven und Matt Smith stehen am Herd dieses Gasthofs im fernen Lancashire im Ribble Valley, südlich von Clitheroe. Hier ist ein Film über den Pub.

Photo © John Slater (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 2. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

„The Damned United“ – Ein Spielfilm über einen englischen Premier League-Fußballverein und seinen kurzzeitigen Trainer Brian Clough

Das Elland Road-Stadion des Leeds United F.C.
Photo © Stephen Armstrong (cc-by-sa/2.0)

Im Jahr 2009 erschien in England Tom Hoopers Film „The Damned United“ (dt. „The Damned United – Der ewige Gegner“), womit der Premier League-Fußballverein Leeds United gemeint ist. Die Hauptrollen spielen Michael Sheen, Jim Broadbent und Colm Meaney. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Peace.

«The Damned United» erzählt die wahre Geschichte des Brian Clough, der 1974 44 unrühmliche Tage lang Trainer des englischen Fussballmeisters Leeds United war. Sein Vorgänger und grosser Rivale Don Revie führte den Klub von Erfolg zu Erfolg, prägte aber die für Leeds United typische zerstörerische Art von Fussball. Clough war seinen Prinzipien ebenso treu, nur waren das ganz andere: Der Lebemann wollte das Spielerische und die Offensive betonen und irritierte so die auf aggressiven Fussball getrimmten Starspieler. Nach sechs Spielen und nur einem Sieg war Clough seinen Job wieder los.

Mit anderen Vereinen war Brian Clough erfolgreicher; sage und schreibe drei Statuen wurden für ihn errichtet, in Middlesborough, in Nottingham und in Derby.

Die Dreharbeiten fanden überwiegend in Leeds und anderen Orten in West Yorkshire statt.

Die DVD ist in Deutschland erhältlich, in Originalfassung und deutscher Synchronisation.
Hier ist der Trailer. zum Film.

Published in: on 1. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen