Meine Lieblings-Pubs – Ye Olde Cheshire Cheese in der Londoner Fleet Street

Photo: Images George Rex.
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In der Londoner Fleet Street liegt ein uralter Pub, der ein Jahr nach dem Großen Feuer (1666) wieder neu aufgebaut worden ist. „Ye Olde Cheshire Cheese“ ist ein Pub voller Atmosphäre mit mehreren Bars und vielen kleinen Räumlichkeiten, Korridoren und Fluren, in denen man sich leicht verlaufen kann. Am Eingang hängt eine Tafel, auf der alle Könige und Königinnen aufgelistet sind, die dieser Pub schon erlebt hat.

Viele Berühmtheiten sind hier ein und ausgegangen. Charles Dickens, der den „Cheshire Cheese“ in seinem Roman „A tale of two cities“ erwähnt, war Stammgast, ebenso Dr. Samuel Johnson, der um die Ecke herum wohnte und dessen Porträt eine der Wände ziert. Sir Arthur Conan Doyle trank hier diverse Pints wie auch Oliver Goldsmith, Alfred Tennyson und P.G. Wodehouse, um nur einige zu nennen.

Ein Papagei namens Polly, der wunderschön fluchen konnte, lebte 40 Jahre lang im Pub; sein Ableben im Jahr 1926 wurde sogar von der BBC verkündet.

Ich kann diesen labyrinthischen Pub sehr empfehlen, in dem man der Hektik Londons bei einem Glas Samuel Smith Old Brewery Bitter für eine Zeit lang entfliehen kann.

Dieser Film ist sehr interessant, auf der Facebookseite von Free Tours By Foot zu finden.

Ye Olde Cheshire Cheese
145 Fleet Street
London
EC4A 2BP

Photo: Tjeerd.
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Photo: thehutch.
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Photo: Matt From London.
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Published in: on 31. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Hughenden Manor in Buckinghamshire und die streng geheime Operation Hillside

Hughenden Manor, das schöne, dem National Trust gehörende Haus.
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

In meinen beiden Blogeinträgen, in denen ich über meinen Besuch im ehemaligen Haus Benjamin Disraelis, Hughenden Manor in Buckinghamshire, berichtete, erwähnte ich nicht, dass dort im Zweiten Weltkrieg ein streng geheimes Projekt durchgeführt worden ist, über das ich heute schreiben möchte: Operation Hillside. Bis ins Jahr 2004 blieb die Operation ein Geheimnis, über die nur noch wenige informiert waren. Jetzt gibt es im Westflügel des Manor House eine Ausstellung darüber.

Hinter dem Decknamen verbarg sich die Kartierung von Bombenzielen, die eine Vielzahl von Kartografen, Architekten, Vermessungsingenieuren, Grafikern und sogar Comiczeichnern aus dem ganzen Land beschäftigte. Es gab zu der Zeit kein aktuelles Kartenmaterial über Deutschland und die von Deutschland besetzten Gebiete, was aber das RAF Bomber Command, das auf dem Militärflugplatz RAF High Wycombe stationiert war, dringend benötigte, um die Bombenangriffe zielgenau zu planen. So wurden vom Flugplatz RAF Benson in Buckinghamshire Schwärme von DeHavilland Mosquitoes-Aufklärungsflugzeugen losgeschickt, um Deutschland und die besetzten Gebiete von oben zu fotografieren. Diese Massen von Fotos schickte man ins Hughenden Manor, deren Spezialisten daraus Kartenmaterial anfertigten, das wiederum an das RAF Bomber Command weitergeleitet wurde; dieses stand unter dem Kommando von Sir Arthur Travers „Bomber“ Harris. Jetzt konnten die Piloten ihre Bombenlast genau über den geplanten Zielen abwerfen. Getroffen wurden auf diese Weise zum Beispiel die Ruhrtalsperren bei der Operation „Dambusters„.

Die Arbeit der Männer und Frauen im Hughenden Manor soll entscheidend mit zur Niederlage Deutschlands beigetragen haben. Wer sich für dieses Thema interessiert, kann sich darüber in den Hillside Rooms des dem National Trust gehörenden Hauses informieren. Hier ist ein Film.

Published in: on 30. März 2023 at 02:00  Comments (3)  

Musikvideos – „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve und „Vindaloo“ von Fat Les

Startpunkt der beiden Videos: Hoxton Street, Ecke Falkirk Street.
Photo: Alex J Donohue.
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Richard Ashcroft, 1971 in Wigan in Lancashire geboren, ist ein Singer-Songwriter, der mit seiner 1990 gegründeten Band The Verve sieben Jahre später mit „Bitter Sweet Symphony“ einen Riesenhit hatte, der bis auf Platz 2 der britischen Charts kletterte. Veröffentlicht wurde der Song am 16. Juni 1997, als Single und auf dem Album „Urban Hymns„.
Für Aufmerksamkeit sorgte das dazugehörende Musikvideo, das Richard Ashcroft zeigt wie er unbeirrt eine belebte Straße entlang läuft, sein Lied singt und dabei jeden anrempelt oder sogar umstößt, der ihm in den Weg gerät, so als wäre er ganz allein auf der Welt. Gedreht hat das Video Walter Stern, der auch mehrere Videos der englischen Band Massive Attack produziert hat, deren „Unfinished Sympathy“ sehr an das von The Verve erinnert (aber einen anderen Produzenten hat und in Los Angeles gedreht wurde).

Sehen wir uns den Schauplatz des „Bitter Sweet Symphony“-Videos einmal genauer an. Wir sind hier im Londoner Stadtteil Hoxton im Borough of Hackney, nördlich der City of London. Richard Ashcroft läuft von der Kreuzung Hoxton Street/Falkirk Street auf der Ostseite der Hoxton Street in Richtung Norden bis zur Purcell Street, dreht dort um und läuft wieder zurück. Leider kann man auf dem Clip nur wenige der Läden erkennen, um festzustellen, was sich in der Hoxton Street in den letzten 25 Jahren alles verändert hat; ich glaube, eine ganze Menge. Die Hähnchenbraterei an der Ecke Falkirk Street, zu Beginn des Videos, ist noch da, allerdings unter einem anderen Namen und erweitert mit einem Pizzaangebot.

Ein Jahr später nahm die Band Fat Les eine Parodie des „Bitter Sweet Symphony“-Videos auf. Ihr Song „Vindaloo“ wurde zur inoffiziellen Hymne der englischen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich (zum Grölen auf den Rängen der Stadien sehr geeignet). Auch dieser Song kam auf Platz 2 der britischen Charts. Die Bandmitglieder von Fat Les waren der Schauspieler Keith Allen (Vater der Sängerin Lily Allen), Alex James (Bassist der Rockgruppe Blur) und der Künstler Damien Hirst. Gedreht wurde wieder exakt dort, wo Richard Ashcroft ein Jahr zuvor seine Kurven zog, an der Hoxton Street.

Die Hoxton Street.
Photo: Ben Sutherland.
Creative Commons 2.0

Published in: on 29. März 2023 at 02:00  Comments (5)  

Wie aus Wootton Bassett in Wiltshire Royal Wootton Bassett wurde

Das War Memorial in der High Street von Royal Wootton Bassett.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

In England gibt nur drei Städte, die sich mit dem Zusatz „Royal“ schmücken dürfen: Royal Tunbridge Wells, Royal Leamington Spa, und als letzte Royal Wootton Bassett. Seit dem 16. Oktober 2011 ist aus dem 13 570 Einwohner zählendem Wootton Bassett in Wiltshire, nur wenige Kilometer von Swindon entfernt, Royal Wootton Bassett geworden.

Leider war der Anlass nicht dazu angetan, dass die Bewohner in Jubel darüber ausbrechen konnten. Der Hintergrund ist folgender:

Die im Irak- bzw. Afghanistankrieg gefallenen britischen Soldaten und Soldatinnen wurden alle über den nahegelegenen Militärflughafen RAF Lyneham in die Heimat zurückgebracht. Dort holte man sie mit Leichenwagen ab und brachte sie in die John-Radcliffe-Klinik nach Oxford. Die Trauerzüge fuhren stets über die Hauptstraße von Wootton Bassett, wo sich jedesmal viele Bürger aus der Stadt und der Umgebung einfanden, um den Gefallenen ihre letzte Ehre zu erweisen. Dies geschah schon seit Jahren, ohne dass dazu aufgerufen worden war. Die Bevölkerung hatte einfach das Bedürfnis, dies zu tun. Dieser Film zeigt dies.

Der damalige Premierminister David Cameron hatte mitgeteilt, dass die Königin ihre Zustimmung zu der Namensergänzung für Wootton Bassett geben wollte, und dass sich die Nation auf diese Weise bei den Bürgern der Stadt für ihre Anteilnahme bedanken möchte.

Bald darauf fuhren die Trauerzüge nicht mehr durch Wootton Bassett, da der Luftwaffenstützpunkt Lyneham geschlossen worden war.

Hier ist ein Film über einen Besuch von Prince Charles im Jahr 2010 in Wootton Bassett, bevor die Stadt das Attribut „Royal“ bekommen hatte.

Published in: on 28. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Benjamin Jesty (1736-1816), die Kuhpocken und Worth Matravers in Dorset

Plakette in Erinnerung an Benjamin Jesty in der Church Street von Yetminster in Dorset.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Eigentlich gilt ja Edward Jenner (1749-1823) als der Entdecker der Pockenschutzimpfung, aber da war noch jemand vor ihm, ein gewisser Benjamin Jesty (1736-1816), der erkannte, dass, wenn jemand an Kuhpocken erkrankt war, er später nicht mehr an den weit schwerwiegenderen Pocken erkrankte.
Diese Beobachtung machte Jesty auf seinem Bauernhof Upbury Farm in Yetminster in Dorset. Zu jener Zeit kam es immer wieder zu Pockenepidemien in England und besonders Melkerinnen und andere Farmarbeiter, die an den relativ harmlosen Kuhpocken erkrankt waren, galten als immun gegen die gefährliche Pockenerkrankung. Jesty experimentierte mit dieser Erkenntnis, indem er seiner Frau und seinen beiden Söhnen Material aus einer infizierten Kuh injizierte. Zwar erkrankte seine Frau kurzfristig ernsthaft, erholte sich aber schnell. Sie und die beiden Söhne hatten bei späteren Epidemien nie wieder Probleme.

1797 zog Jesty mit seiner Familie in die Downshay Manor Farm nach Worth Matravers an der Südküste Dorsets, wo ein gewisser Dr. Andrew Bell aus dem benachbarten Swanage von den Impferfolgen des Farmers hörte und seine Gemeindemitglieder, er war Pfarrer, erfolgreich gegen Pocken impfte.
Benjamin Jesty stand immer im Schatten von Edward Jenner, der als der Entdecker der Pockenschutzimpfung gilt und damals viele Preisgelder für sich verbuchen konnte. Obwohl sich mehrere Menschen für Jesty einsetzten, unter anderem Dr. Bell, blieb ihm die richtige Anerkennung für seine Verdienste versagt.

Benjamin Jesty starb 1816 in Worth Matravers und ist auf dem Friedhof der St Nicholas Church an der Seite seiner Frau begraben. Wenigstens hat man an seiner Farm in Yetminster eine blaue Plakette angebracht, die an die Arbeit des Farmers erinnert.

Das heutige Dunshay Manor, die frühere Farm, wird mittlerweile vom Landmark Trust vermietet.

Das Buch zum Artikel:
Patrick J. Pead: Benjamin Jesty: Dorset’s Vaccination Pioneer. Timefile Books 2009. 40 Seiten. ISBN 978-0955156113.

Bejamin Jesty. Porträt von Michael William Sharp.
This image is in the public domain.
Jestys Grabstein auf dem Kirchhof von St Nicholas in Worth Matravers.
This image is in the public domain.

Das Village Green von Worth Matravers.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – Adrian Tinniswood: Noble Ambitions

Foto meines Exemplares.

Die Webseiten von lostheritage.org.uk listen alle Landhäuser auf, die seit dem Jahr 1800 in England abgerissen, Opfer von Flammen geworden oder auf andere Weise verschwunden sind. 1936 Gebäude sind dort aufgeführt, eine erschreckende Zahl. Warum wurden diese historischen Erbstücke abgerissen? Die Liste nennt die Gründe, zum Beispiel „Insufficient wealth to maintain house„, „House demolished to be replaced by a new house“ und “ House was partially rebuilt (often on a smaller scale)„. Die Adeligen, die sich solch ein Country House samt Personal noch leisten konnten, waren weniger geworden, dazu kamen die horrenden Erbschaftssteuern, „death duties“ genannt.

Adrian Tinniswood von der Universität von Buckinghamshire beschäftigt sich mit der Thematik in seinem 2021 erschienenen Buch „Noble Ambitions: The Fall and Rise of the English Country House After World War II„. Darin erfahren wir, dass besonders in den 1950er und 1960er Jahren sehr viele Country Houses ein Ende fanden, eine Zeit lang eines pro Woche. Viele der verbliebenen Adeligen öffneten, meist zähneknirschend, ihre Häuser für die Öffentlichkeit, um auf diese Weise Geld einzunehmen; einige legten einen Safari-Park an wie Longleat oder Woburn.
Dann zeichnete sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont ab: Es gab eine neue Klientel, die an Landhäusern Interesse hatte: Wohlhabende Amerikaner zum Beispiel und Prominente aus der Musik- und Filmbranche, die auch bereit waren, Geld in ihre Häuser zu investieren.

Adrian Tinniswood räumt auch der Abteilung „Klatsch und Tratsch“ Raum ein, indem er von Affären, Intrigen und Skandalen berichtet, die sich in englischen Landhäusern zugetragen haben. Als Beispiele seien genannt, die Profumo-Affäre im Cliveden House und die Montagu-Affäre im Beaulieu House.

Das Buch ist hoch interessant und verfügt über einen umfangreichen Anmerkungsapparat sowie ein mehrseitiges Literaturverzeichnis. Sehr empfehlenswert!

Adrian Tinnsiwood: Noble Ambitions: The Fall and Rise of the English Country House After World War II. Basic Books 2021. 422 Seiten. ISBN 978-1-5416-1798-8.

Die Landhausmorde in Knowsley Hall (Merseyside) am 9. Oktober 1952

Photo: SLR Jester.
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Am 9. Oktober 1952 nahm Lady Derby Isabel Milles-Lade gegen 20.15 Uhr ihr Abendessen im ersten Stock ihres Landhauses Knowsley Hall ein. Das prächtige Haus, das nur wenige Kilometer von Liverpool entfernt ist, gehörte den Earls of Derby schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Aus dem geplanten, ruhigen Abendessen für die Dame des Hauses wurde aber nichts, denn der Abend entwickelte sich zu einer blutigen Tragödie. Einer der Bediensteten von Knowsley Hall, der 19jährige Harold Winstanley, der sich als Footman ausbilden ließ, betrat den Raum mit einer Maschinenpistole bewaffnet und eröffnete das Feuer auf die Lady, die schwer verletzt zu Boden stürzte. Als der Butler Walter Stallard herbei eilte wurde auch er von einer Salve aus der MP getroffen; er brach zusammen und starb auf der Stelle. Als nächstes erschoss Winstanley den um sein Leben flehenden Unter-Butler Douglas Stuart, verletzte Lord Derbys Kammerdiener William Sullivan, die Haushälterin Mrs Turley und den Koch Mr. Dupuy. Der völlig verwirrte und neben sich stehende junge Mann beruhigte sich erst nach einiger Zeit, verließ Knowsley Hall und begab sich in einen Pub, wo er ein Bier trank, anschließend mit dem Bus nach Liverpool fuhr und sich der Polizei stellte.  „I don’t know why I did it, I want to tell you all about it. I suppose I will have to pay for what I have done”, waren seine Worte, nachdem er festgenommen worden war.

Harold Winstanley wurde in Manchester vor Gericht gestellt, wo der Urteilsspruch lautete: „Guilty but insane„, der junge Mann hatte vermutlich an dem Abend unter einem Schizophrenie-Schub gelitten. Er wurde ins Broadmoor Hospital nach Crowthorne in Berkshire eingeliefert.

Glücklicherweise konnte sich Lady Derby von ihren Verletzungen wieder erholen. Lord Derby, der an dem verhängnisvollen Abend außer Haus war, ließ kurze Zeit später einige Teile von Knowsley Hall abreißen, das Landhaus war einfach zu groß und zu teuer im Unterhalt geworden. 1971 entstand auf dem Gelände ein Safaripark. Das Haus wird heute für Veranstaltungen, Tagungen und Hochzeiten verwendet, auch einige Filme wurden hier gedreht wie „The Ipcress File“, „Stayclose“ und “ Peaky Blinders“, alle im Jahr 2021.
Hier sind einige Bilder von der Hall.

Der Name Harold Winstanley taucht übrigens in der Folge 2 der ersten Staffel von Midsomer MurdersDeath of a Hollow Man“ (dt. „Requiem für einen Mörder“) auf. Diesen Namen trägt darin der exzentrische Theaterdirektor der Causton Amateur Dramatics Society. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Personen mit dem gleichen Namen gibt es nicht.

Photo © Ian Greig (cc-by-sa/2.0)

The Full Monty oder Das Super English Breakfast

Mein Full English Breakfast im Langshott Manor Hotel in Horley (Sussex). Eigenes Foto.
Mein (etwas abgespecktes) Full English Breakfast im Langshott Manor Hotel in Horley (Surrey).
Eigenes Foto.

Wenn ich in England bin, geniesse ich in den ersten Tagen im Hotel immer das komplette englische Frühstück, Full Monty oder Full House genannt. Ob das dem Magen nun wirklich so gut bekommt, sei dahingestellt; auf jeden Fall reicht das so lange vor, dass man meist auf einen Lunch verzichten kann. Nach Tag 3 oder 4 reicht es mir dann und ich schwenke frühstücksmäßig auf Kipper oder Haddock um. Auch das kann man nur in Maßen essen und so ist auch hin und wieder nichts gegen ein Continental Breakfast zu sagen.

The Full Monty  soll sich auf den britischen General Montgomery (1887-1976) beziehen, der diese Art des Frühstücks liebte. Da er immerhin 89 Jahre alt geworden ist, kann das doch so ungesund nicht sein.

Was gehört nun zu einem Full English dazu? Auf jeden Fall Cumberland Sausages, Eier, gebratener Speck, gebackene Bohnen, Tomaten, Champignons, Black Pudding und Hash Browns, eine Art Rösti oder Kartoffelpuffer.

Dieses Monsterfrühstück kann man in vielen Truckstops und Autobahnraststätten den ganzen Tag als „All Day Breakfast“ bekommen.

The Full Monty“  ist auch der Titel eines englischen Films aus dem Jahr 1997, der in Deutschland als „Ganz oder gar nicht lief„. Darin betätigen sich sechs englische arbeitslose Stahlarbeiter als männliche Stripper, denen die zuschauenden Frauen zurufen, sie wollen „The Full Monty“ sehen, mit anderen Worten, sie sollen sich komplett nackt ausziehen.
Da ich nicht auf nackte Männer stehe, ziehe ich mir das erstgenannte Full Monty vor.

Dieser Film zeigt wie man das englische Frühstück richtig zubereitet.

Published in: on 24. März 2023 at 02:00  Comments (9)  

Wisterias an englischen Landhäusern…im Bild

Hatfield House in Hertfordshire.
Photo © Christine Matthews (cc-by-sa/2.0)

Ich schätze Wisterien sehr, jene wunderschön blühenden Pflanzen, die nach dem deutschamerikanischen Arzt Caspar Wistar (1761-1818) benannt worden sind, aber im Deutschen auch Blauregen oder Glyzinien genannt werden. Man findet sie in vielen Teilen der Welt; in meinem Blog möchte ich heute einige besonders schöne Beispiele aus England zeigen, im Zusammenhang mit Landhäusern, denen sie einen zusätzlichen attraktiven „Kick“ verleihen. Die National Collection of Wisterias befindet sich übrigens in der Witch Hazel Nursery in Newington bei Sittingbourne in Kent. Hier ist ein Film darüber. Die Nursery ist für Besucher nur an bestimmten Open Days zugänglich.

Leighton Hall in Lancashire.
Photo © Barbara Carr (cc-by-sa/2.0)

Groombridge Place in Kent.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Wisteria Cottage in Marton (Warwickshire).
Photo © Andy F (cc-by-sa/2.0)

The Castle Hotel in Taunton (Somerset).
Photo © Shazz (cc-by-sa/2.0)

Blenheim Park (Oxfordshire).
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 23. März 2023 at 02:00  Comments (3)  

Ha-Has – Ein genialer Kunstgriff in der Anlage von Landschaftsgärten.

Ein Ha-Ha auf dem Gelände des Cholmondeley Castles (Cheshire).
Photo © Peter Craine (cc-by-sa/2.0)

Mit Gelächter hat der Begriff „Ha-Ha“ nichts zu tun. Es ist ein Fachausdruck  in der Anlage von Landschaftsgärten; ein Ha-Ha verhindert, dass Tiere und ungebetene Besucher in den Garten gelangen, ohne dass dabei ein Zaun aufgestellt und der Blick vom Haus nach außen verstellt wird. Die angrenzende Landschaft wird somit visueller Teil des Gartens, ein illusionistischer Kunstgriff, der den Garten scheinbar vergrößert (so die Erklärung der Wikipedia).
Der Ha-Ha ersetzt also eine Mauer oder einen Zaun durch einen unter dem Geländeniveau liegenden tiefen Graben mit steilen Böschungen. Auch eine versenkte, uneinsehbare Mauer ist eine Möglichkeit, diesen Effekt zu erreichen.

Wenn man also von der Terrasse eines Country Houses in die Landschaft blickt, sieht man da Wild oder Kühe weiden, die aber alle keine Chance haben, sich an den Gartenpflanzen gütlich zu tun, weil sie es nicht schaffen, die Böschung zu erklimmen.

Wer sich das ausgedacht hat, lässt sich nicht mehr eindeutig sagen. Als möglicher Erfinder des Ha-Has gilt unter anderen Willliam Kent (1685-1748), einer der großen englischen Landschaftsgärtner.

Woher kommt nun der witzige Name? Der Ausdruck Ha-Ha erklärt sich aus dem lautmalerischen Ausruf des Erstaunens. Der Ha-Ha, aus der Ferne nicht erkennbar, wird erst beim Herantreten sichtbar, verblüfft den Besucher, der die Konstruktion mit „Aha!“ oder „Ha-Ha“ kommentiert (so noch einmal die Wikipedia).

Einige Beispiele, wo Ha-Has zu sehen sind: Petworth House und Burghley House. Aber auch in anderen Ländern wie in Deutschland, Frankreich und den USA sind Ha-Has im Einsatz.

Burghley House (Lincolnshire).
Photo © Richard Humphrey (cc-by-sa/2.0)

Petworth House (West Sussex).
Photo © Alan Hunt (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 22. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Mein Buchtipp – William Donaldson: Brewer’s Rogues, Villains and Eccentrics

Foto meines Exemplares.

Den Autor dieses heute von mir vorgestellten Buches, William Donaldson, habe ich bereits am 27. Februar 2021 in meinem Blog porträtiert, so brauche ich über ihn als Person hier nicht weiter eingehen. „Brewer’s Rogues, Villains and Eccentrics: An A-Z of Roguish Britons Through the Ages“ ist 2002 als Hardcover und 2004 als Paperback erschienen; es ist im Buchhandel vergriffen, aber online problemlos zu bekommen.

William Donaldson hat auf 686 Seiten ein Panoptikum von Männern und Frauen zusammengestellt, die unter dem Oberbegriff „Ungewöhnlich“ zu kategorieren sind: Schurken, Bösewichter, Kriminelle, Exzentriker, Pornografen, Quacksalber, Schürzenjäger, Abenteurer, betrügerische Politiker, zwielichtige Adelige und so weiter und so weiter. Manche Namen hat man noch nie gehört, manche der hier versammelten Personen dagegen sind jedermann bekannt.

Nehmen wir als Beispiel den ersten und den letzten Eintrag dieses alphabetisch geordneten Kuriositätenkabinetts. Das Buch beginnt mit Chief Inspector Frederick Abberline (1843-1929), einem Polizeiinspektor, der in den Cleveland Street Brothel Scandal im Jahr 1886 verwickelt war. In dem Londoner Etablissement, in dem auch Männer aus den höheren Gesellschaftsschichten verkehrten, sollte eine Razzia durchgeführt werden, doch Abberline nahm sich dafür sehr viel Zeit, so viel Zeit, dass der Inhaber des Betriebes auf den Kontinent fliehen konnte und zur Zeit der geplanten Razzia niemand von der noblen Klientel vor Ort war. Der Polizeiinspektor war auch in den Jack the Ripper-Fällen involviert, worüber 2001 ein Film gedreht wurde, „From Hell“ (dt. „From Hell“), in dem Johnny Depp Frederick Abberline verkörpert.

Die letzte Eintragung im Buch beschäftigt sich mit Graham Young (1948-1990), einem Mann, der es sein ganzes Leben lang nicht lassen konnte, andere Menschen zu vergiften. Schon mit 14 Jahren vergiftete er seine Stiefmutter und versuchte auch seinen Vater, seine Schwester und einen Schulfreund auf diese Weise umzubringen, was misslang. Später, als Young bei einer Firma arbeitete, die Fotoausrüstungen herstellte, brach plötzlich eine Krankheitswelle aus, bei der Mitarbeiter starben und andere schwer erkrankten. Graham Young hatte wieder seine Hände im Spiel und verabreichte seinen Kollegen Thallium, eine hochgiftige Substanz. 1972 wurde er zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt und starb 1990 im Gefängnis von Parkhurst auf der Isle of Wight.

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, das bei Erscheinen von der britischen Presse hoch gelobt worden ist. „The funniest book in the history of the world“ meinte der Daily Express und „A work of maniacal genius“ begeisterte sich der Guardian.

William Donaldson: Brewer’s Rogues, Villains and Eccentrics: An A-Z of Roguish Britons Through the Ages. Phoenix 2004. 686 Seiten. ISBN 978-0753817919.

Published in: on 21. März 2023 at 02:00  Comments (4)  

Vergessene Krimiautoren – Francis Vivian (1906-1979)

Francis Vivians Geburtsort Retford in Nottinghamshire; hier der Marktplatz mit Kriegerdenkmal.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Der Verlag Dean Street Press brachte im Jahr 2018 eine Krimiserie auf den Markt, die Inspector Knollis Mysteries, die ursprünglich zwischen 1941 und 1956 geschrieben worden waren, und aus der Feder von Francis Vivian stammen. Es wird wohl nur wenige Krimifans geben, die sich noch an diese Bücher und seinen Schöpfer erinnern können. Er gehört zu jenen Autoren, die, zu Recht oder zu Unrecht, in Vergessenheit geraten sind. Francis Vivian hat keine Wikipedia-Eintragung, steht nicht in der renommierten Enzyklopädie „Twentieth Century Crime & Mystery Writers“, die Webseiten der deutschen Krimi-Couch erwähnen ihn nicht und selbst auf der Wikipedia-Eintragung seiner Geburtsstadt Retford in Nottinghamshire ist er in der Rubrik „Notable People“ nicht gelistet. Seine Bücher wurden nie ins Deutsche übersetzt.

Francis Vivian war das Pseudonym von Arthur Ernest Ashley, der am 23. März 1906 in Retford in Nottinghamshire geboren wurde, einer Stadt mit 22 000 Einwohnern, dicht an der A1, südöstlich von Sheffield gelegen. Er arbeitete viele Jahre lang als Maler und Tapezierer, bis er feststellte, dass ihm das Schreiben eigentlich mehr lag. Er begann Bücher zu verfassen, für die Zeitung Nottingham Free Press zu arbeiten, und er gründete den Nottingham Writers’ Club. Bei einem Schreibwettbewerb dieses Clubs im Jahr 1950 vergab Vivian einmal den ersten Preis an einen jungen Mann, der auch in der Grafschaft Nottingham geboren worden war, und der Alan Sillitoe hieß (1928-2010), 1959 weltberühmt geworden durch die Kurzgeschichtensammlung „The Loneliness of the Long-Distance Runner“ (dt. „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“). Leider sollte Francis Vivian nicht so berühmt werden. Er begann Krimis zu schreiben, zum Beispiel eine Serie mit zehn Folgen, in denen Inspector Knollis im Mittelpunkt steht. Gordon Knollis war zuerst Chef der Kriminalpolizei der Stadt Burnham und arbeitete dann für Scotland Yard. Seine Fälle sind in Krimis wie „The Threefold Cord„, „The Laughing Dog“ und „The Singing Masons“ nachzulesen; in letzterem verarbeitete Francis Vivian seine Kenntnisse über die Imkerei, denn er war begeisterter Bienenzüchter.

Eine Zeit lang wurden Vivians im Verlag Hodder & Stoughton erschiene Bücher gut verkauft, aber später geriet er in Vergessenheit. Er starb am 2. April 1979.

Published in: on 20. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Vardy Quake oder Ein Erdbeben in der Stadt Leicester

Das Logo der Foxes am King Power Stadion in Leicester.
Photo © Mat Fascione (cc-by-sa/2.0)

Sieht man sich manche Fußballspiele an, bei denen die Fans voller Begeisterung auf den Tribünen gleichzeitig auf und ab springen, so kommt bei mir manchmal die Befürchtung auf, das Tragwerk könnte nicht halten und alles in sich zusammenstürzen. Glücklicherweise kommt so etwas nur sehr selten vor.

Bei einem Fußballspiel der Premier League im Jahr 2016 als Leicester City zuhause im King Power Stadion gegen Norwich City antrat und in der letzten Minute durch ein Tor des Argentiniers Leonardo Ulloa 1:0 gewann, entstand so eine Situation, dass 30 000 Fans ihre Mannschaft begeistert feierten und dabei frenetisch auf und ab hüpften…und dabei ein kleines Erdbeben auslösten.
Die Universität der Stadt Leicester hatte im Rahmen von Forschungsarbeiten im Umfeld des Stadions, genauer gesagt an der Hazel Community Primary School, rund 500 Meter entfernt, einen Seismografen aufgestellt. Dieses spezielle Messgerät sollte, zusammen mit vielen anderen, Erdbeben auf der ganzen Welt aufspüren. Auf der Magnitudenskala zur Angabe der Stärke von Erdbeben erreichte das Beben von Leicester die Größe von 0,3, was nicht viel ist und in Leicester keine Schäden verursacht hat, aber immerhin zeigt das, wieviel Energie frei gesetzt wird, wenn viele Menschen zur selben Zeit auf der Stelle springen. Hier ist das legendäre Tor zu sehen.

Das von den Foxes, wie die Spieler und die Fans von Leicester City genannt werden, ausgelöste Erdbeben ist die Annalen des Vereins und vielleicht auch in die der University of Leicester als Vardy Quake eingegangen. Jamie Vardy war zu der Zeit der erfolgreichste Torschütze des Vereins und ist auch noch heute eine der tragenden Säulen der „Füchse“.

Der Verursacher der Begeisterungsstürme, Leonardo Ulloa, hat 2018 Leicester City verlassen und ist nach kurzen Gastspielen in Mexiko und Spanien, zur Zeit vereinslos. Hier sind seine schönsten Tore zu sehen.

Leicesters King Power Stadion.
Photo © Ian Rob (cc-by-sa/2.0)

Die Hazel Primary School, hier war der Seismograf aufgestellt.
Photo © Ian Rob (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 19. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Newent in Gloucestershire und Joe „The Telstar Man“ Meek (1929-1967)

Joe Meeks Geburtshaus in Newent (Gloucestershire).
Photo © Jonathan Billinger (cc-by-sa/2.0)

Joe Meek (1929-1967) war in den 1960er Jahren wohl der bedeutendste und einflussreichste Musikproduzent Großbritanniens. Die Liste der Künstler, denen er zu Erfolgen verhalf, ist schier endlos. Ich denke da zum Beispiel an John Leyton, Heinz, Mike Berry, The Honeycombs und vor allem an die Tornados, die mit „Telstar“ 1962 an die Spitze der britischen Charts schossen (Camillo Felgen brachte eine deutsche Fassung davon auf den Markt unter dem Titel „Irgendwann erwacht ein neuer Tag„). Seitdem wird Joe Meek auch The Telstar Man genannt. Über einige seiner Hits berichtete ich im Laufe der Jahre in meinem Blog.

Geboren wurde Robert George Joe Meek am 5. April 1929 in Newent in Gloucestershire, einer kleinen Stadt mit etwas über 6000 Einwohnern, nordwestlich der Grafschaftshauptstadt Gloucester gelegen. Sein Geburtshaus steht am Market Square Nummer 1, ein zweistöckiges Backsteinhaus, das mit einer blauen Plakette verziert ist, die an Joe Meek erinnert:
„Joe Meek
1929-1967
„The Telstar Man“
Record producer and pioneer
of soundrecording technology
at 304 Holloway Road
North London
was born here“

Gestiftet wurde die Plakette von der Heritage Foundation und der Joe Meek Society im Jahr 1992 und eingeweiht wurde sie von Joes Bruder Eric in Anwesenheit der Tornados. Ursprünglich war die Plakette schwarz mit einer etwas anderen Aufschrift, die später durch die blaue inklusive QR Code ersetzt wurde.

Joe Meek starb mit nur 37 Jahren am 3. Februar 1967, er war depressiv geworden und hatte sich überschuldet. In seinem Londoner Studio in der Holloway Road Nummer 304 erschoss er erst seine Vermieterin  Violet Shenton und dann sich selbst (auch an diesem Haus ist eine Plakette angebracht). Beerdigt wurde er in seinem Geburtsort Newent auf dem Newent Cemetery Block C. Hier ist ein Film über sein Leben.

Im April 1922 stellte die Joe Meek Society der Stadt Newent eine Büste des Mannes zur Verfügung, die im Market House, nur wenige Meter von seinem Geburtshaus zu sehen ist.

Um noch einmal auf Joe Meeks Tornados zurückzukommen: Nach ihrem Riesenhit „Telstar“ war nicht mehr allzu viel von ihnen zu hören. Mit „Globetrotter“ schafften sie es noch auf Platz 5 der UK Charts, mit „Robot“ und „The Ice Cream Man“ Platz 17 respektive 18, und dann war es auch schob vorbei.

Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Photo: Andrew King.
Creative Commons 2.0

Newent Market House, in dem Joe Meeks Büste zu sehen ist.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

The London LOOP – Auf Schusters Rappen rund um die britische Hauptstadt

Photo: oatsy40.
Creative Commons 2.0

Man kann mit dem Auto London umkreisen, wofür sich die Autobahn M25 anbietet, was aber in den meisten Fällen auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens kein Vergnügen ist. Ray Hamilton hat darüber in seinem Buch „M25 – A Circular Tour of the London Orbital“ geschrieben. Oder man macht die Tour in einem Reisebus wie ich es hier beschrieben habe. Oder man geht einfach zu Fuß um London herum, was ein wenig beschwerlicher ist. Iain Sinclair hat das getan, immer nahe entlang der Autobahn, und darüber in seinem Klassiker „London Orbital: A Walk Around the M25“ berichtet (ein Buch, das ich schon zweimal gelesen, aber merkwürdigerweise noch nicht in meinem Blog als Buchtipp vorgestellt habe).

Für diejenigen, die London auch gern einmal zu Fuß umwandern möchten, aber das nicht so individuell wie Iain Sinclair tun wollen, gibt es den London LOOP, einen ausgeschilderten Wanderweg, auf dem man auf 242 Kilometern die Außenbezirke der Stadt kennenlernen kann. LOOP steht für London Outer Orbital Path; der Pfad ist in 24 Sektionen aufgeteilt, so dass man die Strecke gut in zehn Tagen zurücklegen kann, ohne sich Blasen an den Füßen zu holen. Damit man sich auf dem LOOP trotz der Hinweisschilder nicht verläuft, gibt es von Go Jauntly eine App, die man herunterladen kann. Wer aber lieber etwas Gedrucktes in der Hand halten möchte, für den gibt es mehrere Bücher wie zum Beispiel „London LOOP“ von Henry Stedman, der darin viele praktische Tipps gibt, die Sektionen beschreibt und 48 detaillierte Karten zur Verfügung stellt.

Startpunkt des LOOPs ist der Bahnhof von Erith im London Borough of Bexley im Südosten der Stadt, Endpunkt ist wieder ein Bahnhof, die Purfleet Railway Station, schräg gegenüber von Erith auf der anderen Seite der Themse.

Auf diesen Webseiten ist der Rundwanderweg schön übersichtlich zusammengestellt, und wer jetzt Appetit bekommen hat, London einmal zu Fuß zu umrunden, kann in diesem Film eine halbe Stunde lang mitlaufen.

Startpunkt des LOOPs: Erith Railway Station.
Photo © Jim Osley (cc-by-sa/2.0)

Und das Ziel: Purfleet Railway Station.
Photo: Andrew Bowden
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Published in: on 17. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die gefährliche Arbeit der Gärtner von St Michael’s Mount in Cornwall

Photo © Robin Drayton (cc-by-sa/2.0)

Ich habe die beiden sehr ähnlich aussehenden Mont St Michel in der Normandie und St Michael’s Mount in Cornwall besichtigt, und die zwei Felsformationen mit dazugehörender Abtei beziehungsweise Burg sind schon sehr imposant, leider aber auch in der Reisehauptsaison sehr überlaufen. Während der Ebbe kann man sie trockenen Fußes erreichen, sonst nur mit dem Boot.

St Michael’s Mount gehört seit 1954 dem National Trust, die ehemaligen Besitzer, die Familie des gegenwärtigen 5. Barons St Levan of St Michael’s Mount, James Piers Southwell St Aubyn, wohnen aber noch auf der Insel, zusammen mit dreißig weiteren ständigen Bewohnern.

Die Burg überragt die Insel, sie ist umgeben von wunderschönen Gärten, die sich den steilen Hang hinabziehen. Der Walled Garden wurde etwa im Jahr 1780 angelegt. Wie das mit Felsen nun einmal so ist, nisten sich in ihren Spalten gern unerwünschte Unkräuter ein, die, wenn sie nicht hin und wieder beseitigt werden, das Gestein überwuchern und ihm einen grünlichen Farbton verpassen. Zum Aufgabenbereich der vier St Michael’s Mount-Gärtner gehört also auch die Unkrautbeseitigung an den bis zu sechzig Meter hohen Felswänden, und das heißt, wer nicht schwindelfrei ist und unter Höhenangst leidet, sollte sich besser nicht auf diesen Job bewerben.
Dreimal im Jahr müssen die vier ran und sich, durch Seile gesichert, an ihre Aufgabe machen, die schon einiges an Kondition erfordert. Wie dieses „extreme weeding“ aussieht, zeigt dieser Film.

Siehe auch meinen anderen Blogeintrag über die Insel St Michael’s Mount, auf die in der NS-Zeit eine Nazi-Größe ein Auge geworfen hatte.

Erwünschte Pflanzen in der Felswand.
Photo © Robin Drayton (cc-by-sa/2.0)

Photo © Oast House Archive (cc-by-sa/2.0)

Photo © Oast House Archive (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Nempnett Thrubwell in Somerset und ein Song, der dem Dorf gewidmet ist.

St Mary’s.
Photo © Vera Baber (cc-by-sa/2.0)

In einem früheren Blogeintrag schrieb ich einmal über die witzigen Ortsnamen in der Grafschaft Dorset; das benachbarte Somerset kann da gut mithalten. Huish Episcopi, Compton Pauncefoot, Mudford Sock, Queen Camel, Tinker’s Bubble, Charlton Mackrell sind nur einige Beispiele für Dorfnamen, die es tatsächlich gibt. Aber nur wenige dieser Mini-Dörfer können von sich behaupten, dass ihnen ein Song gewidmet worden ist; Nempnett Thrubwell kann das.
Das Dorf mit dem ulkigen Namen liegt sehr idyllisch und abgelegen am Rand der Mendip Hills und nahe des Blagdon Lakes, einem Wasserreservoir, das die Region mit Wasser versorgt. In Nempnett Thrubwell gibt es eine Kirche, St Mary’s, und ein Dorfgemeinschaftshaus, die Village Hall; einen Pub sucht man vergebens. Erreichbar ist das Dorf nur über sehr enge Straßen.

Umso erstaunlicher, dass über diesen winzigen Ort ein Song geschrieben worden ist, der „Down in Nempnett Thrubwell“ heißt und von der Abgeschiedenheit des Dorfes schwärmt. Hier hat man noch nie einen Verkehrspolizisten gesehen, Apfelwein ist bei den Bewohnern sehr beliebt, es ist so still, dass man das Gras wachsen hören kann, und die Tierwelt ist hier offensichtlich mutiert, denn die Kaninchen sind so groß wie Schweine, die Hühner so groß wie Kühe und die Tauben sind in der Lage, Pflüge zu ziehen. Heile Welt pur herrscht hier in Nempnett Thrubwell vor (auch wenn es keinen Pub gibt!), so heißt es jedenfalls in dem Song, der hier von den Wurzels gesungen wird und hier von einem Chor aus Bristol, dem Gurt Lush Choir, in der Colston Hall (die im Jahr 2020 in Bristol Beacon umbenannt wurde, weil man mit dem ehemaligen Sklavenhändler Edward Colston (1636-1721) nichts mehr zu tun haben wollte).

The Village Hall.
Photo © Neil Owen (cc-by-sa/2.0)

Eine der Zufahrtsstraßen nach Nempnett Thrubwell.
Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

Awkward Hill, eine der Hauptverkehrsadern des Dorfes.
Photo © Adrian and Janet Quantock (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 15. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Pubnamen – The Hope and Anchor…im Bild

Royal Leamington Spa (Warwickshire).
Photo © P L Chadwick (cc-by-sa/2.0)

Gelegentlich sieht man bei Reisen durch England Pubs, die den Namen The Hope and Anchor tragen, mit einem Wirtshausschild, das die Kombination der beiden Wörter bildlich auf unterschiedliche Art umsetzt. Gibt es da vielleicht einen maritimen Zusammenhang? Oder einen religiösen? Letzteres ist richtig, denn in der christlichen Symbolik steht der Anker für die Hoffnung, nachzulesen in der Bibel im Brief an die Hebräer 6:19, wo steht „Diese Hoffnung ist für uns ein sicherer und fester Anker, der hineinreicht in den himmlischen Tempel, bis ins Allerheiligste hinter dem Vorhang („We have this as a sure and steadfast anchor of the soul, a hope”).

Mein „Dictionary of Pub Names“ hat noch eine weitere mögliche Erklärung: Der Reserveanker von Schiffen wurde manchmal auch als „The hope anchor“ bezeichnet.

Wie das die Pubschildermaler umgesetzt haben, möchte ich in den folgenden Bildern zeigen.

Eine etwas eigenwillige Auslegung des Pubnamens: In Stourport-on-Severn (Worcestershire).
Photo © P L Chadwick (cc-by-sa/2.0)

In Ross-on-Wye (Herefordshire).
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

In Southstoke (Somerset).
Photo © Maigheach-gheal (cc-by-sa/2.0)

In Ferriby Sluice (Lincolnshire).
Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)

Und hier ist der Name einmal andersherum geschrieben. In Salisbury (Wiltshire).
Photo © Maigheach-gheal (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 14. März 2023 at 02:00  Comments (2)  

„Spitting Image“ – Eine sehr beliebte, satirische Puppen-TV-Show des Senders ITV

Von 1984 bis 1996 zeigte der Sender ITV die äußerst populäre TV-Show „Spitting Image„, in der Puppen die Hauptrolle spielten, Puppen, die nach prominenten Menschen des öffentlichen Lebens geformt waren. Vor allem Politiker der damaligen Zeit bekamen in der Show ihr Fett weg. Legendär waren die Auftritte von Maggie Thatcher und von Ronald Reagan.
Und weil sich in den 2020er Jahren einige Politiker regelrecht aufdrängen, persifliert zu werden, wurde „Spitting Image“ noch einmal revitalisiert. Boris Johnson und Donald Trump sind genüsslich von den Machern der Show aufs Korn genommen worden. Die Puppen und deren Stimmen sind einfach großartig!

Nehmen wir uns einmal einige der zahlreichen Musikvideos vor, in denen Spitting-Image-Figuren auftauchten. Am bekanntesten dürfte „Land of Confusion“ der britischen Band Genesis sein, in dem Ronald und Nancy Reagan auftreten und auch die Bandmitglieder „verpuppt“ worden sind.

The Chicken Song“ erreichte 1986 sogar den ersten Platz der UK Charts. Hier sind auch wieder Ronald Reagan (drums) und Maggie Thatcher (Gesang) zu finden.

Die B-Seite der Single mit dem „Chicken Song“ war eine Satire, die das südafrikanische Apartheid-System aufs Korn nahm: „I’ve Never Met a Nice South African„.

Der Song „Da Doo Ron Ron“ der Girl Group The Crystals aus dem Jahr 1963 stand Pate für die „Spitting Image“-Version, in der natürlich auch wieder die Reagans zu sehen waren.

Sting nahm sein „Every Breath You Take“ noch einmal neu auf unter dem Titel „Every Bomb You Make“ und unterlegte das Video mit Figuren aus der Spitting Image-Show.

Published in: on 13. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Grand National in Aintree (Merseyside) – Das berühmteste Pferdehindernisrennen der Welt

Photo: Paul.
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Nördlich von Liverpool liegt Aintree, wo jedes Jahr das berühmteste Pferdehindernisrennen der Welt stattfindet und das seit 1836.
Das Grand National wird über eine Länge von 7 Kilometern ausgetragen und ist mit Hindernissen gespickt, zum Beispiel den gefährlichen „The Chair“ und „Becher’s Brook„. Einige Pferde stürzen an diesen Hindernissen und darum gehören Tierschützer nicht zu den Fans dieses Rennens.

Hier einige interessante Fakten aus der Geschichte des Grand National:

Die meisten der gestarteten Reiter, nämlich 23, kamen 1984 ins Ziel; die wenigsten, nur zwei, im Jahr 1928.

Der jüngste aller Jockeys, die das Rennen gewannen, war der 17jährige Bruce Hobbs im Jahr 1938, und er gewann auch noch auf dem kleinsten aller Pferde, die je an den Start gegangen sind. Der älteste Sieger war 1982 der 48jährige Dick Saunders.

Das erfolgreichste Pferd aller Zeiten in Aintree war Red Rum, das das Rennen 1973, 1974 und 1977 gewann. Es starb 1995 im Alter von dreißig Jahren. Der erfolgreichste Jockey war George Stevens, der in den 1860er und 1870er Jahren  fünfmal siegte.

1956 nahm ein Jockey am Grand National auf einem Pferd der Queen Mother teil, das den Namen „Devon Loch“ trug. Das Pferd lag weit in Führung, als es plötzlich 50 m vor dem Ziel aus unerklärlichen Gründen stürzte und so den sicher geglaubten Sieg verpasste. Dem Jockey kam das so seltsam vor, dass er von nun an Krimis schrieb, die meist im Rennmilieu spielten. Sein Name: Dick Francis, der im Jahr 2010 im Alter von 89 Jahren starb.

Hier das Grand National 2022 im Film (man beachte die herrenlosen Pferde, die auch ohne Jockey immer noch am Rennen teilnehmen)

Published in: on 12. März 2023 at 02:00  Comments (2)  

The Great Staircase in Sudbury Hall (Derbyshire) – Eines der schönsten Treppenhäuser Englands

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Achtung Verwechslungsgefahr: In diesem Blogeintrag geht es nicht um das bekanntere Sudbury in der Grafschaft Suffolk, sondern um das kleinere Sudbury in Derbyshire, beziehungsweise um das Herrenhaus Sudbury Hall, beziehungsweise um dessen Great Staircase.

Sudbury Hall wurde im 17. Jahrhundert erbaut und war der Familiensitz der Vernons, einer wohlhabenden Familie, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit hinein reichen. Namhafte Architekten und Künstler waren an der Gestaltung des Gebäudes beteiligt wie die berühmten Bildhauer Grinling Gibbons und Edward Pierce. Die Vernons konnten es sich leisten, diese Koryphäen zu engagieren. Drei Künstler sind für das wunderschöne Treppenhaus und für die Treppe verantwortlich; da ist einmal der bereits erwähnte Edward Pierce, der die reich verzierte Balustrade schnitzte (er wurde später auch für die vielen Büsten bekannt wie die von Oliver Cromwell, John Milton und Christopher Wren, um nur einige zu nennen), die Stuckarbeiten führte James Pettifer aus und der Barockmaler Louis Laguerre sorgte für die Gemälde im Treppenhaus.

1967 übergab die Familie Vernon ihr Haus an den National Trust, der sich bald darauf an die Restaurierung von Sudbury Hall machte und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Stuckarbeiten legte. Der Trust zog dazu den angesehenen Innenarchitekten John Beresford Fowler von der Firma Colefax & Fowler hinzu, der dem Treppenhaus einen ganz anderen Charakter verpasste; es wurde wesentlich heller, die Balustraden erhielten einen weißen und die Wände einen gelben Anstrich. Es war ein ganz besonders intensives Gelb, das als Sudbury Yellow bekannt wurde und heute in der Produktpalette der Farbenfirma Farrow & Ball zu finden ist.
Leider war die Treppe wegen Instabilität vierzig Jahre lang für die Öffentlichkeit gesperrt. 2019 begann ein Projekt des National Trusts, sie wieder begehbar zu machen, das 2022 abgeschlossen werden konnte, und so ist dieses Meisterwerk für die Besucher des Hauses endlich wieder in vollem Umfang zu bestaunen.

Sudbury Hall nennt sich auch The Children’s Country House at Sudbury, denn sie beherbergt das National Trust Museum of Childhood.

Hier ist ein Rundgang durch Sudbury Hall, inklusive Great Staircase, zu sehen.

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Photo: helen@littlethorpe.
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Sudbury Hall.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 11. März 2023 at 02:00  Comments (1)  

Follies – The Underwater Ballroom auf dem Witley Park Estate in Surrey

Der See über dem Ballroom und die Neptunsstatue.
Photo: Msemmett.
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James Whitaker Wright (1846-1904) war ein steinreicher Mann, der sein Vermögen zum Ende des 19. Jahrhunderts mit Anlagebetrug gemacht hatte. Er gaukelte den britischen Anlegern gewinnbringende Bergwerksunternehmen in Übersee vor, die aber alle keine Gewinne abwarfen. Ihm wurde 1904 in London der Prozess gemacht, er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, woraufhin sich Wright das Leben nahm, indem er noch im Gerichtsgebäude eine Kapsel Zyanid schluckte.

1890 hatte sich James Whitaker Wright in Surrey das Witley Park Estate in der Nähe von Godalming gekauft, ein riesiges Anwesen mit einem ebensolchen Landhaus, in das er enorme Summen investierte, um es noch großartiger zu machen. Dazu gehörte auch ein unterirdischer Ballroom, gebaut unterhalb eines von mehreren Seen, die er hat anlegen lassen. Das Besondere an dem Ballroom war die große Glaskuppel, die direkt in das Wasser des Sees hineinragte, so dass man mit einem Glas Whisky in der Hand den Fischen zusehen konnte wie sie um die Kuppel herumschwammen, wenn nicht der Algenbelag zu stark war und das Glas grünlich färbte. £20 000 soll der unterirdische Bau gekostet haben, eine gigantische Summe zu der damaligen Zeit. Der Ballroom war neun Meter hoch, ausgestattet mit bequemen Sofas, Tischen und Stühlen, Palmen, und wenn jemand eine Zigarre rauchen wollte, konnte er das tun, ohne die anderen Gäste mit dem Qualm zu sehr zu belästigen, denn es gab einen Abzug, der oben im See in einer Statue des Meeresgottes Neptun mündete.

Wrights Country House mit seinen 32 Schlafzimmern, seiner Bibliothek, seinem Privattheater, seinen vielen, aus aller Herren Länder zusammengekauften Kunstwerken wurde 1952 ein Opfer von Flammen; der Ballroom ist erhalten geblieben, ist in Privatbesitz und nur sehr selten einmal für interessierte Besucher geöffnet. Hier ist ein Film über Witley Park, seinen ehemaligen Besitzer und den Ballroom.

James Whitaker Wright ist auf dem Kirchhof der All Saints‘ Church des Dorfes Witley begraben worden.

James Whitaker Wrights Grab auf dem Kirchhof von All Saints‘ in Witley (Surrey).
Photo: Uhuep.
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Published in: on 10. März 2023 at 02:00  Comments (3)  

„Five Go Mad in Dorset“ – Eine stark überzeichnete Satire auf Enid Blytons Kinderbuchserie „The Famous Five“ aus dem Jahr 1982

Staverton Railway Station in Devon.
Photo © Paul Hutchinson (cc-by-sa/2.0)

In meiner Kindheit/Jugend gehörten die Bücher Enid Blytons (1897-1968) zu meiner absoluten Lieblingslektüre. Ich habe die „Fünf Freunde“ und die anderen Serien alle verschlungen. Julian, Dick, George, Anne und ihr Hund Timothy waren mir alle ans Herz gewachsen. Dass alle Bücher nach einem Muster gestrickt waren, störte mich nicht und auch den unterschwelligen Rassismus, Sexismus und die Fremdenfeindlichkeit nahm ich in dem Alter damals nicht wahr. Ihre Bücher seien „slow poison“ warf eine Literaturkritikerin Enid Blyton vor, die Bücher wurden in Großbritannien aus den Regalen öffentlicher Bibliotheken genommen, und die BBC legte von den 1930er bis zu den 1950er Jahren einen Bann auf Hörspielfassungen.

1982 produzierte Channel 4 eine Satire auf die „Famous Five“, in der die vier Kinder von älteren Schauspielern dargestellt wurden: „Five Go Mad in Dorset“ (hier in voller Länge zu sehen). Julian, Dick, George, Anne und Timothy machen sich auf den Weg nach Dorset, um dort Tante Fanny und Onkel Quentin zu besuchen (die auch Georges Eltern sind). In Dorset angekommen, erfahren sie, dass Onkel Quentin, ein berühmter Wissenschaftler, entführt worden ist. Bei einem Fahrradausflug treffen sie auf Toby, einen merkwürdig agierenden Jugendlichen, der sich ihnen unbedingt anschließen will, und auf zwei noch merkwürdigere Männer, die offensichtlich Verbrecher sind und auch Toby kidnappen. Durch eine geheime Passage gelangen die Famous Five in eine Burgruine, in der sie Toby und Onkel Quentin finden, der die Entführung nur vorgetäuscht hat, um seine Trennung von Tante Fanny zu verdecken; der Grund: Quentin ist homosexuell. Die Kinder rufen die Polizei, die den Wissenschaftler festnimmt und abführt. Die Famous Five haben wieder einmal ganze Arbeit geleistet.

Eingebaut in diese Satire sind rassistische Bemerkungen einem schwarzen Bahnbediensteten gegenüber, Homosexualität wird als Verbrechen dargestellt und Anne, die jüngste, wird von den anderen mehrmals als „proper little housewife“ bezeichnet. Der ganze Film ist natürlich stark überzeichnet, um auf die Problematik der „Famous Five“-Bücher Enid Blytons hinzuweisen.

Noch ein paar Worte zu den Drehorten: Der Bahnhof auf dem die Fünf am Beginn des Films ankommen, ist die Staverton railway station in der Grafschaft Devon, die schon 1958 für den Personenverkehr geschlossen wurde, seit 1991 aber wieder von der South Devon Railway bedient wird. Der Dorfladen, an dem die Fünf bei ihrer Fahrradtour Station machen, liegt ebenfalls in Devon, in dem Dörfchen Broadhembury, im Osten der Grafschaft, und die Burgruine ist unschwer als das Berry Pomeroy Castle (siehe dazu meinen Blogeintrag) zu erkennen, das im Süden Devons zu finden ist. In Dorset wurde also, trotz des Filmtitels, gar nicht gedreht.

In meinem Blog schrieb ich in Zusammenhang mit Enid Blyton einmal über ihren ehemaligen Wohnsitz Old Thatch in Bourne End in Buckinghamshire und einmal über die Isle of Purbeck in Dorset, wo die Autorin viele Inspirationen für ihre Bücher fand.

Der Dorfladen in Broadhembury (Devon).
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Berry Pomeroy Castle (Devon).
Photo © Richard Croft (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 9. März 2023 at 02:00  Comments (7)  

Ferguson’s Gang – Eine weibliche Gang, die den National Trust von 1930 bis 1947 in Atem hielt…aber auf angenehme Art

Shalford Mill in Surrey.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Sie nannten sich Bill Stickers, Shot Biddy, Sister Agatha, The Nark, The Bloody Beershop und Red Biddy, sechs junge, wohlhabende und recht exzentrische Damen, die zusammen Ferguson’s Gang bildeten (einen Ferguson gab es unter ihnen nicht). Sie gründeten die Gang 1930 in London, ihr Hauptquartier lag in der Shalford Mill in Surrey. Sie waren keine Straßenräuber, die anderen das Geld wegnehmen wollten, sondern das exakte Gegenteil, sie brachten Geld und das dem National Trust (NT). Die Ladies versteckten sich hinter ihrer Anonymität und taten sehr viel Gutes, von 1930 bis 1947.

Die sechs Frauen hätten ja das dem National Trust zur Verfügung gestellte Geld auch in Briefumschlägen zukommen lassen können, aber das war ihnen zu einfallslos, stattdessen versteckten sie die großzügigen Spenden mal in einer Zigarre, mal in einer Flasche Gin, mal in einer künstlichen Ananas oder eine von ihnen brachte maskiert einen Sack voller Münzen in ein National Trust-Büro. Die Gang war sehr erfinderisch. Als die Presse von den exzentrischen Aktionen der Gang Wind bekam, berichtete sie ausführlich darüber, was dann wiederum den Bekanntheitsgrad des NT damals wesentlich steigerte und mehr Geld und Spenden in seine Kasse spülte. Die Verantwortlichen des NTs freuten sich schon immer auf den nächsten „Überfall“ von Ferguson’s Gang.

Durch das von den sechs Damen aufgebrachte Geld konnte der Trust eine Reihe von Häusern und Landschaftsstrichen unter seine Obhut nehmen und retten wie beispielsweise die oben genannte Shalford Mill bei Guildford in Surrey, die Old Town Hall in Newtown auf der Isle of Wight und die Mayon and Trevescan Cliffs in Cornwall.

Später stellte sich heraus, wer die philanthropisch veranlagten Damen waren, die bei ihren Aktionen immer das historische Erbe ihres Landes im Blick hatten: Töchter reicher Geschäftsleute und Frauen mit aristokratischen Wurzeln.

im Jahr 2018 führte das Yvonne Arnaud-Theater in Guildford (Surrey) ein Musical auf, geschrieben von Martin Coslett, das auf der Geschichte von Ferguson’s Gang basierte; hier ist der Trailer.

Das Buch zum Artikel:
Polly Bagnall and Sally Beck: Ferguson’s Gang: The Remarkable Story of the National Trust Gangsters. National Trust Books 2015. 224 Seiten. ISBN 978-1909881716.

Old Town Hall in Newtown (Isle of Wight).
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)

Mayon Cliff bei Sennen in Cornwall.
Photo © Tony Atkin (cc-by-sa/2.0)

Trevescan Cliff bei Sennen in Cornwall.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 8. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Fort Belvedere im Windsor Great Park – Ein Landhaus, das am 10. Dezember 1936 Geschichte schrieb

This work is in the public domain

Wenn man vom Windsor Great Park hört, denken die meisten in erster Linie an das Windsor Castle, doch es gibt auf dem riesigen Areal noch weitere royale Residenzen. Da ist zum Beispiel das Frogmore Cottage, das Prince Harry und seine Frau nach ihrer Hochzeit im Jahr 2018 als Wohnsitz erhalten haben und aus dem sie jetzt wieder ausziehen müssen (sie leben ja sowieso nicht mehr hier sondern in Kalifornien). Prince Andrew wohnt noch in der Royal Lodge, aus der auch er ausziehen soll, weil er in Ungnade gefallen ist und der neue König einen strikten Sparkurs fährt (früher wohnte hier die Queen Mum). Möglicherweise zieht er jetzt in das kleinere Frogmore Cottage.

Und dann ist da noch das Fort Belvedere auf dem Shrubs Hill, eine Burg, die Mitte des 18. Jahrhunderts für den Duke of Cumberland erbaut worden ist und die 1929 von Edward Prince of Wales, dem späteren Edward VIII. bezogen wurde, weil er sich in das Fort verliebt und dort, nach eigener Aussage, die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Anfang der 1930er Jahre steckte er eine Menge Geld in das Haus und ließ unter anderem einen Tennisplatz und einen Swimming Pool anlegen, modernisierte die Zimmer und ließ eine Zentralheizung installieren. Ob es seiner Geliebten, der Amerikanerin Wallis Simpson, auch in dem alten Gemäuer so gefallen hat, kann ich leider nicht sagen. Nach dem Tod seines Vaters Georg V. am 20. Januar 1936 war Edward an der Reihe, den Thron zu besteigen, den er aber nach wenigen Monaten schon wieder verließ, um die zweifach geschiedene Mrs Simpson zu ehelichen, was ihm wichtiger war als König seines Landes zu sein. Am 10. Dezember 1936 unterzeichnete Edward VIII. seine Abdankungsurkunde in seiner geliebten Burg Fort Belvedere und gab das Zepter an seinen Bruder George weiter, der dann George VI. wurde.

Nach der Abdankung und nachdem Edward aus Fort Belvedere ausgezogen war, stand das Gebäude viele Jahre lang leer, bis 1955 The Honourable Gerald Lascelles, Cousin Queen Elizabeths II., mit seiner Frau Angela einzog. Er brachte die langsam verfallende Burg wieder auf Vordermann, indem er viel Geld in die Restaurierung steckte, und reduzierte die Räumlichkeiten, so dass das große Gebäude besser zu managen war. Nach der Scheidung der Lascelles, zog ein Sohn des Emirs von Dubai ein. Ihm folgten das Ehepaar Galen und Hilary Weston; er war ein britisch-kanadischer Geschäftsmann und Multi-Milliardär, der im Jahr 2021 starb.

Es gab kurze Zeit das Gerücht, dass The Duke and Duchess of Cambridge am Fort Belvedere interessiert wären, was sich aber nicht bestätigte.

Die siebenteilige ITV-Serie „Edward & Mrs Simpson“ (1978) wurde auch im Fort Belvedere gedreht.

Published in: on 7. März 2023 at 02:00  Comments (2)  

British Pie Week vom 6. bis zum 12. März 2023 und die British Pie Awards

Eine cherry pie.
Photo: veganLazySmurf.
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Die britische Firma Jus-Rol („Pastry to be proud of“) kam im Jahr 2007 auf die Marketing-Idee, in der ersten vollen Woche des Monats März die British Pie Week auszurufen, in der alle Bürger des Landes einmal so richtig nach Herzenslust „Pies“, also Pasteten, essen sollten. Diese Idee hat sich offensichtlich ausgezahlt, denn auch heute noch wird die British Pie Week zelebriert. Jus-Rol stellt seine Produkte nicht mehr im eigen Land her; nach x-fachen Übernahmen durch große Lebensmittelkonzerne wird jetzt im Ausland produziert.

Pies soll es schon 2000 vor Christi gegeben haben, im 13. Jahrhundert brachten die Kreuzfahrer Pastetenrezepte mit nach Großbritannien zurück und dann begann der Siegeszug dieser Speise im Land, die selbst im 21. Jahrhundert noch zu den Lieblingsgerichten vieler Briten zählt.

Die Stadt Melton Mowbray in Leicestershire gilt als eines der Pastetentzentren in England; die Melton Mowbray Pork Pie erhielt 2008 von der Europäischen Union den Status „Protected Geographical Indication“ zugesprochen, eine geschützte Ursprungsbezeichnung. In Melton Mowbray werden auch innerhalb der British Pie Week jedes Jahr die British Pie Awards verliehen, die höchste Auszeichnung, die in der Welt der Pasteten vergeben werden kann (dieser Film der BBC gibt darüber Auskunft). Seit Beginn vor 15 Jahren sollen die Juroren mehr als 10 000 Pies verkostet haben. In 23 Klassen werden die Preise vergeben wie zum Beispiel Beef & Cheese Pie, Hot-Eating Savoury Pie, Vegan Pie oder Fish & Chip Shop Pie. Der Supreme Champion 2022, also der Hersteller der allerbesten Pie über alle 23 Klassen hinweg war die Gluten Free Mooless Pie der Firma Pieminster aus Bristol. Das Tasting und die Preisvergabe finden in der St Mary’s Church in der Church Street in Melton Mowbray statt.

Die Website für alle Pastetenfans: www.pierate.co.uk.

Siehe auch diesen Blogeintrag über die Stadt in Leicestershire.

Eine Institution in Melton Mowbray.
Photo © Roy Hughes (cc-by-sa/2.0)

St Mary’s in Melton Mowbray. Hier werden die besten Pasteten des Landes gekürt.
Photo © Julian P Guffogg (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 6. März 2023 at 02:00  Comments (1)  

Barrow-upon-Soar (Leicestershire) und der Jerusalem Roundabout mit dem „Barrow Kipper“

Photo © Tim Heaton (cc-by-sa/2.0)

Am 23. Februar 2019 berichtete ich in meinem Blog schon einmal über Barrow-upon-Soar in der Grafschaft Leicestershire. Damals war mein Thema „Flussbestattungen der Asche verstorbener Hindus im River Soar“. Heute habe ich ein ganz anderes Thema: Der sogenannte Jerusalem Roundabout und der „Barrow Kipper„. Der Kreisverkehr regelt die Verkehrsströme, die sich von der Bridge Street, der High Street und der South Street her kommend hier treffen. Der Roundabout ist sehr ansprechend bepflanzt, auf einer kleinen Mauer prangt der Ortsname und darunter ist das Skelett eines urzeitlichen Tieres zu sehen, das in der Bevölkerung „Barrow Kipper“ genannt wird, weil es eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bückling hat, der gern in England zum Frühstück serviert wird und „kipper“ heißt (siehe dazu meinen Blogeintrag).

Seit 1952, anlässlich der Krönung Elizabeth II. errichtet, steht die Mauer mit dem Abbild eines Plesiosauriers, wie das Tier richtig heißt, schon hier in Barrow-on-Soar und erinnert an den Fund aus dem Jahr 1851 in einer Kalkgrube etwas außerhalb des Dorfes. Das Originalskelett ist in Leicester im New Walk Museum and Art Gallery zu besichtigen, ein maßstabsgerechtes Modell steht im Charnwood Museum in Loughborough (Leicestershire).

Wer sich intensiver mit Plesiosauriern beschäftigen möchte, wird auf der Webseite „The Plesiosaur Site“ fündig.

Das Originalskelett im New Walk Museum and Art Gallery in Leicester.
Photo: Poliphilo.
This work is in the public domain.

Published in: on 5. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

St Mary’s in Rye (East Sussex) und die älteste, noch funktionierende Kirchenuhr Englands

Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)

Oben auf dem Hügel der attraktiven Kleinstadt Rye in East Sussex (ich habe mehrere Male in meinem Blog darüber geschrieben) ruht die schön anzusehende Kirche St Mary’s. Wer im berühmten Mermaid Inn wohnt, ist in wenigen Gehminuten dort. St Mary’s weist eine Besonderheit auf, sie besitzt die älteste, noch funktionierende Kirchenuhr Englands. Bei einer Turmbesteigung ist es möglich, das alte Uhrwerk zu bestaunen. Um und bei 1561/62 wurde die Uhr hier oben installiert, als Uhrmacher wird ein Mann namens Lewys Billiard angegeben.

Über dem blauen Ziffernblatt der Uhr ist ein Spruch zu lesen, der auf dem gleichen Blau geschrieben steht: „For our time is a very shadow that passeth away“ („Denn unsere Zeit ist nur ein Schatten, der vergeht“). Er soll die Bewohner der Stadt auf die Endlichkeit des Lebens hinweisen. Eingerahmt wird diese düstere Mitteilung von zwei goldbemalten, gutgenährten Putten, die ihre Hand jeweils an eine kleine Glocke halten. Sie schlagen die Glocke nicht zur vollen Stunde, sondern um Viertel nach der Stunde und werden daher als Quarter Boys bezeichnet. Dieser Teil der Kirchenuhr ist im Jahr 1760 hinzugefügt worden.

Eine weitere Besonderheit von St Mary’s ist, dass das Uhrenpendel bis weit in das Innere des Kirchenraumes ragt und sich dort über den Köpfen der Besucher hin und her bewegt.

Dieser Film zeigt eine Turmbesteigung und das alte Uhrwerk oben auf dem Turm.
St Mary’s ist im Sommer täglich von 9.15 Uhr bis 17.15 Uhr und im Winter von 9.15 Uhr bis 16.15 Uhr geöffnet.

Photo © Julian P Guffogg (cc-by-sa/2.0)

Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Eine der beiden schwindelfreien Putten.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 4. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Stand up Comedians – Norman Collier (1925-2013)

Am 14. März 2013 starb einer der großen Comedians Englands, Norman Collier, im Alter von 87 Jahren in einem Pflegeheim in Hull in East Yorkshire. Hull war immer sein Lebensmittelpunkt gewesen; er wurde hier geboren, verlebte seine Kindheit in der Stadt und wohnte auch später hier, zuletzt in Welton, einem kleinen Dorf vor den Toren Hulls, wo er auch auf dem Kirchhof von St Helen’s beigesetzt worden ist (hier ist ein Film).

Norman Colliers Karriere begann (natürlich auch in Hull) 1948, als er in einem Social Club in der Perth Street für einen dort gebuchten Comedian einsprang, der an dem Abend nicht erschien. In den 1970er und 1980er Jahren erreichte seine Beliebtheit ihren Höhepunkt, als er in zahlreichen Radio-und Fernsehshows auftrat. Er tourte mit seinen Comedyshows durchs ganze Land, aber auch durch andere Länder Europas, durch die USA und Canada. Collier begleitete unter anderem Cliff Richard und die Everly Brothers auf ihren Tourneen durch Großbritannien.

Der Mann aus dem Osten Yorkshires war Mitglied der Grand Order of the Water Rats, einer in London basierten Bruderschaft, die sich aus Größen des Showbusiness zusammensetzt und die Gelder für wohltätige Zwecke sammelt (siehe dazu meinen Blogeintrag). Auch Collier brachte viele tausend Pfund Stirling zusammen, indem er Golfturniere organisierte und die Einnahmen wohltätigen Organisationen zukommen ließ.

Norman Collier hatte in seinen Shows einige „Running Gags„, die zu seinen Erkennungszeichen zählten wie zum Beispiel das fehlerhafte Mikrofon mit dem er sich herumschlug, und die Personifizierung eines Hühnchens.

Im Jahr 2009 erschien Colliers Autobiografie „Just a Job: The Recollections of Comedian Norman Collier“ (Mike Ulyatt Enterprises, 128 Seiten, ISBN 978-0956175700).

St Helen’s in Welton; hier wurde Norman Collier beigesetzt.
Photo © Chris Morgan (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 3. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Cato Street Conspiracy – Eine fehlgeschlagene Verschwörung in London am 23. Februar 1820

Die Cato Street, von der Harrowby Street aus gesehen.
Photo © PAUL FARMER (cc-by-sa/2.0)

Die Cato Street im Londoner Stadtteil Marylebone ist eine schmale, ruhige Wohnstraße zwischen Crawford Place und Harrowby Street. Diese Straßen werden oft auch als Mews bezeichnet, im Erdgeschoss waren die Stallungen untergebracht, darüber befanden sich die Wohnungen (siehe dazu auch meinen Blogeintrag). Heute stehen statt der Pferde Autos in den Garagen. An der Hausnummer 1A der Cato Street ist eine blaue Plakette angebracht mit der Aufschrift „CATO STREET CONSPIRACY discovered here 23 February 1820„. Was hatte sich vor über 200 Jahren hier abgespielt?

Es handelte sich um die Verschwörung einer revolutionären Gruppe von Männern, die mit der politischen Lage und der wirtschaftlichen Depression der damaligen Zeit unzufrieden war und einen Umsturz der Regierung plante. Sie nannten sich The Spencean Philanthropists, nach dem radikalen Redner Thomas Spence (1750-1814). Die Männer trafen sich in der Cato Street und verabredeten sich hier am 22. Februar, um am Tag darauf, den Premierminister Lord Liverpool und das gesamte Kabinett, die sich am Grosvenor Square 44, der Wohnung von Lord Harrowby, Lord President of the Council, zu einem Abendessen treffen wollten, zu ermorden. Dass es nicht dazu kam, war einem der Mitverschwörer, George Edwards, zu verdanken, der die anderen hinterging und den Attentatsplan der Polizei, den damaligen Bow Street Runners, verriet, die daraufhin am 23. Februar das Haus in der Cato Street stürmten. Die meisten der Verschwörer wurden festgenommen, nur vier schafften es zu fliehen, aber auch die nahmen die Runners nach einigen Tagen in Gewahrsam. Es kam zu einem Prozess, bei dem die fünf Anführer zum Tode verurteilt wurden; sie wurden am 1. Mai 1820 im Newgate Prison gehängt. Nachdem der Tod eingetreten war, schlug man ihnen auch noch die Köpfe ab. Die meisten der nicht zum Tode verurteilten Verschwörer schaffte man ins Ausland.

Die Cato Street bekam 1827 einen neuen Namen, Horace Street, doch im 20. Jahrhundert erhielt sie ihren ursprünglichen Namen zurück. Der südliche Zugang zu der kleinen Straße erfolgt über die Harrowby Street, benannt nach dem Politiker, in dessen Wohnung die Verschwörer das Kabinett umbringen wollten.

Cato Street 1A mit blauer Plakette.
Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 2. März 2023 at 02:00  Comments (1)