The Gherkin in London und das Grab einer jungen Römerin

The Gherkin in London zählt sicher zu den auffälligsten Gebäuden der Stadt (ich berichtete in meinem Blog darüber). Die offizielle Adresse des 180 Meter hohen Bürohauses lautet 30 St Mary Axe; an der Stelle stand vorher The Baltic Exchange, ein Haus, das 1992 bei einem Bombenanschlag der IRA so stark beschädigt worden war, dass es abgerissen werden musste. Drei Jahre später, als das Grundstück frei gemacht wurde, um The Gherkin zu errichten, entdeckte ein Archäologenteam des Museum of London die sterblichen Überreste eines jungen Mädchens, die man vorsichtig von der Baustelle in das Londoner Museum übernahm und dort genauestens untersuchte. Anhand der Untersuchungsergebnisse kamen die Archäologen zu dem Schluss, dass es sich um die Gebeine eines ca 13- bis 17jährigen Mädchens handelte, die etwa um 350 bis 400 in London gelebt haben musste und wahrscheinlich eine Römerin war. Woran die junge Dame gestorben war, ließ sich nicht mehr feststellen.

Nachdem The Gherkin fertiggestellt worden war und die junge Römerin 12 Jahre lang im Museum of London verbracht hatte, sollten ihre Gebeine wieder an die ursprüngliche Fundstelle zurückgebracht werden, an der jetzt das „Gurken-Hochhaus“ stand. Erst wurde eine Andacht für sie in der St Botolphs Church abgehalten, anschließend brachte man sie mit einem Prozessionszug zu ihrem letzten Ruheplatz zurück, der sich an der Bury Street, direkt neben The Gherkin befindet. Die Bürgermeisterin der City of London verstreute Rosenblätter auf eine in den Boden eingelassene Marmorplakette, die mit einem Lorbeerkranz verziert ist. Dahinter hat man in die Marmorbänke die Worte eingraviert “To the spirits of the dead / the unknown young girl / from Roman London / lies buried here„, daneben steht der Satz noch einmal auf Latein.

The Gherkin und die Bury Street.
Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)

Das Violette Szabo Museum in Wormelow (Herefordshire) – Es erinnert an eine Heldin aus dem Zweiten Weltkrieg

Violette Szabo.
This work created by the United Kingdom Government is in the public domain.

Ich glaube nicht, dass noch viele jüngere Menschen etwas mit dem Namen Violette Szabo anfangen können, und es bilden sich vor dem dieser mutigen Frau gewidmeten Museum im abgelegenen Wormelow in der Grafschaft Herefordshire keine Schlangen, wenn es einmal in der Woche, immer mittwochs, für wenige Stunden geöffnet hat.

Violette Szabo (1921-1945) wurde bei Paris geboren und zog als Kind mit ihren Eltern nach London. Sie war eine Frau mit einem sehr kurzen und sehr tragischen Leben. 1940, mit 19 Jahren, heiratete sie einen französischen Offizier, der schon 1942 bei der Schlacht von El-Alamein fiel. Aus Verzweiflung und auch aus Rachegelüsten schloss sich die junge Frau einer britischen nachrichtendienstlichen Spezialeinheit an, der Special Operations Executive, die sie auf Grund ihrer Französischkenntnisse nach Frankreich schickte, damit sie dort die Résistance unterstützen sollte. Violette Szabo arbeitete unter mehreren Tarnnamen und wurde bei ihrer zweiten Mission in der Nähe des Ortes Salon-la-Tour im Département Corrèze von deutschen Soldaten verhaftet, nachdem sie sich mit ihnen ein Feuergefecht geliefert hatte, bei dem mehrere von ihr erschossen worden sein sollen. Violette wurde verhört und gefoltert (wobei sie keine ihrer Kenntnisse preisgab) und in das KZ Ravensbrück gebracht, wo man sie am 5. Februar 1945 exekutierte. Was für ein kurzes und trauriges Leben!

Violette Szabo verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in dem kleinen Dorf Wormelow, und auch später war sie einige Male in dem Ort, deshalb richtete ihre Tante, Rosemary Rigby, hier das Violette Szabo Museum zu ihrem Andenken ein, das im Juni des Jahres 2000 eröffnet wurde. Ausgestellt werden Erinnerungsstücke und Fotografien aus dem Leben der jungen Frau und anderer Widerstandskämpfer. Auch Informationen über das schreckliche Konzentrationslager Ravensbrück sind zu sehen. Rosemary Rigby plant, das kleine Museum zu vergrößern, und wenn alles klappt, soll der Anbau im Jahr 2021 fertig werden, 100 Jahre nach der Geburt Violette Szabos. Um ihren Geburtstag herum, dem 26. Juni, findet in Wormelow immer eine kleine Feier statt, bei der an sie erinnert wird.

1958 wurde ein Film über das Leben Violettes gedreht, mit dem Titel „Carve Her Name With Pride„, in dem Virginia McKenna die Hauptrolle spielte. Hier ist der Trailer zu sehen und hier der komplette Film.

Wormelow liegt südlich von Hereford, nahe der A49. Das Museum findet man im Tump Lane, der zu der A49 führt, in einem Haus namens Cartref.

Das Buch zum Artikel:
Tania Szabo: Violette – The Missions of SOE Agent Violette Szabo GC. The History Press 2018. 640 Seiten. ISBN 978-0750988964.

Büste von Violette Szabo am Londoner Albert Embankment. Das Denkmal erinnert an die Gefallenen, die für die Special Operatives Executive gearbeitet haben.
Photo © Roger Davies (cc-by-sa/2.0)

 

Published in: on 29. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Mein Buchtipp – Hidden Villages of Britain: Histories and Tradition Past and Present

Foto meines Exemplares.

In meinem Blogeintrag über die TV-Serie „Hidden Villages„, moderiert von Penelope Keith, erwähnte ich das Begleitbuch, das ich an dieser Stelle vorstellen wollte und was ich hiermit tue.
Hidden Villages of Britain: Histories and Tradition Past and Present„, so der Titel, ist 2017 im Londoner Batsford Verlag erschienen, und der 1843 gegründete Verlag spielt auch eine Rolle in dieser Veröffentlichung. In den 1930er Jahren bis in die 1950er Jahre erschienen die Batsford Guides, Reiseführer zu einzelnen Regionen Großbritanniens, die nicht zuletzt auch durch die wunderschönen Illustrationen von Brian Cook bekannt geworden sind. Sir Brian Caldwell Cook Batsford, so sein vollständiger Name, wurde 1910 in Gerrards Cross (Buckinghamshire) geboren und starb 1991 in Winchelsea (East Sussex). Er wohnte übrigens eine Zeit lang in dem jetzt zum National Trust gehörenden Lamb House in Rye (East Sussex), gleich um die Ecke vom Mermaid Hotel.
Das erste von Brian Cook entworfene Buch hieß „The Villages of England„, 1932 erschienen, zeigte schon die kräftigen Farben, die zum Markenzeichen der zukünftigen Guides werden sollten.

„Hidden Villages“ übernimmt einige dieser Abbildungen, und das Buch macht sich auf die Spurensuche nach „verborgenen“ Dörfern im heutigen Großbritannien. Darin sind allerdings auch einige Dörfer enthalten, die heute alles andere als „hidden“ sind wie zum Beispiel Clovelly in Devon, Castle Combe in Wiltshire und Goathland in North Yorkshire, die im Sommer ganz schön überlaufen sein können.

Das Buch lebt besonders von dem exzellenten Zusammenspiel zwischen den Cookschen Illustrationen und den hervorragenden Fotos, die ausgewählt worden sind. Es ist eine Freude, in dem Buch zu blättern, und es macht Appetit auf die Fernsehserie, die auch auf DVD erhältlich ist.

Hidden Villages of Britain: Histories and Tradition Past and Present. Batsford 2017. 183 Seiten. ISBN 978-1-84994-448-9

 

Published in: on 28. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  

Das Londoner Savoy Theatre und das Musical „Dreamgirls“

Das Savoy Theatre in London.
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Direkt neben dem Eingang zum weltberühmten Londoner Savoy Hotel steht das Savoy Theatre, 1881 von Richard d’Oyly Carte erbaut, um darin Gilbert und Sullivans komische Opern aufzuführen, die zur damaligen Zeit sehr beliebt waren. Die erste dieser Opern, die im Savoy zur Aufführung kam, hieß „Patience or Bunthornes Bride„. Noch heute freut sich das Theater an der Straße The Strand großer Beliebtheit, in dem zur Zeit noch das Musical „Dreamgirls“ gezeigt wird und das schon seit dem 19. November 2016. Wer sich noch eine Aufführung ansehen möchte, sollte sich beeilen, denn am 19. Januar 2019 ist Schluss, dann folgt Dolly Partons „9 to 5 the Musical„.

„Dreamgirls“, von Henry Krieger und Tom Eyen, wurde 1981 im Imperial Theatre am New Yorker Broadway uraufgeführt und mit sechs Tony Awards ausgezeichnet. Bei der Premiere in London spielte Amber Riley die Rolle der Effie White und erhielt dafür 2017 den Laurence Olivier Award for Best Actress in a Musical“. Im Mittelpunkt des Musicals steht die Girl Group The Dreamettes und inspiriert wurde das musikalische Werk durch Hits der 1960er US-Gruppen The Supremes und The Shirelles und den Sängern James Brown und Jackie Wilson.
Hier sind einige Ausschnitte aus der Londoner Aufführung.

2006 gab es eine Verfilmung des Stoffes unter dem gleichen Titel, in der u.a. Beyonce Knowles, Jamie Foxx und Eddie Murphy zusehen sind.

Zum Abschluss noch eine kleine kuriose Geschichte zum Savoy Theatre, die sich in der Frühzeit ereignete. William Schwenck Gilbert, der Librettist der komischen Opern, die er zusammen mit dem Komponisten Arthur Sullivan schrieb, war dafür bekannt, dass er sich anfangs die Aufführungen seiner Werke im Savoy nicht ansehen mochte und stattdessen während dieser Zeit um das Theater herumtigerte oder lange Spaziergänge unternahm. Eines Abends als Mr. Gilbert das Theater wieder einmal verlassen wollte, wurde er von einem Besucher ziemlich rüde angesprochen (er hielt ihn wohl für einen Theaterangestellten): „You, sir, call me a cab“, worauf Gilbert schlagfertig antwortete: „All right, you’re a four-wheeler“. Der Theaterbesucher guckte ihn fragend an. „Well, I can hardly call you hansom“, war die Antwort des Librettisten. Das lässt sich nicht ins Deutsche übersetzen, ist aber ein wirklich witziges Wortspiel (hansom = Kutsche, handsome = gut aussehend).

Plakette am Theater.
Photo © Mick Lobb (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Das Marktkreuz – Noch heute in vielen Orten Englands zu sehen

Dunster in Somerset.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Um wieder einmal die Wikipedia zu zitieren: „A market cross…is a structure used to mark a market square in market towns, where historically the right to hold a regular market or fair was granted by the monarch, a bishop or a baron“.
Das Marktkreuz kommt in vielerlei Gestalt in englischen Dörfern und Städten vor, manchmal als Steinkreuz, häufig aber auch als kunstvoll gestaltetes Gebäude, in dem man vor Sonne und Regen geschützt war und in dem Marktstände aufgebaut waren.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir das achteckige Market Cross von Dunster in Somerset, Yarn Market genannt, das 1609 von der Luttrell-Familie gebaut wurde, die im Dunster Castle wohnte. Der Yarn Market war ein Zentrum des regionalen Tuchhandels. Ebenso eindrucksvoll erschien mir das 1655 gebaute und unter Denkmalschutz stehende Market Cross von Tetbury in Gloucestershire.
Ich habe hier einige besonders gelungene Beispiele im Bild zusammengestellt.

Tetbury in Gloucestershire.
Eigenes Foto.

Tickhill in South Yorkshire.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Wymondham in Norfolk.
Photo © G Laird (cc-by-sa/2.0)

Howden in East Yorkshire.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Barnard Castle (County Durham).
Photo © G Laird (cc-by-sa/2.0)

Beaminster (Dorset).
Photo © Chris Heaton (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 26. September 2018 at 02:00  Comments (1)  
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Die Bournemouth Pier Zip – Die weltweit erste Anlage dieser Art

Nachdem ich gestern über die Pier von Herne Bay in Kent geschrieben habe, bleibe ich heute noch einmal bei dem Thema Pier. In Bournemouth an der englischen Südküste gibt es ebenfalls eine Pier, deren Ursprünge bis in das Jahr 1856 zurückreichen.
Da sich die Betreiber dieser Seebrücken immer wieder etwas Neues einfallen lassen müssen, damit diese attraktiv bleiben, gerade auch für jüngeres Publikum, kam man 2013 hier in Bournemouth auf die Idee, etwas Spektakuläres zu bauen, was es bisher noch auf keiner Pier in der ganzen Welt gab: Eine Pier Zip, das ist ein Freizeitvergnügen, bei dem man an einem Seil von einem Turm auf der Pier bis zum Strand hinunterfahren kann. Im September 2014 wurde die Anlage in Betrieb genommen. Auf einer 25 Meter hohen Plattform klinkt man sich, entsprechend gesichert, in die Pier Zip ein und schwebt dann an einem Seil 250 Meter bis an den Strand. Es gibt zwei parallel gespannte Seile, so dass man auch Wettrennen veranstalten kann. Dieses Vergnügen ist nicht ganz billig: £20 kostet ein „Ritt“ in der Hauptsaison, £15 den Rest des Jahres.

Mit der Sicherheit nimmt man es sehr genau: Sowohl auf dem Turm als auch an der „Anlegestelle“ am Strand steht immer Personal bereit, das für einen reibungslosen Ablauf sorgt.
Der Pier Zip ist ganzjährig geöffnet. Dieser Film zeigt wie so eine Fahrt abläuft.

Der Startturm auf der Pier.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Hier ist die ganze Strecke zu sehen, vom Turm bis zur Landestation.
Photo © Neil Owen (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 25. September 2018 at 02:00  Comments (3)  
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Die Herne Bay Pier in Kent – Vom Schicksal gebeutelt

Die Pier von Herne Bay, im Hintergrund der stehengebliebene Brückenkopf.
Photo © Oast House Archive (cc-by-sa/2.0)

Ich kenne den Badeort Herne Bay an der Nordküste von Kent nur von einem Besuch an einem trübgrauen Herbsttag und da sah er alles andere als einladend aus; aber bei Sonnenschein ist es dort sicher viel schöner. Schon seit 1832 gibt es in Herne Bay eine Pier, die für £50,000 erbaut wurde und über einen Kilometer ins Meer hinausragte, in der Hoffnung, zahlreiche Besucher an die Nordküste zu ziehen.

Piers sind anfällige Gebäude, die recht häufig von Stürmen und Bränden heimgesucht werden; einige sind auch schon von Schiffen mit unaufmerksamen Kapitänen gerammt worden. Die Herne Bay Piers (es hat bisher drei gegeben) sind besonders schlimm gebeutelt worden. Die Holzpfeiler der ersten Pier wurden von Schiffsbohrwürmern angefressen, das sind unangenehme Gesellen, die erhebliche Schäden anrichten können, was sie in Herne Bay auch taten. Die Holzpfeiler wurden durch metallene ersetzt bzw. mit Kupferhüllen umzogen, aber irgendwie war alles schon zu spät. Als auch noch die Passagiere ausblieben, die per Schiff an der Pier anlegten, und stattdessen mit der Eisenbahn anreisten, war das Schicksal der Herne Bay Pier besiegelt. Sie wurde im Jahr 1871 abgerissen.

Da man im Ort aber unbedingt eine neue Pier haben wollte, baute man schnell Pier Nummer 2, die schon 1873 der Öffentlichkeit übergeben wurde, allerdings nur 100 Meter lang war. Sie stieß leider auf kein großes Interesse, vielleicht weil sie so kurz war, und erwirtschaftete kein Geld. Also musste eine weitere Pier her. Jetzt klotzte man und kleckerte nicht, denn Pier Nummer 3 war mit 1154 Metern die zweit längste in England, die 1899 eröffnet wurde. Am 9. September 1928 schlug das Schicksal zu; bei einem Feuer brannten das Theater und einige Läden am Eingang ab. Im Zweiten Weltkrieg übernahm das Militär die Pier und sprengte Teile davon, damit bei einem feindlichen Angriff keine Schiffe anlegen konnten. Bei schweren Stürmen Anfang 1953 setzten die Wellen der Pier zu und richteten Schäden an. Als man im Juni 1970 den Grand Pavilion wieder neu aufbauen wollte, löste bei Schweißarbeiten ein Funke ein Feuer aus, und das Gebäude brannte komplett ab.
Weitere schwere Stürme 1978 und 1979 verursachten so große Schäden, dass der größte Teil der Pier abgerissen wurde. Der Brückenkopf draußen im Meer ist stehengeblieben.

Heute ist die Mini-Pier von Herne Bay nur noch 98 Meter lang, aber Pläne für eine richtig lange Version sind noch nicht vom Tisch und wenn das entsprechende Geld vorhanden ist, wird es vielleicht eines Tages eine Pier Nummer 4 geben.

Der Film „French Dressing“ aus dem Jahre 1964 ist übrigens zu großen Teilen an der Seebrücke von Herne Bay gedreht worden. Hier ist ein Ausschnitt zu sehen.

Der Piereingang.
Photo © David Kemp (cc-by-sa/2.0)

Der einsame Brückenkopf.
Photo © Hywel Williams (cc-by-sa/2.0)

The Rothley Wine Estate in Leicestershire – Hier gibt es einen Wein, der Richard III gewidmet ist

Hier am Westfield Lane in Rothley liegt das Weingut. Links ist der Eingang zum Rothley Court Hotel zu sehen.
Photo © Kate Jewell (cc-by-sa/2.0)

Auch der erfahrenste Weinkenner wird die Grafschaft Leicestershire nicht unbedingt mit dem Thema „Weinanbau“ verbinden, doch das gibt es hier tatsächlich. Die Firma Rothley Wine Estate, die sich vorher Kingfishers’ Pool Vineyard nannte, liegt an dem kleinen Flüsschen Rothley Brook, einem Nebenfluss des River Soar am Westfield Lane, nur ein paar Schritte vom Rothley Court Hotel entfernt. Die Grafschaftshauptstadt Leicester ist nicht weit weg, und womit verband man Leicester in den letzten Jahren vorwiegend? Ja, mit König Richard III, dessen Gebeine dort unter einem Parkplatz gefunden wurden. Die Stadt schlug ordentlich Kapital aus dem Fund, der weltweit für Aufsehen sorgte und viele Besucher nach Leicester zog (ich habe damals die Aufregung über „the king under the car“ park hautnah miterlebt).

Das Rothley Wine Estate ist sich der Bedeutung König Richards für die Region bewusst und hat einen seiner Weißweine „King Richard“ genannt. Sein Symbol, The White Boar, ist auf dem Etikett abgebildet, und da die Weiße Rose das Symbol des Hauses York war, konnte man auch nur einen Weißwein nach Richard benennen (und nicht etwa einen Rotwein, denn Rot war die Farbe seines Gegners Heinrich VII). Der Wein hat allerdings nur 11% Alkoholgehalt, etwas wenig; ich glaube, King Richard hätte da durchaus etwas mehr Power bevorzugt.

Battle Royal ist der Name des Roséweines, und da wird auf The Battle of Bosworth Bezug genommen, die Schlacht, bei der Richard III ums Leben kam (s. hierzu meinen Blogeintrag). Leider ist dieser Wein mit 10,5% noch schwächer geraten, doch sowohl der Rosé- als auch der Weißwein wurden schon mit Auszeichnungen versehen wie diese Liste zeigt.

Da wir gerade bei der Schlacht von Bosworth sind: Das Schlachtfeld, das sich zu einem Besuchermagneten entwickelt hat und für England von großer historischer Bedeutung ist, soll möglicherweise zu einem Teil zu einem „driverless car track“ umgebaut werden, auf dem selbstfahrende Autos getestet werden, was im Land auf erbitterten Widerstand stößt und sogar kürzlich zu einer Debatte im Parlament geführt hat.

Kommen wir noch einmal kurz auf das Thema Wein zurück. Im südaustralischen McLaren Vale werden über den 1485 Wine Club (im Jahr 1485 fand die Schlacht von Bosworth statt) Weine mit dem Namen Battle of Bosworth angeboten, sowohl weiße als auch rote, die deutlich alkoholhaltiger sind als die vom Rothley Wine Estate. Witzigerweise heißt der Winzer, der die Weine produziert, Joch Bosworth.

Published in: on 23. September 2018 at 02:00  Comments (6)  
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Marlipins Museum in Shoreham-by-Sea (West Sussex)

Der Verkehr auf der viel befahrenen A259 von Brighton nach Worthing bewegt sich auch durch den Küstenort Shoreham-by-Sea in West Sussex; die Straße wird dort zur High Street, und viele fahren sicher an einem uralten Gebäude vorbei, das sie wahrscheinlich nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wenn überhaupt. An der Ecke High Street/Middle Street steht das Marlipins Museum, untergebracht in einem denkmalgeschützten Haus, dessen Ursprünge bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen. „Local and Maritime Museum“ ist an dem Gebäude zu lesen, und das sind auch die Schwerpunkte der über 2500 Objekte zählenden Sammlung: Lokales, Regionales und Schiffbau, der hier einmal eine Rolle gespielt hat.  
Zwei Sammelbereiche des Marlipins sind aber von besonderem Interesse.

Da ist einmal der Flugplatz von Shoreham-by-Sea, einer der ältesten im ganzen Königreich, 1910 eingerichtet, und einer weltweit ältesten, der für kommerzielle Zwecke gebaut wurde. Heute nennt sich der Flughafen Brighton City Airport, manchmal auch Shoreham (Brighton) Airport, und wird überwiegend von kleineren Flugzeugen und von Hubschraubern genutzt. Das im Art Deco-Stil gebaute Terminal wird immer einmal wieder für Filmaufnahmen verwendet, zum Beispiel für einige Agatha Christie-Verfilmungen. Im Marlipins Museum wird die Geschichte des Flugplatzes dokumentiert.

Und dann liegt in Shoreham auch noch die Wiege der britischen Filmindustrie. Francis Lyndhurst begann hier an der Küste in Shoreham 1913 die ersten Filme zu drehen, wofür er die alten Fortanlagen verwendete. Später baute er ein gläsernes Studio, in dem weitere Filme entstanden. „The Showman’s Dream“ hieß der erste von Lyndhursts Produktionen. Dieser Film beschäftigt sich mit der damaligen Filmindustrie an der englischen Südküste. Im Marlipins Museum kann man sich über das damalige Hollywood of West Sussex bestens informieren.

Betreiber des Museums ist die Sussex Archaeological Society, unterstützt von den Friends of Marlipins Museum.
Die Öffnungszeiten: Dienstags bis samstags von 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr, vom 1. Mai bis zum 11. November.

Marlipins Museum
36 High Street
Shoreham-by-Sea
West Sussex BN43 5DA

Das Flughafenterminal.
Photo © Simon Carey (cc-by-sa/2.0)

Das Shoreham Fort.
Photo © Mike Faherty (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 22. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Stand-up Comedians – Tommy Cooper, der Mann mit dem roten Fez

In diesem Haus in der Llwyn-on-Street in Caerphilly (Glamorgan, Wales)  wurde Tommy Cooper geboren.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Tommy Coopers Markenzeichen war sein roter Fez. Selten trat er ohne ihn auf. Tommy war Komiker und Zauberer in einer Person, dessen Zaubertricks meist zum Amusement seiner Zuschauer misslangen.

Geboren wurde er 1921 in Caerphilly in Wales und er starb am 14. April 1984 während einer Fernseh-Live-Sendung an einem Herzinfarkt.

Ich liebe ihn besonders in dem Film „The Plank„, den ich in einem Blogeintrag schon einmal vorstellte und in dem er gemeinsam mit Eric Sykes zu sehen ist.

Tommy Cooper hatte schwere Alkoholprobleme und auch in seiner Ehe stand es nicht immer zum besten.  In Umfragen wurde er immer wieder zum größten Comedian aller Zeiten gewählt.

Das Hip Hop Duo dans le sac vs Scroobius Pip hat 2008 einen Song mit dem Titel „Tommy C“ aufgenommen, in dem es um den Comedian geht. Hier ist das Musikvideo zum Song.

Diese Dokumentation zeichnet Tommy Coopers Leben nach und hier ist der Komiker in voller Aktion zu sehen.

Das Buch zum Artikel:
John Fisher: Always Leave Them Laughing – The Definite Biography of a Comedy Legend. HarperCollins 2006. 464 Seiten. ISBN 978-0007215102.

Tommy Coopers Geburtsort ehrte ihn mit diesem Denkmal, das Sir Anthony Hopkins 2008 enthüllte.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Ein Graffiti in der Nähe von Exeter (Devon).
Photo © Chris Allen (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 21. September 2018 at 02:00  Comments (1)  
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Die Moorhouse’s Brewery in Burnley (Lancashire) _ Die Brauerei mit den „Hexenbieren“

Burnley ist ein Stadt in Lancashire, östlich von Blackburn gelegen, und beherbergt seit 1865 die Moorhouse’s Brewery. Zuerst stellte die Firma Mineralwasser und Biere mit niedrigem Alkoholgehalt her, bis die Familie Moorhouse 1978 das Geschäft an Michael Ryan verkaufte, der sofort begann,  „richtiges“ Bier herzustellen. Doch auch Ryan verkaufte bald wieder und nach mehreren Besitzerwechseln nahm schließlich der Geschäftsmann William Parkinson das Heft in die Hand und machte aus der Brauerei ein florierendes Unternehmen.

Die vielfach ausgezeichneten Biere tragen merkwürdige Namen:
Pendle Witches Brew – White Witch – Black Cat – Sabbath Flight und Pride of Pendle, das sind Anspielungen auf angebliche Hexen, die „Pendle Witches„, die 1612 im Lancaster Castle hingerichtet wurden. Noch heute gilt der Pendle Hill bei Burnley als Spukort.

Die Biere gibt es vom Fass in zahlreichen britischen Pubs als Gastbiere und als Flaschenbier in vielen Supermärkten, z.B. Morrisons,  zu kaufen; exportiert wird auch in die USA.

Einmal im Monat wird eine Brauereibesichtigung durchgeführt, bei der man gegen einen Aufpreis von £10 vier Pints trinken kann (und das Auto dann lieber stehen lassen sollte).

Hier ist eine Film über die Brauerei in Burnley.

Moorhouse’s Brewery
250 Accrington Rd
Burnley BB11 5EN
Lancashire

Published in: on 20. September 2018 at 02:00  Comments (2)  
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Angel Radio – Ein Rundfunksender von und für Senioren in Havant (Hampshire)

Havant ist eine Stadt an der englischen Südküste in der Grafschaft Hampshire. In der Market Parade Nummer 17 ist die Radiostation Angel Radio zu finden, die von sich selbst sagt, Europas führender Rundfunksender für Senioren zu sein. „Music and Memories“ sind die Säulen dieses sehr speziellen Senders, der von Senioren für Senioren betrieben wird. Immer mehr alte Menschen in England sind einsam und haben kaum noch Kontakt zu ihrer Umwelt. Und genau da setzt Angel Radio an; der Sender gibt diesen Menschen eine Plattform, um Musik aus einer Zeit zu hören, die von den „normalen“ Rundfunkstationen nicht gesendet wird, und die Hörer und Hörerinnen können den Sender telefonisch kontaktieren und über ihre Sorgen und Probleme reden. Die Musikauswahl beinhaltet Titel aus dem Zeitraum 1900 bis in die 1960er Jahre und natürlich darf man sich auch Musik wünschen. Die Menschen bei Angel Radio, die die Programme machen, sind alle über 70 Jahre alt, die ältesten sogar über 90.

Seit dem Jahr 2002 ist Angel Radio auf Sendung und die Ziele des Senders sind bemerkenswert. Zum Beispiel:

  • To affirm that older persons are still a valuable and valued part of society.
  • To offer support in bereavement. To enable those suffering loss of a loved one to share their burden
  • To remove the sense of isolation felt by those who are house bound
  • to offer a night-time friendship line to those who cannot sleep and are feeling lonely or afraid

Angel Radio, „The Home of Pure Nostalgia“, ist mit Auszeichnungen überhäuft worden. Der Sender bietet ein 24-Stunden-Programm an und ist für viele Hörer unverzichtbar geworden. Er trägt seinen Teil dazu bei, die Einsamkeit vieler Menschen zu lindern, die offensichtlich ein großes Problem darstellt, denn in diesem Jahr ist in Großbritannien das weltweit erste Ministerium für Einsamkeit geschaffen worden, dem Tracey Crouch vorsteht.

Hier ist der Sender live zu hören.

 

Published in: on 19. September 2018 at 02:00  Comments (1)  
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Shakespeare’s Rose Theatre in York – Ein Pop-up Theater in North Yorkshire

York’s Clifford’s Tower, der einige Monate lang den Hintergrund für das bunte Treiben zu seinen Füßen bildete.
Eigenes Foto.

Am 25. Juni diesen Jahres wurde in York, auf dem großen Parkplatz am Clifford’s Tower (s. dazu meinen Blogeintrag), das Shakespeare’s Rose Theatre eröffnet…und am 2. September wieder geschlossen. Es handelte sich hierbei um ein temporäres Pop-up Theater, das man eigens für die Aufführung von vier Stücken des Großen Barden errichtete. Gezeigt wurden Shakespeares Romeo und Julia, Macbeth, Richard III und Ein Sommernachtstraum. Das 13seitige Theater wurde nach historischen Vorbildern konzipiert (vor allem das  London Rose Playhouse stand Pate) und gab 950 Zuschauern Platz, mit 600 Sitz- und 350 Stehplätzen um einen nach oben offenen Innenhof herum.

Lunchbox Theatrical Productions
, eine seit 1992 international tätige Produktionsfirma (The Phantom of the Opera, Cats, Mamma Mia, The Sound of Music), stand hinter dem Projekt, bei dem die Zuschauer mit in die Aufführungen einbezogen wurden, da sie ganz dicht an der Bühne platziert waren.

Zu Füßen des Clifford’s Tower, und um das Theater herum, war Shakespeare’s Village aufgebaut, wo es jede Menge Unterhaltung gab wie mittelalterliche Musik, Aufführungen, einen elisabethanischen Garten und natürlich Essens- und Getränkestände.

Dieser Film zeigt den Aufbau des Shakespeare’s Rose Theatre im Zeitraffer.

Published in: on 18. September 2018 at 02:00  Comments (3)  
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Die Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2 von London nach Birmingham und ihre Auswirkung auf die Grafschaft Buckinghamshire

Ein Plakat in Waddesdon (Buckinghamshire).
Photo © John Winder (cc-by-sa/2.0)

HS2 oder High Speed 2 ist der Name eines der größten europäischen Bauprojekte; es ist eine Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitstrasse, die in der ersten Bauphase von London nach Birmingham führen und im Jahr 2026 den Betrieb aufnehmen soll. Durch HS2 wären die Reisenden etwa eine halbe Stunde eher am Ziel als bisher. Der Aufwand für diese Zeiteinsparung: Baukosten in Höhe von rund £50 Milliarden, die Enteignung und der Abriss von vielen (auch historischen) Häusern, die Lärmbelastung für die Menschen, die in unmittelbarer Nähe der Stecke wohnen, schädliche Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Kein Wunder, dass es im ganzen Land, aber besonders in den betroffenen Regionen, Widerstand gegen das Projekt gibt.

Buckinghamshire ist besonders betroffen, da HS2 die gesamte Länge der Grafschaft durchqueren soll…und der Zug wird hier nicht einmal halten. Der geballte Zorn der Bürger und der Regionalpolitiker macht sich in Worten laut wie „It will have no value and bring nothing to the people of Buckinghamshire“ oder „It’s a stupid waste of money“. Wenigstens die Chiltern Hills werden auf einer Länge von 15,8 Kilometer untertunnelt, aber auch das hat direkte Auswirkungen für die Region Amersham/Great Missenden, denn der Schwerlastverkehr in der Bauphase des Tunnels wird den Verkehr dort stark belasten.

Es gibt in Großbritannien ein Gesetz, das dem Staat erlaubt, in gewissen Fällen eine Zwangsenteignung für Grundstücke und Häuser durchzuführen. Wenn also Häuser der Bahntrasse im Wege stehen, ist es möglich, dass die Eigentümer ihren Besitz räumen müssen (natürlich enthalten sie eine Entschädigung). Aber auch wer darum herum kommt und bleiben kann, dessen Immobilie wird drastisch an Wert verlieren, denn wer würde schon ein Haus kaufen, dass nur in geringem Abstand zu einer Bahnlinie steht, auf der Züge mit über 300 km/h vorbeidonnern?

Betroffen sind in Buckinghamshire beispielsweise die historische Savay Farm bei Denham mit dem unter Denkmalschutz stehenden Savay House. HS2 wird dort in einem Abstand von 300 Metern vorbeifahren. Auch das großartige Waddesdon Manor steht gefährlich nahe an der Strecke, und man fragt sich, ob die von HS2 hervorgerufenen Vibrationen Auswirkungen auf das Haus haben können. Die Orte Twyford, Chetwode und Stoke Mandeville werden erheblich unter HS2 leiden. In Stoke Mandeville soll der Friedhof der ehemaligen Kirche St Mary the Virgin am Ortsrand für die Trasse Platz machen, und die Bulldozer werden die Gräber beseitigen.

Stop HS2 ist eine Plattform im Internet, die sich vehement gegen den Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse ausspricht. Stuttgart 21 lässt grüßen…
Hier ist ein Film, der sich damit beschäftigt, ob HS2 seinen Preis wert ist.

Proteste auch bei The Lee in Bucks.
Photo © Peter S (cc-by-sa/2.0)

Hier bei Denham Green soll ein Viadukt den Grand Union Canal überqueren.
Photo © Mat Fascione (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 17. September 2018 at 02:00  Comments (5)  
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Haunted Coggeshall in Essex – Eine der Spukhochburgen Englands

The White Hart Hotel in Coggeshall.
Photo © Stuart Logan (cc-by-sa/2.0)

Coggeshall ist eine Kleinstadt mit knapp 5000 Einwohnern in der Grafschaft Essex, zwischen Braintree und Colchester gelegen. Die A120 macht einen großen Bogen um die Stadt. Auf Grund der sehenswerten alten Häuser wurde Coggeshall schon mehrfach zum Village of the Year bzw.  zum Essex Best Kept Village ernannt.

Es heißt, dass im Ort mehrere „ley lines“ aufeinandertreffen, und eine der letzten Hexenjagden in England fand hier 1699 statt. Alles mögliche Gründe, dass Coggeshall als eine der Spukhochburgen des Landes gilt. Sehen wir uns die unheimlichen Orte der Kleinstadt einmal näher an.

Da ist das White Hart Hotel am Market End, in dem es nicht mit rechten Dingen zugehen soll. Gegenstände bewegen sich von selbst, merkwürdige Geräusche sind zu hören, und Gäste haben das Gefühl, beobachtet zu werden. Besonders in Zimmer Nummer 5 ist der Spuk am häufigsten anzutreffen.

Auf dem Gelände des Abbey House will man einen Mönch gesehen haben, der dort mit einer brennenden Kerze in der Hand umherwandelt. Eine andere Figur, Robin the Woodcutter, geht auf dem Abteilgelände schon seit Hunderten von Jahren um.

Auch am Robin’s Brook, einem kleinen Bach am Ortsrand, sollte man die Ohren spitzen, um vielleicht die Axtschläge von Robin, dem Baumfäller zu hören. Im benachbarten Cradle House sind es wieder Mönche, die sich dort tummeln.

In der Stoneham Street finden wir Ranfield’s Brasserie, die vormalige Baumann’s Brasserie, wo es die ganze Bandbreite von Spukerscheinungen geben soll: Objekte, die sich von selbst bewegen, das Geräusch nächtlicher Fußstapfen, Türen, die sich eigenständig öffnen und schließen. Fünf „spirits“ sollen in dem Haus ihr Unwesen treiben.

Aber auch wer sich überhaupt nicht für diese Dinge interessiert, wird in Coggeshall eine angenehme und interessante Kleinstadt mit hübschen Straßen vorfinden, die einen Besuch lohnt.

Das Abbey House.
Photo © Andy Barham (cc-by-sa/2.0)

Robin’s Brook.
Photo © Robin Webster (cc-by-sa/2.0)

Die Stoneham Street.
Photo © Tim Glover (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Das Tough Guy Race in Perton (Staffordshire) – Ein Wettbewerb für harte Kerle und toughe Frauen

Wem das Ironman-Triathlon zu einfach ist, der hat in England die Möglichkeit ein Rennen mitzumachen, das wirklich nur etwas für harte Kerle, also für „Tough Guys“ ist, aber auch ebensolche Frauen dürfen teilnehmen.

Alljährlich findet Ende Januar bei Perton in der Grafschaft Staffordshire das „Tough Guy Race“ statt, das regelmäßig nur die Hälfte aller Teilnehmer bis zum Ende durchhält.

12 km lang ist der Parcours, der mit Hindernissen nur so gespickt ist, die gefährlich klingende Namen haben wie „The Vietcong Tunnels“, „Tyre Torture“ oder „Stalag Escape“. Man muss unter Drähten, die unter Strom stehen, hindurchkriechen, hohe Wände ohne jegliche Hilfsmittel überwinden und durch tiefen Morast waten. Verletzungen kommen bei den Teilnehmern häufig vor, sogar einen Todesfall hat es schon gegeben. Ein ganzes Heer von medizinisch geschultem Personal steht für Notfälle bereit.

In den letzten Jahren waren Deutsche sehr erfolgreich und gewannen mehrfach das Rennen.

Ausgedacht hat sich das Ganze ein Grenadier der britischen Armee, der Trainingscamps für Elitesoldaten entwarf. Die Nachfrage, an dem Rennen teilzunehmen, ist groß, so dass sich in jedem Jahr mehrere tausende „Tough Guys“ oder auch „Tough Girls“ anmelden.
Der nächste Start findet am 27. Januar 2019 statt, nachdem es in diesem Jahr ausgefallen ist. Die Teilnehmerzahl ist jetzt auf 1000 beschränkt. Die Teilnahmegebühr beträgt £100.

Also: Auf nach Staffordshire!

Hier sind Impressionen vom Tough Guy Race 2017.

Published in: on 15. September 2018 at 02:00  Comments (1)  
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Igel in England – Wie lange wird es sie noch geben?

Kürzlich war in einem Artikel der Zeitung The Guardian zu lesen,  dass die Zahl der Igel in Großbritannien seit den 1950er Jahren um etwa 80% zurückgegangen ist. Was ist los mit den kleinen stacheligen Gesellen? Schuld an den immer geringer werdenden Igelpopulationen sind zum Beispiel die Intensivlandwirtschaft und die zunehmende Zahl der Dachse, den natürlichen Feinden der Igel. Wo sollen die Tiere hin, wenn ihnen der Lebensraum genommen wird? Da kann jeder helfen, der einen Garten hat, indem Schlupflöcher gelassen werden, damit Igel herein können und hier Schutz finden.

Um das Wohl der „hedgehogs“, wie Igel im Englischen heißen, kümmern sich unterschiedliche Organisationen wie beispielsweise die 1982 gegründete British Hedgehog Preservation Society, ansässig in Shropshire in dem kleinen Dorf Cleehill. Auf den Webseiten der Society findet man jede Menge Informationen über Igel, wie man ihnen helfen kann, wenn man einen von ihnen im Garten vorfindet, es gibt den preisgekrönten Film „Hedgehog Close“ zu sehen und einen Blog zu lesen und im Shop findet man alles Mögliche rund um das Thema Igel.

St Tiggywinkles in Haddenham in Buckinghamshire ist ein Tierkrankenhaus, das sich rund um die Uhr um verletzte Wildtiere kümmert, auch im Igel. 1984, als in England eine Dürreperiode herrschte, wurden massenweise „pricklies“ hier abgegeben, die man liebevoll pflegte und wieder auf die Beine brachte. Ich berichtete in meinem Blog über Tiggywinkles.

Auf der Prickly Ball Farm bei Newton Abbot gab es bis vor wenigen Tagen ein Hedgehog Hospital, das leider am 3. September die Pforten schließen musste, weil die Farm verkauft worden ist.

Aber es gibt noch weitere Institutionen im Land, die sich für Igel einsetzen wie das Hedgehog Sanctuary in Solihull (West Midlands) oder das Hedgehog Hospital in Shepreth (Hertfordshire), um nur einige zu nennen. Es gibt also glücklicherweise viele Menschen, die eine Herz für Igel haben.

Gesehen bei Blewbury in Oxfordshire.
Photo © Bill Nicholls (cc-by-sa/2.0)

Auf dem Dorfschild von Throwley in Kent finden wir zwei Igel und ihre Feinde, die Dachse.
Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)

Eine Wandmalerei in der Londoner Chance Street.
Photo © Robin Sones (cc-by-sa/2.0)

Ein Igel als Fußstütze auf einem Grabmal in der Kirche St Bartholomew’s in Much Marcle in Herefordshire.
Photo © Julian P Guffogg (cc-by-sa/2.0)

Ein Pub namens The Hedgehog in Elmhurst (Staffordshire).
Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 14. September 2018 at 02:00  Comments (5)  
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The Village Store – Eine vom Aussterben bedrohte Institution

Der Bradford Abbas Village Store in Dorset.
Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Tesco, Morrisons, Aldi, Lidl und wie die ganzen riesigen Supermarktketten auch heißen mögen, sie alle haben dazu beigetragen, dass eine englische Dorfinstitution, der Village Store, vom Aussterben bedroht ist. Wie auch viele Dorfpubs kämpfen sie seit Jahren ums Überleben; gegen das Angebot der Supermärkte haben sie keine Chance. Ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, mögen sie noch aufsuchen, doch diese Klientel reicht nicht aus, um einen Gewinn zu machen, der fürs Überleben reicht. In manchen Dörfern hat man sich gegen diesen Niedergang angestemmt und die Dorfläden mit freiwilligen Helfern ausgestattet, die ihre Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung stellen, was manchmal zu funktionieren scheint.

Als wir einmal in Welford-on-Avon (Warwickshire) wohnten, suchten wir hin und wieder den Dorfladen in der High Street auf, The Maypole Store, der über ein gar nicht so schlechtes Angebot verfügte (ein paar Kilometer weiter lockte allerdings in Stratford-upon-Avon ein 24 Stunden geöffneter Tesco-Superstore auch viele Kunden aus Welford an). Dieser Laden wurde Anfang diesen Jahres von mehreren vermummten Männern überfallen, was der mutige Ladeninhaber zu verhindern versuchte wie dieser Film zeigt.

Wie es in einem typischen englischen Dorfladen aussieht, zeigt dieser Film am Beispiel von Clapham in North Yorkshire.

Ich habe hier einmal einige Bilder von Village Stores zusammengestellt. Mögen sie zusammen mit ihren Geschwistern, den Dorfpubs, noch lange erhalten bleiben!

Der Dorfladen in Tilson (Cheshire).
Photo © Jeff Buck (cc-by-sa/2.0)

Village Store und Post Office in Shardlow in Derbyshire.
Photo © Alan Murray-Rust (cc-by-sa/2.0)

Der Dorfladen von Buckden in North Yorkshire.
Photo © Alan Murray-Rust (cc-by-sa/2.0)

Hier in Berkswell (West Midlands) bietet der Village Store auch einen Tea Room an, davor die Stocks.
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 13. September 2018 at 02:00  Comments (3)  

Das Sudeley Castle bei Winchcombe in Gloucestershire

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Das herrlich gelegene Sudeley Castle bei Winchcombe in den Cotswolds besuchte ich zuletzt an einem warmen Sommertag und an den Spaziergang durch den wunderschönen Park erinnere ich mich immer wieder gern.

Sudeley Castle wurde im 10. Jahrhundert erbaut, aber der heute noch bewohnte Teil stammt aus der elisabethanischen Zeit. Im Park steht die kleine Kapelle St. Mary’s Sudeley, in der Katherine Parr beerdigt wurde, eine der Frauen Heinrichs VIII (ich berichtete in meinem Blog darüber).

Die heutigen Eigentümer sind Lady Ashcombe und ihre beiden Kinder Henry and Mollie Dent-Brocklehurst.
Sudeley Castle ist sehr beliebt für Hochzeiten, die dort arrangiert werden können, auch Firmenmeetings, Konferenzen, private Dinnerpartys oder Murder Mysteries können dort gebucht werden.

1995 wurde der Film „Heavy Weather“ (mit Peter O’Toole und Richard Briers in den Hauptrollen) im Sudeley Castle gedreht. 1933 schrieb P.G. Wodehouse den gleichnamigen Roman und das fiktive Blandings Castle, wo dieser Roman und noch mehrere weitere spielen, soll nach dem Vorbild des Sudeley Castles entstanden sein.

Hier
ist ein filmischer „Appetitmacher“ für einen Besuch in der Burg.

Das Sudeley Castle ist in diesem Jahr täglich bis zum 21. Dezember für Besucher geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt £16.50.

Sudeley Castle
Winchcombe
Gloucestershire
GL54 5JD

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Die Schafe im Park suchten Schatten unter einem Baum.
Eigenes Foto.

Published in: on 12. September 2018 at 02:00  Comments (4)  
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Ist Aldeburgh in Suffolk eine „Crap Town“?

In „The Idler Book of Crap Towns: the 50 Worst Places to Live in the UK“ (2003 erschienen; siehe hierzu meinen Blogeintrag) nimmt der knapp 3000 Einwohner große, direkt am Meer in der Grafschaft Suffolk gelegene Ort den Platz 23 ein.
Hier ist absolut nichts los, meinen die Autoren. Niemand hat jemals guten Sex in Aldeburgh gehabt.Viele alte Menschen, deren Sexleben vorbei ist, ziehen hierher und die jungen Menschen des Ortes müssen schon die Ortsgrenze verlassen, damit ihr Sexdrive in Wallung kommt. So steht es jedenfalls in dem Buch.

Diese Dinge konnte und wollte ich bei meinem Besuch in Aldeburgh nicht nachprüfen. Ich habe den Ort an einem trüben Spätnachmittag im November besucht und fand die Atmosphäre hier eigentlich ganz angenehm. Man muss natürlich für die etwas melancholische Stimmung eines englischen Küstenstädtchens im Herbst etwas übrig haben.

Der Komponist Benjamin Britten lebte eine Zeit lang hier und starb 1976 in Aldeburgh. Er ist auf dem Friedhof der St Peter and St Paul’s Church begraben. Hier ist ein Film über den Komponisten zu sehen.

Jedes Jahr im Juni wird in den außerhalb des Ortes gelegenen Snape Maltings das Aldeburgh Festival abgehalten, ein Musikfestival, das 1948 von Benjamin Britten gegründet wurde und das sich überwiegend der klassischen Musik widmet. Siehe hierzu meinen Blogeintrag.

Wer einmal in Aldeburgh übernachten möchte, kann das auf besondere Weise in einem Martello Tower tun.

Ist Aldeburgh also eine Crap Town? Ich kann dem nicht zustimmen!

St Peter and St Paul in Aldeburgh.
Photo © Bikeboy (cc-by-sa/2.0)

Die Snape Maltings bei Aldeburgh.
Photo © Adrian Cable (cc-by-sa/2.0)

 

Published in: on 11. September 2018 at 02:00  Comments (1)  
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Englische Exzentriker – Horace „Burlington Bertie“ Duke aus Worthing (West Sussex)

Viele Städte, auch in Deutschland, haben ihre exzentrischen Originale. In meinem Wohnort gab es mal einen Mann, der oft vor das Rathaus zog, dort eine Decke ausbreitete, sein Kofferradio darauf stellte und dann zu der lauten Musik dirigierte. Einen ähnlich gelagerten Fall habe wir zurzeit in der Stadt: Ein Mann schiebt sein Fahrrad durch die Straßen, das über und über mit kleinen Teddybären verziert ist. Auch er führt ein Kofferradio mit sich, das man schon von weitem hören kann.

In Worthing in West Sussex gab es einen Exzentriker namens Horace Duke, der auch Burlington Bertie genannt wurde. Der 1923 geborene Mann war aus dem Stadtbild mehrere Jahrzehnte nicht wegzudenken und auch heute noch, nach seinem Tod, denkt man liebevoll an ihn zurück und es gibt sogar eine eigene Facebook-Seite über ihn. Burlington Bertie kleidete sich gern sehr elegant. Meist war er im Anzug oder Blazer zu sehen, er trug weiße Handschuhe und Flanellhosen und hatte einen Hut auf dem Kopf, also eine sehr gepflegte Erscheinung, ein echter Gentleman. Seine Lieblingsplätze waren Kreisverkehre wie der Offington Roundabout in Worthing und der Kreisverkehr vor dem Bridge Inn im benachbarten Shoreham, wo er stand, merkwürdige Bewegungen vollführte und Autofahrern zuwinkte; meist hatte Horace Duke sein Fahrrad dabei.

Nachdem er gestorben war, wurde sein Sarg in einem von zwei schwarzen Pferden gezogenen Leichenwagen transportiert. Rufe wurden schon lautet, in Worthing eine Statue von ihm aufzustellen. In diesem kleinen Film ist Burlington Bertie in voller Aktion an einem seiner geliebten Kreisverkehre zu sehen.

Einer von Burlington Berties Lieblingsplätzen: The Bridge Inn in Shoreham (West Sussex).
Photo © Stacey Harris (cc-by-sa/2.0)

 

Published in: on 10. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Der Londoner Addington Square und das Musikvideo „Happiness“ der Formation Goldfrapp

Der Londoner Addington Square.
Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)

Henry Addington, 1st Viscount Sidmouth (1757-1844) war britischer Premierminister von 1801 bis 1804, der heute wohl nicht mehr vielen in Erinnerung geblieben ist, und der in seiner Amtszeit auch keine besonderen Schwerpunkte gesetzt hat. Nach ihm wurde eine Londoner Straße im Bezirk Camberwell, südlich der Themse, benannt, der Addington Square, eine ruhige, angenehme Wohnstraße am Burgess Park. Auf Grund der hübschen Häuser und der leichten Zugänglichkeit kommen immer mal wieder Filmcrews vorbei, um Dreharbeiten vorzunehmen. So zum Beispiel auch im Jahr 2008, als das Musikvideo „Happiness“ des britischen Duos Goldfrapp hier produziert wurde, unter der Regie von Douglas Wilson. Goldfrapp sind Sängerin Alison Goldfrapp und Partner Will Gregory (Synthesizer).

Der Song „Happiness“ entstammt dem Album „Seventh Tree“ und wurde von Goldfrapp geschrieben. Das dazugehörende Video wurde durch eine Filmsequenz aus dem US-amerikanischen Spielfilm „Small Town Girl“ beeinflusst, der 1953 entstand und in dem Jane Powell und Farley Granger die Hauptrollen spielten. Der Schauspieler Bobby Van (1928-1980) führt darin den Street Dance „Take me to Broadway“ auf; er hüpft in einem weißen Anzug durch die Straßen einer amerikanischen Kleinstadt, stellt dabei allerhand Unfug an und verbreitet gute Laune.

In „Happiness“ sehen wir ebenfalls einen jungen Mann in einem weißen Anzug, der Bobby Van verblüffend ähnlich sieht, und der durch den Addington Square hüpft, wobei viele Szenen vom Original übernommen worden sind. Alison Goldfrapp und Will Gregory treten in dem Video in verschiedenen Verkleidungen auf, am Schluss als altes Ehepaar, wobei Will im Rollstuhl sitzt und von Alison geschoben wird.

Bei der Tony Awards-Verleihung in New York 2014 hat Hugh Jackman sich auch an dem Street Dance versucht, was ihm ganz gut gelungen ist wie dieser Film zeigt.

Hier ist das Musikvideo „Happiness“ zu sehen.

Im Regency-Stil erbaute Häuser am Addington Square.
Photo © PAUL FARMER (cc-by-sa/2.0)

Mein Buchtipp – David Kidd-Hewitt: Buckinghamshire Tales of Mystery & Murder

                                  Foto meines Exemplares.

Vor einigen Jahren stellte ich in meinem Blog schon einmal ein Buch von David Kidd-Hewitt vor: „Buckinghamshire Heroes„. Kidd-Hewitt ist Kriminologe und Schriftsteller und hat eine regelmäßige Radioshow beim Sender Wycombe Sound 106.6 FM in High Wycombe. „If it’s wicked, supernatural, mysterious or downright spooky that’s what I write about“, so steht es in seinem Blog zu lesen und genau das finden wir auch in seinem Buch „Buckinghamshire Tales of Mystery & Murder„, das schon im Jahr 2003 erschienen, aber noch lieferbar ist (einen Parallelband „Berkshire Mystery & Murder“ hat er auch geschrieben).

In seinem Buch geht David Kidd-Hewitt sowohl auf bekannte als auch auf weniger bekannte Mordfälle und mysteriöse Geschichten ein, die sich in der Grafschaft Buckinghamshire ereignet haben. In „The Final Resting Place of Ruth Ellis“ rekapituliert er noch einmal den berühmten Fall der Ruth Ellis (die letzte Frau, die in Großbritannien hingerichtet wurde), die ihren Liebhaber David Blakely am 10. April 1955 erschoss. Der „Final Resting Place“ ist der Friedhof von St Mary’s in Old Amersham. Ihr Grab ist nicht markiert (ich habe vergeblich versucht, es aufzuspüren). Siehe zum Fall Ruth Ellis auch meinen Blogeintrag.

Weniger bekannt dürfte „The Tragedy of Alice Turney“ aus Winslow sein, die 1923 ihren vier Monate alten, unehelich geborenen Sohn umbrachte. Sie wurde zum Tod verurteilt, doch die Geschworenen sprachen sich dafür aus, dass sie stattdessen in eine geschlossene Anstalt eingewiesen werden sollte, denn Alice war offensichtlich geistig verwirrt.

In das Jahr 1773 führt der Fall „Like a Rat in a Trap“ zurück. Der Rattenfänger Edward Corbet ermordete in diesem Jahr aus habgierigen Gründen den Bauern Richard Holt auf seiner Farm in Bierton und wurde dafür zum Tode verurteilt. Er war der letzte Übeltäter in Buckinghamshire, der an einem Galgen (gibbet) aufgeknüpft wurde und daran jahrelang hängen blieb, bis kaum noch etwas von ihm übrig war.

David Kidd-Hewitt: Buckinghamshire Tales of Mystery Murder. Countryside Books 2003. 127 Seiten. ISBN 978-1853068096.

Published in: on 8. September 2018 at 02:00  Comments (1)  

St Mary’s in Weldon (Northamptonshire) – Die „Leuchtturmkirche“

Der Rockingham Forest in der Grafschaft Northamptonshire erstreckte sich früher einmal über eine Fläche von rund 500 km². Der Wald diente Wilhelm dem Eroberer als Jagdgebiet, spätere Könige zeigten kein besonderes Interesse mehr an der Waldfläche. Da der Rockingham Forest dicht bewachsen war, kam es immer wieder vor, dass sich Menschen darin verirrten, was bei Dunkelheit natürlich noch schlimmer war. Um diesen herumirrenden Menschen zu helfen, setzte man im 17. Jahrhundert auf die Kirche St Mary’s in Weldon eine Kuppel, in der nachts Kerzen angezündet wurden, so dass die Kirche sozusagen als Leuchtturm diente, an der man sich orientieren konnte. Die achteckige hölzerne Kuppel ist mit Glasscheiben und einem Bleidach versehen, auf dem ein Wetterhahn angebracht ist. Heute hat die Kuppel als Leuchtturm ausgedient, denn der Rockingham Forest ist zu großen Teilen zu Agrarland geworden und Smartphones mit Navigationsfunktion bzw. GPS-Geräte lassen ein Verirren schon längst nicht mehr zu.

Die kleine Craft Beer-Brauerei, die dem Pub The Shoulder of Mutton in der Chapel Road in Weldon angegliedert ist, hat eines ihrer Biere „Cupola“ benannt, nach der Kuppel auf St Mary’s.

Weldon liegt im Dunstkreis der ehemaligen Stahlhochburg Corby an der A43.

 

Published in: on 7. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Hanslope in Buckinghamshire und zwei Morde, die das Dorf erschütterten

Drei Schüsse waren am 21. Juli 1912 bei Hanslope in Buckinghamshire zu hören, wobei zwei auf Squire Edward Hanslope Watts, den Lord of the Manor, abgegeben wurden und ihn tödlich trafen. Mr Watts hatte zusammen mit seiner Frau den Gottesdienst in der Dorfkirche besucht und beide waren auf dem Weg zurück nach Hanslope Park, ihrem Wohnsitz. Der Todesschütze war der Wildhüter William Farrow, der sich mit dem dritten Schuss selbst das Leben nahm. Man rätselte über das Motiv Farrows, seinen Dienstherrn umzubringen und da gab es einige Theorien. Farrow sollte kürzlich wegen grober Pflichtverletzung sein Entlassungsschreiben erhalten haben, möglicherweise weil er den Hund des Squires während einer längeren Abwesenheit nicht wie beauftragt versorgt hatte und das Tier gestorben war. Was auch immer der Grund war, der Wildhüter wollte sich an dem Lord of the Manor rächen. Edward Hanslope Watts wurde in der Dorfkirche St James the Great beigesetzt, seine Asche befindet sich unter der Kirchenbank, auf der er immer bei Gottesdiensten gesessen hatte. Der Mörder wurde auf dem Kirchhof bestattet, allerdings in der abgelegensten Ecke des Gottesackers.
An der Stelle, wo die tödlichen Schüsse fielen, ist eine kleine Gedenktafel aufgestellt worden. In Hanslope heißt der verbliebene Dorfpub The Watts Arms und erinnert an die Familie, die im Hanslope Park wohnte.
In Hanslope Park ist heute eine Regierungsbehörde untergebracht, Her Majesty’s Government Communications Centre.

Fast hundert Jahre später erschütterte ein weiterer Mord die kleine Gemeinde im äußersten Norden von Buckinghamshire. Am 28. Dezember 2010 wurde der 29jährige Jaime Ball im Pub The Globe Inn erstochen, von Bernardo Durantes, dessen Schwester, die den Pub betrieb, mit Ball liiert war. Durantes war ein ehemaliger Alkoholiker, der aber wieder rückfällig geworden war, und dieses Problem führte zu einem heftigen Streit, der tödlich endete. Durantes wurde in London im Old Bailey wegen Mordes zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
The Globe Inn in der Hartwell Road von Hanslope ist zurzeit geschlossen und wird zum Verkauf angeboten.

Die Gedenktafel an der Stelle des Mordes, die an Squire Watts erinnert.
Photo © Nigel Stickells (cc-by-sa/2.0)

St James the Great in Hanslope, die Kirche mit dem höchsten Turm von Buckinghamshire.
Photo © Mat Fascione (cc-by-sa/2.0)

The Watts Arms in der Castlethorpe Road.
Photo © Mat Fascione (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 6. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Chewton Glen Hotel & Spa in New Milton (Hampshire) – Eines der besten Hotels in Großbritannien

Der Schriftsteller Frederick Marryat, der in Deutschland vor allem durch seinen Roman „Sigismund Rüstig“ (Masterman Ready, or the Wreck in the Pacific im Original) bekannt geworden ist, war in Chewton Glen an der Küste von Hampshire häufig zu Gast, denn das Haus gehörte seinem Bruder George Mitte des 19. Jahrhunderts. 1962 wurde Chewton Glen in ein Hotel umgewandelt, das Martin und Trevor Skan gehörte und das sie 40 Jahre lang managten und zu einem der Tophotels in ganz Großbritannien führten. Im Jahr 2006 übernahmen zwei weitere Brüder das Hotel, Ian und Richard Livingstone, denen auch das Schwesterhotel Cliveden, westlich von London, gehört.

Wer hier übernachten möchte, muss schon sehr tief in die Tasche greifen, denn selbst die einfachsten Zimmer, die Garden Rooms, kosten hier schon £325 ohne Frühstück. Wer es komfortabler haben möchte, kann zum Beispiel eine Hot Tub Suite für £850 oder die Masterman Ready Suite für £1170 buchen. Noch exklusiver sind die vier Baumhaussuiten wie The Yews, in die bis zu 12 Gäste passen und die pro Nacht mit £2850 zu Buche schlägt.

Für den Dining Room ist Executive Head Chef Luke Matthews verantwortlich. Wenn man die Tripadvisor-Bewertungen für dieses Jahr liest, gibt es offensichtlich dort Serviceprobleme, was natürlich in einem Haus diesen Ranges nicht sein darf.

Das zur Relais & Chateau-Gruppe gehörende Chewton Glen wurde in den letzten Jahren mit Auszeichnungen geradezu überhäuft und so 2016 zum Beispiel zum Countryside Hotel Of The Year und Spa Hotel Of The Year gewählt.

Chewton Glen Hotel & Spa
Christchurch Road
New Milton
Hampshire BH25 6QS

 

Published in: on 5. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Die acht Bronzestatuen an der Londoner Vauxhall Bridge

Die Londoner Vauxhall Bridge.
Photo © Thomas Nugent (cc-by-sa/2.0)

Am  26. Mai 1906 wurde die neue Vauxhall Bridge in London eröffnet, mit fünf Jahren Verspätung. Im Vorfeld hatte es eine Reihe von Probleme gegeben, die erst behoben werden mussten, auch was das Erscheinungsbild der Brücke anbelangte. Die Vauxhall Bridge war sehr funktionell geraten und daher wollte man noch einige künstlerische Verschönerungen an ihr vornehmen. Der erste Vorschlag war, an jedem Ende der Brücke einen 18 Meter hohen Turm zu errichten, auf dem dann jeweils eine Skulptur stehen sollte; doch diese Idee wurde schnell aus Kostengründen verworfen. Bei Konsultationen mit dem schottischen Architekten Richard Norman Shaw entwickelte sich der Gedanke, stattdessen auf jeder Seite der Brücke vier Bronzefiguren anzubringen, die jeweils einen Aspekt britischen Lebens repräsentieren sollte. Beauftragt mit der Umsetzung wurden die Bildhauer Alfred Briscoe Drury und Frederick William Pomeroy. Drurys Figuren wurden an der flussabwärts gelegenen Seite der Themsebrücke angebracht, Pomeroys an der flussaufwärts gelegenen Seite.

Drurys Statuen verkörpern die Künste (eine Malerpalette und eine Statuette), die Wissenschaft (ein Himmelsglobus), Bildung (eine Mutter mit ihren zwei Kindern) und Kommunalverwaltung (ein Gesetzbuch), Pomeroy war auf der anderen Brückenseite zuständig für Architektur (ein Modell der St Pauls Kathedrale), Landwirtschaft (eine Sense und eine Getreidegarbe), Technik (eine Dampfmaschine) und das Töpferhandwerk (eine Vase). Die ca zwei Tonnen schweren weiblichen Figuren  sind von der Brücke aus kaum auszumachen, es sei denn man lehnt sich weit über das Geländer. Am besten kann man sie direkt von einem Themseboot aus sehen.

Die Architektur.
Photo © Thomas Nugent (cc-by-sa/2.0)

Die Landwirtschaft.
Photo © Thomas Nugent (cc-by-sa/2.0)

Die Technik.
Photo © Thomas Nugent (cc-by-sa/2.0)

Das Töpferhandwerk.
Photo © Thomas Nugent (cc-by-sa/2.0)

Stand-up Comedians: Sarah Millican

Sarah Millican kommt aus dem Nordosten Englands und zwar aus South Shields (Tyne and Wear). Die 35jährige begann ihre Karriere als Stand-up Comedian im Alter von 29 Jahren und ihre bisherigen größten Erfolge dürften ein Chortle Award 2006, der „if.comedy award“ in der Kategorie „Best Newcomer“ bei dem Edinburgh Festival Fringe 2008 und ein British Comedy Award 2011 gewesen sein.
Doch auch in diesem Jahr ging es nicht schlecht für Sarah weiter, erhielt sie doch den Chortle Award in der Kategorie „Best Headliner“.

Wie viele andere ihrer Stand-up-Kolleginnen und Kollegen auch, trat sie in diversen Fernsehshows auf wie „8 out of 10 Cats“ oder „Mock the Week“. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihre Autobiografie „How to be a Champion„.

Ihre neue Tour „Control Enthusiast“ führt sie vom 01. September in St Helier auf der Insel Jersey bis zum 06. Dezember nach Warrington. Anfang 2019 geht Sarah Millican nach Neuseeland und Australien.

Hier ist ein Auftritt von Sarah Millican im Londoner Apollo zu sehen.

Published in: on 3. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Dante Gabriel Rossetti, ein Gedichtband, und das Grab seiner Frau Elizabeth Siddal

 

Die Grabstätte der Rossettis. Der in der Mitte des Bildes halb liegende Grabstein ist der von Elizabeth Siddal.
Photo: Robert Freidus
Source: The Victorian Web

Hätte es im 19. Jahrhundert schon Kopiergeräte gegeben, wäre folgende Geschichte nicht passiert.
Dante Gabriel Rossetti (1828-1882) war ein Maler und Dichter, der zu der Gruppe der Präraffaeliten gehörte. Trotz seines Namens war er ein echter, in London geborener Brite, über dessen Vorliebe für Wombats ich in meinem Blog schon einmal geschrieben habe.

Seit 1852 war eine andere Dichterin und Malerin der Präraffaeliten, Elizabeth Eleanor Siddal, die Geliebte von Rossetti, die er am 23. Mai 1860 in Hastings heiratete. Die Ehe dauerte leider nicht lange, denn Mrs. Rossetti verstarb bereits am 11. Februar 1862 im Alter von nur 32 Jahren. Dante Gabriel war vom Schmerz überwältigt, und als er seine Frau auf dem Londoner Highgate Cemetery zu Grabe trug, legte er ein Manuskript mit seinen unveröffentlichten Gedichten in den Sarg und verbarg es unter der roten Haarpracht der Verblichenen.

Nach sieben Jahren fand der Dichter, dass es doch keine so gute Idee war, seinen Gedichtband in den Sarg zu legen, denn er brauchte dringend Geld, und die Veröffentlichung seiner früher geschriebenen Gedichte hätte seine Geldnot lindern können. Da kam er auf die etwas sonderbare Idee, das Manuskript wieder ans Tageslicht zu holen und das Grab öffnen zu lassen. Das konnte man natürlich nicht so ohne weiteres tun, aber da Dante Gabriel Rossetti mit dem damaligen Innenminister befreundet war, bekam er die Erlaubnis dafür. Am 5. Oktober 1869 war es soweit, das Grab und der Sarg wurden geöffnet und das Manuskript aus den roten Haaren von Elizabeth Siddal entflochten, die sich darum herumgewickelt hatten. Der Zustand des Buches war erschreckend, die Seiten klebten aneinander, mache Textstellen waren kaum noch lesbar, und das verwendete Desinfektionsmittel hatte ein Übriges getan. Eigentlich wollte der Dichter diese Nacht und Nebel-Aktion geheim halten, doch die Buchexhumierung sprach sich schnell herum und Rossetti handelte sich dafür viel Kritik ein. Der Gedichtband wurde veröffentlicht und es hieß, dass er sich gut verkaufte.

Die Familiengrabstätte der Rossettis befindet sich auf dem Westflügel des Highgate Cemeteries und dort steht auch der Grabstein von Elizabeth Eleanor Siddal.

Hier ist die Geschichte ziemlich dramatisch im Film nachgestellt.

Mein Buchtipp – Wendy Hughes: The A-Z of Curious Sussex

Foto meines Exemplares.

Ende 2017 erschien im Verlag The History Press das Buch „The A-Z of Curious Sussex: Strange Stories of Mysteries, Crimes and Eccentrics“ von Wendy Hughes. Die Autorin hat schon mehrere Bücher über Wales, wo sie geboren wurde, und über Sussex geschrieben wie „Shipwrecks of Sussex“, „Haunted Worthing“ und „Not a Guide to Worthing“. Wendy Hughes ist Mitglied der Society of Woman Writers and Journalists und der Society of Authors; sie hat den Worthy Words Workshop gegründet, eine Schreibwerkstatt, die sich regelmäßig in der Worthing Library trifft, und sie wohnt in Rustington (West Sussex), einem Küstenort, westlich von Worthing.

Immer wenn sie auf Interessantes und Kurioses über ihre Grafschaft aufmerksam wurde, notierte sie sich das, und schließlich reichten ihre Notizen aus, um daraus ein Buch zu machen. In alphabetischer Reihenfolge, von Albourne bis Yapton, stellt sie Ortschaften in East und West Sussex vor, die in irgendeiner Weise Kuriositäten zu bieten haben. In Albourne wurde James Starley geboren, ein Erfinder, der sich zuerst mit Nähmaschinen beschäftigte und dann das Fahrrad weiterentwickelte, so dass er in England als Begründer der Fahrradindustrie gilt. Der Ort Yapton ging in die englische Kriminalgeschichte ein, weil hier The Black Widow lebte, eine Frau, die es immer wieder auf das Leben ihrer Ehemänner abgesehen hatte.

Eine lohnende Lektüre, nicht nur für Freunde der schönen Grafschaften East und West Sussex!

Wendy Hughes: The A-Z of Curious Sussex – Strange Stories of Mysteries, Crimes and Eccentrics. The History Press 2017. 159 Seiten. ISBN 978-0-7509-5604-8.

Albourne in West Sussex.
Photo © Simon Carey (cc-by-sa/2.0)

Yapton in West Sussex.
Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)

 

 

 

Published in: on 1. September 2018 at 02:00  Kommentar verfassen