Mein Buchtipp: Phil Dampier and Ashley Walton: Duke of Hazard – The Wit and Wisdom of Prince Philip

Foto meines Exemplares.

Prince Philip, Duke of Edinburgh, der am 9. April 2021 starb, stand sein Leben lang im Schatten der Queen, hatte sich wohl damit auch abgefunden und erklärt vielleicht auch seinen oftmals sehr schrägen und manchmal auch verletzenden Humor und Sarkasmus. Möglicherweise musste er sich auf diese Weise abreagieren.

Über diesen Humor des Dukes of Edinburgh sind eine ganze Reihe von Büchern geschrieben worden wie „The Wicked Wit of Prince Philip“ von Karen Dolby, „Do You Still Throw Spears At Each Other?: 90 Years of Glorious Gaffes from the Duke“ und „Duke of Hazard – The Wit and Wisdom of Prince Philip“ von Phil Dampier und Ashley Walton. Letzteres möchte ich heute in meinem Blog vorstellen. Das Autorenduo erwähnte ich schon einmal mit meinem Buchtipp What’s in the Queen’s handbag and other Royal secrets. Beide waren über viele Jahre ganz eng am Königshaus dran und berichteten darüber unter anderem in The Sun und im Daily Express. So konnten sie die Sprüche des Dukes, der auch gern der König der Fettnäpfchen genannt wurde, aus nächster Nähe miterleben.

The bottom line is that he doesn’t care what people think about him; he is going to say what he wants anyway and to hell with the consequences„, so steht es in der Einleitung des Buches zu lesen. Ob man das nun gut finden mag oder nicht, sei dahingestellt. Vielleicht nervt er jetzt im Himmel die Engel mit seinen Sprüchen.

Ein paar Beispiele? Bei einem Besuch in der schottischen Stadt Oban fragte er einmal einen Fahrlehrer „Wie schaffen Sie es eigentlich, die Einheimischen lange genug vom Alkohol fern zu halten, damit sie die Fahrprüfung bestehen können?“ Die Antwort des Fahrlehrers ist nicht bekannt.

Bei einer Rede, die Prince Philip in Hannover hielt, redete er Helmut Kohl einmal als Reichskanzler an.

Bei einer Royal Variety Performance trat auch Elton John auf, der drei Songs vortrug, dabei aber mit dem Rücken zur königlichen Loge saß. „I wish he’d turn the microphone to one side“ meinte die Queen, wozu ihr Gemahl sagte: „I wish he’d turn the microphone off!“ Elton John war (und ist es auch noch) ein Nachbar der Royals, auch er wohnt in Windsor, genauer gesagt, in einem Haus namens Woodside in Old Windsor. Aber große Freunde waren er und der Duke wohl eher nicht.

Angesichts der ständig steigenden Weltbevölkerung, machte der Duke den Vorschlag, man solle doch eine Steuer auf Babies erheben.

Phil Dampier und Ashley Walton: Duke of Hazard – The Wit and Wisdom of Prince Philip. Book Guild Publishing Ltd 2006. 93 Seiten. ISBN 978-1846240690.

Der Londoner Thursday Club – Ein exklusiver, elitärer Gentlemen’s Club in den 1950er Jahren

An dieser Stelle befand sich Wheeler & Co, im zweiten Stock traf sich der Thursday Club.
Photo: Roy Katzenberg.
Creative Commons 2.0

In der Londoner Old Compton Street findet man ein französisches Restaurant namens Café Bohème, in dem man unter anderem auch Austern bestellen kann. Früher gab es an dieser Stelle die Firma Wheeler & Co., die sich auf den Verkauf von Austern und Fisch spezialisiert hatte und in dem Gebäude ein Café betrieb. Nach dem Krieg, im Jahr 1947, etablierte sich im zweiten Stock dieses Etablissements der Thursday Club, ein elitärer Club, in dem nur Herren aus den oberen Gesellschaftskreisen Londons Mitglied werden konnten und die sich jeden Donnerstag hier trafen.

Gründer des Clubs war der Society-Fotograf Stirling Henry Nahum, kurz Baron Nahum genannt, der enge Beziehungen zum Königshaus unterhielt, und daher war auch der Gemahl der Königin, Prince Philipp, eingeladen worden, dem Club beizutreten, was dieser nur zu gern annahm, konnte er doch damit für einige Stunden der strengen Etikette des Buckingham Palastes entfliehen. Weitere Mitglieder waren der Onkel des Prinzen, Lord Mountbatten, und sein Cousin, der Marquis of Milford Haven. Nach und nach stießen die Schauspieler David Niven und Peter Ustinov hinzu und mehrere einflussreiche Herausgeber von Tageszeitungen. Alles in allem hatte der Thursday Club um die fünfzig Mitglieder, zu denen sich auch hin und wieder zwielichtige Charaktere gesellten wie die beiden Kray-Brüder, die eine Zeit lang die Unterwelt der Stadt beherrschten, der in die Profumo-Affäre verwickelte Arzt Dr Stephen Ward und der später als sowjetischer Spion enttarnte Kim Philby.

Was ereignete sich nun bei den Donnerstags-Treffen in der Old Compton Street? Erst einmal wurde kräftig getafelt und noch kräftiger dem Alkohol zugesprochen. Was fehlte jetzt noch? Richtig, weibliche Begleitung für die Herren. Das soll anschließend geschehen sein, wenn sich die Clubmitglieder in die Privatwohnungen des einen oder anderen zurückzogen, wo weiterhin der Alkohol in Strömen floss und die eingeladenen, attraktiven „Showgirls“ sich den stark angeheiterten Gentlemen annahmen…
Wen wundert es, wenn sich die Herren nach Beendigung der Parties sich schon wieder auf den nächsten Donnerstag freuten?

Der Thursday Club wurde schließlich eingestellt nachdem immer mehr Mitglieder verstarben, und der Eigentümer von Wheeler’s, Bernard Walsh, der die Räumlichkeiten in der Old Compton Street zur Verfügung gestellt hatte, ebenfalls das Zeitliche segnete.

Wheeler’s Oyster Bar in der Küstenstadt Whitstable in Kent, die mit dem Londoner Restaurant zusammenhing, existiert noch heute.

The Royal Harbour of Ramsgate in Kent – Der einzige königliche Hafen Großbritanniens

Photo © Alan Murray-Rust (cc-by-sa/2.0)

Ich besuchte Ramsgate in Kent und seinen Hafen einmal an einem sonnigen Sonntagvormittag, und der Royal Harbour hatte bei dieser Beleuchtung schon etwas Mediterranes an sich. Es gibt nur einen Hafen im Königreich, der sich mit dem Zusatz „Royal“ schmücken darf, und das ist der von Ramsgate. George IV. hatte das zu verantworten, der König, der 1821 den Thron bestiegen hatte. Im September des Jahres plante der König einen Abstecher nach Hannover zu machen und wollte diese Reise von Ramsgate aus antreten. Die Bürger der Stadt waren stolz darauf und bereiteten George IV. einen grandiosen Empfang. Die Hauptstraßen waren geschmückt, Fahnen hingen überall und viele Fenster waren mit Lorbeerzweigen dekoriert. Abends gab es ein großes Bankett, und am nächsten Morgen fuhr der König in einer offenen Kutsche zum Hafen. Bevor er in seiner königlichen Yacht „The Royal Sovereign“ davonfuhr, bedankte er sich ausdrücklich für den Empfang, den er in Ramsgate erhalten hatte und versprach, bald wiederzukommen.

Ein Jahr später, 1822, bedankte sich der König noch einmal, indem er den Hafen zum Royal Harbour of Ramsgate ernannte, eine Ehre, den nie zuvor ein anderer Hafen erfahren hatte und was auch später nie wieder geschehen sollte. Die Stadtoberen von Ramsgate stellten in Erinnerung an den königlichen Besuch einen Obelisken auf. Am 19. Juli 1823 wurde der hundert Tonnen schwere und 18 Meter hohe Obelisk von Lord Liverpool, dem damaligen Lord Warden of the Cinque Ports, eingeweiht. Etwas despektierlich nannte man das Kunstwerk „Der königliche Zahnstocher“. Zu finden ist er vor dem Royal Victoria Pavilion am Beginn der East Pier.

Hier ist ein Film über die Feierlichkeiten anlässlich des 200. Jahrestages der Ernennung des Hafens von Ramsgate zum Royal Harbour.

Der Obelisk am Hafen von Ramsgate.
Photo © Alan Murray-Rust (cc-by-sa/2.0)

Das Bosworth Battlefield bei Market Bosworth in Leicestershire – Hier kam König Richard III. ums Leben

Eigenes Foto.
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Am 22. August 1485 stießen in der Nähe der kleinen Stadt Market Bosworth in Leicestershire die Heere von König Richard III. und Heinrich Tudor, Earl of Richmond, dem späteren König Heinrich VII. von England, aufeinander. Der Kampf endete mit dem Tod Richards III., der somit der letzte englische König ist, der in einer Schlacht fiel.

Wie ich schon in einem früheren Blogeintrag schrieb, ist meine Frau Mitglied der englischen Richard III Society; und so war ein Besuch des Schlachtfeldes unumgänglich. Fast alle früheren Schlachtfelder bestehen heute aus Wiesen und Feldern, einige sind bebaut worden und ab und zu findet man ein kleines Denkmal, das auf die historischen Ereignisse an dieser Stelle hinweist.

Nicht so beim Bosworth Battlefield! Hier findet man das Bosworth Battlefield Heritage Centre and Country Park. Hier kann man unter anderem Hochzeiten und Kinderpartys feiern, im Tithe Barn Café essen, und natürlich darf der unvermeidliche „Gift Shop“ auch nicht fehlen.

Um sich ein Bild von der Schlacht machen zu können, gibt es den Battlefield Trail, ein Fußweg, der 2,5 Km durch das Gebiet führt, in dem vor mehr als 500 Jahren viele Menschen den Tod fanden. Wir sind den Trail auch gegangen; er ist sehr interessant aufbereitet mit zahlreichen Hinweisen auf die Schlachtformationen. Auch der Ort an dem Richard III. umgekommen sein soll, ist markiert.
Eine umfangreiche Ausstellung mit archäologischen Funden ist im Besucherzentrum zu sehen.
Wer sich für Richard III.,  Heinrich VII und die Rosenkriege interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten.
Mein Souvenir-Tipp: Das ‚Let Battle Commence‘-Ale der Tunnel Brewery in Nuneaton (Warwickshire), ein spezielles Bier, nach mittelalterlichen Rezepten gebraut.

Hier ist ein Film über die Schlacht von Bosworth.

Bosworth Battlefield Heritage Centre and Country Park
Sutton Cheney
Nr. Market Bosworth
Nuneaton
Leicestershire
CV13 0AD

Eigenes Foto.
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Eigenes Foto.
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Published in: on 12. März 2022 at 02:00  Comments (3)  

Mein Buchtipp – Nigel Cawthorne: Prince Andrew – Epstein and the Palace

Foto meines Exemplares

Vorgestern war es als Eilmeldung zu lesen: Prince Andrew hat sich außergerichtlich mit seiner Klägerin Virginia Giuffre geeinigt. Geht damit ein Missbrauchsskandal zu Ende, der das britische Königshaus erschüttert hat? War das letztendlich ein Schuldeingeständnis des Prinzen?

Der renommierte Journalist und Kenner der Royal Family, Nigel Cawthorne, geht in seinem Buch „Prince Andrew – Epstein and the Palace“ den Verwicklungen des Prinzen in dem Missbrauchsskandal rund um den US-amerikanischen Milliardär Jeffrey Epstein und dessen Freundin Ghislaine Maxwell nach. Die beiden sollen unzählige minderjährige Mädchen über einen längeren Zeitlauf hinweg in die Villen Epsteins gelockt und sie dort missbraucht und an deren Freunde weitergereicht haben. Diese Freunde sollen den höchsten gesellschaftlichen und politischen Kreise angehört haben.

Einen großen Teil des Buches von Nigel Cawthorne nimmt die Biografie Prince Andrews ein, Lieblingskind seiner Eltern, Einsatz im Falklandkrieg, sein ausgeprägter Hang zu hübschen jungen Frauen („Randy Andy“), seine Heirat mit Sarah Ferguson und sein tiefer Fall zum „Prince Pariah“.

Das katastrophale Interview mit Emily Maitlis auf BBC Newsnight (hier noch einmal zu sehen) brach dem Prinzen das Genick. Nicht nur, dass sich daraufhin die Medien gegen ihn stellten, auch die eigene Familie wandte sich von ihm ab, sie hielt Andrews Aussagen wohl auch nicht für glaubhaft.

Wie wird es jetzt weitergehen? Ist nach der außergerichtlichen Einigung mit Virginia Giuffre alles wieder in Ordnung? Ich glaube, eher nicht.

Nigel Cawthorne: Prince Andrew – Epstein and the Palace. Gibson Square 2020. 303 Seiten. ISBN 978-1-78334-176-4.

Straßenkunst in Leicester zu Ehren von König Richard III.

Es gibt keine andere Stadt in England, die sich so sehr König Richard III. verschrieben hat wie Leicester in der Grafschaft Leicestershire (siehe dazu auch einen meiner früheren Blogeinträge). Nachdem man seine Gebeine unter einem Parkplatz gefunden und eine großartige Trauerfeier in der Kathedrale für ihn abgehalten hat, nahm diese enge Verbindung noch zu und lockt Besucher aus der ganzen Welt an, die Richards Grabmal in der Leicester Cathedral sehen wollen.

In Leicester gibt es auch eine Richard III. Road, die einzige dieses Namens in ganz Großbritannien, die am River Soar entlang führt. An dieser 300 Meter langen Straße finden wir seit kurzem zwei Street Art-Kunstwerke, die eng mit dem König verbunden sind, der am 22. August 1485 in der Schlacht von Bosworth, einer der Hauptschlachten der Rosenkriege, vor den Toren Leicesters zu Tode kam. Der vor allem für seine Heckenschnittkunst bekannte Steve Manning hat aus tausend Weidenruten ein Kunstwerk geschaffen, das eine Hand zeigt, die eine Krone hält. Die Skulptur steht in einem Behälter, dessen Seiten mit den Initialen „RIII“ und einer goldenen Krone darüber verziert sind. 2019 wurde dieses Kunstwerk aufgestellt. Vorbild ist das Denkmal des Königs vor der Kathedrale, der dort ebenfalls eine Krone in der Hand hält.

Wesentlich auffälliger ist ein in diesem Jahr kreiertes Wandgemälde ein paar Meter weiter an der Richard III. Road, das ein wildes Kampfgetümmel zeigt, in dessen Mittelpunkt der König hoch zu Ross zu sehen ist. Es ist The Battle of Bosworth und da geht es ganz schön zur Sache, Richard in voller Kampfausrüstung mit einer Lanze in der Hand stürmt auf die Gegner zu, selbst sein weißes Pferd scheint mutig den feindlichen Pferden in die Augen zu sehen.

An die Außenwand des Bazaar Marts (Hausnummer 109) hat der einheimische Street Art-Künstler MONO aka Mista Breakfast dieses gewaltige Bild geworfen, ein weiteres Highlight für die Ricardianerinnen und Ricardianer, die die Stadt Leicester besuchen.

Denkmal Richards III. vor der Kathedrale von Leicester.
Photo © Mat Fascione (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 30. September 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Sandringham in Norfolk Teil 2 – The Wolferton Railway Station

Photo © Evelyn Simak (cc-by-sa/2.0)

Als 1862 der Landsitz Sandringham vom englischen Königshaus übernommen wurde und der Prince of Wales dort einzog, musste man sich Gedanken darüber machen, wie denn die Royals und ihre Gäste dort hinkamen. Im selben Jahr, am 3. Oktober nahm die King’s Lynn to Hunstanton-Eisenbahnlinie ihren Betrieb auf, und einer der Bahnhöfe bediente die Einwohner des Dorfes Wolferton. Da kam es den Betreibern der Linie sehr gut zu Pass, dass Sandringham ebenfalls dringend einen Bahnhof in der Nähe des knapp vier Kilometer entfernten Landsitzes benötigte. Es herrschte zeitweise ein reges Treiben auf der Royal Station Wolferton, denn es wurden auf Sandringham häufig Feste gefeiert, und die Gäste reisten aus London und anderen Teilen Englands an.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Bahnhof luxuriöser gestaltet, so enstanden holzvertäfelte Warteräume für die Royals und ihre distinguierten Gäste. Es verkehrten so viele Züge von Hunstanton nach Wolferton dass die Linie, die bisher nur einspurig befahrbar war, doppelspurig ausgebaut wurde.

Ein besonderes Ereignis spielte sich am 3. Juni 1886 ab, als zum 21. Geburtstag des Prinzen, des späteren Georg V., ein Zirkus nach Sandringham eingeladen wurde. Nach der Vorführung kam es auf dem Bahnhof von Wolferton zu einem Problem beim Verladen eines Elefanten. Die Zirkusleute banden den Dickhäuter an einen Laternenmasten, was der gar nicht mochte und den Pfahl einfach ausriss und weitere Schäden verursachte, bis es dann doch gelang, ihn auf einen Eisenbahnwaggon zu lotsen.

Bis 1966 tat der Bahnhof seine Dienste für die Royals, dann war Schluss. Autofahrten von London nach Sandringham erwiesen sich dann doch als schneller und bequemer. Royal Station Wolferton wurde verkauft und kam in Privatbesitz, im königlichen Warteraum entstand ein Museum mit Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit.

Queen Elizabeth II. stattete Wolferton am 29. Januar 2013 einen Besuch ab, als das neue Dorfschild samt einer Bank eingeweiht wurde.

Der derzeitige Besitzer des Bahnhofs, Richard Brown, wurde mehrfach dafür ausgezeichnet, dass er die historischen Gebäude so sorgfältig erhalten und restauriert hat.

Hier ist ein Film übr die Royal Station for Sandringham.

Das Stellwerk.
Photo © Christine Matthews (cc-by-sa/2.0)
Ein gekrönter Laternenpfahl auf dem ehemaligen Bahnsteig.
Photo © Richard Humphrey (cc-by-sa/2.0)
Das von der Queen eingeweihte Dorfschild von Wolferton.
Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 31. Juli 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Sandringham in Norfolk Teil 1 – Ein königlicher Landsitz, der einmal seine eigene Zeit hatte

Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Den Namen Sandringham, ein royaler Landsitz in der Grafschaft Norfolk, hört man jedes Jahr um die Weihnachtszeit, wenn sich die königliche Familie dort trifft, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. König Georg V. hatte diese Tradition bereits 1932 ins Leben gerufen, und von Sandringham aus wurde die erste Weihnachtsansprache live im Radio übertragen. Georg V. liebte den Landsitz, in dem er auch starb, über alles und sagte einmal „dear old Sandringham, the place I love better than anywhere in the world“.

Queen Victoria hatte Sandringham für ihren ältesten Sohn, den Prince of Wales, gekauft, der dort mit seiner Frau Alexandra einzog. Bald wurde es ihnen dort zu eng, so dass sie das Haus abreißen und ein neues, größeres errichten ließen.

Der spätere König Edward VII. war leidenschaftlicher Jäger, und er nutzte jede frei Stunde, um seiner Leidenschaft in den Wäldern um Sandringham zu frönen. Er ging sogar so weit, alle Uhren im Haus eine halbe Stunde vorzustellen, um auf diese Weise noch ein wenig mehr Zeit für die Jagd herauszuschlagen, vor allem in der dunklen Jahreszeit. Im Zeitraum von 1901 bis 1936 war die Sandringham Time die offizielle Zeit auf dem Anwesen.

Nach dem Tod von Georg V. im Jahr 1936 machte dessen Sohn, Edward VIII., dem Spuk mit der Sandringham Time und den „bloody clocks“ ein für allemal ein Ende. Niemand der späteren Royals äußerte die Absicht, die Sandringham Time wieder einzuführen.

Eine der vielen „bloody clocks“ auf dem Anwesen von Sandringham, die seit 1936 wieder die richtige Zeit anzeigt.
Author: ell brown.
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Published in: on 30. Juli 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Farndon in Cheshire und ein Blumengeschäft

Paul Burrells Blumenladen in der High Street von Farndon in Cheshire.
Photo © Jeff Buck (cc-by-sa/2.0)

Am 31. August wird es 24 Jahre her sein, dass Diana, Princess of Wales, bei einem Autounfall im Pariser Alma-Tunnel ums Leben kam. Einer der ersten Menschen, die sofort nach dem Unfall in das Pariser Krankenhaus kamen, in dem die tote Prinzessin lag, war ihr Butler, Paul Burrell, die sich beide sehr nahe standen. Lange Zeit hielt er ihre Hand und konnte nicht glauben, dass seine Dienstherrin nicht mehr am Leben war. „The Rock“, wie Lady Diana ihren Butler nannte, der Fels an ihrer Seite, schrieb später mehrere Bücher, von denen „A Royal Duty“ (dt. „Im Dienste meiner Königin“) ein Bestseller wurde, der sich weltweit millionenfach verkaufte.

Dann wurde es still um den Ex-Butler, bis ihm Diebstahl persönlichen Eigentums der Prinzessin vorgeworfen wurde, aber der Strafprozess gegen ihn wurde eingestellt.

Was machte Paul Burrell, nachdem er aus royalen Diensten ausgeschieden war? Er zog sich mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in das kleine Dorf Farndon, direkt an der Grenze zu Wales, in der Grafschaft Cheshire zurück, wo er im Jahr 2001 in der High Street ein Blumengeschäft eröffnete. Da der ehemalige Butler durch Lady Diana sehr viele Prominente kennengelernt hatte, lud er zur Eröffnung seines Geschäfts Danny LaRue, einen Travestiekünstler (der 2009 verstarb), und den Schauspieler Steven Pinder ein, der in England hauptsächlich durch die Seifenoper „Brookside“ bekannt war. Bis zum Jahr 2019 betrieb Paul Burrell seinen Blumenladen ehe er ihn 2019 verkaufte. Achtzehn Jahre lang hatte er die Bewohner von Farndon und Umgebung bei allen erdenklichen Anlässen mit Blumen versorgt. Schon zwei Jahre zuvor hatte ein neuer Lebensabschnitt für ihn begonnen: Er trennte sich nach 32 Ehejahren von seiner Frau Maria, einer ehemaligen Angestellten von Prinz Philip, und heiratete seinen langjährigen Partner Graham Cooper. Beide leben heute in einem „mock Tudor-Haus“ in Peckforton (Cheshire), etwa zehn Kilometer östlich von Farndon.

Hier ist ein Promotion-Video aus dem Jahr 2010 über Paul Burrells Blumengeschäft.

Published in: on 24. Juli 2021 at 02:00  Kommentar verfassen  

Das Windsor Castle und eine mysteriöse Bierlieferung am 10. September 2008

Hier am Windsor Castle steht man nicht wegen Freibiers an!
Photo © Chris Allen (cc-by-sa/2.0)

Schauplatz 1: Das Windsor Castle.
Am 10. September 2008 hielt vor dem Lieferanteneingang des Windsor Castles ein LKW. Der Fahrer stieg aus und fragte einen der royalen Bediensteten, wo er denn seine bestellten zwölf Bierfässer abladen sollte. „Weißt Du etwas von einer Bierlieferung?“ fragte der einen seiner Kollegen, der aber auch nicht Bescheid wusste. Die Queen ist nicht gerade für ihren großen Bierkonsum bekannt. Sollte etwa eine Party in der Burg stattfinden, und man hatte vergessen, die Dienerschaft zu informieren? Oder hatte da vielleicht Prinz Harry seine Hände im Spiel, der fünf Tage später seinen 24. Geburtstag feiern würde? Die Ratlosigkeit war groß.

Schauplatz 2: The Windsor Castle in Maidenhead (Berkshire).
Ungeduldig schaute der Wirt des Windsor Castle Pubs, Misko Coric, auf seine Uhr. Heute Abend sollte das Fußballspiel Kroatien gegen England stattfinden, und er erwartete in seinem Pub ein volles Haus, deshalb hatte er Biernachschub bestellt, der für gut 2000 Pints ausreichen sollte. Doch der LKW kam und kam nicht. Ein Anruf beim Lieferanten brachte Erleichterung: Der Fahrer hatte das Bier irrtümlicherweise zum „richtigen“ Windsor Castle gebracht anstatt zum Windsor Castle Pub an der Bath Road in Maidenhead. Mit dreistündiger Verspätung kam der Bierwagen dann doch noch rechtzeitig im Pub an, und die Gäste konnten sich am Abend bei der Live-Übertragung des Fußballspiels daran erlaben. England gewann das Spiel mit 4:1.

Misko Covic ist noch immer der Wirt im Windsor Castle und hin und wieder erhält er Post, die eigentlich für die große Burg acht Kilometer entfernt gedacht ist. Vielleicht sollten sich die Royals einmal überlegen, ob sie ihre Burg nicht umbenennen sollten, damit so etwas nicht mehr vorkommt?

The Windsor Castle an der Bath Road in Maidenhead (Berkshire).
Photo © emma mykytyn (cc-by-sa/2.0)

Mein Buchtipp – Noel Botham: The Murder of Princess Diana – The Truth Behind the Assassination of the People’s Princess

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Was geschah wirklich kurz nach Mitternacht am 31. August 1997 im Alma-Tunnel in Paris? Der mit vier Personen besetzte schwarze Mercedes 280S mit dem Kennzeichen  688LTV75  knallte mit ca 100 km/h gegen einen der Tunnelpfeiler und kam fast vollständig zerstört zum Stillstand. Die Insassen: Henri Paul, der Fahrer, war sofort tot, sein Beifahrer, Bodyguard Trevor Rees-Jones, überlebte, erlitt aber schwerste Verletzungen; im Fond saßen Dodi Al-Fayed, auch er starb auf der Stelle, neben ihm saß Diana, Princess of Wales, sie wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus Pitié-Salpêtrière.

Der Journalist Noel Botham (1940-2012) geht in seinem Buch „The Murder of Princess Diana – The Truth Behind the Assassination of the People’s Princess“ der eingangs gestellten Frage nach und kommt zu dem für ihn eindeutigen Schluss: Lady Diana wurde ermordet. Die Täter waren seiner Ansicht nach Geheimdienste aus Großbritannien, Frankreich und den USA. Gründe für das Attentat im Tunnel gab es mehrere, darunter die Vermutung, dass die Ex-Frau vom Prinzen von Wales von Dodi Al-Fayed schwanger war, womit das britische Königshaus unmöglich leben konnte, denn dann wäre das neu geborene Kind ein Halbbruder bzw. Halbschwester vom zukünftigen Thronfolger Prinz William. Ein weiterer möglicher Grund für eine Ermordung der Königin der Herzen war ihr Engagement gegen Landminen, wodurch sie sich  in der Rüstungsindustrie mächtige Feinde gemacht hatte.

Noel Botham deckt in seinem Buch eine Fülle von Unstimmigkeiten und Nachlässigkeiten in der Untersuchung des Falles durch die französischen Behörden auf. Nach der Lektüre des fesselnden Buches kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass es sich im Tunnel unterhalb der Pont de l’Alma um keinen Unfall gehandelt haben kann.

Das Buch erschien bereits im Jahr 2004 unter dem Titel „The Assassination of Princess Diana“, wurde 2007 anlässlich des zehnten Jahrestages des Todes von Lady Diana neu aufgelegt und zehn Jahre später, 2017, noch einmal, nur mit einem anderen Umschlagbild.

Siehe auch meine Blogeinträge über Lady Dianas letzte Ruhestätte, Althorp, und das Londoner Café Diana.

Noel Botham: The Murder of Princess Diana – The Truth Behind the Assassination of the People’s Princess. John Blake 2017. 252 Seiten. ISBN 978-1-78606-476-9.

Der Alma-Tunnel in Paris.
Author: EuguenyIr.
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Mein Buchtipp – Brian Hoey: We Are Amused – A Royal Miscellany

Foto meines Exemplares.

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Die Hochzeit des Jahres mit Prince Harry und Meghan Markle ist vorbei, auch Princess Eugenie, oder HRH Princess Eugenie Victoria Helena, Mrs. Brooksbank wie sie jetzt heißt, ist in diesem Jahr unter die Haube gekommen.

Wer nach all diesen royalen Festlichkeiten noch immer nicht genug vom britischen Königshaus hat, dem kann ich das Buch „We Are Amused: A Royal Miscellany“ von Brian Hoey empfehlen. Hoey hat schon über 20 Bücher geschrieben, davon die meisten über die Royals wie „At home with the Queen“ oder „Life with the Queen“.

Sein neues Buch ist ein Lexikon nach dem Motto „Alles, was Sie schon immer über das Königshaus wissen wollten“. Es beginnt mit „A“ wie „Abdication and Accession„, also „Abdankung und Thronbesteigung“ und endet mit „Z“ wie „Zara Phillips„, der ältesten Enkelin der Queen. Dazwischen gibt es viel Interessantes zu lesen z.B. über die Gartenparties im Buckingham Palace, die Gehälter, die den Bediensteten bezahlt werden und die (unrühmliche) Rolle der königlichen Corgies.

Eine informative Lektüre für alle Freunde des englisches Königshauses.

Brian Hoey: We Are Amused – A Royal Miscellany. JR Books 2010. 256 Seiten. ISBN 978-1-906779-85-6.

Das V-förmige Wäldchen an den Hängen der South Downs in East Sussex

Man muss schon genau aufpassen, wenn man die B2116 von Westmeston nach Plumpton in East Sussex fährt, eine von Bäumen gesäumte Straße, um das V-Wäldchen bzw. die Jubilee Plantation an den Hängen der South Downs sehen will. Zum 50jährigen Thronjubiläum Königin Victorias im Jahr 1887 ließ man sich hier in der Grafschaft East Sussex etwas Besonderes einfallen: Man pflanzte über 3000 Bäume, die ein riesiges „V“ wie Victoria bildeten; dafür verwendete man unterschiedliche Baumarten wie Buchen, Tannen und Linden. Eine Baumschule im nahe gelegenen Cooksbridge lieferte die Bäume, die von zwei wohlhabenden Herren bezahlt wurden. Der Eigentümer von Westmeston Place, ein Mr. H.C. Lane, erklärte sich bereit, die Kosten für die Bäume des rechten Schenkels des Buchstaben V zu übernehmen, und die Bepflanzung des linken V-Schenkels bezahlte General Fitzhugh, der in Streat wohnte. Alles in allem kostete das Geschenk an die herrschende Königin 12 Pfund, 10 Schillinge und vier Pence, wobei zu berücksichtigen ist, dass damals das Pfund erheblich mehr wert war als heute. Dieser Film erzählt die Geschichte des Victoria Vs noch einmal.

Etwas Ähnliches wie das Victoria V hat man anlässlich des diamantenen Thronjubiläums von Königin Elizabeth II. oberhalb von Firle, ebenfalls in East Sussex. gestaltet: Ein „E“ wurde nicht neu gepflanzt, sondern aus einem Wäldchen herausgeschlagen. Die Seitenlänge misst 90 Meter.

Im Winter kann man das V besonders gut erkennen.
Photo © David Gibbs (cc-by-sa/2.0)

 

 

Published in: on 20. August 2018 at 02:00  Comments (1)  

The Queen’s handbags – Die Handtaschen der Queen

This work is released into the public domain.

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Eines der wichtigsten Accessoires der Queen, wenn sie den Buckinghampalast verlässt, ist ihre Handtasche. Es gibt wohl nur wenige Fotos der Königin, die sie ohne Handtasche zeigen. Sie bevorzugt dabei die Marke Launer; die Firma ist offizieller Hoflieferant des englischen Königshauses. 1941 gründete Sam Launer die Firma, mit dem Anspruch, nur beste Materialien zu verwenden, die in Handarbeit von ausgesuchtem Fachpersonal zu Taschen und anderen Produkten verarbeitet werden. Launer stellt seine Waren, darunter auch die royalen Handtaschen, in seinen Fabrikationsstätten in Walsall her, einer 170 000 Einwohner zählenden Stadt in den West Midlands. Hier steht in der Nummer 71 Holtshill Lane ein Backsteingebäude, das 1904 erbaut wurde und seitdem zur Produktion von Lederwaren benutzt wird. Sam Launer, der aus der Tschechoslowakei eingewandert war, übernahm es 1941 und noch heute erfreuen sich seine Handtaschen, Lederbörsen und Brieftaschen großer Beliebtheit. Die Queen soll mehr als 200 dieser handgefertigten Taschen besitzen, die bei Selfriges in London schon einmal über £2000 kosten können wie beispielsweise die Traviata Calf & Lizard Leather Tote. Hier ist ein Film über die Firma.

Immer wieder wird die Frage gestellt, was denn die Queen in ihren Launer-Handtaschen mit sich trägt. Aus ihrer näheren Umgebung drang hin und wieder durch, dass die Monarchin u.a. einige wenige 5 Pfund- oder auch 10 Pfundnoten bei sich hat und auch ein paar Glücksbringer in Form von Corgis sowie ein Foto ihres Sohnes Andrew, das anlässlich seiner Rückkehr aus dem Falklandkrieg aufgenommen worden war.

In meinem Blog stellte ich schon einmal ein Buch vor, das sich mit dem royalen Handtascheninhalt und anderen „Geheimnissen“ rund um die Queen beschäftigt.

Elizabeth II benutzt aber ihre Launer-Handtaschen nicht nur zum Transport unverzichtbarer Gegenstände, sondern auch, um ihrer Umwelt bestimmte Wünsche mitzuteilen. So heißt es, wenn die Queen ihre Handtasche auf den Tisch legt, möchte die Dame ihrem Personal zu verstehen geben, dass sie in spätestens fünf Minuten den Raum verlassen will. Stellt sie ihre Handtasche auf den Boden soll das bedeuten, dass sie keine Lust mehr hat, die Unterhaltung mit ihrem Gesprächspartner fortzusetzen, und dass ihre Hofdame sie erlösen möge. Wechselt sie ihre Tasche von einem Arm auf den anderen, will sie damit signalisieren, dass die Konversation jetzt bitteschön beendet werden soll.

Published in: on 21. November 2016 at 02:00  Comments (3)  

Edward „The Boy Jones“ – Der Teenager, der Queen Victoria im Buckingham Palast an die Wäsche wollte

Der Londoner Buckingham Palast - Ziel des Stalkers Edward Jones.   © Copyright Graham Robson and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Der Londoner Buckingham Palast – Ziel des Stalkers Edward Jones.
    © Copyright Graham Robson and
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Als es Michael Fagan am 9. Juli 1982 gelang, bis in das Schlafzimmer von Königin Elizabeth vorzudringen, ohne dass es die Sicherheitsleute des Buckingham-Palastes mitbekamen, ging diese Meldung durch die Welt und zeigte eklatante Sicherheitslücken im royalen Schutz auf.

Rund 150 Jahre früher war es einem 14-jährigen Jungen aus London gleich dreimal geglückt, die damals noch laxeren Sicherheitsvorkehrungen des Palastes zu umgehen. Edward Jones (1824-1893) spazierte an einem Tag im Dezember 1838 als Schornsteinfeger verkleidet (manche Quellen sagen, er sah lediglich furchtbar schmutzig aus) in den Buckingham-Palast, setzte sich auf den Thron, ging in die Privatgemächer Queen Victorias und stahl ihre Unterwäsche, dann versteckte er sich im Ankleideraum unter einem Sofa, wo er schließlich entdeckt und aus dem Palast entfernt wurde. In der anschließenden Gerichtsverhandlung stieß er auf einen sehr nachsichtigen Richter, der das Ganze als Teenagerspaß ansah und Edward „The Boy Jones“ freisprach.

Zwei Jahre später, im Dezember 1840, wiederholte der Junge eines Nachts seine Eskapaden im Palast, wanderte mehrere Stunden durch die Räume, belauschte eine Unterhaltung der Königin mit ihrem Mann und wurde dann geschnappt. Dieses Mal erhielt er eine Strafe von drei Monaten. Die Öffentlichkeit war damals entsetzt und fragte sich wie es möglich sein konnte, dass ein 16-jähriger Nichtsnutz so ohne weiteres in einen königlichen Palast eindrang.

Es dauerte nicht lange, bis Edward, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, zum dritten Mal in den Buckingham Palast einbrach. Er versorgte sich in der königlichen Küche mit kaltem Fleisch und Kartoffeln und verspeiste das alles genüsslich in der Picture Gallery, wo er dann erneut aufgegriffen und den Behörden übergeben wurde. Wieder erhielt „The Boy Jones“ eine dreimonatige Gefängnisstrafe aufgebrummt.

Mittlerweile war der erste königliche Stalker zu einer Berühmtheit im Land geworden, den die Regierung so schnell wie möglich los werden wollte. Man verfrachtete ihn in die Royal Navy, wo er sechs Jahre zubringen musste (ohne dass ein Richter das angeordnet hatte) und transportierte ihn schließlich, nachdem er wieder wegen Einbruchs verhaftet worden war, nach Australien. Wie ein Bumerang kam er erneut nach England zurück, machte sich wieder einiger Verbrechen schuldig, wurde eingesperrt und ging auf Einladung seines Bruders, dieses Mal freiwillig, nach Australien zurück. Eine Zeit lang diente Edward Jones in der Stadt Perth im Westen Australiens als „town crier“, er verfiel dem Alkohol und starb am 26. Dezember 1893 in Bairnsdale, nachdem er sturzbetrunken von einer Brücke gefallen war. In Bairnsdale wurde Jones auch begraben, dort erinnert auf dem Friedhof eine Plakette an ihn, worauf irrtümlich steht „Transported to Australia in 1840 for breaching security at Windsor Castle„. Sein Vorname wird auf der Plakette auch mit Thomas statt mit Edward angegeben.

Jan Bondeson hat ein Buch über den Fall geschrieben: „Queen Victoria’s Stalker: The Strange Story of the Boy Jones“ (Amberley Publishing 2010. 160 Seiten. ISBN  978-1445606972).
Der Spielfilm „The Mudlark“ (dt. „Der Dreckspatz und die Königin“), mit Alec Guinness und Irene Dunn, der 1950 in die Kinos kam, wurde von den Eskapaden des Boy Jones inspiriert. Hier ist der Trailer.

Die Erinnerungsplakette auf dem Friedhof von Bairnsdale in Australien. Author: ALFAMAX1 This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Die Erinnerungsplakette auf dem Friedhof von Bairnsdale in Australien.
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Das St Mary’s Hospital im Londoner Stadtteil Paddington – Hier erblickten viele Royals das Licht der Welt

Alle Verehrer des britischen Königshauses und die gesamte Boulevardpresse der Welt blicken zurzeit nach London, wo die Herzogin von Cambridge und ihr Mann Prinz William ihr zweites Kind erwarten. Heerscharen von Reportern werden wie schon bei der Geburt ihres ersten Kindes, Prince George Alexander Louis of Cambridge, das St Mary’s Hospital in der Praed Street im Londoner Stadtteil Paddington belagern, um die Nachricht von der Geburt in alle Erdteile weiterzuleiten und vielleicht sogar ein Bild der/des Neugeborenen zu erhaschen. Dieser Film zeigt den damaligen medialen Belagerungszustand.

Das imposante Krankenhausgebäude, in dem schon der Schauspieler Kiefer Sutherland und der Sänger Elvis Costello geboren wurden, in dem der berühmte Gerichtsmediziner Sir Bernard Spilsbury arbeitete und in dem Sir Alexander Fleming das Penicillin entdeckte, suchen die Royals gern auf, wenn es darum geht, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Die beiden Prinzen William und Harry erblickten hier das Licht der Welt. Die beiden Kinder ihrer Tante, Anne, Princess Royal, Peter Phillips und Zara Phillips wurden 1977 respektive 1981 in St Mary’s geboren, und auch Prince und Princess Michael of Kent hatten zu den Krankenhausärzten Vertrauen und so kamen ihre beiden Kinder Lord Frederick Windsor und Lady Gabriella Windsor hier zur Welt.

Das 495-Betten-Haus wurde 1845 gegründet und steht nur ein paar Schritte vom Bahnhof Paddington Station entfernt.

Da Prinz William trotz der bevorstehenden Geburt nicht ständig in unmittelbarer Nähe seiner schwangeren Frau sein kann und er gerade ein Pilotentraining für Notfalleinsätze in Norwich (Norfolk) und Staverton (Gloucestershire) absolviert, wird er, wenn es soweit ist, auf dem schnellsten Wege nach London eskortiert werden. Sollte sich Catherine, Duchess of Cambridge, jedoch kurz vor der Geburt entscheiden, ihre Eltern in deren Wohnort Bucklebury in Berkshire zu besuchen oder sich zu ihrem Landsitz Anmer Hall in Norfolk zu begeben, so stehen zwei Krankenhäuser „Gewehr bei Fuß“, um die Geburt dort einzuleiten: Das Royal Berkshire Hospital in Reading und das Queen Elizabeth Hospital in King’s Lynn.

Das Royal Berkshire Hospital in Reading.    © Copyright Bill Nicholls and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Royal Berkshire Hospital in Reading.
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Das Queen Elizabeth Hospitaln King's Lynn (Norfolk).    © Copyright Andy Parrett and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Queen Elizabeth Hospital in King’s Lynn (Norfolk).
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Groom of the Stool – Ein Sch…job am königlichen Hofe

Eine royale Toilette aus dem Hampton Court Palace, mit der sich der Groom of the Stool täglich beschäftigen musste. This work has been released into the public domain.

Eine royale Toilette aus dem Hampton Court Palace, mit der sich der Groom of the Stool täglich beschäftigen musste.
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Wenn früher ein König das stille Örtchen aufsuchte, dann tat der das, im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern des Landes, nicht allein, sondern in Begleitung seines sogenannten Grooms of the Stool. Dieser Mann kümmerte sich um alles, was mit der „royalen Hygiene“ zu tun hatte, ein wahrer Sch…job also, der aber sehr begehrt war, denn die Grooms of the Stool standen den Herrschern im wahrsten Sinne des Wortes immer sehr nah und genossen stets ihr Vertrauen. Man fragt sich unwillkürlich, ob denn die Könige sich nicht selbst den Allerwertesten abwischen konnten. Intellektuell waren sie dazu doch sicher in der Lage, aber sie fanden es wohl bequemer, sich auch in dieser Beziehung helfen zu lassen. Während des königlichen Geschäfts plauderte der Herrscher mit seinem Groom gern über streng vertrauliche Angelegenheiten und als Mitwisser von Staatsgeheimnissen genoss der Mann am Hofe großes Ansehen. Der Job wurde gut bezahlt und der Amtsinhaber hatte das Recht, in allen königlichen Palästen zu wohnen; darüber hinaus durfte er die abgelegten Kleider des Souveräns haben. Nach und nach wurde der Aufgabenbereich des Grooms aber erweitert, denn so ganz füllten ihn die Toilettengänge seines Herrschers denn doch nicht aus.

Sir William Compton nahm die Position des Grooms of the Stool unter Heinrich VIII 17 Jahre lang ein. Er war ein enger Vertrauter des Monarchen, der auch noch viele andere (angenehmere) Aufgaben hatte, so war Compton u.a. Constable der Schlösser von Warwick, Gloucester und Sudeley. Sein Nachfolger war Sir Henry Norris, der die Funktion zehn Jahre lang ausübte, dann aber in Ungnade fiel und auf dem Tower Hill exekutiert wurde. Sir Thomas Heneage und Sir Anthony Denny dienten ebenfalls in dieser Position unter Heinrich VIII.

25 Jahre lang war Sir John Granville, der spätere erste Earl of Bath, unter Charles II Groom of the Stool. George III hatte in seiner Regentschaft neun offizielle „Toilettenangestellte“, die alle Earls, Dukes und Viscounts waren.

James Hamilton, der zweite Duke of Abercorn, war der letzte Groom of the Stool, von 1883 bis 1901 unter Albert Edward, dem Prince of Wales, der als Edward VII einen Schlussstrich zog und die Funktion abschaffte.

Die englische Band Scaramanga Six aus Huddersfield in West Yorkshire schrieben einmal einen Song, der den Titel „Groom of the Stool“ trägt, enthalten auf ihrem Album „Songs of Prey“.

James Hamilton, 2nd Duke of Abercorn, der letzte Groom of the Stool. This work is in the public domain.

James Hamilton, 2nd Duke of Abercorn, der letzte Groom of the Stool von 1883 bis 1901.
This work is in the public domain.

Published in: on 5. März 2015 at 02:00  Comments (1)  
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The Cross Hands Hotel bei Old Sodbury (South Gloucestershire) oder Wie die Queen einmal bei einem Schneesturm hier stecken blieb

The Cross Hands Hotel bei Old Sodbury.    © Copyright Mike Faherty and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Cross Hands Hotel bei Old Sodbury.
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Queen Elizabeth I war eine reisefreudige Dame im 16. Jahrhundert und an vielen Häusern, in denen sie schon einmal übernachtet hatte, finden sich Plaketten mit der Aufschrift „Queen Elizabeth I slept here„.

Auch Königin Elizabeth II reist bzw. reiste viel, doch kenne ich kein Haus, das eine entsprechende Plakette trägt. Beinahe hätte es dazu kommen können, aber eben nur beinahe, und zwar im The Cross Hands Hotel ganz in der Nähe von Old Sodbury in South Gloucestershire.

Es war an einem Dezembertag im Jahr 1981; es herrschte ein Wetter hier am Rande der Cotswolds, bei dem man am besten zuhause blieb und es sich vor dem Kamin gemütlich machte. Ein Schneesturm fegte über die Region, der  in kürzester Zeit die Straßen unpassierbar machte. Auch im The Cross Hands Hotel bei Old Sodbury, dort wo die A46, die A432 und die B4040 aufeinander treffen, hatte sich die Besitzerfamilie vor den Fernsehapparat zurückgezogen und sah sich eine Wiederholung der Hochzeitsfeierlichkeiten von Prince Charles und Diana an, während der Sturm um die alte ehemalige Kutschenstation fegte. Man erwartete keine neuen Gäste und hatte dem Personal für den Rest des Tages freigegeben. Eine Fehlentscheidung wie sich bald herausstellte, denn viele Autofahrer kamen in den Schneemassen nicht vorwärts und suchten Zuflucht im Hotel. Schnell waren fast alle Zimmer für die Nacht belegt; doch plötzlich erschien ein Herr an der Rezeption, der den Manager sprechen wollte. „Ihre Majestät die Königin ist draußen vor der Tür, können Sie sie auch unterbringen?“ fragte er. Nun, abweisen konnte der Manager die Herrscherin des Landes wohl kaum und ein Zimmer war auch noch frei (die Nummer 15), so räumte er schnell den Schnee weg, der zu einem Hintereingang führte, wodurch Elizabeth II den alten Gasthof betreten konnte. Man wollte aus Sicherheitsgründen nicht, dass die anderen Gäste von dem hohen Besuch erfuhren. Queen Elizabeth wurde in den Privaträumen der Hotelbesitzer ein Afternoon Tea angeboten, später gab es auch noch ein Abendessen.
Kurz vor Mitternacht, als sich die Königin schon fast in ihr Zimmer zurückziehen wollte, kam die Nachricht, dass die Straßen wieder frei wären und so machte sich der royale Tross mit seinem Range Rover wieder auf den Weg zum Windsor Castle, dem eigentlichen Ziel der Queen, die von einem Besuch ihrer Tochter im nahegelegenen Gatcombe Park  kam.

Das Cross Hands Hotel profitierte von dem Überraschungsbesuch, denn die Pressemeldungen über „The Queen stuck in a blizzard“ erschienen bald und viele Menschen wollten unbedingt den Gasthof sehen und darin übernachten, am liebsten natürlich in Zimmer 15. An den denkwürdigen Besuch erinnert eine Plakette im Eingangsbereich des Hotels mit der Inschrift „The Queen took refuge her“, zu dem „slept here“ hat es leider nicht gereicht.

Ich bin viele Male an dieser Kreuzung beim Cross Hands vorbeigefahren, allerdings immer nur bei schönem Wetter.

The Cross Hands Hotel
Tetbury Road
Old Sodbury
Gloucestershire BS37 6RJ

Published in: on 17. Februar 2015 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Mein Buchtipp – Christopher Winn: I Never Knew That About Royal Britain

Foto meines Exemplares.

Foto meines Exemplares.

Aus Christopher Winns mittlerweile zwölfbändigen Serie „I Never Knew That…“ habe ich bisher die Bände über die Themse  und über London vorgestellt. 2012 erschien ein Band, der sicher alle anspricht, die an der englischen royalen Geschichte interessiert sind: „I Never Knew That About Royal Britain„. Auf dem Buchumschlag wird Winn als „freelance writer und trivia collector“ bezeichnet, und eben diese Zusammenstellungen von „trivias“, also wenig bekannten, kuriosen oder interessanten Details, machen den Reiz dieser Buchreihe aus. Auch dieser Band wurde wieder von Winns Ehefrau Mai Osawa illustriert.

Die Kapitelüberschriften des „Royal Britain“-Bandes lauten z.B.
– Royal Villains
– Royal Rogues
– Royal Sticky Ends
– Royal Celebrations & Pageantry

Da erfahren wir u.a.
– dass Georg IV. durch „strong liquors taken too frequently and in too large quantities“ gestorben ist
– dass es in London nur ein Standbild von Heinrich VIII. gibt
– dass Edward VIII. als erster britischer Monarch mit einem Flugzeug flog
– dass „All my possessions for a moment of time“ die letzten Worte waren, die Elizabeth I. sprach.

Wieder ein sehr empfehlenswertes Buch aus der Feder von Christopher Winn.

Christopher Winn: I Never Knew That About Royal Britain. Ebury Press 2012. 209 Seiten. ISBN 978-0-09-194515-2

The Queen’s Champion und The Manor of Scrivelsby in Lincolnshire

Scrivelsby Gate House in Lincolnshire.    © Copyright Chris and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Scrivelsby Gate House in Lincolnshire.
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Seit dem Jahr 1066 existiert ein Amt am königlichen Hof, das The Queen’s Champion bzw. The King’s Champion heißt und nicht mit allzuviel Arbeit verbunden ist; zum Tragen kommt dieses Amt eigentlich nur bei Krönungsfeierlichkeiten und da die letzte Krönung nun schon über 60 Jahre zurückliegt, muss sich der gegenwärtige Amtsinhaber tödlich langweilen. Es ist zurzeit Lieutenant-Colonel John Lindley Marmion Dymoke, der im gleichen Jahr wie die Queen, nämlich 1926, geboren wurde. Sollte er tatsächlich einmal gefordert werden, so hätte Mr. Dymoke auf Grund seines Alters schlechte Karten, denn die eigentliche Aufgabe des Queens/King’s Champions ist es, anstelle des Herrschers Duelle auszufechten.

Es begann alles nach der Schlacht von Hastings, als Wilhelm der Eroberer einen gewissen Robert Marmion mit dem neu geschaffenen Amt betraute und der gleichzeitig das Manor of Tamworth und das Manor of Scrivelsby erhielt. Seine Aufgabe bestand darin, bei Krönungsfeierlichkeiten in voller Rüstung von einem Pferd herab einen Handschuh zu werfen und darauf zu achten, ob jemand diesen Handschuh aufnahm und damit Einspruch gegen die Krönung einlegte. Sollte das tatsächlich einmal passieren, so müsste der Champion diese Person zum Duell fordern, denn der König selbst durfte das nicht. So weit bekannt ist, trat dieser Fall niemals ein.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gab es keine männliche Erben bei den Marmions mehr und so wurde das vererbbare Amt durch die weibliche Linie der Marmions durch Heirat auf Sir John Dymoke übertragen. Die Dymokes sind seitdem die Kings/Queens Champions, der gegenwärtige ist die Nummer 34. Da die Aufgabe als Champion nicht allzu fordernd ist, übertrug man ihm zusätzlich noch das Amt des Standard Bearers of England und in dieser Funktion war John Lindley Marmion Dymoke bei der Krönung Elizabeths II. 1953 anwesend; auf das Handschuhwerfen hatte man damals verzichtet, das geschah zuletzt 1821 bei der Krönung von Georg IV.

Das Manor House von Scrivelsby in Lincolnshire existiert nicht mehr; nur Scrivelsby Court, das ehemalige Gatehouse, steht noch. Die Zufahrt erfolgt durch das Lions’s Gate, dahinter erstreckt sich das weitläufige Parkgelände, das noch immer der Dymoke-Familie gehört. Das Anwesen liegt vier Kilometer südlich von Horncastle an der B1183 und wird heute gern für Hochzeiten benutzt.

The Lion's Gate in Scriverlsby.    © Copyright Chris and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Lion’s Gate in Scrivelsby.
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König Richard III und seine Abschiedstour durch Leicestershire am 22. März 2015

Die Kathedrale von Leicester.    © Copyright Ashley Dace and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Kathedrale von Leicester.
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Über das Auffinden des Skeletts von Richard III unter einem Parkplatz in der Stadt Leicester habe ich in meinem Blog schon berichtet. Kurz nach der Entdeckung besuchten wir Leicester und wandelten einen Vormittag auf den Spuren Richards. Eine Zeit lang gab es Streitigkeiten, wo der König denn nun seine letzte Ruhestätte finden sollte; sowohl Leicester als auch York wollten die Gebeine in ihren Mauern haben. Dann fiel die Entscheidung doch auf Leicester. Hier wird Richard III am 26. März 2015 in Anwesenheit der Erzbischöfe von Canterbury und Westminster in der Kathedrale beigesetzt. Doch vorher soll es noch so eine Art Abschiedstournee durch die nähere Umgebung von Leicester geben, zu Plätzen, die für Richard III von Bedeutung waren.

Am Sonntag, dem 22. März geht es los. Die sterblichen Überreste des einstigen Königs werden von der Universität von Leicester abgeholt, wo man sie wissenschaftlich untersucht hat. Der Trauerzug setzt sich dann in Richtung Fenn Lane Farm in Bewegung, das ist der Ort, an dem der König während der Schlacht von Bosworth am 22. August 1485 erschlagen wurde. Weiter geht es zur Kirche St James the Greater in Dadlington, wo auf dem Kirchhof zahlreiche Gefallene der Schlacht beigesetzt wurden.
Die nächste Station ist das Dorf Sutton Cheney mit seiner Kirche St James; es heißt, hier hätte Richard III am Vorabend der Schlacht seine letzte Messe besucht.
Dann geht es weiter in Richtung Bosworth Battlefield Heritage Centre. Auf diesem weitläufigen Gelände, auf dem die Schlacht von Bosworth ausgetragen wurde, ist ein Open-Air-Geschichtsmuseum eingerichtet worden. Der Bischof von Leicester wird hier am frühen Nachmittag eine kurze Gedenkzeremonie abhalten. Anschließend wird der Trauerzug die Orte Market Bosworth, Newbold Verdon und Desford besuchen, bevor er die letzte Etappe zurück nach Leicester einschlägt. An der Bow Bridge, die über den River Soar führt, wird der Zug vom City Mayor und Lord Mayor von Leicester empfangen. Über diese Brücke zog Richard in die Schlacht und über diese Brücke kam er wieder zurück, als toter Mann über den Rücken eines Pferdes geworfen. Von hier aus werden die sterblichen Überreste auf einem pferdegezogenen Leichenwagen durch das Stadtzentrum zur Kathedrale gebracht, wo sie der Dean of Leicester empfangen wird. Von jetzt ab ist die Kirche und nicht mehr die Universität für den Leichnam verantwortlich.

Von Montag bis Mittwoch bleibt Richard III in der Kathedrale aufgebahrt, so dass die Bevölkerung (und die vielen Anhänger, die er noch immer in der ganzen Welt hat) Abschied nehmen können, bevor schließlich am 26. März der sogenannte „re-burial service“ stattfindet. Am Tag darauf wird dann das versiegelte Grab erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.

Fenn Lane Farm.    © Copyright Mat Fascione and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Fenn Lane Farm.
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St James the Greater in Dadlington (Leicestershire).    © Copyright John Salmon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

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St James in Sutton Cheney (Leicestershire).    © Copyright John Salmon and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

St James in Sutton Cheney (Leicestershire).
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Bosworth Battlefield Heritage Centre. Eigenes Foto.

Bosworth Battlefield Heritage Centre.
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Die Bow Bridge in Leicester.    © Copyright Stephen Richards and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Bow Bridge in Leicester.
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Published in: on 2. Dezember 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Elizabeth I und ihr Picknick unter einer uralten Eiche in Northiam (East Sussex)

Die königliche Eiche, die allerdings im 16. Jahrhundert deutlich mehr Schatten spenden konnte.    © Copyright Philip Talmage and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die königliche Eiche, die allerdings im 16. Jahrhundert deutlich mehr Schatten spenden konnte.
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Queen Elizabeth I muss eine sehr reisefreudige Dame gewesen sein. Zahllose Pubs und Herrenhäuser brüsten sich damit, dass die Königin bei ihnen schon einmal übernachtet hat, so dass mancher Gastwirt der Meinung  ist, wenn er ein Schild an  seinen Pub anbringt mit der Aufschrift „Queen Elizabeth I did not sleep here“, er mehr Aufmerksamkeit erregen würde.

Am 11. August 1573 war die Königin wieder einmal unterwegs und da sie zur Mittagszeit Appetit bekam und noch keine McDonald’s und Burger Kings an den Straßen Englands zu finden waren, machte sie es sich in einem Dorf namens Northiam in East Sussex unter einer uralten Eiche bequem. Für das Picknick sorgten George Bishop und seine Familie, die in einem der Eiche gegenüberliegenden Haus wohnten und für die es sicher eine Ehre war, die Queen bedienen zu dürfen. Dieses Haus ist das heutige Hayes Hotel. Nachdem sie sich im Schatten der Eiche gestärkt hatte, ließ sie ihre grünen damastseidenen Schuhe (die sechs cm hohe Absätze hatten, also die idealen Reiseschuhe) zurück, als Erinnerung für die Dorfbewohner an den hohen Besuch. Diese royalen Schuhe sollen sich heute im örtlichen Frewen College befinden, dem ehemaligen Brickwall House, und hin und wieder zur Schau gestellt werden.

Zum 400. Jahrestag des königlichen Picknicks ließ das Hayes Hotel 1973 an der Eiche am Village Green eine Plakette anbringen, auf der das für das Dorf Northiam denkwürdige Ereignis noch einmal kurz in Erinnerung gerufen wird. Die Eichen in Sussex, so steht es auf der Plakette, leben tausend Jahre und sterben tausend Jahre und dieses Prachtstück ist schätzungsweise schon über tausend Jahre alt. Wäre es nicht einmal eine gute Idee für Queen Elizabeth II hier in Northiam ein Re-Enactment jenes denkwürdigen Picknicks ihrer Namensvetterin durchzuführen? Ich bin sicher, dass das Hayes Hotel gern für Speis und Trank sorgen würde. Der Stamm der Eiche ist auch groß genug, dass sämtliche königlichen Corgies gleichzeitig ihre Beine daran heben könnten.

Northiam liegt wenige Kilometer nordwestlich von Rye an der A28; die Eiche findet man auf dem Village Green zwischen Main Street und Church Lane.

Das Hayes Hotel am Village Green.    © Copyright Philip Talmage and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Hayes Hotel am Village Green (haunted!!).
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Die Bruton Street im Londoner Stadtteil Mayfair

Plakette an der Bruton Street 17.    © Copyright Basher Eyre and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Plakette an der Bruton Street 17.
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Sie zieht sich vom Berkeley Square (der mit der Nachtigall) zur New Bond Street, die Bruton Street im Londoner Stadtteil Mayfair. Hier erblickte in der Hausnummer 17 am 21. April 1926 um 2.40 Uhr morgens die heutige Queen Elizabeth II das Licht der Welt. Warum gerade hier? Ihre Mutter, Elizabeth Bowes-Lyon, damals Herzogin von York, wählte das Haus ihrer Eltern, um dort ihre Tochter zur Welt zu bringen. Der 14. Earl of Strathmore hatte in der Bruton Street sein Londoner Stadthaus. Leider steht es nicht mehr, denn es wurde abgerissen und durch ein recht gesichtsloses modernes Gebäude ersetzt. Die ersten fünf Monate ihres Lebens verbrachte die künftige Queen hier in Mayfair und erinnert wird daran durch zwei Plaketten, die rechts an der Außenwand des neuen Hauses mit der Nummer 17 angebracht sind.

Heute befindet sich in dem Gebäude ein edles China-Restaurant namens Hakkasan Mayfair, dessen Küchenchef Tong Chee Hwee sich bereits einen Michelin-Stern erkocht hat. In coolem Ambiente kann man hier z.B. Pekingente mit Kaviar oder gegrilltes Wagyu-Rind (das teuerste Rindfleisch, das es gibt) bestellen.

Die Bruton Street wurde nach John Berkeleys, 1st Baron Berkeley of Stratton, Landsitz Bruton in Somerset benannt. Berkeley kämpfte im Civil War auf Seiten der Royalisten und besaß das Gelände in London, auf dem später, etwa 1738, mit dem Bau der Straße begonnen wurde. Prominente Bewohner der Bruton Street waren u.a. der Dramatiker Richard Brinsley Sheridan und der Politiker George Canning, der Premierminister mit der kürzesten Amtszeit (nur 119 Tage).

In der Hausnummer 33 ist noch heute eines der renommiertesten britischen Waffengeschäfte zu finden. Die Firma Holland & Holland wurde schon 1835 gegründet und verfügt über Filialen in New York und Moskau. In der Nummer 30 hat die Modedesignerin Stella McCartney ein Geschäft eingerichtet. Überhaupt gibt es in der Straße zahlreiche Modeläden der nicht ganz billigen Art wie Kenzo und Hermès. Das hübscheste Haus ist sicher die Nummer 5, in der der Gasthof Coach & Horses residiert. Es war eines der ersten Häuser, das in der Bruton Street gebaut wurde; leider handelt es sich hier aber nicht mehr um das originale Gebäude, das abgerissen werden musste und 1933 durch dieses ersetzt wurde.

Wer nach einem Einkaufsbummel in der Straße sich gleich noch einen neuen Bentley mitnehmen möchte, der kann das in der Niederlassung am Berkeley Square tun.

Bruton Street 17 in Mayfair. Copyright: London Remebers.

Bruton Street 17 in Mayfair.
Copyright: London Remembers.

Das Waffengeschäft Holland&Holland.    © Copyright Anthony O'Neil and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Das Waffengeschäft Holland&Holland.
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The Coach&Horses.    © Copyright Richard Croft and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

The Coach&Horses.
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„The Royal Collection“ des Elisabeth Sandmann Verlags

Der Münchener Elisabeth Sandmann Verlag hat ein sehr interessantes Programm. Die beiden Bücher Extravagante Engländerinnen“ und „Mit Miss Marple aufs Land“ von Luise Berg-Ehlers stellte ich in meinem Blog schon einmal vor. Für alle, die am britischen Königshaus interessiert sind, kann ich die vierbändige Reihe „The Royal Collection“ des Verlags empfehlen, die sich mit der Queen beschäftigt.

Angela Kelly ist seit zwölf Jahren für die Garderobe Elisabeths II. zuständig und kümmert sich auch um den Schmuck ihrer Arbeitgeberin. Als Tochter eines Dockarbeiters aus Liverpool hat sie sich diese wichtige Position am Königshaus erkämpft und ist dort hoch angesehen. Das Outfit der Queen zur Hochzeit ihres Enkels William wurde von Kelly entworfen. Aber sie arbeitet auch für andere Mitglieder des Königshauses, z.B. für die Prinzessinnen Eugenie und Beatrice. In ihrem Buch „Das trägt die Queen: So entsteht die Garderobe ihrer Majestät“ lässt Angela Kelly einen Blick hinter die Kulissen der Hofschneiderei zu. In Kapiteln wie „Perfekt mit Hut“, „Die Aufbewahrung der Garderobe“ und „Die Schmucksammlung“ erfahren wir Details über das Modebewusstsein der Königin.

Ein ähnliches Thema behandelt der Band „Was trägt die Queen, wenn sie verreist? – Twinsets, Hüte, Abendroben“ von Caroline de Guitaut. Seitdem Elizabeth II. den Thron bestiegen hat, unternahm sie, gemeinsam mit ihrem Ehemann, über 150 Reisen in die ganze Welt (die in dem Buch alle akribisch aufgelistet sind). Man kann sich vorstellen, was für ein gewaltiger Aufwand erforderlich war, um jeweils die richtige Garderobe zusammenzustellen, die den unzähligen Anlässen auch gerecht wurde. Caroline de Guitaut ist Kuratorin am The Royal Collection Trust

Ein weiterer Band der „Royal Collection“ ist das Erinnerungsalbum der Queen mit dem Titel „Elizabeth II – Ein Leben auf dem Thron„. Die offizielle Publikation des britischen Königshauses dokumentiert den Lebensweg der Königin, von der Geburt am 21. April 1926 in der Londoner Bruton Street 17 bis zu ihrem diamantenen Thronjubiläum.

Ein ganz anderes Thema behandelt der vierte Band der „Royal Collection“; darin geht es um die royalen Vierbeiner. „Königliche Hunde: Von der Liebe des britischen Königshauses zu seinen treuesten Begleitern“ heißt das Buch von Sophie Gordon, die darin bis zu Königin Victoria zurückgeht und aus der Royal Photograph Collection viele Fotos von den Lieblingshunden der Royals zusammengetragen hat. Hier geht es also nicht nur um die berühmt-berüchtigten Corgis Elizabeths II., sondern auch um Prince Alberts Lieblings-Windhund Eos und um Cäsar, den Foxterrier Edwards VII.

Caesars Grabmahl. Author: lorelei. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Caesars Grabmahl.
Author: lorelei.
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William Windsor – Der königliche Bataillons-Ziegenbock

lance Corporal William Windsor (links). Author: Southbanksteve.  This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

Lance Corporal William Windsor (links).
Author: Southbanksteve.
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William Windsor (oder Billy wie ihn seine Freunde nennen) war neun Jahre lang der wichtigste Ziegenbock der britischen Armee. Er hatte den Dienstgrad eines Lance Corporals (etwa Unteroffizier) und diente beim 1st Battalion, den Royal Welsh, bis er im Jahr 2009 in den wohlverdienten Ruhestand in den Whipsnade Zoo in Bedfordshire entlassen wurde.

William Windsor ist königlichen Blutes, denn er enstammt der Royal Goat Herd, einer Ziegenherde, die im 19. Jahrhundert Königin Victoria vom Schah von Persien geschenkt bekam. Queen Elizabeth II übergab Billy 2001 der Armee, der er auch (bis auf einen ärgerlichen Zwischenfall) treu und zuverlässig diente. Der Ziegenbock sollte nicht in Kampfeinsätze geschickt werden, dafür fehlte ihm die erforderliche Ausbildung, nein, seine vorrangige Aufgabe war, bei zeremoniellen Anlässen vor seinem Battalion zu marschieren, was er auch immer voller Stolz tat. Wenn da nicht diese peinliche Sache in Zypern passiert wäre…

Also: William Windsor hatte einen Auslandseinsatz auf Zypern zu absolvieren und sollte am 16. Juni 2006 bei einer Parade zum 80. Geburtstag der Königin wie üblich seiner von ihm geforderten Pflicht nachgehen, doch Billy hatte einen schwarzen Tag. Irgendwie hatte ihn der Teufel geritten, denn er blieb nicht in der ihm zugewiesenen Reihe, gehorchte nicht den Anweisungen seines Goat Majors und wollte zu allem Überfluss auch noch einen Angriff auf das Hinterteil eines Trommlers starten. Mit so einem ungebührlichen Verhalten kommt man in der britischen Armee natürlich nicht ungestraft davon! Billy musste vor seinen Kommandeur treten, der ihn…degradierte. Wie peinlich muss das wohl für einen königlichen Ziegenbock gewesen sein? Früher wäre er wahrscheinlich standrechtlich erschossen worden. Man gab Billy Zeit, über sein Fehlverhalten nachzudenken und siehe da, er besann sich wieder auf seine gelernten Fähigkeiten und versah seinen Dienst in untadeliger Weise, so dass er bald  seinen Dienstgrad als Lance Corporal zurückerhielt. Billy war wieder ein glücklicher Ziegenbock und genoss sein Privileg, von einfachen Gefreiten gegrüßt zu werden.

Am 20. Mai 2009 schied William Windsor aus Altersgründen aus der Armee aus, und er begab sich wieder an seinen Geburtsort, den Whipsnade Zoo, zurück. Dort soll er ein zurückgezogenes, aber glückliches Leben auf der Children’s Farm führen und es genießen, von Kindern gestreichelt zu werden. Vielleicht kommt ja aber doch manchmal seine militärische Ausbildung zum Vorschein, und er staucht seine Artgenossen zusammen, wenn sie sich ungebührlich verhalten haben…

Published in: on 18. Oktober 2013 at 02:00  Comments (2)  

Dickie Valentine: In a Golden Coach – Das Lied zur Krönung von Queen Elizabeth II im Jahr 1953

The Golden Coach. Author: Joey O'Rourke. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

The Golden Coach.
Author: Joey O’Rourke.
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Eigentlich hätte ich diesen Beitrag in meinem Blog am 2. Juni einstellen sollen, als sich die Krönungsfeierlichkeiten für Königin Elizabeth II in London zum sechzigsten Mal jährten. Damals, 1953, stand ein Song in den britischen Charts, der die junge Königin ehrte: „In a Golden Coach (There’s a Heart of Gold)„, so der recht kitschige Titel, der aber in der britischen Bevölkerung auf große Resonanz stieß. Gesungen wurde das Lied von Dickie Valentine, einem damals 23jährigen Sänger, der in der Ted Heath-Band sang, bevor er sich auf eigene Füße stellte. Komponiert worden war das Lied von Ronald Jamieson und John Henry. Valentine erreichte mit der „Goldenen Kutsche“ Platz 7 der Charts; noch höher stieg eine Parallelversion der Billy Cotton-Band, die es bis auf Platz 3 brachte.

Im Text heißt es recht süßlich:

In einer goldenen Kutsche sitzt ein Herz aus Gold,
das durch die Straßen der alten Stadt London gefahren wird,
mit der süßesten Königin, die die Welt je gesehen hat
und die ihre goldene Krone trägt.
Wenn sie feierlich durch die Palasttore fährt,
kann die ganze Welt ihre Schönheit sehen.
In einer goldenen Kutsche sitzt ein Herz aus Gold,
das dir und mir gehört.

Dickie Valentine hatte in den 1950er Jahren noch mehrere kleinere und größere Charterfolge, dann wurde es ruhiger um ihn. Am 6. Mai 1971 kam er im Alter von 41 Jahren bei einem Autounfall in Wales ums Leben.

Hier ist die Version mit Dickie Valentine und hier die Version der Band von Billy Cotton (die Sängerin ist Doreen Stevens).

Leicester – Eine Stadt ganz im Zeichen Richards III

Das rekonstruierte Gesicht Richards III. Eigenes Foto.

Das rekonstruierte Gesicht Richards III.
Eigenes Foto.

Seitdem man unter einem Behördenparkplatz in der Stadt Leicester die Gebeine des Königs Richard III gefunden hat, schlägt man dort daraus ganz schön Kapital, denn überall findet man in der Stadtmitte Plakate, die auf King Richard und die damit verbundenen Aktivitäten hinweisen.

Wir buchten schon früh von zuhause aus einen Blue Badge Guided Walk, der uns am Samstag, dem 25. Mai auf den Spuren Richards III quer durch das alte Leicester führte. Es war auch gut, dass wir im voraus unsere Tickets online bestellt hatten, denn die Führung war komplett ausgebucht, ja, es mussten sogar mehrere Leute, die auch teilnehmen wollten, weggeschickt werden. Der Walk führte zu mehreren markanten Stellen, die mit dem König zusammenhängen, wie u.a. zu seinem Standbild in den Castle Gardens, zu der Plakette am River Soar, die davon berichtet, dass seine Leiche an dieser Stelle in den Fluss geworfen worden ist (was sich ja mittlerweile als falsch erwiesen hat) und natürlich, als Highlight der Tour, zu der Ausgrabungsstelle am Grey Friars Car Park. Dort wurde ein Zelt über den Erdarbeiten errichtet, so dass man nicht allzuviel erkennen konnte.

Neben der Kathedrale, in der Guildhall, hat man die sehr interessante Ausstellung „Richard III: Leicester’s Search for a King“ aufgebaut, in der detailliert über den König und speziell über die Ausgrabung informiert wird. Ich war erstaunt, dass hier schon um 10 Uhr morgens Hochbetrieb herrschte. Die Ausstellung soll noch bis ins Jahr 2014 fortgeführt werden.
Nebenan in der Kathedrale, in der wir von einem sehr freundlichen Herrn und einer sehr redseligen Dame empfangen wurden, ist eine weitere Verbindung zu Richard III zu finden. Dort wurde in den Fußboden ein Memorial Stone eingelassen, der die Inschrift trägt:

Richard III King of England
Killed at Bosworth Field in this County
22nd August 1485
Buried in the Church of the Grey Friars
In this Parish

Ich warf einige Münzen in bereitgestellte Spendenbehälter; mit den Einnahmen möchte man sich dafür stark machen, dass Richard III seine letzte Ruhestätte hier in Kathedrale findet. Dabei zog ich mir den leisen Unmut meiner Frau zu, die wohl eher dafür plädiert, ihn im York Minster beisetzen zu lassen (ja, auch die Stadt York möchte den König gern in ihren Mauern haben).

Hier ist ein Film über die Ausgrabungen in Leicester und hier ein Rundgang durch die Stadt, so wie wir ihn gemacht haben.

Ein Schaubild von Richards Skelett in der Guildhall-Ausstellung. Eigenes Foto.

Ein Schaubild von Richards Skelett in der Guildhall-Ausstellung.
Eigenes Foto.

Der Gedenkstein in der Kathedrale. Eigenes Foto.

Der Gedenkstein in der Kathedrale.
Eigenes Foto.

Richards Standbild in den Castle Gardens, erklärt von unserem Guide. Eigenes Foto.

Richards Standbild in den Castle Gardens, erklärt von unserem Guide.
Eigenes Foto.

Unter diesem Zelt auf dem Grey Frias Car Park werden die Ausgrabungsarbeiten weitergeführt. Eigenes Foto.

Unter diesem Zelt auf dem Grey Friars Car Park werden die Ausgrabungsarbeiten weitergeführt.
Eigenes Foto.

Überall im Stadtgebiet findet man diese Hinweise auf Richard III. Eigenes Foto.

Überall im Stadtgebiet findet man diese Hinweise auf Richard III.
Eigenes Foto.

The Highgrove Shops – Produkte aus der „Werkstatt“ von Prince Charles

Der Highgrove Shop in der Long Street in Tetbury.
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In Tetbury in Gloucestershire gibt es einen und auch in Bath in Somerset gibt es einen: Die Rede ist von den sogenannten Highgrove Shops, benannt nach Prince Charles‘ Anwesen Highgrove in Gloucestershire.

„Home and lifestyle products inspired by the beautiful gardens at Highgrove“ gibt es dort zu kaufen und die erzielten Einnahmen fließen in die „Charitable Foundation“ des Prinzen. Da man ja weiß, dass er großen Wert auf Produkte aus organischem Anbau legt und er einen ausgeprägten Sinn für den schonenden Umgang mit der Umwelt hat, sind die in den Läden erhältlichen Waren auch entsprechend ausgerichtet.

Das Angebot in den Shops ist sehr umfangreich; da gibt es z.B. Wein aus organischem Anbau und Produkte von der Duchy Home Farm, die zu Highgrove gehört, wie Honig von lokalen Bienenstöcken. Da gibt es den Highgrove Organic Afternoon Tea, den Highgrove Rosemary Jelly aus Wiltshire, den Prince’s Ginger Liqueur und natürlich den Christmas Pudding.

Die Lavendelerzeugnisse in den Shops wie Seife, Lotionen usw. werden aus Lavendel hergestellt, der in Sandringham (Suffolk) gewachsen ist, dem Landsitz der Queen. Holzprodukte wie die Liegestühle kommen aus einer Behinderten-Werkstatt in Dorset und das Porzellan stammt aus einer der wenigen noch verbliebenen Manufakturen in Stoke-on-Trent.

Man sieht: Die allgegenwärtigen „Made in China“-Erzeugnisse sucht man in den Highgrove Shops vergebens.
Wer nun nicht extra nach Bath oder Tetbury fahren möchte, um einen der Läden aufzusuchen, kann die Produkte auch in London bei Fortnum & Mason (Nahrungsmittel) oder bei Selfridge’s (Haus und Garten) kaufen oder den Online-Shop benutzen. Wer in Deutschland Interesse an den Highgrove-Angeboten hat, kann diese auch bestellen. Die Lieferkosten liegen bei £18 (bis 30kg).

Das Geschäft in Tetbury liegt in der Long Street, nur ein paar Schritte vom Snooty Fox Hotel entfernt.
Das Geschäft in Bath ist in der lebhaften Milsom Street im Zentrum zu finden.

Die Milsom Street in Bath; hier ist der zweite Highgrove Shop zu finden.
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König Georg IV und seine Festmahle im Royal Pavilion in Brighton

Karikatur Georgs IV von James Gillray.
This work is in the public domain.

Die Herrschaft Georgs IV. August Friedrich (1762-1830) war von Exzentrik und Verschwendungssucht geprägt und er war wohl einer der unbeliebtesten Könige, die England jemals hatte. In seinem pompösen Royal Pavilion in Brighton genoss er es, gewaltige Festmahle abzuhalten und sich stundenlang vollzustopfen mit allen Köstlichkeiten, die seine Küche aufzubieten hatte.
Als er einmal von Großherzog Nikolaus von Russland besucht wurde, lud er den damals besten Koch der Welt, Marie-Antoine Carême, nach Brighton ein, um dort ein Festmahl zu bereiten wie man es vorher wohl selten gesehen hat. Es bestand aus 127 einzelnen Gerichten, darunter eine ein Meter hohe türkische Marzipan-Moschee.

Aber auch wenn Georg IV keine hohen Besuche empfing, forderte er seinen Köchen alles ab, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das konnte z.B. so aussehen:
Nach dem Genuss mehrerer Suppen wurden Fische serviert wie Lachs, Karpfen oder Schellfisch. Es folgte ein Dutzend Vorgerichte, bestehend u.a. aus Fleisch, Geflügel und Pasteten. Und jetzt ging es erst richtig los: Mehrere Braten wurden aufgetragen: Kaninchen, Hühnchen, Rebhuhn, Wildente; zwischendurch reichte man kleine süße Köstlichkeiten. Dann kam man (schon) zum Dessert und da verlustierte man sich mit Früchtetorten, Eiscrème, Pudding und Baisers. Georg IV trank dazu schon einmal drei Flaschen Wein (ganz allein, versteht sich) und der abschließende Käse wurde mit Bier heruntergespült. Dass diese Völlerei auf die Figur des Königs durchschlug, verwundert nicht!

 Das Buch zum Artikel:
Saul David: The Prince of Pleasure. Abacus 2009. 496 Seiten. ISBN 978-0349110875.

Hier im Royal Pavilion in Brighton wurden die Festmahle Georgs IV abgehalten.
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Published in: on 22. November 2012 at 02:00  Comments (2)  
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Linnet, Monty, Willow und Holly, Cider, Candy und Vulcan – Die royalen Hunde

Ein Pembroke Welsh Corgi. - Author: Damon d'Amato. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Als Queen Elizabeth II 18 Jahre alt wurde, bekam sie Susan, ihren ersten Corgi geschenkt und von da ab gehörten diese Hunde zu ihrem Leben. Die Queen ohne Corgis – unvorstellbar. Alle Pembroke Welsh Corgis der Queen, so ist die genaue Rassebzeichnung,  sollen von Susan abstammen.
Gegenwärtig sind Linnet, Monty, Willow und Holly die besten Freunde der Queen sowie  Cider, Candy und Vulcan, das sind Dorgies, Kreuzungen zwischen Corgis und Dackeln.

Im Buckingham Palast haben die Vierbeiner ein eigenes Zimmer, hin und wieder dürfen sie aber auch einmal im Zimmer der Queen schlafen.
Es heißt, dass die royalen Hunde nicht sehr pflegeleicht sind (für das betreuende Personal), so heben sie schon einmal die Beine im Palast; einmal soll auch das Bein eines Staatsmannes als Baumersatz hergehalten haben.
So manch ein Bediensteter hat auch schon die Zähne der Corgis zu spüren bekommen. Schon Susan war bekannt dafür, zuzubeißen. Als sie einmal einen Polizisten attackierte, trat der nach dem Hund, was die Queen auf die Palme brachte. „Don’t you ever let me see you do that to a dog again“, herrschte sie den armen Mann an. Sie selbst wurde auch schon einmal von einem ihrer Lieblinge gebissen, als sie einen Streit ihrer Hundeschar schlichten wollte.

Die Queen versteht absolut keinen Spaß, wenn jemand ihre Hunde nicht so behandelt wie sie es wünscht. Einer ihrer Diener wurde degradiert, als sie ihn dabei erwischte wie er Whisky und Gin unter das Hundefutter mischte und in ihr Wasser gab.
Erst kürzlich machte die Queen ihr zuständiges Personal zur Schnecke, weil die ihren Corgis tiefgefrorenes Fleisch und kein frisches servierten.

Phil Dampier und Ashley Walton widmen in ihrem Buch „What’s in the Queen’s Handbag and other Royal Secrets“ den Corgis ein ganzes Kapitel unter der Überschrift „Dogs: The Royal Wruffians“.

Hier ist der Verladevorgang der Corgis in ein Flugzeug zu sehen.

Das Buch zum Artikel:
Brian Hoey: Not in Front of the Corgis – Secrets of Life Behind the Royal Curtains. Robson Press 2011. 256 Seiten. ISBN 978-1849541763.

Published in: on 20. Januar 2012 at 02:00  Kommentar verfassen  
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