George Francis Train (1829-1904) und die erste Straßenbahn in Großbritannien

George Francis Train, photographed by Mathew Benjamin Brady.
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Als der US-Amerikaner George Francis Train am 24. März 1824 in Boston (Massachusetts) geboren wurde, ist ihm wohl auf Grund seines Nachnamens mit in die Wiege gelegt worden, dass er auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans die erste britische „tramway„, also Straßenbahn, aus der Taufe heben sollte.

Am 20. August 1860 war es so weit, als in Birkenhead auf der Wirral-Halbinsel bei einem Festakt auf dem Hamilton Square (über den Platz berichtete ich kürzlich in meinem Blog) die von Pferden gezogene Straßenbahn ihren Dienst aufnahm. Die Bewohner Birkenheads nahmen ihre „tramway“ gut an und viele fuhren auf der Bahnstrecke, die von der Woodside Ferry am River Mersey bis zum Eingang des Birkenhead Parks führte, der 1847 angelegt worden war.

Die Straßenbahnwagen, die in den USA produziert worden waren, hatten eine Länge von acht und eine Breite von zwei Metern und konnten maximal 48 Passagiere transportieren. Im August 1901 wurden die Pferde nicht mehr benötigt, weil die Bahn elektrifiziert worden war, 1937 stellte man die Bahnlinie ein.

Noch einige Worte über George Francis Train, der ein außerordentlich abwechslungsreiches und leicht exzentrisches Leben führte. 1872 kandidierte er für das Amt des amerikanischen Präsidenten, ohne Erfolg. Er unternahm eine 80-tägige Weltreise, die Jules Verne angeregt haben soll, seinen Roman „In 80 Tagen um die Welt“ zu schreiben, weitere Weltreisen schlossen sich an. Train blieb seinem Namen treu und gründete auch in seinem Heimatland Eisenbahnlinien. Des weiteren war Train als Reeder tätig und schrieb mehrere Bücher wie „Street Railways in London“ und „My Life in Many States and in Foreign Lands„, sein letztes, das 1902 erschien.

Eine Erinnerungsplakette in Birkenhead an der Hausnummer 22 der Argyle Street, gegenüber vom Hamilton Square.
Photo : Spudgun67.
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Eine der bereits elektrifizierten Straßenbahnen Birkenheads.
Photo: The wub.
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Published in: on 31. März 2024 at 03:00  Kommentar verfassen  

The National Pothole Day am 15. Januar eines jeden Jahres

Photo © Robin Stott (cc-by-sa/2.0)

Bei meinen Fahrten durch England fiel mir immer wieder der manchmal beklagenswerte Zustand der Straßen auf. Schlagloch reiht sich da an Schlagloch, die Drainage an vielen A- und B-Straßen fehlt, so dass das Wasser bei Regenfällen nicht richtig ablaufen kann und man dann mit seinem Auto durch die entstandenen Wasserlachen durchpflügt. Der Royal Automobile Club beziffert die Zahl der durch Schlaglöcher verursachten Pannen, bei denen er im vergangenen Jahr ausrücken musste, auf 29 377. Die AA, die Automobile Association, spricht von mehr als 52 000 Einsätzen. Die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Schlaglochs einen Schaden zu erleiden, ist jetzt doppelt so hoch wie im Jahr 2006. Rund eine Millionen dieser nervigen „potholes“ soll es auf Englands Straßen geben; gefühlt kam es mir so vor, als ob es noch mehr wären. Die Liberal Democrats sprechen von einer „pothole pandemic„.

Am 15. Januar eines jeden Jahres, dem sogenannten National Pothole Day, wird auf den Zustand der Straßen im Land noch einmal besonders aufmerksam gemacht. Jemand tat das auf drastische Weise, indem er auf einem Straßenabschnitt um jedes Schlagloch mit gelber Farbe den Umriss eines Penis malte, was dann die zuständige Behörde tatsächlich veranlasste, diese speziell markierten Schlaglöcher zu füllen. Diese notdürftige Flickarbeit ist dann oft nach dem nächsten Regenguss wieder hinfällig.

Verantwortlich für den Zustand der Straßen Englands ist einmal der ständig zunehmende Verkehr und dann natürlich das Wetter mit Frostaufbrüchen im Winter und immer höheren Temperaturen im Sommer. Zig Milliarden an britischem Pfund wären nötig, um alle Straßenschäden zu beheben beziehungsweise ganze Straßenzüge zu erneuern. Das wird wohl nie passieren.

Hier ist ein Film zum National Pothole Day 2024, in dem Rod Stewart selbst Hand anlegt, um einige Schlaglöcher zu stopfen. Dieser Film beschäftigt sich mit dem Zustand der Straßen in Derbyshire.

Photo © Jonathan Hutchins (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 17. Januar 2024 at 02:00  Kommentar verfassen  

XTC: „English Roundabout“ – Eine Band aus Swindon (Wiltshire) und ihr Verhältnis zu Kreisverkehren

Hatte Colin Moulding diesen Magic Roundabout in Swindon vor Augen als er den Text für seinen Song schrieb?
Photo © Alby (cc-by-sa/2.0)

English Settlement“ war der Titel eines Doppelalbums, das die die Band XTC aus Swindon in der Grafschaft Wiltshire 1982 veröffentlicht hat. Das Cover ziert das stilisierte Bild eines weißen Pferdes, das jeder, der sich in dieser Region ein wenig auskennt, sofort als das White Horse of Uffington (Oxfordshire) identifizieren kann, das nur wenige Kilometer von Swindon entfernt ist. Aufgenommen wurde das Album übrigens in Richard Bransons The Manor Studio in Shipton-on-Cherwell in Oxfordshire, das ich in meinem Blog schon einmal vorgestellt habe.

Der vorletzte Titel des XTC-Albums heißt „English Roundabout“ und wurde von Bandmitglied  Colin Moulding geschrieben. Da die Band aus Swindon kommt, liegt es nahe, dass der Song vom berühmt-berüchtigten Magic Roundabout beeinflusst worden ist (siehe hierzu meinen Blogeintrag). Das ist aber nicht sicher, denn dieser sehr spezielle Kreisverkehr wird namentlich im Text nicht erwähnt. Für den Textschreiber stehen Kreisverkehre offensichtlich für Stress pur, denn er fühlt sich an Bord des Autos, das durch den „English Roundabout“ fährt, alles andere als wohl; da wird gehupt, Abgase ausgestoßen, die Fahrer fluchen, dass es nicht schnell genug geht, der Verkehr staut sich auf. „I have had enough, I just want to get out let me off of this English roundabout„.

Meine persönlichen Erfahrungen mit englischen Kreisverkehren sehen anders aus. Sicher, manchmal kann es auf einigen ganz schön voll werden, aber im allgemeinen regelt sich der Verkehr von selbst und wird nicht durch lästige Ampeln zerhackt. Ich habe den Magic Roundabout In Swindon befahren und fand ihn nicht so schlimm wie er auf den vorab aufgestellten Hinweisschildern aussieht.

Hier ist der Song „English Roundabout“ zu hören.

Das Uffington White Horse in Oxfordshire.
Photo © Dave Price (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. Dezember 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Severn Railway Bridge Disaster am 25. Oktober 1960

Die beiden ausgebrannten Tankschiffe im River Severn.
Photo © Richard Smith (cc-by-sa/2.0)

Als ich im September diesen Jahres in das kleine, abgelegene Dorf Purton am River Severn in South Gloucestershire fuhr, um mir die Purton Hulks, den größten Schiffsfriedhof Großbritanniens anzusehen, über den ich kürzlich in meinem Blog geschrieben habe, fragte ich einen sehr netten Herren nach dem Weg, der an der Purton Upper Swing Bridge am Gloucester and Sharpness Canal wohnt. Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir vom Severn Railway Bridge Desaster, das sich ganz in der Nähe vor Purton auf dem River Severn am 25. Oktober 1960 ereignet hatte. Sein Vater hatte es damals selbst miterlebt.

An diesem Abend vor dreiundsechzig Jahren herrschte dichter Nebel in der Region. Auf der Höhe der Severn Railway Bridge waren die beiden Tankschiffe Wastdale H und Arkendale H unterwegs, jeweils voll beladen mit hochexplosiven Brennstoffen. Durch die extrem schlechte Sicht verpassten beide die Sharpness Docks und wurden von der starken Strömung des Flusses gegen einen Pfeiler der Eisenbahnbrücke getrieben, wodurch Teile der Brücke einstürzten und die Stahlträger auf die beiden Schiffe fielen, die sofort in Flammen aufgingen. Feuerwehren aus der ganzen Region kamen zum Einsatz, doch sie konnten sich erst am nächsten Tag den beiden völlig ausgebrannten Schiffen nähern. Fünf Besatzungsmitglieder kamen in dem immens heißen Feuer ums Leben, drei konnten sich retten.

Die Reparaturkosten für die schwer beschädigte Brücke wären zu hoch gewesen, zumal einige Zeit später ein weiteres Tankschiff gegen einen Pfeiler gefahren war, so dass im August 1967 mit dem Abriss der 1269 Meter langen Brücke begonnen wurde; sie ist nicht wieder durch eine neue Brücke ersetzt worden.

Wastdale H und Arkendale H sind nicht aus dem River Severn geborgen worden, sie liegen noch heute nebeneinander im Fluss und sind bei Niedrigwasser zu sehen. An einem der ehemaligen, noch stehen gebliebenen Brückensteinen ist aus Anlass des fünfzigjährigen Jahrestags ein Erinnerungsschild an die Katastrophe angebracht worden, auf dem die Namen der fünf Opfer und der drei Überlebenden festgehalten sind.

Hier ist ein Film über die Katastrophe im Jahr 1960.

Die Erinnerungstafel in Purton (Gloucestershire).
Photo © Chris Allen (cc-by-sa/2.0)

Die Purton Upper Swing Bridge.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 12. Oktober 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Liverpools John Lennon Airport und seine Beziehung zu den Beatles

Photo © phil smith (cc-by-sa/2.0)

Kommen Flugreisende in Liverpool auf dem John Lennon Airport an, so werden sie gleich daran erinnert, dass sie in der Stadt der Beatles gelandet sind. Da ist erst einmal der Name. Seit 2002 ist der Flughafen nach John Lennon benannt, und das Motto des Airports lautet „above us only sky„, nach einer Textzeile aus John Lennons „Imagine„. Im Bereich der Abflughalle steht eine überlebensgroße Bronzefigur des Musikers, die der Liverpooler Bildhauer Tom Murphy geschaffen hat und die von John Lennons Ehefrau Yoko Ono am 15. März 2002 eingeweiht worden ist. Überall findet man im Terminalgebäude Bilder der Beatles, Textpassagen aus ihren Songs und andere Memorabilien der Fab Four.

Verlässt man das Flughafengebäude fällt sofort ein weiteres Beatles bezogenes Objekt ins Auge: The Yellow Submarine. Das sechzehn Meter lange und fünfundzwanzig Tonnen schwere U-Boot erinnert an den von Paul McCartney und John Lennon geschriebenen Song und an den gleichnamigen Film der Beatles. Gebaut wurde es von achtzig Lehrlingen aus der Cammell Laird-Werft aus Birkenhead, gegenüber von Liverpool. Ausgestellt wurde das U-Boot erstmals 1984 bei einer Gartenausstellung in Liverpool, fand dann im Chavasse Park im Zentrum der Stadt einen Platz und siedelte schließlich, frisch renoviert, zum John Lennon Airport um, wo es Besucher aus der ganzen Welt begrüßt.

Photo: Martijn van Es.
Creative Commons 2.0

John Lennons Bronzefigur von Tom Murphy.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Diese im Terminal ausgestellten Anzüge hat John Lennon einmal getragen.
Photo: Mark Healey.
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Das berühmte gelbe U-Boot.
Photo © Mike Pennington (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 21. September 2023 at 02:00  Comments (1)  

Claire und Emily – Die beiden pinkfarbenen Schiffe der Hamble–Warsash Ferry 

Photo © Mark Percy (cc-by-sa/2.0)

Der River Hamble im Süden der Grafschaft Hampshire zählt zu Englands kurzen Flüssen, Er ist gerade einmal zehn Kilometer lang und mündet südlich von Southampton gegenüber der Isle of Wight in den Solent und damit ins Meer. Zwischen den beiden Dörfern Hamble-le-Rice am Westufer und Warsash am Ostufer sieht man häufig zwei pinkfarbene kleine Boote hin und herfahren, dabei handelt es sich um Claire und Emily, die zur „Flotte“ der Hamble-Warsash Ferry gehören. Diese Fußgängerfähre gibt es schon seit dem 15. Jahrhundert, bedient durch die Ur-Ur-Ur…-Ahnen der beiden heutigen Pink Ladies. Eine weite Strecke müssen die beiden Boote nicht zurücklegen, es sind ganze 400 Meter von Ufer zu Ufer. Zwölf Passagiere passen an Bord, dann ist die Kapazität erschöpft. Früher bis 2002 waren auf der Strecke Ruderboote im Einsatz. Die Fähre verkehrt aktuell täglich zwischen 10 Uhr morgens und 16 Uhr nachmittags, hat aber keinen festen Fahrplan, sondern sie wird nach Bedarf eingesetzt. Die Überfahrt kostet £2.50, Hunde und Papageien werden kostenlos mitgenommen (so steht es jedenfalls auf den Webseiten der Fähre). An der Warsash-Seite des Fähranlegers können sich Wartende in einem kleinen Häuschen unterstellen, das natürlich auch pink angestrichen ist.

Die „Seele“ der Fährverbindung war über fünfzig Jahre lang der Ferryman Ray Sedgwick, der vermutlich über eine Million Passagiere über den River Hamble transportiert hat.

Dieser Film zeigt Aufnahmen einer Drohne vom River Hamble und dieser sehr interessante Film informiert ausführlich über die Fährverbindung durch ein Interview mit dem Fähreigner Mike Lindsell.

Hamble-Warsash Ferry
The Ferry Hard
Hamble
Southampton
SO31 4JB

Photo © Mark Percy (cc-by-sa/2.0)

Photo © Barry Shimmon (cc-by-sa/2.0

Published in: on 1. August 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Barrow-upon-Soar (Leicestershire) und der Jerusalem Roundabout mit dem „Barrow Kipper“

Photo © Tim Heaton (cc-by-sa/2.0)

Am 23. Februar 2019 berichtete ich in meinem Blog schon einmal über Barrow-upon-Soar in der Grafschaft Leicestershire. Damals war mein Thema „Flussbestattungen der Asche verstorbener Hindus im River Soar“. Heute habe ich ein ganz anderes Thema: Der sogenannte Jerusalem Roundabout und der „Barrow Kipper„. Der Kreisverkehr regelt die Verkehrsströme, die sich von der Bridge Street, der High Street und der South Street her kommend hier treffen. Der Roundabout ist sehr ansprechend bepflanzt, auf einer kleinen Mauer prangt der Ortsname und darunter ist das Skelett eines urzeitlichen Tieres zu sehen, das in der Bevölkerung „Barrow Kipper“ genannt wird, weil es eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bückling hat, der gern in England zum Frühstück serviert wird und „kipper“ heißt (siehe dazu meinen Blogeintrag).

Seit 1952, anlässlich der Krönung Elizabeth II. errichtet, steht die Mauer mit dem Abbild eines Plesiosauriers, wie das Tier richtig heißt, schon hier in Barrow-on-Soar und erinnert an den Fund aus dem Jahr 1851 in einer Kalkgrube etwas außerhalb des Dorfes. Das Originalskelett ist in Leicester im New Walk Museum and Art Gallery zu besichtigen, ein maßstabsgerechtes Modell steht im Charnwood Museum in Loughborough (Leicestershire).

Wer sich intensiver mit Plesiosauriern beschäftigen möchte, wird auf der Webseite „The Plesiosaur Site“ fündig.

Das Originalskelett im New Walk Museum and Art Gallery in Leicester.
Photo: Poliphilo.
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Published in: on 5. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der RTV 31 in Earith (Cambridgeshire) – Ein experimenteller Luftkissenzug, der 1973 ein Ende fand

Photo © Paul Bryan (cc-by-sa/2.0)

Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an die Hovercrafts, jene froschähnlichen Luftkissenfahrzeuge, die einige Jahre lang den Ärmelkanal zwischen Frankreich und England überquerten. Heute gibt es sie in Großbritannien nur noch auf der Strecke von Southsea an der Küste von Hampshire nach Ryde auf der Isle of Wight (siehe dazu meinen Blogeintrag). Im einzigen Hovercraft-Museum in Lee-on-the-Solent (Hampshire) kann man sich diese Vehikel ansehen.

In den 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde in der Grafschaft Cambridgeshire auch einmal mit einem Hovertrain experimentiert, einem schienengebundenen Luftkissenzug, dem RTV 31 (Research Test Vehicle 31). Bei Earith, einem Dorf östlich der Stadt Huntingdon baute man eine Teststrecke, auf der der Zug am 7. Februar 1973 auf einer Länge von 1,6 Kilometern eine Geschwindigkeit von 167 km/h erreichte. Das Besondere an diesem in Swindon (Wiltshire) gebauten Fahrzeug war, dass es die Hovercraft-Technik mit der Erfindung des linearen Induktionsmotors kombinierte. Die an dem Projekt beteiligten Techniker erwarteten später noch wesentlich höhere Geschwindigkeiten, doch dann drehte die britische Regierung den Geldhahn zu und das Experiment musste beendet werden. Heute zeugen nur noch vereinzelte Betonstützen in dem Fengebiet von Earith von dem einst vielversprechenden Projekt.

Der RTV 31 wurde damals nicht verschrottet, sondern auf dem Gelände der Cranford University in Bedfordshire geparkt, die es dann schließlich 1996 Railworld Wildlife Haven schenkte, einer in Peterborough (Cambridgeshire) ansässigen Wohltätigkeitsorganisation, die in der Stadt einen Themenpark mit dem Schwerpunkt Eisenbahn betreibt; hier ist ein Film.

Viele technische Unterlagen und Dokumente und ein maßstabsgetreues Modell des Luftkissenzuges sind in dem oben erwähnten Hovercraft-Museum aufbewahrt und dem interessierten Publikum zugänglich.

Dieser Film dokumentiert das damalige Projekt.

Einige der noch verbliebenen Betonstützen mit einer Informationstafel.
Photo © Hugh Venables (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 27. Februar 2023 at 02:00  Comments (2)  

Norfolk Wherries – Ehemalige Frachtsegler auf dem Seengebiet der Norfolk Broads

The Albion. Photo © Evelyn Simak (cc-by-sa/2.0)

Die Norfolk Broads im Osten Englands sind ein Seengebiet, das besonders bei Freizeitkapitänen sehr beliebt ist. Hier schippern alle möglichen Boote herum, die an vielen Orten gemietet werden können, zum Beispiel bei Norfolk Broads Direct in Wroxham, einer Firma, die schnittige Motorboote im Angebot hat.
Hin und wieder trifft man auf ein eigenartig geformtes Segelschiff, ein sogenanntes Norfolk Wherry, das in früheren Jahrhunderten zur Beförderung von Passagieren und Lasten genutzt wurde. Die Wherries hatten einen geringen Tiefgang, und die Besatzung bestand meistens aus ein bis zwei Personen. Bis zu dreißig Tonnen konnten die Boote bewältigen, die meist über schwarze Segel verfügten. In den 1940er Jahren ging es den Wherries an den Kragen, denn die Fracht wurde lieber auf der Schiene und der Straße transportiert.

Acht dieser Boote sind heute noch übrig geblieben, von denen die Hälfte im Besitz des Wherry Yacht Charter Charitable Trusts ist, dem Norfolk Wherry Trust gehört eines, der Rest ist in Privatbesitz. Da ist zum Beispiel die Albion, die älteste aller Wherries, die im Oktober 1898 vom Stapel lief oder die Solace, die fünf Jahre jünger ist.

Abbildungen von Wherries findet man unter anderem auf Grabsteinen wie dem von Joseph Bexfield auf dem Friedhof von All Saints‘ in Thurlton in Norfolk oder auf Village Signs, zum Beispiel von Salhouse und Rockland St Mary, beide ebenfalls in Norfolk. Auch auf Pubschildern sind die Norfolkboote zu finden wie dem vom The Wherry Inn in Geldeston.

Dieser Film zeigt eine Wherry in den Norfolk Broads.

The Solace. Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Eine Wherry auf Joseph Bexfields Grab in Thurlton in Norfolk.
Photo © Evelyn Simak (cc-by-sa/2.0)

Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)

Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)

The Wherry Inn in Geldeston (Norfolk).
Photo © Keith Evans (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 12. November 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

…und noch einmal einige interessante englische Kreisverkehre

Roundabouts beziehungsweise Kreisverkehre gehören mit zu meinen Lieblingsthemen in meinem Blog. Ich habe in der Vergangenheit schon einige besonders kuriose vorgestellt und möchte heute noch einige interessante ergänzen. Zur Einstimmung ist hier der Song „English Roundabout“ der Band XTC aus Swindon in Wiltshire zu hören, die dabei sicher den Magic Roundabout ihrer Heimatstadt vor Augen haben.

Beginnen wir mit einem Kreisverkehr in der Ortschaft Seahouses an der Küste von Northumberland. Hier hat man das Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen des Ortes in den beiden Weltkriegen erinnert, mitten darauf gestellt. Anfangs saßen dort häufig Leute, die sich im gegenüberliegenden Neptune Fish Restaurant Fish and Chips geholt hatten und diese am Fuße des Denkmals verspeisten. Das kam aber nicht so gut an, darum wurde die ganze Anlage mit einem Geländer abgesperrt.

Photo © Rose and Trev Clough (cc-by-sa/2.0)

Auf einem Kreisverkehr in der High Street der Stadt Battle in Kent spielt sich eine dramatische Szene ab: Hier wird ein hoch zu Ross sitzender Normanne von einem Angelsachsen attackiert, was an den Beginn des Battle of Hastings erinnern soll, der am 14. Oktober 1066 ganz in der Nähe begann. Die Metallskulptur entwarf der renommierte Bildhauer Guy Portelli. Ich hoffe, die Kampfhandlung lenkt die Autofahrer nicht zu sehr ab.

Photo © Patrick Roper (cc-by-sa/2.0)

Warum soll man einen Uhrenturm eigentlich nicht mitten auf einen Kreisverkehr platzieren, fragte man sich in Saltburn-by-the-Sea an der Ostküste von North Yorkshire. Gesagt, getan, so entstand direkt vor dem Eingang zum Bahnhof dieser kuriose Roundabout, der zusätzlich noch üppig bepflanzt ist.

Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Ein besonders hübsches Pferd ziert einen Kreisverkehr im Südosten Londons, im Stadtteil Belvedere. Der schottische Bildhauer Andy Scott hat es geschaffen und aus unzähligen kleinen Stahlteilchen zusammengesetzt, eine wahre Puzzlearbeit. Seit über zehn Jahren steht das Pferd jetzt schon auf dem nach ihm benannten Horse Roundabout, wo die die A2016 und die B253 zusammentreffen.

Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)

An der Ausfallstraße von Dorking in Surrey in Richtung London, der A24, stößt man auf den Pixham End Roundabout, dort, wo es auch zum Denbies Wine Estate abgeht. Dieser Kreisverkehr wird von einem Werk der Künstlerin Heather Burrell verziert, das zwei Radrennfahrer zeigt und an die Olympischen Spiele 2012 in London erinnert. Das olympische Straßenrennen führte hier am 28. beziehungsweise am 29. Juli vorbei. Heather Burrell hat sich auf das Arbeiten mit Stahl spezialisiert, und so sind auch die beiden konkurrierenden Radfahrer aus Stahl gefertigt.

Photo © Ian Capper (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 25. September 2022 at 02:00  Comments (4)  

Hampton Gay in Oxfordshire und ein tragisches Eisenbahnunglück am Heiligen Abend des Jahres 1874

Die Ruinen des Hampton Gay Manors.
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Von dem Oxfordshire-Dörfchen Hampton Gay ist heute so gut wie nichts übriggeblieben, dabei gab es eine Zeit, als das Dorf es im 19. Jahrhundert durchaus zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte, dank einer dampfbetriebenen Papiermühle, doch als diese in den 1880er Jahren schloss, war es damit vorbei. Das Manor House, das Highlight des Ortes, brannte dann auch noch ab, und das war es dann für Hampton Gay, die Arbeiter der Mühle zogen weg, zurückblieben die St Giles Church, die Manor Farm und die Ruinen des Manor House.

Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe von Shipton-on-Cherwell, einem Ort, über den ich in meinem Blog schon vor fast zehn Jahren berichtet habe. Am Heiligen Abend des Jahres 1874 ereignete sich hier bei Hampton Gay ein besonders tragischer Eisenbahnunfall, der 34 Menschen das Leben kostete und bei dem 69 verletzt wurden. Der Zug der Great Western Railway war auf dem Weg von Oxford nach Birmingham; wahrscheinlich wollten die Passagiere Weihnachtsbesuche in Birmingham machen. Bei der Überquerung des Oxford-Kanals passierte es dann, dass der Radreifen eines der Waggons brach, woraufhin zwölf der vierzehn Eisenbahnwagen den Bahndamm hinunter beziehungsweise in den Kanal stürzten. Als die Arbeiter der nahegelegen Papiermühle den Crash hörte, eilten sie sofort zur Unfallstelle, um erste Hilfe zu leisten. 26 Passagiere waren auf der Stelle tot, die anderen starben auf dem Weg ins und im Krankenhaus in Oxford, wohin sie ein Sondereinsatzzug gebracht hatte.

Die Überlebenden des Shipton-on-Cherwell train crashs irrten noch eine Weile geschockt umher und suchten in dem kalten Winterwetter Schutz. Der Besitzer des Manor House soll ihnen diesen Schutz verweigert haben, so heißt es, woraufhin dieser mit einem Fluch belegt worden sein soll. Das Resultat: Das Haus brannte 1887 ab; nur noch die Ruinen erinnern an die besseren Zeiten von damals.

Die St Giles Church von Hampton Gay, in der hin und wieder noch Gottesdienste stattfinden.
Photo © Des Blenkinsopp (cc-by-sa/2.0)
Der Oxford-Kanal bei Hampton Gay.
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)
Eine zeitgenössische Illustration des Eisenbahnunglücks.
This work is released into the public domain.
Published in: on 21. September 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die King Harry Ferry in Cornwall, die den River Fal überquert

Photo: Gary Danvers.
Creative Commons 2.0

Die King Harry Ferry in Cornwall, die die B3289 über den River Fal im Süden der Grafschaft hinüberführt, erspart den Autofahrern eine Wegstrecke von rund 40 Kilometern und verbindet die Trelissick Gardens des National Trusts mit der Roseland Peninsula.

Die King Harry Steam Ferry Company wurde am 18. April 1888 ins Leben gerufen, und die Fähre wahrscheinlich nach King Henry IV (manchmal ist auch von Henry VI zu lesen) benannt, beziehungsweise einer Kapelle ganz in der Nähe, die King Henry Chapel hieß. Damals wurde sie noch von einer Dampfmaschine angetrieben, heute handelt es sich bei ihr um eine Kettenfähre, eine der letzten fünf verbliebenen in England. Es ist bereits die siebte Fähre seit Beginn der Betriebsaufnahme, sie wurde 2006 gebaut und hat die Kapazität, 34 PKWs mitzunehmen, zusätzlich jede Menge Fußgänger und Fahrradfahrer. Alle 20 Minuten legt sie von einer Seite des Flusses ab und das an sieben Tagen der Woche. Die King Harry Ferry schont die Umwelt indem sie pro Jahr rund acht Millionen Kilometer einspart, die die Autos sonst fahren müssten, das entspricht 1,7 Millionen Kilogramm CO2 und 750 000 Liter Kraftstoff. Die derzeitige Fähre besitzt sehr verbrauchsarme Dieselmotoren, die gegenüber der Vorgängerin 75% weniger Treibstoff verbraucht und auch erheblich leiser ist. Zehn Minuten benötigt sie für die Überfahrt. Der Preis für einen PKW kostet £7 für die einfache Fahrt und £10 für die Hin- und Rückfahrt.

Dieser Film zeigt eine Überfahrt mit der Fähre.

Ein Fahrgast, der ständig hin und her fährt.
Photo: currybet.
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Published in: on 13. August 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Berney Arms in Norfolk – Ein Bahnhof, der gleich drei Rekorde hält

Photo © Matthew Chadwick (cc-by-sa/2.0)

Berney Arms ist eine winzige Siedlung in der Grafschaft Norfolk am River Yare, erreichbar zu Fuß, per Boot oder per Bahn, eine Straße führt nicht in diese einsame Gegend in den Berney Marshes. Es gibt hier eine Windmühle, einen Bauernhof, einen Pub, der aber 2015 geschlossen wurde, und ja einen Bahnhof oder vielmehr einen Mini-Bahnsteig mit einer Sitzbank und dem Bahnhofsschild. Wer mag hier wohl aus- und einsteigen, fragt man sich? Die Eisenbahnstrecke der Wherry Lines, die hier eingleisig vorbeiläuft, führt von Great Yarmouth an der Küste nach Reedham, und wer hier in Berney Arms zusteigen möchte, der muss dies dem Zugführer per Handzeichen deutlich machen, denn automatisch hält der Zug nicht.

Die Winzlings-Bahnstation in einer Gegend, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, hält drei Rekorde: Einmal ist Berney Arms der abgelegenste Bahnhof Englands und dann der mit dem geringsten Passagieraufkommen des Landes. 2019/2020 waren es ganze 42, nicht etwa pro Tag, sondern pro Jahr; man muss allerdings dazu sagen, dass die Bahnstation in diesem Zeitraum für eine ganze Weile geschlossen war. Im Jahr davor waren es noch 442 Bahnreisende gewesen. Dafür stieg die Zahl der Ein- und Aussteigenden im Zeitraum 2020/21 auf dramatische 348, also um mehr als das achtfache; ein Rekord, das hat kein anderer Bahnhof in England bisher geschafft. Da der Berney Arms Inn auch geschlossen ist, gibt es einen Grund weniger, hier auszusteigen. Allerdings gibt es seit einiger Zeit auf dem Gelände das Berney Arms Bistro, in dem man Erfrischungen zu sich nehmen kann.

Übrigens: Der Bahnhof mit dem höchsten Passagieraufkommen in ganz Großbritannien war 2020/21 Londons Stratford Station, hier wurden 14 Millionen Reisende gezählt.

Der einsame Schienenstrang der Wherry Lines.
Photo © Nigel Thompson (cc-by-sa/2.0)
Der Berney Arms Inn, als er noch geöffnet hatte.
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 21. Juli 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Car Park Appreciation Society

Ein Multi-Storey-Car Park in Milton Keynes (Buckinghamshire).
Photo © Richard Humphrey (cc-by-sa/2.0)

Parkplätze scheinen auf einige Menschen (es sind wohl vor allem Männer) eine gewisse Faszination auszuüben. Sie werden besungen und es werden Bücher über sie geschrieben. Gareth Rees‚ „Car Park Life – A Portrait of Britain’s Unexplored Urban Wilderness“ habe ich an dieser Stelle schon vorgestellt. Dort habe ich auch auf ein weiteres Buch verwiesen: „Parking Mad: Car Parks From Heaven (or Hell)“ von einem gewissen Kevin Beresford. Dieser Kevin Beresford ist zum einen Präsident der UK Roundabout Appreciation Society, zum anderen Präsident der Car Park Appreciation Society, die er im Jahr 2010 gründete.

Kevin Beresford ist einer jener sogenannten „dull men„, jener angeblich „langweiligen Männer“, die einem besonders exotischen Hobby frönen. Nun, ihm haben es die Parkplätze in Großbritannien angetan und das schon seit über zehn Jahren. Er reist durch das ganze Land und fotografiert sie, die mehrstöckigen Parkhäuser („there is something quite menacing and scary going on in these dark, dank, brooding places„) und die ebenerdigen Park&Display-Plätze. Ich habe einige kleine Parkplätze in Yorkshire gesehen, die irgendwo in der Wildnis angelegt und kostenpflichtig waren. In der Umzäunungsmauer war ein Schlitz eingelassen, in den man die Parkgebühren stecken sollte.

Kevin Beresford hat für seine Leidenschaft schon viel Geld ausgegeben, allein schon für die Parkgebühren kamen mehrere tausend Pfund zusammen. Um wenigstens einen kleinen Teil davon zurückzubekommen, hat er einen Kalender veröffentlicht „Car Parks of Britain 2021„, in dem er zwölf Fotos von Parkhäusern zusammengestellt hat und der gar nicht so schlecht verkauft worden ist (er hat auch schon Kalender über Kreisverkehre und über Denkmäler für Fußballspieler erstellt).

Kevin Beresford ist Präsident der Car Park Appreciation Society…und einziges Mitglied (Stand 2021).

Ein ebenerdiger Parkplatz und ein Parkhaus in Whickham (Tyne and Wear).
Photo © Malc McDonald (cc-by-sa/2.0)
Diesem Parkhaus in Hyde bei Manchester ist ein Ende bereitet worden.
Photo © Gerald England (cc-by-sa/2.0)
Nicht so richtig gemütlich… In Tiverton (Devon).
Photo © Lewis Clarke (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 5. Juli 2022 at 02:00  Comments (1)  

Die Fähre von Tilbury nach Gravesend – Die letzte Themsefähre vor der Nordsee

Photo: sludgegulper.
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Seit einigen hundert Jahren gibt es die Möglichkeit, mit einer Fähre die Themsemündung zu überqueren. Als 1963 der Dartford-Tunnel eröffnet wurde, erübrigte sich eine Autofähre, so dass nur noch Fußgänger zwischen Tilbury in Essex und Gravesend in Kent befördert werden. Das Schiff „Great Expectations“ (benannt nach dem Roman von Charles Dickens) nahm diese Aufgabe bis 1995 wahr, als die Besitzer, die White Horse Ferries, es stattdessen auf der Linie Hythe – Southampton einsetzten.

Heute wird die Verbindung über die Themsemündung von der Firma Jetstream Tours betrieben, zur Zeit mit der „Jacob Marley„, das war eine Figur aus Charles Dickens‘ Roman „A Christmas Carol“.

Die Fährverbindung zwischen Tilbury und Gravesend besteht montags bis samstags in der Zeit von 5.40 Uhr bis 19.10 Uhr halbstündlich. Eine einfache Fahrt kostet £4.

Es wird immer mal wieder darüber diskutiert, ob man die Fährverbindung nicht einstellen sollte, sie wird vom Thurrock Council und vom Kent County Council subventioniert, aber bisher hat man diese Bestrebungen stets abwenden können.

Hier ist ein Film über eine Überquerung der Themse mit der Fähre.

Das Buch zum Artikel:
John M. Ormston: The five minute crossing – The Tilbury-Gravesend ferries. Thurrock Local History Society 1998. 49 Seiten. ISBN 978-0953447909.

Published in: on 1. Juli 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

King’s Lynn in Norfolk – Geburtsstätte der ersten CCTV-Kameras im öffentlichen Raum

Hinweisschild auf Überwachungskameras (allerdings nicht aus King’s Lynn).
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Wir bleiben heute noch einmal in der Region der gestern vorgestellten Knochenmühle und begeben uns nach King’s Lynn in Norfolk.

Bei den CCTV-Kameras ist es wie mit dem Brotaufstrich Marmite, entweder man hasst sie oder man liebt sie. Großbritannien gehört weltweit zu den Ländern, die die meisten Closed-circuit Television-Kameras aufgestellt haben. Ist das jetzt „Big Brother is watching you“ pur oder stellen diese Kameras für die Bevölkerung tatsächlich einen Schutz dar. Da gehen die Meinungen auseinander, aber ich habe den Eindruck, dass sich die meisten UK-Bürger mittlerweile an sie gewöhnt und auch akzeptiert haben. Etwa siebzigmal pro Tag wird jeder Brite von einer Überwachungskamera erfasst, und es gibt von ihnen weit mehr als vier Millionen, das bedeutet, dass auf vierzehn Bürger eine Kamera entfällt.

Nachdem schon seit längerem Versuche mit dieser Art der visuellen Überwachung in Großbritannien vorgenommen worden waren, wurde 1985 in Bournemouth an der Südküste das erste CCTV-System außerhalb geschlossener Räume installiert, und zwei Jahre später war die Stadt King’s Lynn in der Grafschaft Norfolk Vorreiter für die Überwachung öffentlicher Räume, indem die Stadtverwaltung, erstmalig im Land, CCTV-Kameras aufstellte, um die Sicherheit ihrer Bewohner zu erhöhen und die Kriminalität einzudämmen. In dem Gewerbegebiet North Lynn Industrial Estate war die Zahl der Einbrüche und Diebstähle dramatisch angestiegen und durch die Überwachungskameras, nachdem es sich in den einschlägigen Kreisen herumgesprochen hatte, ebenso dramatisch wieder zurückgegangen. Der Einsatz der CCTV-Kameras wurde in King’s Lynn auf die Parkplätze der Stadt ausgeweitet, mit beachtlichen Erfolgsergebnissen, denn die Quote der Kraftfahrzeug-Kriminalität ging um 97% zurück. Als andere Städte im Königreich von der „Wunderwaffe“ CCTV im Kampf gegen die steigende Kriminalität im Land erfuhren, übernahmen sie das Modell aus King’s Lynn.

Noch heute spielt der Einsatz von Überwachungskameras in der Stadt in Norfolk eine große Rolle in der Verbrechensbekämpfung und Verbrechensprävention. Rund um die Uhr sind die Kontrollräume mit erfahrenen Männern und Frauen besetzt, die in den vergangenen zwölf Monaten mit über 4500 von den Kameras erfassten Zwischenfällen konfrontiert waren.

North Lynn Industrial Estate.
Photo © Andy Peacock (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 24. Juni 2022 at 02:00  Comments (3)  

The Magic Roundabout in Swindon (Wiltshire) – Nichts für ängstliche Autofahrer

Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Wer zum ersten Mal mit dem Auto nach England fährt, muss sich an die vielen Kreisverkehre gewöhnen, die in umgekehrter Richtung befahren werden wie wir es aus Deutschland kennen. Kommt der unerfahrene Autofahrer nach Swindon in Wiltshire ist es sehr gut möglich, dass er mit dem Magic Roundabout konfrontiert wird, und er einen Schrecken bekommt, wenn er das Ankündigungsschild sieht. Dieser riesige Roundabout besteht nämlich aus einem großen Kreisverkehr in der Mitte, um den sich fünf weitere, kleinere Kreisverkehre schmiegen. Wer also beispielsweise von der A4312 aus Oxford kommt und auf die A4289 in Richtung Cirencester fahren will, der muss mehrere dieser ineinander verschachtelten Kreisverkehre bewältigen. Der Clou: Die kleinen, äußeren Kreisverkehre werden wie üblich im Uhrzeigersinn befahren, der große, innere jedoch gegen den Uhrzeigersinn. Na, macht das nicht Lust, mal nach Swindon zu fahren?

Der Verkehrsplaner Frank Blackmore (1916-2008) war für diese eigentlich County Islands Roundabout genannte Verkehrsverteilungsanlage verantwortlich, die 1972 in Betrieb genommen worden ist und den vorherigen Drove Roundabout ablöste, auf dem sich viele Unfälle ereignet hatten. Anfangs waren Polizisten an jedem der Mini-Kreisverkehre aufgestellt, um gegebenenfalls Autofahrern zu assistieren. Aber die meisten gewöhnten sich schnell an den Magic Roundabout und es haben sich über die Jahre hinweg erstaunlich wenig Verkehrsunfälle ereignet.

Kreisverkehrfans aus England kommen sogar gezielt nach Swindon, nur um den Magic Roundabout so richtig zu genießen und ihn immer wieder zu befahren.

In mehreren Umfragen, die vorgenommen worden sind, schneidet der MR ziemlich schlecht ab, so wurde er einmal als „the worst roundabout in the UK“ bezeichnet, einmal als „one of the world’s worst junctions„, und er ist ein fester Bestandteil der „10 Scariest Junctions in the United Kingdom„.

Da ich Kreisverkehre für die Verkehrslenkung sehr gut finde, habe ich in meinem Blog schon einige besondere Exemplare in England vorgestellt. Den Magic Roundabout in Swindon habe ich erst einmal befahren, und ich fand ihn gar nicht so schlimm. Dieser Film zeigt wie es geht.

Photo © Alby (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 22. Juni 2022 at 02:00  Comments (4)  

Die Caen Hill Locks bei Devizes in Wiltshire – Schleusen-Fans bekommen hier leuchtende Augen

This work is released into the public domain.

Als wir einmal mit einem Hausboot den River Avon von Evesham nach Stratford befuhren, hatten wir es mit über einem halben Dutzend Schleusen zu tun, was das Vorwärtskommen immer wieder „entschleunigte“. Wer aber einmal den Kennett & Avon-Kanal bei Devizes in Wiltshire entlangfahren möchte, der kann sich auf 29 Schleusen freuen, die alle ganz dicht hintereinander gebaut wurden, damit man mit seinem Boot den Caen Hill hinauf- bzw. hinunterschippern kann. Auf diese Weise werden 72 Höhenmeter auf rund 3 Kilometern überwunden.

5 bis 6 Stunden sollte man etwa rechnen, bis man die Schleusentreppe bewältigt hat. Man kann sich vorstellen, dass große Wassermengen benötigt werden, um das Schleusensystem in Betrieb zu halten und so wurde eine große Pumpe installiert, die in der Lage ist, täglich 32 Millionen Liter Wasser zurück auf den Caen Hill zu transportieren.
Bis zum Jahr 1948 wurden die Schleusen auch kommerziell genutzt; danach sind überwiegend „pleasure boats“ auf dem Kanal unterwegs.
Ich hätte zwar keine Lust, die Caen Hill Locks zu befahren, aber ich finde, sie sind ein sehr schöner Anblick.

Hier ist ein Film über die Schleusen.

Photo: hans s.
Creative Commons 2.0
Published in: on 10. April 2022 at 02:00  Comments (6)  

Die Mam Tor Road – Eine Straße im Peak District, die die Natur nicht haben wollte

Photo © Andrew Hill (cc-by-sa/2.0)

Der Mam Tor ist ein 517 Meter hoher Berg im Peak District, nahe des Dorfes Castleton in Derbyshire, der auch als Shivering Mountain bezeichnet wird, weil er berühmt-berüchtigt für seine Erdrutsche ist. Ob es da eine gute Idee war, eine Teilstrecke der Hauptverbindung zwischen den Städten Sheffield und Chapel-en-le Frith direkt an den Mam Tor zu bauen? Ich glaube nicht, denn der Berg wehrte sich immer wieder gegen die für ihn lästige Straße.

Die A625 wurde bereits 1819 angelegt, und um den steilen Winnats Pass zu umgehen, baute man die Mam Tor Road, und damit begann der ständige Kampf zwischen Mensch und Natur. Der Mam Tor „schüttelte“ sich immer wieder und machte seinem Namen Shivering Mountain alle Ehre; er löste Erdrutsche aus, die Teile der Straße verschütteten. Also musste sie wieder neu gemacht werden; das war so in den Jahren 1912, 1933, 1946, 1952, 1966 und 1974. Schließlich hatte die zuständige Straßenbaubehörde die Nase voll und schloss die Straße für den Autoverkehr 1979 (Natur:1, Mensch:0); dafür wurde die Streckenführung wieder durch den Winnats Pass gelegt.

Die Mam Tor Road mit ihrem zerborstenen Asphaltpflaster wird heute gern von Mountainbikern und Wanderern genutzt. Dieser Film zeigt die aufgegeben Straße.

Photo © Chris Morgan (cc-by-sa/2.0)
Der Winnats Pass.
Photo © Neil Theasby (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 8. April 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der DNA Path bei Great Shelford in Cambridgeshire

Photo © Keith Edkins (cc-by-sa/2.0)

Cambridge spielte bei der Entdeckung der DNA eine entscheidende Rolle, und der Pub The Eagle auch, denn hier verkündeten James Watson und Francis Crick vom nahe gelegenen Cavendish Laboratory am 28. Februar 1953, dass sie herausgefunden haben wie die DNA genetische Informationen transportiert (eine blaue Plakette am Pub weist darauf hin).

Vor den Toren von Cambridge, vom Addenbrooks Hospital bis zum Dorf Great Shelford, im Süden der Stadt, gibt es einen Radfahrweg, der DNA Path heißt und den Forschungsgegenstand von Watson und Crick aufnimmt. Auf einer Länge von einer Meile sind hier auf der Fahrbahn 10 257 farbige Streifen aufgetragen (die vier Farben stehen für die Nukleinbasen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin), die das BRCA2-Gen repräsentieren, Abkürzung von Breast Cancer 2, das Brustkrebsgen 2. Entdeckt haben das Gen im Jahr 1995 die beiden Professoren Michael Stratton und Richard Wooster vom Sanger Institute, das ein Stückchen weiter südlich von Great Shelford liegt. Der Gründer des Instituts, Nobelpreisträger Sir John Sulston, ließ es sich nicht nehmen, den DNA Path im Jahr 2005 zu eröffnen. Am Beginn des Radweges steht die Skulptur einer Doppel-Helix in 750millionenfacher Vergrößerung.

Der DNA Path repräsentiert zusätzlich die 10 000ste Meile des NCN, des National Cycle Networks, das ganz Großbritannien mit Radwegen umspannt. Dieser Film zeigt eine Fahrt entlang dieses ganz besonderen Radweges in Cambridgeshire.

Die Doppel-Helix-Skulptur am Beginn des DNA Paths.
Photo: tz1_1zt.
Creative Commons 2.0
Die blaue Plakette am Pub The Eagle in Cambridge.
Photo © Peter Trimming (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 10. März 2022 at 02:00  Comments (1)  

The Butley Ferry – Europas kleinste Fähre in Suffolk

Photo © David Kemp (cc-by-sa/2.0)

Die Königin kam zwar nicht persönlich im November letzten Jahres nach Suffolk, beauftragte aber den Lord Lieutenant Clare, Countess of Euston damit, den Queens Award for Volunteering an die ehrenamtlichen Betreiber der Butley Ferry zu überreichen. Die Zeremonie fand im Plough and Sail Pub in Snape statt. 15 Männer und Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Personen mit der kleinsten Fähre Europas über den Butley River zu befördern. Der kleine Fluss mündet später in den River Ore, der sich wiederum in die Nordsee ergießt.

Die Butley Ferry existiert schon seit dem 14. Jahrhundert und dürfte damit eine der ältesten Fährverbindungen Großbritanniens sein. Es ist eine reine Personenfähre, die allerdings auch Fahrräder auf ihrer kurzen Überfahrt mitnimmt. Das Ruderboot besitzt keinen zusätzlichen Motor, wird also nur mit Muskelkraft betrieben. Zwischen Ostern und Oktober verkehrt die Fähre, jeweils am Wochenende und an den Bank Holidays. £2 kostet die Überfahrt, Kinder zahlen £1.50 und Hunde haben das Vergnügen, kostenlos mitgenommen zu werden. Über 1000 Personen nutzen die Butley Ferry pro Saison, es handelt sich dabei um viele „rambler“, die den Stour & Orwell Walk und den Suffolk Coast Path von Harwich nach Walberswick entlang wandern.
Dort, in Walberswick, gibt es ebenfalls eine rowing boat ferry“, die den River Blyth überquert und sogar noch älter sein soll. Auch hier dürfen Hunde kostenlos übersetzen, was die Vierbeiner sicher sehr freut (ich bin nicht sicher, ob das auch für Irische Wolfshunde und Neufundländer gilt, die durch ihre Größe das ganze Boot ausfüllen würden).

Dieser Film zeigt eine Überfahrt mit der voll beladenen Fähre.

Photo © Keith Evans (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 22. Februar 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Purton Hulks – Großbritanniens größter Schiffsfriedhof in Gloucestershire

Photo © Chris Allen (cc-by-sa/2.0)

Auf dem Cotswold Airport bei Kemble in Gloucestershire beenden ausgediente Verkehrsflugzeuge ihr Leben, wo sie fachgerecht geschlachtet und ausgeweidet werden (siehe dazu meinen Blogeintrag).

In derselben Grafschaft findet man bei Purton am River Severn etwas Ähnliches, nämlich Großbritanniens größten Schiffsfriedhof, The Purton Hulks. Nur wurden die hier abgelegten Schiffe nicht ausgeweidet, sondern sie dienten nach ihrem „Arbeitsleben“ noch einem bestimmten Zweck, sie sollten nämlich das Ufer des Flusses stabilisieren. Etwa 50 Meter neben dem River Severn verläuft hier der Gloucester and Sharpness Canal, und da besteht die Gefahr, dass das Stück Land dazwischen durchbrechen könnte, was schon einmal passiert ist. Also kam der Chefingenieur der Kanalgesellschaft A.J. Cullis Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Idee, ausgediente Schiffe aus ganz Großbritannien hier nach Purton zu bringen und sie ans Flussufer zu schleppen. Im Laufe der Zeit füllten sich die Boote mit Wasser und Schlick und bildeten so eine kompakte Masse zur Stabilisierung des Ufers. Das letzte Schiff wurde 1965 hier nach Purton gebracht.

Die 86 Schiffe sind nach dieser langen Zeit weitestgehend verrottet und geben ein bizarres Bild ab. Viele von ihnen fielen zusätzlich noch dem Vandalismus zum Opfer, wurden mit Graffiti beschmiert und angezündet. Eine Säule an den Purton Hulks verzeichnet die Namen der dahin siechenden Schiffe, die früher einmal Edith, Harriett oder Mary Ann hießen. Sie haben auch jeweils eigene „Grabsteine“ in Form von Tafeln mit Informationen über ihren Lebenslauf.

Dieser sehr interessante und stimmungsvolle Film zeigt die Purton Hulks.

Photo © Brian Robert Marshall (cc-by-sa/2.0)
Photo © John Winder (cc-by-sa/2.0)
Photo © Brian Robert Marshall (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 16. Februar 2022 at 02:00  Comments (5)  

The Cambridgeshire Guided Busway – Eine Spurbuslinie im öffentlichen Nahverkehr der Universitätsstadt Cambridge

Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Wir bleiben heute noch einmal in Cambridge beziehungsweise in Cambridgeshire, und ich möchte eine alternative Form des öffentlichen Nahverkehrs vorstellen, die die Stadt mit ihren Nachbarkommunen Huntingdon und St Ives verbindet: The Cambridgeshire Guided Busway. Dabei handelt es sich um ein spurgeführtes Bussystem und zwar das mit 25 Kilometern Länge das längste seiner Art weltweit.

Wer von einem Spurbus noch nichts gehört hat: Es ist ein Mittelding zwischen dem normalen Omnibus und einer Straßenbahn, nur dass das Gefährt sich nicht auf Schienen bewegt, sondern zwischen „Leitplanken“ aus Beton. Der Fahrer lenkt nicht mehr selbst, das wird von einer Art Lenkrollen an den Rädern übernommen, er muss nur beschleunigen und bremsen. Auf der Strecke gibt es auch Straßenabschnitte, die keine dieser Leitplanken haben, dort übernimmt der Fahrer das Steuer wieder. Der Vorteil dieser Lösung im öffentlichen Nahverkehr ist, dass es zu keinerlei Staus in Spitzenzeiten kommen kann, da nur diese Busse die Fahrbahn benutzen dürfen.

Am 7. August 2011 wurde der Cambridge Guided Busway in Betrieb genommen, allerdings zu immensen Kosten, £181 Millionen, das war weit mehr als ursprünglich veranschlagt. Kein Wunder, dass die Konstruktion nicht bei allen Gefallen fand.

Betrieben wird die Strecke von den Busgesellschaften Stagecoach und Whippet. Hin und wieder versuchen auch PKWs und LKWs die Strecke zu benutzen, in der Regel unabsichtlich; vielleicht kann man die Schuld daran Navigationsgeräten in die Schuhe schieben. Drei Todesfälle gab es bisher auch schon zu beklagen, die aber auf Leichtsinn und Unachtsamkeit von Fußgängern und Radfahrern zurückzuführen waren. Einige wenige Male sind Busse auch „entgleist“, was an überhöhter Geschwindigkeit und an Fehleinschätzungen der Fahrer lag.

In diesem Film kann man sich eine Fahrt mit einem Spurbus in Cambridgeshire einmal ansehen.

Photo © Marathon (cc-by-sa/2.0)
Photo © ad acta (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 11. Februar 2022 at 02:00  Comments (1)  

The Mallard – Eine Lokomotive, die seit dem 3. Juli 1938 noch immer den Geschwindigkeitsrekord für Dampfloks hält

Photo © Christine Matthews (cc-by-sa/2.0)

Im National Railway Museum in York (North Yorkshire), ein Museum, das jeden Eisenbahnfan begeistern wird, steht The Mallard, eine dampfgetriebene Lokomotive, die 1938 gebaut worden ist und noch immer den Geschwindigkeitsrekord hält, den sie am 3. Juli 1938 mit 203 km/h aufgestellt hat. Keine andere Dampflok war seitdem schneller. Liner Class A4 4468 war die exakte Typenbezeichnung und von der A4-Klasse sind außer The Mallard bis heute nur noch fünf weitere Exemplare erhalten geblieben.

Sir Herbert Nigel Gresley (1876-1941) war der Konstrukteur der Baureihe; eine Statue von ihm erinnert auf dem Londoner Bahnhof King’s Cross an in, die 2016 dort aufgestellt wurde und die sogenannte „duck controversy“ hervorrief, denn die Bildhauerin Hazel Reeves wollte ursprünglich eine kleine Ente hinzufügen, die auf Gresleys Hobby, das Züchten von Wasservögeln (daher auch der Name der Lok Mallard = Stockente), hindeuten sollte , doch die Enkel des Konstrukteurs erhoben dagegen Einspruch, weil sie das unpassend fanden.

Zurück zum Geschwindigkeitsrekord. Der Ort des Geschehens lag in der Grafschaft Lincolnshire, an einem Streckenabschnitt namens Stone Bank in der Nähe von Grantham.  Joe Duddington war der Lokführer, dem es gemeinsam mit Thomas Bray, verantwortlich für das Befeuern der Lok, gelang, den bisher bestehenden Rekord von 183 km/h zu überbieten.

Im September 2013 machte The Mallard noch einmal eine Reise dorthin, wo sie den Rekord aufgestellt hatte, nach Grantham zum Festival of Speed, wo sie im Mittelpunkt des Interesses stand. Stolz trägt die Lokomotive eine Plakette, die darauf hinweist, dass sie die schnellste aller Zeiten war und noch immer ist. Entlang der Bahnlinie bei Stoke Bank ist ein Hinweisschild aufgestellt worden, das daran erinnert.

Im Morton Park Industrial Estate in Darlington (County Durham) ist eine Replika des Mallard aus 185 000 Ziegelsteinen gebaut worden, über die ich in meinem Blog einmal berichtet habe.

Die Band Big Big Train hat The Mallard in ihrem Song „East Coast Racer“ ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Hier ist ein Film über die berühmte Lok.

Das Buch zum Artikel:
Don Hale: Mallard – How the „Blue Streak“ Broke the World Speed Record. Aurum Press 2008. 192 Seiten. ISBN  ‎ 978-1781313916.

Die Plakette an der Lok.
Photo © Christine Matthews (cc-by-sa/2.0)
Hier fand der Geschwindigkeitsrekord statt, in der Nähe von Grantham in Lincolnshire.
Photo © Nigel Thompson (cc-by-sa/2.0)
Der Konstrukteur, Sir Nigel Gresley am Bahnhof King’s Cross in London (ohne Ente).
Photo © Stephen Craven (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 3. Januar 2022 at 02:00  Comments (1)  

Pierre Vivants Traffic Light Tree am Trafalgar Way im Londoner Stadtteil Poplar

Author: Loco Steve.
Creative Commons 2.0

Es gab einen ziemlich großen Aufschrei als man im Dezember 2011 den Westferry Traffic Light Tree auf der Isle of Dogs im Londoner Canary Wharf-Bezirk von seinem Standort entfernte. Der französische Bildhauer Pierre Vivant hatte das acht Meter hohe und aus 75 blinkenden, computergesteuerten Verkehrsampeln bestehende Kunstwerk von 1995 bis 1998 geschaffen und es wurde mitten auf einem Kreisverkehr aufgestellt, wo es den Verkehr nicht regeln sollte.

Im Zuge der Umgestaltung des Kreisverkehrs wurde der Traffic Light Tree dort weggenommen und zwischengelagert.
Es gab auch Stimmen, die die Entfernung des dauerblinkenden Ampelgestrüpps begrüßten. Immer wieder hatte es ortsfremde Autofahrer gegeben, die davon irritiert waren und nicht wussten, ob nun die Kreisverkehrsregelung hier galt oder eine der auf Rot, Gelb oder Grün stehenden Ampeln.

Die Versicherungsgesellschaft Saga führte im Jahr 2005 eine Umfrage nach den besten und den schlechtesten Kreisverkehren Großbritanniens durch und Sieger in der Kategorie bester beziehungsweise schönster Kreisverkehr wurde unser Roundabout mit dem Ampelbaum (Platz 2 erreichte erstaunlicherweise  „The Plough“ in Hemel Hampstead, den ich in meinem Blog schon vorgestellt habe).

The Sculpture imitates the natural landscape of the adjacent London Plane Trees, while the changing pattern of the lights reveals and reflect the never ending rhythm of the surrounding domestic, financial and commercial activities„, so beschreibt Pierre Vivant sein Kunstwerk, das dort aufgestellt worden war, wo bis dahin eine vor sich hin kümmernde Platane stand, die wohl die Autoabgase nicht mehr verkraften konnte.

Für den zwischengelagerten Traffic Light Tree wurde ein neues Zuhause gefunden und zwar nicht weit weg von der vorigen Stelle. Am 20. Januar 2014 wurde das Kunstwerk feierlich dem Verkehr übergeben auf, einem Roundabout am Trafalgar Way, ganz in der Nähe des Billingsgate Markets. Hier ist der Verkehrsampelbaum in voller Aktion zu sehen.

Pierre Vivant, der Schöpfer des Ampelbaums, wurde 1952 geboren und arbeitet sowohl in Paris als auch in Oxford.

Der Ampelbaum an seiner ursprünglichen Stelle.

Photo © Wendy North (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 16. November 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Die Cat&Fiddle Road (A537) – Eine der gefährlichsten Straßen Englands

Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)

Nach einem Bericht der Road Safety Foundation, der allerdings schon einige Jahre zurückliegt und der die unfallträchtigsten Straßen Großbritannien ermittelt hat, gehört der Spitzenplatz der A537, die von Macclesfield in Cheshire nach Buxton in Derbyshire  mitten durch den Peak District führt. Die von den Einheimischen „Cat & Fiddle Road“ genannte Straße (nach dem gleichnamigen Pub an der Strecke), ist landschaftlich sehr schön und sollte eigentlich zu einem eher gemächlichen Fahrstil verleiten, aber leider ist das Gegenteil der Fall. Die Mischung aus Schwerlastverkehr, von Touristen gelenkten Fahrzeugen und rücksichtslos überholenden, viel zu schnellen Motorrädern führt zu der hohen Unfallrate auf dieser Straße.

Die meisten tödlichen Unfälle bzw. Unfälle mit Schwerverletzten ereignen sich an Sommerwochenden, tagsüber und bei trockenen Straßenverhältnissen. Sicher, die A537 ist sehr kurvenreich, zeitweise geht es auch steil abwärts, und begrenzt ist die Straße häufig durch Steinmauern oder nacktes Felsgestein, aber durch ein defensiveres Fahrverhalten hätten sich die meisten Unfälle sicher vermeiden lassen.

Ich habe selbst in England häufig riskante Überholmanöver von Motorradfahrern miterlebt, die sich nicht im geringsten um die zulässige  Höchstgeschwindigkeit gekümmert haben. So sind auch auf der A537 der mit Abstand größte Teil der Todesopfer männliche Motorradfahrer mit dem Durchschnittsalter von 35 Jahren, die nicht aus der Region kommen und mit der Straße nicht vertraut sind.

Die gefährlichsten Straßen Großbritanniens liegen fast alle im Norden im Bereich Derbyshire, Yorkshire, Lancashire. Hier sind die Top Ten der Straßen mit den meisten Unfällen:

A537 Macclesfield to Buxton – Cheshire/Derbyshire
A5012 Pikehall to Matlock – Derbyshire
A621 Baslow to Totley – Derbyshire/South Yorkshire
A625 Calver to Sheffield – South Yorkshire
A54 Congleton to Buxton – Derbyshire
A581 Rufford to Chorley – Lancashire
A5004 Whaley Bridge to Buxton – Derbyshire
A675 Blackburn to Preston – Lancashire
A61 Barnsley to Wakefield – South/West Yorkshire
A285 Chichester to Petworth – West Sussex

Hier ist ein Film über eine Fahrt auf der A 537.

Photo © Gary Rogers (cc-by-sa/2.0)
Photo © Dave Dunford (cc-by-sa/2.0)
The Cat and Fiddle Inn.
Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 1. November 2021 at 02:00  Comments (4)  

The English Motorway System in Bild und Ton.

Ist das Fahrverhalten der Engländer auf ihren Motorways eigentlich ein anderes als das der Deutschen auf unseren Autobahnen? Nach meinen Erfahrungen, nur ein wenig. 70 Meilen ist die Höchstgeschwindigkeit, die aber oft überschritten wird, trotz ständiger Hinweise auf Radarüberwachung, zum Beispiel auf der M25. Ich ziehe das Fahren auf ruhigeren Straßen auf jeden Fall vor, doch manchmal ist man gezwungen bei längeren Strecken die Motorways zu nehmen, weil man auf anderen Straßen nur recht langsam vorwärts kommt.

Ich habe heute einmal einige Musikstücke zusammen gestellt, die sich mit dem English Motorway System beschäftigen. Zur Einstimmung empfiehlt sich obiger Film, der eine Fahrt auf der M25 zeigt.

Die Londoner Indie-Band Black Box Recorder hat einen Song aufgenommen, der „The English Motorway System“ heißt, sehr gefühlvoll von Sängerin Sarah Nixey interpretiert („The English motorway system is beautiful and strange“).

Die Kinks habe 1972 einen Song auf ihrem Album „Everybody’s in Show-Biz“ veröffentlicht, der den Titel trägt „Motorway“ trägt, in dem sie sich überwiegend mit dem schlechten Essen auf den Raststätten und dem desolaten Zustand der Toiletten beschäftigen.

The Doves aus Manchester nennen einen ihrer Songs „M62 Song“ weil sie ihn aufnahmen, als sie gerade unter einer Überführung dieser Autobahn fuhren, die von Liverpool nach Hull führt.

Die M6 ist mit 370 Kilometern die längste Autobahn Großbritanniens; sie führt von den Midlands bis zur schottischen Grenze. Die Band mit dem merkwürdigen Namen Half Man Half Biscuit haben sich dieses Motorways in ihrem Song „M-6-ster“ angenommen und erzählen darin, welche Speditionslaster sie dort treffen (Christian Salvesen, Curries of Dumfries, Norbert Dentressangle).

2-4-6-8 Motorway“ heißt dieser zum Mitgröhlen animierende Song der Tom Robinson Band aus London („Me and my radio truckin‘ on thru the night“).

Ein Problem haben The Long Blondes, sie sind „Separated by Motorways“ („Separated by motorways The A14 and the A1 (so long) Separated by motorways Two lonely girls go on the run“), dieses Drama muss sich an Junction 21 abgespielt haben, dem Brampton Hut Interchange bei Huntingdon in Cambridgeshire, wo sich A1 und A14 kreuzen.

Sogenannte Radioballaden komponierte Ewan McColl anlässlich des Baus der Autobahn M1 in „Song of a Road„.

Published in: on 26. Oktober 2021 at 02:00  Comments (2)  

Let’s talk about cattlegrids

Cattle grid in Lancashire.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Ein „cattlegrid“ ist, um die deutschsprachige Wikipedia zu zitieren, „eine bodengleich angeordnete Viehsperre, die von Fahrzeugen ohne Halt passiert werden kann, für Weidetiere wie Rinder oder Schafe, aber auch Großwild, jedoch ein schwer zu überwindendes Hindernis darstellt, da die Tiere darauf keinen festen Tritt finden„.

Diese sogenannten Viehsperren findet man in vielen Ländern der Welt, in England vor allem in den Landesteilen, wo Schafe auf den Wiesen und Feldern grasen, beispielsweise in Devon und Yorkshire. Jeder, der mit seinem Auto schon einmal darüber gefahren ist, kennt das ratternde Geräusch, das diese Gitter verursachen.

Paarhufer scheuen vor den cattlegrids zurück und bleiben dort, wo sie sein sollen. Allerdings gibt es auch besonders schlaue Tiere, die Anlauf nehmen und darüber hinweg springen oder sich einfach selbst einen Weg daran entlang suchen wie dieser Elch.

Cattlegrids können aber auch für Menschen gefährlich werden, die mit Geräten darüber hinweg fahren, die dafür nicht unbedingt gedacht sind, wie Mountain Bikes und Skateboards.

Achtung Reifenschlitzer! Da würde ich lieber nicht drüber fahren wollen.
Photo © Oliver Dixon (cc-by-sa/2.0)
Hier, in Devon, wird es den Schafen leicht gemacht, auszubüxen.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)
Selbst an dieser Autobahnausfahrt der M62 in Greater Manchester findet sich ein cattlegrid.
Photo © Paul Hogg (cc-by-sa/2.0)
Ohne Worte.
Author: minipixel.
Creative Commons 2.0
Published in: on 15. Oktober 2021 at 02:00  Comments (5)  

Der Snake Pass – Eine nicht ganz ungefährliche Straße in Derbyshire

Photo © Peter McDermott (cc-by-sa/2.0)

Der Snake Pass ist ein etwas höher gelegener Teil der A 57 im Peak District, die von Sheffield nach Manchester führt. Genau genommen ist es die Straße zwischen Glossop und dem Ladybower Reservoir.  Dieses Teilstück windet sich zwar in einigen Teilen wie eine Schlange, doch der Name kommt von dem Snake Pass Inn, der an der Straße liegt. Der Pub hieß früher nur Snake Inn und trug das Wappen der Herzöge von Devonshire. Teil des Wappens ist eine sich auf einem Helm windende Schlange. Leider wurde auch dieser Pub vor einigen Jahren geschlossen

Bereits 1820 wurde die Straße als direkte Verbindung zwischen den beiden Großstädten gebaut, verlor aber im 20. Jahrhundert an Bedeutung, weil eine weiter nördlich gelegene Straße gebaut wurde, die nicht so hoch gelegen ist und im Winter nicht so leicht durch Schneeverwehungen gesperrt werden muss. Der Snake Pass ist manchmal bis zu 70 Tagen im Jahr auf Grund schlechter Wetterverhältnisse gesperrt.

Der Snake Pass ist nicht so ganz einfach zu befahren, und er hat eine hohe Unfallquote. Zwischen 2017 und 2019 ereigneten sich auf der Straße 28 schwere beziehungsweise tödliche Unfälle. Trotzdem ist sie in Autofahrer- und Motorradfahrerkreisen sehr beliebt wie dieser Film zeigt.

Photo © Stephen Burton (cc-by-sa/2.0)
Der Snake Pass Inn, leider geschlossen.
Photo © Alex McGregor (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 26. September 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Lindisfarne in Northumberland Teil 1: Die Gefahren des Holy Island Causeways

Photo © James T M Towill (cc-by-sa/2.0)

Das Lindisfarne Castle vor der Küste Northumberlands gehört zu den Attraktion dieser nordöstlichen Grafschaft Englands. Die Burg liegt auf der Holy Island, einer Insel, die durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Mit dem Auto benötigt man etwa zehn Minuten, um die Insel zu erreichen. Es gibt mehrere Übernachtungsmöglichkeiten auf der Insel wie zum Beispiel das Lindisfarne Hotel oder The Crown and Anchor. Doch die meisten Besucher verbringen nur eine gewisse Zeit auf der Holy Island und fahren dann wieder auf das Festland zurück.

Und da kann es Probleme geben, denn der Holy Island Causeway wird zweimal am Tag von den Fluten der Nordsee überspült und dann ist es nicht mehr möglich, die befestigte Straße zu befahren. Auf beiden Seiten des Causeways weisen große Schilder auf die Gefahren hin, zusätzlich sind dort Gezeitentabellen angebracht, so dass sich die Autofahrer genau informieren können, ob es sicher ist, die Straße zur Insel oder von der Insel zu befahren.

Und dennoch gibt es immer wieder leichtsinnige Menschen, die die Warnungen in den Wind schlagen und bei steigender Flut beziehungsweise unsicherer Wetterlage losfahren. Starke Seitenwinde können die Gefahrenlage noch erhöhen und Fahrzeuge ins Meer ziehen. Manchmal fahren sich Autos auch fest, wenn sie zu sehr von der asphaltierten Straße abkommen. Wer es nicht mehr schafft und von den Fluten gefangen wird, für den steht eine auf Stelzen stehende „refuge box“ zur Verfügung, von der aus man über die 999 die Küstenwache alarmieren kann. Wer Pech hat, kann sein Auto abschreiben, wenn es vom Wasser überspült wird. Die Rettungsaktionen sind ganz schön teuer; wenn ein Hubschrauber eingesetzt wird, liegen die Bergungskosten bei mehreren tausend Pfund.

Dieser Film zeigt einige riskante Überquerungsversuche und hier ist die haarsträubende Fahrt eines Taxis zu sehen, das es gerade noch zur „refuge box“ schafft.

Die „refuge box“.
Photo © Nick Mutton (cc-by-sa/2.0)
Die Gezeitentabelle.
Author: malivsey.
Creative Commons 2.0
NO!!!
Author: ahisgett.
Creative Commons 2.0
Und da wollen sie alle hin, zum Lindsifarne Castle.
Photo © Ian Capper (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 8. September 2021 at 02:00  Comments (1)