Dunwich – Die vom Meer verschlungene Stadt an der Küste Suffolks

Die Klippen von Dunwich.
Photo: Angus Wilson.
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Wir wohnten im „The Bull Hotel“ (s. dazu auch meinen Blogeintrag) in Long Melford (Suffolk) und machten von dort aus Fahrten an die Küste; so kamen wir auch nach Dunwich, das zwischen Aldeburgh und Southwold liegt. Eine Stichstraße führt von der A12 zu dem Küstenort, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Im frühen Mittelalter herrschte hier ein reges Treiben. Dunwich war einer der größten Seehäfen des Landes und das Geschäft brummte. Dann kam der 1. Januar 1286: Ein gewaltiger Sturm brauste heran und spülte einen großen Teil der Stadt ins Meer. Im Jahr darauf wurde das bereits stark dezimierte Dunwich von zwei weiteren Stürmen heimgesucht, die verheerende Auswirkungen hatten. Nachdem einige Jahrzehnte später Dunwich von zwei weiteren Stürmen getroffen wurde, war das das Aus für den Ort. Die zahlreichen Kirchen stürzten reihenweise ins Meer, der Hafen war nicht mehr nutzbar, die Geschäftswelt war nicht mehr vorhanden, viele Menschen verloren ihr Leben.
Auch in den folgenden Jahrhunderten musste der einst blühende Ort Tribut ans Meer zollen, denn auch von den verbliebenen Gebäuden sackten immer wieder welche von den Klippen ab.

Heute gibt es den Ort Dunwich zwar noch, aber er besteht nur noch aus einer Handvoll Häusern, der Kirche St James, einem Pub, The Ship, und dem kleinen Dunwich Museum, das über die Geschichte der verschwundenen Stadt informiert.

Wir saßen vor den Flora Tea Rooms am Strand und schauten auf das Meer hinaus; eine merkwürdige Atmosphäre hatte sich an dem trüben Novembertag breit gemacht. Der deutsche Schriftsteller Winfried Georg Sebald, der in Norfolk lebte und dort 2001 bei einem Autounfall ums Leben kam, beschreibt diese Atmosphäre sehr eindringlich in seinem Buch „Die Ringe des Saturn“ (Eichborn-Verlag 1995).

M.R. James, Autor von gruseligen Kurzgeschichten, der häufig in Dunwich weilte, ließ sich von der Stimmung des Ortes inspirieren, und so vermutete man, dass seine berühmte Geschichte „Oh, whistle, and I’ll come to you, my lad“ (siehe dazu auch meinen Blogeintrag) hier angesiedelt war. Im Vorwort zu dem Buch „The Penguin complete ghost stories of M.R. James“ schreibt er aber selbst, dass Felixstowe (Suffolk) dafür Pate gestanden hat.

Jean und Stuart Bacon sind zahllose Male vor der Küste von Dunwich hinabgetaucht und haben dort die Überreste der versunkenen Kirchen gefunden, deren Glocken noch heute, so sagt es die Legende, bei bestimmten Wetterlagen zu hören sein sollen. Ein Zeichen für die Fischer, nicht aufs Meer hinauszufahren, denn das Läuten der Glocken warnt vor einem heraufziehenden Sturm.

Den Glocken von Dunwich hat die Folk-Rock Gruppe Stone Angel, die aus East Anglia kommt, einen Song gewidmet: „The Bells of Dunwich„.

Hier ist ein Film über die „Ghosts of Dunwich“.

Das Buch zum Artikel:
Jean and Stuart Bacon: The search for Dunwich – City under the sea. Segment 1979. 96 Seiten. ISBN 978-0906952016.

The Ship in Dunwich.
Photo © Colin Park (cc-by-sa/2.0)

Das Museum von Dunwich.
Photo © Paul Shreeve (cc-by-sa/2.0)

Die Flora Tea Rooms.
Photo © Geographer (cc-by-sa/2.0)

Die letzte verbliebene Kirche: St James.
Photo © Evelyn Simak (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 28. März 2024 at 02:00  Kommentar verfassen  

Wincanton – Eine Kleinstadt in Somerset und ihre Verbindung mit dem Fantasyautor Terry Pratchett (1948-2015)

Photo © William (cc-by-sa/2.0)

Wenn man in die kleine Ortschaft Wincanton im Südosten der Grafschaft Somerset einfährt, wird man von einem Schild begrüßt, auf denen die Partnerstädte aufgeführt sind. Die hessische Stadt Lahnau ist eine davon und der französische Ort Gennes-les-Rosiers die andere. Es gibt aber noch eine dritte Partnerstadt von Wincanton, nämlich Ankh-Morpork (Discworld). Einen regen Austausch zwischen diesen beiden Städten wird es wohl nie geben, denn Ankh-Morpok ist fiktiv, aber allen Fans der Fantasy-Romane von Sir Terry Pratchett wohlbekannt,  handelt sich hierbei doch um die wichtigste Stadt in den „Scheibenwelt„-Romanen des britischen Autors. Seit 2002 besteht diese Partnerschaft, ein Marketing-Gag, um auf Wincanton aufmerksam zu machen? ‚The association with Discworld works extremely well for our town, helping to boost the local economy“, zitiert die Daily Mail einen früheren Bürgermeister der Stadt.

Doch die spezielle Verbindung zwischen dem Städtchen in Somerset und dem Fantasy-Autor geht noch weiter. Im Jahr 2009 wurden zwei Straßen in Wincanton nach Straßen in Ankh-Morpok benannt: Die Peach Pie Street und die Treacle Mine Road. Pratchett ließ es sich nicht nehmen, die beiden Straßen höchstpersönlich einzuweihen, in Anwesenheit von hunderten von Discworld-Fans, von denen sich viele zu diesem Anlass entsprechend verkleidet hatten.

In der High Street Nummer 41 in Wincanton findet sich eine weitere Verbindung zu Terry Pratchetts Romanserie: „The Discworld Emporium„, ein Laden, in dem man so ziemlich alles kaufen kann, was sich ein Fan wünscht. Und so kommen denn auch viele Scheibenwelt-Fans aus der ganzen Welt nach Wincanton, um Ankh-Morpok so nahe wie möglich sein zu können.

Sir Terry Pratchett, der über 55 Millionen Exemplare seiner Fantasy-Saga weltweit verkaufen konnte, wohnte nicht allzu weit von Wincanton entfernt in der Grafschaft Wiltshire in Broad Chalke, etwa 12 km westlich von Salisbury, im Gurston Manor.

Wem der Name „Wincanton“ irgendwie bekannt vorkommt: Vielleicht hat ihn jemand schon einmal als Schriftzug auf einem Lastwagen gesehen, denn die Firma mit diesem Namen gehört zu den größten europäischen Logistikunternehmen mit Hauptsitz in Chippenham (Wiltshire). Die Ursprünge der Firma gehen auf Wincanton in Somerset zurück.

Discworld. Eigenes Foto.
The Discworld Emporium in der High Street.
Eigenes Foto.

Terry Pratchett.
Photo: steeljam.
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Published in: on 26. März 2024 at 02:00  Comments (1)  

Tyneham – Dorsets Ghosttown

Photo © Michael Dibb (cc-by-sa/2.0)

Bei Ghost Towns denkt man in erster Linie an die verlassenen Bergarbeiterstädte im Westen der USA, auf deren menschenleeren Straßen der Wind die Tumbleweeds entlangtreibt. Doch auch in England gibt es die eine oder andere Geisterstadt. Neben Imber in Wiltshire, dem Dorf auf der Salisbury Plain, das dem Militär weichen musste, fällt mir da vor allem Tyneham in der Nähe der Küste Dorsets ein.

Auch Tyneham, einst ein idyllisches Dorf mit über 200 Einwohnern, fiel dem Militär zum Opfer. Ende 1943 bereiteten sich die Alliierten auf die Landung in der Normandie vor und benötigten dafür Übungsplätze, die natürlich an der Küste liegen mussten. Neben der Studland Bay, die wie Tyneham ebenfalls auf der Isle of Purbeck in Dorset liegt, schien den verantwortlichen Militärs die Gegend von Tyneham besonders gut für diese Zwecke geeignet und so mussten die Dorfbewohner innerhalb eines Monats ihre Sachen packen und ihr Dorf verlassen. Man versprach ihnen, dass sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zurückkehren könnten, aber 1948 wurde der Landstrich zwangsenteignet und blieb bis heute Eigentum der britischen Armee.

Wie sieht es nun heute in dem Dorf aus? Intakt sind noch die Kirche St Mary’s und das Schulhaus; beide sind als eine Art Museum erhalten geblieben. Die anderen Gebäude befinden sich in unterschiedlichen Verfallsstadien. Zu bestimmten Zeiten kann man das Dorf besuchen, immer dann wenn das Armeegelände der Lulworth Miltary Range freigegeben wird und keine Panzer unterwegs sind.

1986 wurde in Tyneham der Film „Comrades“ (hier der Trailer) gedreht, der das Schicksal der Tolpuddle Martyrs nachzeichnet, einer Gruppe von Farmarbeitern in Dorset, die sich in den 1830er Jahren für faire Löhne einsetzte und gewerkschaftliche Vorreiter waren.

Hier ist ein Film über Tyneham, the Ghost Village.

Das Buch zum Artikel:
Patrick Wright: The Village that Died for England – The Strange Story of Tyneham. Faber and Faber 2002. 512 Seiten. ISBN 978-0571214419.

Photo © Chris Downer (cc-by-sa/2.0)

Tyneham School.
Photo © Colin Prosser (cc-by-sa/2.0)

St Mary’s Church.
Photo © Graham Hogg (cc-by-sa/2.0)

Photo: Hammerhead27.
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The Church Mouse Tea Rooms in Chilham in Kent

Photo © David M Clark (cc-by-sa/2.0)

Es gibt „chocolate box“-Dörfer in England, die sind beinahe zu schön, um wahr zu sein; Chilham in Kent, südwestlich von Canterbury gelegen, ist eines davon. Über meinen Besuch hier berichtete ich vor vielen Jahren in meinem Blog. Es wimmelt hier nur so von Fachwerkhäusern und anderen ansprechenden Gebäuden. Im Mittelpunkt steht einer der beiden Dorfpubs The White Horse (der andere, The Woolpack, liegt am anderen Ende der Straße The Street), ein paar Schritte weiter ist die Weinhandlung The Tudor Peacock zu finden und daneben ein Tea Room namens The Church Mouse. Geht es noch anheimelnder?
„Muddy boots and muddy paws welcome!“ heißt es, Hundebesitzer samt ihren Vierbeinern sind also in dem Tea Room gern gesehen. Hier gibt es Cream Teas mit Scones, Sandwiches, Toasts und andere Kleinigkeiten, auch Frühstück wird in der Kirchenmaus serviert. Bei schönem Wetter können die Gäste vor dem denkmalgeschützten Haus Platz nehmen und neben dem Tee die Sonne genießen. Das Chilham Castle liegt direkt gegenüber, die Dorfkirche St Mary’s grenzt an das White Horse. Wenn dann auch noch die Glocken geläutet werden, kann man wirklich sagen: Stimmungsvoller geht es nicht mehr.

The Church Mouse
2 The Square, Chilham
Canterbury, CT4 8BY

The Square mit dem White Horse und St Mary’s im Hintergrund.
Photo © Colin Park (cc-by-sa/2.0)

Das Chilham Castle.
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)

Ist das schön?? Das Cumberland House.
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)

Tintwistle in Derbyshire – Ein Dorf und eine weltberühmte Modeschöpferin

Ein Wandgemälde von Vivien Westwood in der Chapel Street in Glossop (Derbyshire).
Photo © Gerald England (cc-by-sa/2.0)

Am 8. April 1941 kam im Partington Maternity Home in Glossop, einer Stadt im Peak District in Derbyshire, ein kleines Mädchen auf die Welt, das den Namen Vivien Isabel Swire erhielt. Sie verbrachte ihre Kindheit in dem kleinen Dorf Tintwistle, wo sie mit ihren Eltern in einem unscheinbaren Reihenhaus in der heutigen Manchester Road Nummer 6 wohnte. Im Alter von zwölf Jahren ging Vivienne auf die Glossop Grammar School in der Fitzalan Street (das Gebäude steht noch, wird aber heute für andere Zwecke genutzt). Schon früh lernte sie von ihrer Mutter das Schneidern, das sie Jahre später unter dem Namen Vivien Westwood zu einer der berühmtesten Modeschöpferinnen der Welt machen sollte. Ihr Lebensmittelpunkt war immer London, wo ihre Familie in den 1950er Jahren hinzog, doch behielt sie auch ihr Leben lang eine enge Verbindung in ihre Heimat im Peak District. Vivien Westwood war die Ikone der Punkkultur, in ihren Londoner Modegeschäften gaben sich die Stars der Szene die Klinke in die Hand, zum Beispiel in ihrer Boutique Sex in der Londoner King’s Road.

Doch im Mittelpunkt meines Blogeintrags soll Vivienne Westwoods Beziehung zu dem kleinen Dorf Tintwistle stehen. Sie starb im Alter von 81 Jahren am 29. Dezember 2022 in London, wollte dort aber nicht ihre letzte Ruhestätte finden, sondern wieder nach Tintwistle zurückkehren, wo sie auf dem Kirchhof der Christ Church beigesetzt worden ist, die, wie auch ihr Elternhaus ein paar hundert Meter entfernt, an der A628 liegt. Ihr Trauergottesdienst fand in Anwesenheit von Dutzenden Stars aus der Welt des Showbusiness in der Southwark Cathedral in London statt (hier sind einige Bilder).

Das Label Vivienne Westwood wird von ihrem Mann, dem österreichischen Modedesigner Andreas Kronthaler, weitergeführt, der seine Herbst/Winter-Kollektion 2023/24 in Tintwistle vorstellte, unter anderem vor dem Haus, in dem seine Frau ihre Kindheit verbracht hatte. Als Model war auch Vivienne Westwoods Sohn Ben anwesend. Hier ist ein Film darüber.

Eine kleine persönliche Ergänzung: Ich habe Glossop einmal besucht, da meine früheren Wohnzimmermöbel hier hergestellt worden sind.

Photo © Anthony Parkes (cc-by-sa/2.0)

Die ehemalige Glossop Grammar School.
Photo © Benjamin Hopkins (cc-by-sa/2.0)

Tintwistles Christ Church.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Flash in Staffordshire – Das höchst gelegene Dorf in Großbritannien und die Teapot Parade

Downtown Flash, im Hintergrund rechts die ehemalige Methodist Chapel.
Photo © Jonathan Clitheroe (cc-by-sa/2.0)

Das Dorf mit dem eigenartigen Namen Flash ist mit 463 Metern das höchst gelegene Dorf in Großbritannien. Es liegt im Peak District in der Grafschaft Staffordshire, die Grafschaften Derbyshire und Cheshire liegen ganz in der Nähe. Erreichen kann man das abgelegene Dorf über die A53 (Buxton-Stoke-on-Trent). Flash hat eine Kirche, die anglikanische St Paul’s Church (die ehemalige Flash Methodist Chapel ist in ein Ferienhaus umgewandelt worden), und einen Pub, The New Inn, der sich stolz „Britain’s Highest Village Pub“ nennt. Es dürfte ganz schön einsam sein hier oben in der Moorlandschaft, wenn im Winter viel Schnee gefallen ist, aber glücklicherweise gibt es ja noch den Pub, in dem sich die wenigen Dorfbewohner versammeln können.

Einmal im Jahr findet hier die Flash Teapot Parade statt, ein kleiner Umzug, in dessen Mittelpunkt eine große Teekanne steht, die daran erinnert, dass in der Zeit, bevor der National Health Service entstanden war, die Dorfbewohner Geld in einer Teekanne sammelten, das dafür gedacht war, krank gewordenen oder in Not geratenen, bedürftigen Mitbürgern finanziell unter die Arme zu greifen. War die Kanne leer, begann man erneut mit dem Geldsammeln. Schon die Flash Loyal Union widmete sich 1846 dieser Aufgabe, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in The Tea Pot Club umbenannte. Die überdimensionale Teekanne wird bei dem Umzug durch das Dorf getragen.

Es gab auch eine Zeit, zu der in Flash Falschgeld hergestellt wurde, das sogenannte „flash money“. Der Ort war dafür ideal gelegen, denn man konnte das „counterfeit money“ schnell von hier aus in die anderen angrenzenden Grafschaften verteilen. Falschgeld wird heute nicht mehr in Flash hergestellt, das hat man schon vor langer Zeit anderen überlassen.

Ach ja, dann gibt es noch eine Brauerei außerhalb des Dorfes, die Flash Brewery, deren Biere Namen tragen wie Flash Black, Flash Blond, Cerberus Ruby Ale und Mermeg Golden Ale.

Hier ist ein Film über Flash und die nähere Umgebung.

Die St Paul’s Church.
Photo © Colin Park (cc-by-sa/2.0)

Photo © Dave Dunford (cc-by-sa/2.0)

Photo © Neil Theasby (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 26. Dezember 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

„The Jewel in the Crown of Wensleydale“ – Middleham in North Yorkshire

Middleham Castle. Eigenes Foto.
Middleham Castle.
Eigenes Foto.

Dieser schöne Slogan stammt nicht von mir, sondern war einmal auf der Homepage der kleinen Markstadt Middleham in North Yorkshire zu lsesn.
Zwei Dinge sind in Middleham bemerkenswert: Rennpferde und die Burgruine.
Wann immer ich auch in Middleham war, begegneten mir Pferde im Ort; teilweise mit Reiter, teilweise geführt. Middleham ist eines der größten Zentren für die Ausbildung von Rennpferden in Großbritannien und Sitz der Middleham Trainers Association, die stolz darauf ist, dass die hier ausgebildeten Rennpferde pro Jahr im Durchschnitt 400 Rennen gewinnen.

Viele Besucher kommen aber auch hierher ins Wensleydale, weil sie sich Middleham Castle ansehen wollen. Da ich mit einer Ricardianerin verheiratet bin, die seit vielen Jahre Mitglied der britischen Richard III-Society ist, gehört bei jedem unserer Yorkshire-Aufenthalte selbstverständlich ein Besuch der Burgruine dazu, denn hier lebte Richard III im 15. Jahrhundert und benutzte die Burg als Basis für die Verwaltung Nordenglands.
Man kann gegen eine kleine Eintrittsgebühr die Burgruine besichtigen, die mit Hinweistafeln ausgestattet und inmitten eines sehr gepflegten Rasens liegt. 1985 fand  jemand zufällig auf dem Burggelände mit einem Metalldetektor den Middleham Juwel, einen goldenen Anhänger mit einem Saphirstein, den das Yorkshire Museum in York für £2.5 Millionen erwarb und dort heute zu sehen ist.

Bemerkenswert ist der hübsche Marktplatz mit Hotels und Pubs. Hier kann ich The Dante Arms empfehlen, den ich noch unter dem Namen The Black Swan kennengelernt habe.

Photo © Christine Johnstone (cc-by-sa/2.0)

Photo: ianpreston.
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Benannt wurde der Pub am Marktplatz nach dem berühmten Rennpferd, das von 1942 bis 1956 lebte und das seine Ausbildung in Middleham erhielt.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 1. Dezember 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Naseby in Northamptonshire – Ein Dorf, nahe dem eine berühmte Schlacht geschlagen wurde

Das Naseby Monument.
Photo © Tim Glover (cc-by-sa/2.0)

Am 14. Juni 1645 fand nahe des Dorfes Naseby in Northamptonshire der berühmte Battle of Naseby statt, wo die Truppen König Charles I auf die Parlamentarier unter Oliver Cromwell trafen. Die Schlacht wurde von den Truppen Cromwells gewonnen.

Doch die Schlacht selbst soll nicht im Mittelpunkt meines heutigen Blogeintrags stehen, denn ich interessiere mich mehr für das kleine Dorf an der Grenze von Northamptonshire und Leicestershire, nach dem die Schlacht benannt wurde. Das einzige, was heute noch an den 14. Juni 1645 erinnert ist das Naseby Monument, das am 18. Mai 1936 enthüllt wurde und das die Inschrift trägt: „Battle of Naseby, 14 June 1645. From near this site Oliver Cromwell led the Cavalry charge which decided the issue of the battle and ultimately that of the great Civil War“. Es steht in einem Feld an der Straße, die nach Sibbertoft führt.
Weiterhin gibt es noch einen Obelisken an der Clipston Road, der ebenfalls an die Schlacht erinnert, und der schon 1823 errichtet worden ist.

Mitten im Ort, an der Church Street, ist ein weiteres Monument in Form eines Löwen zu finden, der das War Memorial bildet und auf dessen Sockel die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Dorfes festgehalten sind. Es gibt ein Buch mit dem Titel „Naseby Lion„, in dem der Autor, Michael Westaway, von den Auswirkungen der beiden Weltkriege auf das kleine Dorf in Northamptonshire berichtet. Unter den Namen auf dem Kriegerdenkmal befindet sich auch der Name Harry Westaway, der 1917 in Belgien fiel und dort begraben worden ist. Er war der Onkel von Michael Westaway.

In Naseby finden wir die Quelle eines der bekanntesten Flüsse Englands, des River Avon (siehe dazu auch diesen Blogeintrag). Dieser Platz ist durch ein kleines, kegelförmiges Monument markiert, mit der Inschrift „Source of the River Avon 1822„, ist aber nicht ganz leicht zu finden. Gegenüber der Kirche All Saints ist eine Mauer mit einem Wäldchen dahinter, und da entspringt der River Avon, der sich auf 136 Kilometern durch mehrere Grafschaften zieht und bei Tewkesbury in Gloucestershire in den River Severn mündet.

Glücklicherweise gibt es auch noch einen Pub in Naseby, die Royal Oak, der andere, Fitzgerald Arms, gegenüber von der Kirche, existiert leider nicht mehr.

Der Naseby Obelisk.
Photo © Matthew Lee (cc-by-sa/2.0)

Das War Memorial.
Photo © Philip Halling (cc-by-sa/2.0)

Die Quelle des River Avon.
Photo © Mark Hobbs (cc-by-sa/2.0)

Der letzte verbliebene Pub in Naseby.
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 4. November 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Corby in Northamptonshire und Big Countrys Song „Steeltown“

Denkmal für die Stahlarbeiter Corbys.
Photo © Tim Heaton (cc-by-sa/2.0)

Corby ist eine Stadt mit rund 56 000 Einwohnern im Norden der Grafschaft Northamptonshire. In den 1930er Jahren wurde aus dem damals kleinen Dorf eine richtige Stadt als die schottische Firma Stewarts & Lloyds hier eines der größten Stahlwerke Großbritanniens errichtete, da in der Region reiche Eisenerzlager vorhanden waren. Um das Werk betreiben zu können, benötigte man viele Arbeiter und die kamen zu einem großen Teil aus Schottland. Im Zweiten Weltkrieg wurden in dem Werk Stahlrohre hergestellt, durch deren Einsatz die Alliierten auf dem Kontinent mit Treibstoff versorgt werden konnten. Auf Grund der Vielzahl an schottischen Arbeitern bezeichnete man Corby als Little Scotland. Und dann ging es mit der Stahlindustrie in der Stadt bergab. Die Werke waren inzwischen von British Steel übernommen worden, und die Schwerpunkte der stahlverarbeitenden Industrie lagen mittlerweile in anderen Teilen des Landes. 1979 wurde angekündigt, die Werke zu schließen, mit dem Ergebnis, dass etwa 11 000 Menschen ihren Job verloren und die Arbeitslosenquote in Corby zeitweise auf 30% stieg.

Die 1981 gegründete schottische Rockband Big Country hat sich des Themas in ihrem Song „Steeltown“ angenommen, der auf ihrem gleichnamigen Album 1984 veröffentlicht wurde, das die Spitze der britischen Charts erreichte. Der Text schildert die verzweifelte Lage der schottischen Stahlarbeiter, die ihre Heimat verlassen hatten, um sich hier in Northamptonshire ein neues Leben aufzubauen. Doch dann kam die große Ernüchterung: „finally the dream has gone I’ve nothing left to hang upon in a steeltown„.

Hier ist „Steeltown“ von Big Country zu hören.

Corbys Steel Road.
Photo © David Howard (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 4. Oktober 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Bridport in Dorset – Die Stadt der Seile und Netze

Pub in Bridport mit passendem Namen.
Photo: ell brown.
Creative Commons 2.0

Es gibt Städte mit denen man gedanklich automatisch ein Produkt verbindet, das dort hergestellt wird/wurde. Northampton war die Stadt der Schuhe, Luton die Stadt der Hüte, Worcester die Stadt der Handschuhe. Bridport, im Süden der Grafschaft Dorset, war jahrhundertelang die Stadt der Seile. Die Bedeutung, die diese Industrien für ihre jeweiligen Orte hatten, ist heute meist nur noch rudimentär vorhanden.

In der näheren Umgebung von Bridport wurde Hanf und Flachs angebaut und daraus wurden Seile hergestellt, die vor allem Verwendung in der Schifffahrt fanden. Heinrich VII erließ seinerzeit ein Dekret, dass der Hanf, der in einem Radius von acht Kilometern um Bridport angebaut wurde, ausschließlich für die Marine verwendet werden durfte.

Auch die Seile, die die Henker benutzten, kamen aus Bridport und der Ausdruck „to be stabbed by a Bridport dagger“ bedeutete nichts anderes, als gehängt zu werden.
Im 19. Jahrhundert verlagerte sich die Seilherstellung für Schifffahrtszwecke nach Portsmouth und so stellte man stattdessen in Bridport Fischernetze her, vor allem für die Fischereiflotten, die vor Neufundland ihre Netze auswarfen.

Auch heute werden in der Stadt in Dorset noch Netze hergestellt, auch wenn sie jetzt aus anderen Materialien bestehen. Die Firma Edwards Sports Products Ltd kann sich rühmen, die Tornetze für Premier League Clubs wie Arsenal, Everton, Tottenham and Liverpool FC geliefert zu haben. Auch die Tennisnetze, die in Wimbledon Verwendung finden, stammen von der Firma aus Bridport.

Wer sich für das Thema „Seile und Netze“ interessiert, kann sich darüber im Museum von Bridport informieren.

Siehe auch diese Blogeinträge zum Thema Seile.

Das Museum der Stadt.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 13. September 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Consett im County Durham – Eisenerz, Kohle…und Mr. Bean

Middle Street in Consett.
Photo © Robert Graham (cc-by-sa/2.0)

Kürzlich bekam ich ein in England bestelltes Buch aus Consett im County Durham zugeschickt und las, dass der Schauspieler Rowan Atkinson alias Mr. Bean in Consett geboren wurde. Was ist das für eine Stadt im Norden Englands, am Rande der Pennines am Derwent River gelegen, 23 Kilometer südwestlich von Newcastle upon Tyne?

Consett, wo heute etwa 26 000 Menschen wohnen, war einmal eine Boomtown. Unter der Stadt wurden reiche Vorkommen an Eisenerz und Kohle entdeckt, die man zu Tage förderte. In Hochöfen wurde Stahl hergestellt; all das sorgte für Arbeitsplätze und stellte die wirtschaftliche Grundlage für Consett dar. Doch wie in so vielen Regionen im Norden Englands ging es auch hier eines Tages bergab. Die Kohle- und Erzförderung wurde eingestellt, und das Zentrum für die Stahlherstellung verlagerte sich weiter nach Süden, nach Sheffield.

Nach der Schwerindustrie siedelten sich kleinere und mittlere Unternehmen in Consett an wie die Phileas Fogg Food Company an der Medomsley Road und einer der größten Wohnwagenhersteller Großbritanniens, The Explorer Group.

Der am 6. Januar 1955 hier in Consett geborene Rowan Atkinson, der weltweit durch seine Darstellung des Mr. Bean bekannt wurde, war das jüngste von vier Kindern, alles Brüder, und seine Familie lebte schon seit vielen Jahren in diesem Ort im County Durham.

Published in: on 26. August 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Accrington in Lancashire – Ziegelsteine, Tiffanyglas und ein Fußballverein

Das Stadtzentrum von Accrington.
Photo © Raymond Knapman (cc-by-sa/2.0)

Accy nennen die Einwohner von Accrington gern ihre Stadt, die im östlichen Teil von Lancashire liegt und ca 35000 Einwohner hat. Bekannt wurde die Stadt durch einige Besonderheiten; so wurden bis zum Jahr 2008 hier die „Accrington bricks„, auch NORIs genannt, hergestellt. Das sind besonders harte Ziegelsteine, die z.B. beim Fundament des New Yorker Empire State Buildings verwendet wurden. Die Fabrik wurde 2008 geschlossen.

Was man in Accrington nicht erwarten würde, ist, dass sich hier Europas größte Sammlung von Tiffanygläsern befindet. Gestiftet wurde diese Sammlung, die in der Haworth Art Gallery ausgestellt wird, von Joseph Briggs, der im 19. Jahrhundert für die Firma Tiffany’s als künstlerischer Direktor arbeitete und aus Accrington stammte.

Einen gewissen Bekanntheitsgrad erwarb sich die Stadt Accrington durch ihren Fußballverein „Accrington Stanley F.C.“. Diese Bekanntheit wurde nicht durch herausragende sportliche Leistungen erreicht, sondern durch einen kleinen Werbespot für Milch, der in den 1980er Jahren im Fernsehen lief. In diesem Spot holt sich ein kleiner Junge eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank, wozu ein anderer Junge sagt „Iii, Milch“. Dazu meint Junge 1:  „Ian Rush says if you don’t drink your milk, you’ll end up playing for Accrington Stanley“. Junge 2: „Accrington Stanley, who are they?“ Junge 1: „Exactly“. Wozu zu bemerken ist, dass Ian Rush ein berühmter Fußballspieler war, der seine größten Erfolge beim FC Liverpool hatte. Hier ist der Werbespot zu sehen.

Die englische Romanautorin Jeanette Winterson verbrachte ihre Kindheit in Accrington und schrieb darüber in ihrem 1985 erschienen Buch „Oranges are not the only fruit“ (dt. „Orangen sind nicht die einzige Frucht“, 1993).

Haworth Art Gallery.
Photo © Stuart Wilding (cc-by-sa/2.0)

Der Eingang zum Stadion des Accrington Stanley Football Clubs.
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 24. Juli 2023 at 02:00  Comments (1)  

Macclesfield in Cheshire – The Treacle Town

The Treacle Market vor der Town Hall.
Photo © Peter Turner (cc-by-sa/2.0)

Es gibt zwei Städte in England, die den Beinamen „Treacle Town“ führen; das ist einmal Nuneaton in Warwickshire und Macclesfield in Cheshire. Nuneation wird so genannt, weil dort einmal eine Fabrik Konfitüre und Sirup („Treacle“) herstellte; bei Macclesfield hängt das anders zusammen.

Macclesfield ist eine Stadt mit rund 57 000 Einwohnern, die auch „Silk Town“ genannt wird, weil hier früher einmal Seidenindustrie ansässig war (der Spitzname des örtlichen Fußballvereins Macclesfield F.C. ist daher „The Silkmen„).
Der Name „Treacle Town“ leitet sich von einem Ereignis her, das sich vor langer Zeit zugetragen haben soll: Ein Pferdewagengespann fuhr eines Tages über die Hibel Road in Macclesfield. Es war mit gerade hergestelltem Sirup beladen und stürzte auf dem Kopfsteinpflaster der Straße um. Man kann sich vorstellen, was das für eine Schweinerei gewesen sein mag, die dickflüssige, klebrige Masse über die ganze Straße verteilt; die Armen der Stadt sollen versucht haben, den Sirup von dem Straßenpflaster zu schaben.

Der Name blieb auf jeden Fall hängen (oder besser: kleben), und so gibt es heute in der Stadt einen Treacle Market, allerdings erst seit Juli 2010, der immer am letzten Sonntag eines Monats stattfindet. Auf dem Markt werden auf über 160 Ständen Essen, Trinken und alles mögliche andere angeboten, darunter auch Treacle toffee und Treacle pudding. Zu finden ist der Treacle Market auf dem Market Place und auf den Straßen rund um die Kirche St Michael and All Angels. Hier ist ein Film, der das Treiben auf dem Markt zeigt.

In der Stadt gibt es auch einen Treacle Town Art Trail, auf dem man Kunstwerke wie Wandmalereien zu sehen bekommt, darunter ein großes Wandbild in der Mill Street, das Ian Curtis, den ehemaligen Frontmann der Band Joy Division, zeigt, der in Macclesfield aufwuchs und auch hier begraben liegt (hier sind Bilder von der Einweihung), oder das Wandbild mit zwei Turmschwalben auf einem der drei Fahrstuhltürme am Bahnhof, hier im Film zu sehen.

Siehe auch meine beiden anderen Blogeinträge über Macclesfield: Das Barnaby Festival und die Radiostation Silk 106.9 FM.

Die Hibel Road, wo der Wagen mit dem Sirup umgestürzt sein soll.
Photo © David Dixon (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 8. Juni 2023 at 02:00  Comments (2)  

Wie aus Wootton Bassett in Wiltshire Royal Wootton Bassett wurde

Das War Memorial in der High Street von Royal Wootton Bassett.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

In England gibt nur drei Städte, die sich mit dem Zusatz „Royal“ schmücken dürfen: Royal Tunbridge Wells, Royal Leamington Spa, und als letzte Royal Wootton Bassett. Seit dem 16. Oktober 2011 ist aus dem 13 570 Einwohner zählendem Wootton Bassett in Wiltshire, nur wenige Kilometer von Swindon entfernt, Royal Wootton Bassett geworden.

Leider war der Anlass nicht dazu angetan, dass die Bewohner in Jubel darüber ausbrechen konnten. Der Hintergrund ist folgender:

Die im Irak- bzw. Afghanistankrieg gefallenen britischen Soldaten und Soldatinnen wurden alle über den nahegelegenen Militärflughafen RAF Lyneham in die Heimat zurückgebracht. Dort holte man sie mit Leichenwagen ab und brachte sie in die John-Radcliffe-Klinik nach Oxford. Die Trauerzüge fuhren stets über die Hauptstraße von Wootton Bassett, wo sich jedesmal viele Bürger aus der Stadt und der Umgebung einfanden, um den Gefallenen ihre letzte Ehre zu erweisen. Dies geschah schon seit Jahren, ohne dass dazu aufgerufen worden war. Die Bevölkerung hatte einfach das Bedürfnis, dies zu tun. Dieser Film zeigt dies.

Der damalige Premierminister David Cameron hatte mitgeteilt, dass die Königin ihre Zustimmung zu der Namensergänzung für Wootton Bassett geben wollte, und dass sich die Nation auf diese Weise bei den Bürgern der Stadt für ihre Anteilnahme bedanken möchte.

Bald darauf fuhren die Trauerzüge nicht mehr durch Wootton Bassett, da der Luftwaffenstützpunkt Lyneham geschlossen worden war.

Hier ist ein Film über einen Besuch von Prince Charles im Jahr 2010 in Wootton Bassett, bevor die Stadt das Attribut „Royal“ bekommen hatte.

Published in: on 28. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Nempnett Thrubwell in Somerset und ein Song, der dem Dorf gewidmet ist.

St Mary’s.
Photo © Vera Baber (cc-by-sa/2.0)

In einem früheren Blogeintrag schrieb ich einmal über die witzigen Ortsnamen in der Grafschaft Dorset; das benachbarte Somerset kann da gut mithalten. Huish Episcopi, Compton Pauncefoot, Mudford Sock, Queen Camel, Tinker’s Bubble, Charlton Mackrell sind nur einige Beispiele für Dorfnamen, die es tatsächlich gibt. Aber nur wenige dieser Mini-Dörfer können von sich behaupten, dass ihnen ein Song gewidmet worden ist; Nempnett Thrubwell kann das.
Das Dorf mit dem ulkigen Namen liegt sehr idyllisch und abgelegen am Rand der Mendip Hills und nahe des Blagdon Lakes, einem Wasserreservoir, das die Region mit Wasser versorgt. In Nempnett Thrubwell gibt es eine Kirche, St Mary’s, und ein Dorfgemeinschaftshaus, die Village Hall; einen Pub sucht man vergebens. Erreichbar ist das Dorf nur über sehr enge Straßen.

Umso erstaunlicher, dass über diesen winzigen Ort ein Song geschrieben worden ist, der „Down in Nempnett Thrubwell“ heißt und von der Abgeschiedenheit des Dorfes schwärmt. Hier hat man noch nie einen Verkehrspolizisten gesehen, Apfelwein ist bei den Bewohnern sehr beliebt, es ist so still, dass man das Gras wachsen hören kann, und die Tierwelt ist hier offensichtlich mutiert, denn die Kaninchen sind so groß wie Schweine, die Hühner so groß wie Kühe und die Tauben sind in der Lage, Pflüge zu ziehen. Heile Welt pur herrscht hier in Nempnett Thrubwell vor (auch wenn es keinen Pub gibt!), so heißt es jedenfalls in dem Song, der hier von den Wurzels gesungen wird und hier von einem Chor aus Bristol, dem Gurt Lush Choir, in der Colston Hall (die im Jahr 2020 in Bristol Beacon umbenannt wurde, weil man mit dem ehemaligen Sklavenhändler Edward Colston (1636-1721) nichts mehr zu tun haben wollte).

The Village Hall.
Photo © Neil Owen (cc-by-sa/2.0)

Eine der Zufahrtsstraßen nach Nempnett Thrubwell.
Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

Awkward Hill, eine der Hauptverkehrsadern des Dorfes.
Photo © Adrian and Janet Quantock (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 15. März 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The Top Worst Places to Live in England 2023

Photo © Robin Stott (cc-by-sa/2.0)

In dem meisten Fällen schreibe ich in meinem Blog über die angenehmen, erfreulichen Seiten Englands, Negativnachrichten über das Land hört man in den Medien schon genug. Heute mache ich wieder einmal eine Ausnahme und berichte über die aktuelle Liste der „Top 50 worst places to live in England„, die seit vielen Jahren von der Website „ilivehere.co.uk“ erstellt wird, basierend auf einer Umfrage unter mehr als 100 000 Besuchern der Seite. Über die Liste des Jahres 2019 habe ich seinerzeit in meinem Blog geschrieben.

In diesen vier Jahren ist die Liste ganz schön durcheinander geschüttelt worden, so finden wir in den Top 5 nur noch eine Stadt von 2019 wieder, Peterborough, die Städte Huddersfield, Rochdale, Doncaster (jetzt Platz 45) und Hull (jetzt Platz 48) sind alle herausgefallen. Was mit Huddersfield und Rochdale passiert ist, kann ich leider nicht sagen, sie tauchen unter den Top 50 gar nicht mehr auf.

Platz 1 nimmt jetzt erstmals die Stadt Luton in Bedfordshire ein, eine Großstadt mit 218 000 Einwohnern, die miserabel bewertet worden ist; unter den Meinungen finden wir diese wieder: „…it makes Slough comparable to the playboy tax exile haven of Monaco“ und dabei gilt Slough in Berkshire schon immer als einer der unwirtlichsten Orte Englands. Viele Menschen fühlen sich des Abends im Stadtzentrum nicht mehr sicher, die Verbrechensrate ist hoch, immer mehr Geschäfte werden geschlossen, es gibt überdurchschnittlich viele Obdachlose und auch die Arbeitslosigkeit ist ein großes Thema in der Stadt.

Platz 2 ist Peterborough in Cambridgeshire, mehrere Jahre lang Spitzenreiter in der Liste. „Peterborough should have been destroyed during WWII but even Göring and Hitler didn’t think it was worth bothering with“ lautet das harsche Urteil von jemandem, der die Stadt bewertete. In diesem Film werden die Probleme der Stadt zusammengestellt.

Platz 3 nimmt die Stadt Portsmouth in der Grafschaft Hampshire ein, in erster Linie als großer Marinestützpunkt bekannt. Einer, der die Stadt so negativ bewertet, schreibt: „Portsmouth was an island and I bet people are wondering why they connected it to the mainland and didn’t just let it drift away„.

Platz 4 ist Slough in Berkshire, eine der englischen Städte mit dem schlechtesten Ruf überhaupt; schon 1937 schrieb der Dichter John Betjeman: „Come, friendly bombs, and fall on Slough! It isn’t fit for humans now„. Eine aktuelle Bewertung: „If the Earth ever requires an enema, Slough is undoubtedly where the tube would be inserted.

Platz 5 schließlich nimmt Aylesbury in Buckinghamshire ein, eine Stadt, die ich erstmals im strömenden Regen an einem Freitagnachmittag in einem trostlosen Einkaufszentrum „kennenlernte“, darauf wartend, dass mein Auto in einer Werkstatt repariert wurde. Mein zweites Rendezvous war ein paar Jahre später, als ich erneut ein großes Problem mit meinem Auto bekam und keine Werkstatt mir helfen konnte/wollte. „Being stuck in the traffic allows you to observe the magnificent beauty of all the „trashy citizens“ that live there„, so die Meinung eines Einheimischen/Besuchers.

Hier sind noch die Plätze 6 bis 10:
6. Aldershot in Hampshire
7. Andover in Hampshire
8. Swindon in Wiltshire
9. Bournemouth in Dorset
10. Bradford in West Yorkshire

Peterborough in Cambridgeshire.
Photo © Stephen Craven (cc-by-sa/2.0)


Portsmouth in Hampshire.
Photo © David Smith (cc-by-sa/2.0)

Slough in Berkshire.
Photo © Darren Smith (cc-by-sa/2.0)

Aylesbury Vale Crematorium. Sorry, Aylesbury!!
Photo © David Hillas (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 19. Februar 2023 at 02:00  Comments (2)  

Richmond in North Yorkshire – Namensgeber für viele andere Richmonds in der ganzen Welt

Richmond in North Yorkshire. Blick von der Burg auf den Marktplatz.
Photo © James Allan (cc-by-sa/2.0)

Es gibt weltweit keinen anderen Ortsnamen, der weiter verbreitet ist als Richmond. Über 90 Orte soll es geben, die diesen Namen tragen, das behauptet jedenfalls Simpson Barclay in seinem Buch „Richmonds of the World„, 2013 im Verlag Paragon erschienen. English Heritage geht noch weiter und spricht von über 100 Orten namens Richmond. Die „Mutter“ aller Richmonds ist die kleine, hübsche Stadt in North Yorkshire, die ich noch in guter Erinnerung von einem früheren Besuch habe. Von den Ruinen der Burg oberhalb der Stadt hat man einen sehr schönen Blick hinunter auf den leicht abschüssigen Marktplatz. Von der Burg ist nur noch der Turm stehen geblieben, die Mauern sind überwiegend verfallen. Stolz ist man in der Stadt auf das Georgian Theatre Royal, das schon im Jahr 1788 erbaut worden ist.

Der Name Richmond kommt ursprünglich aus dem Französischen und heißt soviel wie „befestigter Hügel“, auf dem dann in Yorkshire die Burg erbaut wurde, und zwar von dem französischen Grafen Alain Le Roux, der das Land von Wilhelm dem Eroberer geschenkt bekam, weil er die dort ansässigen Wikinger eliminiert hatte.

Wie kam es nun dazu, dass sich der Ortsname so weit in der Welt verbreitet hat? „Schuld“ daran waren, so erzählt es Simpson Barclay in seinem Buch, die Dukes of Richmond, die im 19. Jahrhundert die ganze Welt per Schiff bereisten und es ganz toll fanden, Orte nach sich selbst zu benennen.

Nach dem Richmond in North Yorkshire kennt man in England noch das Richmond an der Themse, das heute zu Greater London gehört, nicht so bekannt dürfte das Richmond in South Yorkshire sein, ein Vorort von Sheffield.
In den USA gibt es die meisten Orte mit diesem Namen, der größte von ihnen ist mit 215 000 Einwohnern Richmond in Virginia, die Hauptstadt des US-Bundesstaates. Der Staat Wisconsin hat gleich drei Städte dieses Namens. In Australien findet man fünf Richmonds, darunter eines in Tasmanien, in Kanada sieben, in Neuseeland drei, in Südafrika zwei usw. usw.

Kommen wir zum Schluss noch einmal auf das Richmond in North Yorkshire zurück, das in diesem kurzen Film porträtiert wird.

Richmond in Virginia.
Photo: Jim.
Creative Commons 2.0

Richmond in British Columbia in Kanada.
Photo: Wpcpey.
Creative Commons 4.0

Richmond im Bundesstaat Victoria in Australien.
Photo: jfp93.
Creative Commons 2.0

Published in: on 16. Februar 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Indian Queens – Ein Dorf in Cornwall und ein Song eines englischen Rockstars

Der Original-Vorbau des ehemaligen Gasthauses, der jetzt an einem anderen Haus in Indian Queens angebracht ist.
Photo: Talskiddy.
Creative Commons 3.0

Indian Queens ist ein Ortsname, den man nicht unbedingt mit der Grafschaft Cornwall in Verbindung bringen würde. Das Dorf liegt an der Durchgangsstraße A30, die früher einmal direkt durch den Ort ging; dann wurde in den 1990er Jahren eine Umgehung gebaut und seitdem ist es hier ruhiger geworden. Zur Orientierung: Indian Queens liegt etwa auf halber Strecke zwischen Newquay und St Austell.

Wie kam es nun zu dem ungewöhnlichen Namen des Dorfes? Es kursieren mehrere Versionen über den Ursprung, zum Beispiel: Es gab hier Ende des 18. Jahrhunderts ein Gasthaus namens The Indian Queen, später etwas verändert in The Indian Queens. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte das Pubschild auf der einen Seite eine indianische Prinzessin, auf der anderen Seite Queen Victoria, die ja auch Empress of India war. Der Dorfname könnte also auf das Gasthaus, das schon lange nicht mehr existiert, zurückzuführen sein.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Dorf in Cornwall nach der indianischen Prinzessin Pocahontas benannt worden ist; eine Straße im Ort heißt Pocahontas Crescent, die zusammen mit den Straßen Princess Park, Queens Close und der Hauptstraße Chapel Road ein Viereck bilden. Aber warum? Pocahontas ist sicher nie hier unten in Cornwall gewesen.

Was hat das Dorf in Cornwall zu bieten? Besonders stolz ist man auf die örtliche Brass Band, die schon seit dem 19. Jahrhundert existiert und die über die Grenzen Cornwalls hinaus in Erscheinung getreten ist. Hier ist eine kleine Kostprobe.
Dann gibt es noch einen „preaching pit“ aus der Zeit Königin Victorias zu sehen, einen Platz an dem die Methodisten Predigten hielten, arenaförmig in einem ehemaligen Steinbruch angelegt.

Der Singer-Songwriter Nick Lowe hat im Jahr 2001 einen Song geschrieben, der „Indian Queens“ heißt und in dem er einen Bezug zu dem Dorf herstellt. Auf dem Weg von Cornwall, wo er ein Haus besaß, nach London, kam er auf der A30 oft an dem Ort vorbei und wurde zu dem Song inspiriert (enthalten auf dem Album „The Convincer„). Der Text handelt von einem Seemann, der durch die ganze Welt reist, Abenteuer erlebt und sich schließlich nach dem Dorf seiner Kindheit, nach Indian Queens, zurück sehnt.

Photo: Talskiddy.
Creative Commons 3.0

Der „preaching pit“ von Indian Queens.
Photo © Mike Smith (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 8. Februar 2023 at 02:00  Comments (2)  

Woolfardisworthy in Devon – Ein Ort mit einem langen und kuriosen Namen und sein reicher Gönner

Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

In England gibt es so manchen Ortsnamen, der sich ganz anders spricht als man vermutet. Engländer selbst haben da manchmal auch ihre Probleme. Beispiel: Der Ort Woolfardisworthy im Norden der Grafschaft Devon spricht sich „Woolsery“; hier ist ein Film darüber.

Das Dorf mit seinen etwa 1100 Bewohnern, nicht weit von der A39 gelegen, stand schon einmal im Mittelpunkt einer meiner Blogeinträge; hier befindet sich das Centre for Fortean Zoology.

Dem Dorf ging es in den letzten Jahren nicht gut. Sein Pub The Farmer’s Arms war geschlossen worden, das Manor House nebenan verfiel langsam…und dann kam der rettende Engel, ein Mann namens Michael Birch, der seine Wohltaten über Woolsery (bleiben wir bei der Kurzform) ergoss.

Michael Birch wurde 1970 in Sawston in Cambridgeshire geboren und hatte gemeinsam mit seiner Frau, der US-Amerikanerin Xochi, mehrere IT-Unternehmen gegründet, von denen das in Kalifornien ansässige Bebo am erfolgreichsten war, eine Webseite für soziale Netzwerke. 2008 verkauften die Birchs ihr Unternehmen für 850 Millionen US-Dollar an AOL, was die beiden zu sehr reichen Menschen machte.

Michael Birchs Wurzeln reichen nach Woolsery bis ins 18. Jahrhundert zurück, seine Großmutter wurde im Ort über dem Dorfladen geboren, und als er hörte, dass es dem Dorf nicht gut ging, schritt er ein. Im Jahr 2012 kaufte er den vor sich hin siechenden, geschlossenen Pub und möbelte ihn von Grund auf. Und da er schon einmal dabei war übernahm er auch den Fish and Chip Shop, den Dorfladen samt Poststelle, etliche andere Gebäude und vor allem das Manor House neben der Kirche, das zur Zeit in ein Hotel umgewandelt wird, das über 17 Zimmer und ein Restaurant verfügen wird.

Michael und Xochi Birch haben mit dem Woolsery Project dem Dorf neues Leben eingehaucht. Sie haben neue Arbeitsplätze geschaffen, eine Farm angelegt, die die Restaurants im Ort mit frischen Produkten versorgt, und den Bewohnern einen neuen „spirit“ gegeben; auch muss niemand mehr auf seine Pints im Pub verzichten.

Achtung: Es gibt noch ein weiteres Dorf, das Woolfardisworthy heißt. Es liegt neun Kilometer nördlich von Crediton in Mid-Devon.

Das heruntergekommene Manor House vor der Restaurierung.
Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

Dorfladen und Postamt, ebenfalls vor dem Umbau.
Photo © Roger Cornfoot (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 30. Januar 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

The English Place Name Society – Eine Gesellschaft, die sich der Erforschung englischer Ortsnamen widmet

Hier im Trent Building der Universität von Nottingham ist das Institute for Name Studies untergebracht.
Photo © Alan Murray-Rust (cc-by-sa/2.0)

Wer sich wissenschaftlich mit der Herkunft englischer Ortsnamen beschäftigen will, kommt an der „Survey of English Place-Names“ nicht vorbei, einer Publikation der English Place Name Society. 1925 bereits erschien der erste Band, der sich mit der Grafschaft Buckinghamshire beschäftigte. Mittlerweile liegt Band 91 vor, der im Jahr 2016 erschien, mit dem Titel „The Place-Names of Leicestershire Part 7„. Bis zu £45 kostet so eine Publikation, die direkt bei der English Place Name Society, aber auch im Buchhandel erhältlich ist.

Gegründet wurde die Gesellschaft 1923 von Sir Allen Mawer, der seinerzeit Professor für Englische Sprache an der Universität von Liverpool war. Je nachdem, wo Mawer, beziehungsweise später seine Nachfolger lehrten, zog die Gesellschaft mit und so wanderte sie unter anderem von Liverpool nach London, Reading und Cambridge. Der heutige Sitz der English Place Name Society ist seit 1972 die Universität von Nottingham, wo sie dem Institute for Name‑Studies angegliedert ist. Der momentane Präsident der Gesellschaft ist der Sprachwissenschaftler Professor Richard Coates, der in der Buchreihe „Your city’s place-names“ der Gesellschaft mehrere Bände veröffentlicht hat, zum Beispiel über Bristol und Cambridge.

Neben der „Survey“ publiziert die Gesellschaft noch ein jährlich erscheinendes „Journal“ und Einzeltitel wie beispielsweise „The Church in English Place Names“ oder „English Inn and Tavern Names„.

Wer ein handliches Nachschlagewerk über die Ortsnamen ganz Großbritanniens haben möchte, dem kann ich Adrian RoomsDictionary of Place Names in the British Isles“ empfehlen, das ich selbst seit Jahren verwende.

The English Place Name Society
Institute for Name‑Studies
School of English
University of Nottingham
University Park
Nottingham
NG7 2RD

Foto meines Exemplares.

Published in: on 8. Januar 2023 at 02:00  Kommentar verfassen  

Christmas Common in Oxfordshire – Ein Dorf und seine Weihnachtsbäume

Photo: Manic Street Preacher.
Creative Commons 2.0

Christmas Common in den Chiltern Hills ist doch ein hübscher Name für ein englisches Dorf. Der kleine Weiler liegt einige wenige Kilometer von Watlington und Thame entfernt, in Oxfordshire an der Grenze zur Nachbargrafschaft Buckinghamshire.

Dreimal hat Christmas Common schon die große Ehre gehabt, den Weihnachtsbaum zu liefern, der vor dem Amtssitz des britisches Premierministers in der Londoner Downing Street No. 10 aufgestellt wird: 2011, 2013 und 2015. Genauer gesagt gebührt diese Ehre der Tree Barn, einer Weihnachtsbaumfarm. Die in Harrogate (North Yorkshire) ansässige British Christmas Tree Growers Association schreibt seit 1999 alljährlich einen Wettbewerb aus, bei dem der schönste Weihnachtsbaum prämiert wird und die Reise in die Downing Street antreten darf. Die letzten fünf Jahre sorgte die Tree Barn für die Dekoration des Baumes des britischen PM. In diesem Jahr lieferte Bishops Offley Christmas Trees aus Staffordshire den Weihnachtsbaum nach London, den Kranz an der Tür von Number 10 kreierte Santa Trees aus Cornwall. Premierminister Rishi Sunak entzündete die Beleuchtung des Baumes erstmalig Ende November diesen Jahres.
Hier ist ein Film über die Christmas Tree Barn plantation in Christmas Common.

Allzu viel gibt es über Christmas Common sonst nicht zu sagen. Das Dorf verfügt über einen sehr hübschen Pub „The Fox & Hounds„, der zu der Brakspear Brewery gehört. In zwei Folgen der TV-Krimiserie „Inspector Barnaby“ ist das Dorf kurz zu sehen und zwar in Episode 1 „The Killings at Badger’s Drift“ (dt. „Tod in Badger’s Drift“) und in Episode 22 „Ring Out Your Dead“ (dt. „Glockenschlag zum Mord“).

Wie das Aufstellen und Dekorieren des Weihnachtsbaums vor No. 10 Downing Street vor sich geht, zeigt dieser Film im Schnelldurchlauf.

Die verschneiten Chilterns bei Christmas Common.
Photo: Richard Baker.
Creative Commons 2.0


The Fox & Hounds.
Photo © Bikeboy (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 24. Dezember 2022 at 02:00  Comments (3)  

Der regenreichste Ort Englands liegt in…Seathwaite in Cumbria

Photo © Shaun Ferguson (cc-by-sa/2.0)

In Großbritannien ist es in Schottland mit Abstand am feuchtesten; aber auch in Cumbria im Nordwesten Englands ist es sehr regenreich. Feuchte Luft, die vom Atlantik hereinkommt, regnet sich an den hohen Bergen Cumbrias ab und manchmal, wie am 18. und 19. November 2009, kann das sogar zu Überflutungen ganzer Landstriche führen. Damals wurden Häuser zerstört und mehrere Brücken stürzten ein. Ein Wettersystem hatte sich entwickelt, das feuchtwarme Luft aus der Karibik gegen den Nordwesten Englands schaufelte und dort für 24 Stunden hängen blieb. Die Folge war eine neuer Niederschlagsrekord für ein bewohntes Gebiet in Großbritannien: 31,6 cm Regen fiel innerhalb von 24 Stunden in Seathwaite in Cumbria. Die Bewohner konnten sich sowieso schon rühmen, im regenreichsten Ort ganz Englands zu wohnen, ein etwas zweifelhafter Ruhm. Der Niederschlagsrekord für ein unbewohntes Gebiet liegt übrigens bei 34,1 cm, gemessen am 5. Dezember 2015 am Honister Pass im Lake District in Cumbria.

Seathwaite gehörte früher einmal zu den abgelegensten Dörfern in Cumbria, bis es von den „Fellwalkern“ entdeckt wurde, das sind die Bergwanderer, die von hier aus zum Beispiel zum Scafell Pike, dem höchsten Berg Englands, aufsteigen.

Schon Alfred Wainwright, der berühmteste Fellwalker überhaupt, kam nach Seathwaite, um von hier aus seine Bergwanderungen vorzunehmen, über die er in zahlreichen Büchern ausführlich berichtete.

Auch in England spielt das Wetter manchmal verrückt, so wurde aus dem regenreichsten Ort im April 2011 einer der trockensten in ganz England. In Seathwaite hatte es einen ganzen Monat nicht geregnet und es war so trocken, dass sogar schon von einem Gartenschlauchverbot die Rede war; ein Thema, das es in der Geschichte von Seathwaite noch nie gab.

Published in: on 4. November 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Fordwich in Kent – Großbritanniens kleinste Stadt

Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

Schon wenn man nach Fordwich in Kent hineinfährt, wird man mit einigen Informationen ausgestattet: Auf dem Ortseingangsschild steht zu lesen, dass wir nun Großbritanniens kleinste Stadt betreten, dass sie eine Patenstadt in Frankreich hat namens Aire Sur La Lys (sie liegt nahe Saint Omer im Pas de Calais und hat 9700 Einwohner) und dass sie einmal zu den Cinque Ports gehört hat.

Die Einwohnerzahl der Ministadt am River Great Stour beträgt rund 380, also wesentlich weniger als die der Partnerstadt auf der anderen Seite des Ärmelkanals. Die „Verfolger“ auf den Titel „Kleinste Stadt Großbritanniens“ sind Broughton-in-Furness im fernen Cumbria und Manningtree in Essex, doch mit ziemlichem Abstand.

Fordwich diente vor vielen Jahrhunderten einmal als Hafen für Canterbury. König Henry II. verlieh Fordwich 1184 die Stadtrechte, die der Ort 700 Jahre lang behielt. Bei einer Verwaltungs-Reorganisation im Jahr 1886 wurden dann die Stadtrechte aberkannt, doch 1972 bei einer weiteren Umorganisation wieder zuerkannt.

Fordwich darf sich aber noch einer weiteren Besonderheit brüsten: Es besitzt auch das kleinste Rathaus Großbritanniens, 1544 erbaut, in dem sich noch heute der Stadtrat regelmäßig trifft und wo standesamtliche Trauungen stattfinden. Das Rathaus ist im Sommerhalbjahr sonntags für Besucher geöffnet.

Zwei Pubs gibt es in der Stadt: The George & Dragon und The Fordwich Arms, beide am Fluss gelegen. Die Kirche St Mary the Virgin grenzt an den letztgenannten Pub an.

Das Dorf, pardon die Stadt, am östlichen Rand von Canterbury ist einen Besuch wert! Dieser Film zeigt einen längeren Spaziergang durch den Ort.

Fordwich Town Hall.
Photo © Colin Smith (cc-by-sa/2.0)

The Fordwich Arms und St Mary the Virgin.
Photo © G Laird (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 1. November 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Der Schriftsteller Joseph Conrad (1857-1924) und Bishopsbourne in Kent

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Die Werke des Joseph Conrad (1857-1924), der als Józef Teodor Nałęcz Konrad Korzeniowski geboren wurde, zählen zur Weltliteratur, ob sie aber heute noch viel gelesen werden, mag ich nicht beurteilen. Erhältlich sind sie aber noch im Buchhandel, auch in Deutschland. Das Licht der Welt erblickte er in Berdytschiw, einer Stadt, die heute zur Ukraine gehört, und in der Honoré de Balzac 1850 Ewelina Hanska heiratete.

Joseph Conrad verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in dem kleinen Dorf Bishopsbourne, südlich von Canterbury in Kent, wo er am 3. August 1924 auch starb. Er lebte im Oswalds House, einem zweistöckigen Haus aus dem 18. Jahrhundert, am Frog Lane, das noch immer hier steht, und das durch eine blaue Plakette neben der Eingangstür auf den Schriftsteller aufmerksam macht. Es ist in Privatbeitz und kann nicht besichtigt werden.

An den Autor, der mit Werken wie „Lord Jim“ (dt. „Lord Jim“), „Almayer’s Folly“ (dt. „Almayers Wahn“) und „Heart of Darkness“ (dt. „Herz der Finsternis“) berühmt wurde, erinnert auch der Name der Village Hall in Bishopsbourne, die Conrad Hall genannt und zwei Jahre nach Conrads Tod erbaut wurde. Sie liegt an der Straße mit dem simplen Namen The Street.

Die 1973 in London gegründete Joseph Conrad Society hält die Erinnerung an den Schriftsteller wach, sie veranstaltet jährliche internationale Konferenzen und gibt das zweimal jährlich erscheinende Journal of the Joseph Conrad Society, The Conradian, heraus.

Joseph Conrads Grab sucht man auf dem Kirchhof von St Mary’s in Bishopsbourne vergebens, das liegt auf dem City Cemetery von Canterbury an der Westgate Court Avenue.

Oswalds House.
Photo © David Anstiss (cc-by-sa/2.0)
Conrad Hall.
Photo © Ian S (cc-by-sa/2.0)
Joseph Conrads Grab auf dem Canterbury City Cemetery.
Photo © pam fray (cc-by-sa/2.0)

Sir Frederick Henry Royce (1863-1933), Alwalton in Cambridgeshire und West Wittering in West Sussex

This work is in the public domain 

Jeder Fahrer eines Rolls Royce müsste eigentlich einmal in seinem Leben nach Alwalton in Cambridgeshire fahren, um Sir Frederick Henry Royce, First Baronet of Seaton, einen Besuch abzustatten, ohne den es diese Nobelkarossen nie gegeben hätte. Am 27. März 1863 wurde Frederick Henry in Alwalton geboren, das damals noch in Huntingdonshire, heute in Cambridgeshire, am westlichen Stadtrand von Peterborough liegt. Sein Vater betrieb eine Mühle, die es inzwischen nicht mehr gibt. Getauft wurde der kleine Frederick Henry in der Dorfkirche St Andrew’s, wo eine Tafel an den berühmten Sohn erinnert, dessen Asche hier auch untergebracht ist. Eine Statue hat man ihm in Alwalton nicht errichtet (dafür steht eine Statue von ihm am Rolls Royce Moor Lane in Derby), stattdessen wurde eine Straße nach ihm benannt, die Royce Road. Im benachbarten Peterborough ist das Parkhaus Royce Red Car Park des Queensgate Shopping Centre nach ihm benannt worden…und das war es auch schon. Dort in Alwalton, wo die Royce Road auf die Oundle Street stößt, ist übrigens ein sehr angenehmer Pub zu finden, The Cuckoo.

Ein weiteres Dorf spielte im Leben des Frederick Henry Royce eine große Rolle: West Wittering an der Südküste in der Grafschaft West Sussex (ich berichtete über den Ort in meinem Blog in einem anderen Zusammenhang). Hier lebte und arbeitete er von 1917 bis zu seinem Tod am 22. April 1933. In seinem Studio, Camacha genannt (nach einem Kirchenlied von B. Mansell Ramsay, der 1923 in West Wittering starb) an der Rookwood Road, tüftelte er an neuen Entwicklungen, deren Ergebnisse er an das Rolls Royce-Werk nach Derby übermittelte. Elmstead hieß das Haus in West Wittering in dem er wohnte, und wo er noch in den letzten Stunden bevor er starb, eine Skizze von einem Stoßdämpfer anfertigte. Hier gibt es auch eine nach ihm benannte Straße, den Royce Way.

St Andrew’s in Alwalton.
Photo © Bikeboy (cc-by-sa/2.0)
Die Royce Road in Alwalton.
Photo © Alex McGregor (cc-by-sa/2.0)
Das Studio Camacha in West Wittering.
Photo © Rob Farrow (cc-by-sa/2.0)
Plakette am Studio.
Photo © Rob Farrow (cc-by-sa/2.0
Der Royce Way in West Wittering.
Photo © Paul Gillett (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 24. Oktober 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Hampton Gay in Oxfordshire und ein tragisches Eisenbahnunglück am Heiligen Abend des Jahres 1874

Die Ruinen des Hampton Gay Manors.
Photo © Steve Daniels (cc-by-sa/2.0)

Von dem Oxfordshire-Dörfchen Hampton Gay ist heute so gut wie nichts übriggeblieben, dabei gab es eine Zeit, als das Dorf es im 19. Jahrhundert durchaus zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte, dank einer dampfbetriebenen Papiermühle, doch als diese in den 1880er Jahren schloss, war es damit vorbei. Das Manor House, das Highlight des Ortes, brannte dann auch noch ab, und das war es dann für Hampton Gay, die Arbeiter der Mühle zogen weg, zurückblieben die St Giles Church, die Manor Farm und die Ruinen des Manor House.

Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe von Shipton-on-Cherwell, einem Ort, über den ich in meinem Blog schon vor fast zehn Jahren berichtet habe. Am Heiligen Abend des Jahres 1874 ereignete sich hier bei Hampton Gay ein besonders tragischer Eisenbahnunfall, der 34 Menschen das Leben kostete und bei dem 69 verletzt wurden. Der Zug der Great Western Railway war auf dem Weg von Oxford nach Birmingham; wahrscheinlich wollten die Passagiere Weihnachtsbesuche in Birmingham machen. Bei der Überquerung des Oxford-Kanals passierte es dann, dass der Radreifen eines der Waggons brach, woraufhin zwölf der vierzehn Eisenbahnwagen den Bahndamm hinunter beziehungsweise in den Kanal stürzten. Als die Arbeiter der nahegelegen Papiermühle den Crash hörte, eilten sie sofort zur Unfallstelle, um erste Hilfe zu leisten. 26 Passagiere waren auf der Stelle tot, die anderen starben auf dem Weg ins und im Krankenhaus in Oxford, wohin sie ein Sondereinsatzzug gebracht hatte.

Die Überlebenden des Shipton-on-Cherwell train crashs irrten noch eine Weile geschockt umher und suchten in dem kalten Winterwetter Schutz. Der Besitzer des Manor House soll ihnen diesen Schutz verweigert haben, so heißt es, woraufhin dieser mit einem Fluch belegt worden sein soll. Das Resultat: Das Haus brannte 1887 ab; nur noch die Ruinen erinnern an die besseren Zeiten von damals.

Die St Giles Church von Hampton Gay, in der hin und wieder noch Gottesdienste stattfinden.
Photo © Des Blenkinsopp (cc-by-sa/2.0)
Der Oxford-Kanal bei Hampton Gay.
Photo © Stephen McKay (cc-by-sa/2.0)
Eine zeitgenössische Illustration des Eisenbahnunglücks.
This work is released into the public domain.
Published in: on 21. September 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Burnham Market in Norfolk alias Chelsea-by-the-Sea – Hier haben viele wohlhabende Londoner ihren Zweitwohnsitz

Photo © Adrian S Pye (cc-by-sa/2.0)

Wo würde man wohl den größten Hutladen in England vermuten? In London, in Manchester? Nein, falsch. „The Hat Shop“ mit einem Angebot von tausenden von Hüten für Damen und Herren, liegt in einem Dorf mit knapp 1000 Einwohnern, in Burnham Market in der Grafschaft Norfolk.

Burnham Market wird gern auch als Chelsea-by-the-Sea bezeichnet, weil es hier zahlreiche Zweitwohnungen gibt, die sich wohlhabende Londoner zugelegt haben. Diese neuen Bewohner, die sich im Laufe der Jahre in dem hübschen Dorf, das zwei Kilometer von der Nordküste Norfolks entfernt liegt, angesiedelt haben, prägen das Ortsbild, das man jetzt sehr wohl als Up-Market bezeichnen kann.
Da gibt es mehrere Galerien wie zum Beispiel Andrew Ruffheads „The Fish and Ships Coastal Art Gallery“, Schönheitssalons, exklusive Designermodeläden, ein Weingeschäft usw.
Am Village Green liegt das elegante Hotel „The Hoste„, eine ehemalige Kutschenstation aus dem 17. Jahrhundert, mit Wellness Spa und anspruchsvollem Restaurant, in dessen Küche der größte AGA-Kochherd der Welt steht.

Da Burnham Market auch als Chelsea-by-the-Sea bezeichnet wird, sind im Straßenbild des Ortes natürlich auch so manche „Chelsea Tractors“ zu sehen wie die hochpreisigen Luxus-SUVs genannt werden wie Range Rovers oder Porsche Cayennes.

Hier ist ein Film über Burnham Market.

The Hat Shop.
Photo © Basher Eyre (cc-by-sa/2.0)
The Hoste.
Photo © Andrew Abbott (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 17. September 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Dies und das über Littlehampton, einer kleinen Stadt an der Küste von West Sussex

Teil der Littlehampton Bench.
Photo © Mike Faherty (cc-by-sa/2.0)

Wenn man auf der A259 von Brighton weiter nach Westen fährt, kommt man an schier endlosen Wohnsiedlungen und Industriegebieten vorbei, was nicht wirklich schön aussieht. Einige Kilometer westlich von Worthing liegt der Badeort Littlehampton mit einer Strandpromenade wie sie bei vielen Engländern beliebt ist: Hier findet man Spielbuden, Minigolfplätze, Andenkenläden und Stände, die Süßigkeiten verkaufen, alles schön laut und bunt.

In Littlehampton kann man auch die längste Bank Großbritanniens bewundern, die sich 324 Meter an  der Promenade entlangzieht und am 30. Juli 2010 eingeweiht wurde. Die Bank, die aus Tausenden von bunten recycelten Holzpfählen besteht und die Platz für 300 Menschen bietet, windet sich um Mauern und Lampenpfosten herum und ist ein kleines Kunstwerk. Von hier aus kann man sich entspannt in den Anblick des Meeres vertiefen.

Neben der Bank gibt es am Strand von Littlehampton noch etwas Besonderes zu bewundern: Das East Beach Café. Der berühmte Architekt Thomas Heatherwick hat dieses außergewöhnliche Gebäude entworfen, das einem Stück Treibholz nachempfunden ist. Zwei Männer haben das Café in neun Monaten gebaut, wobei überwiegend Stahl als Baumaterial verwendet wurde. Seit der Fertigstellung im Juni 2007 hat das East Beach Café über 20 nationale und internationale Design- und Architektur-Preise gewonnen.
Das Café ist das ganze Jahr über geöffnet und man kann hier vom Frühstück bis zum Abendessen alle Mahlzeiten einnehmen und hat dabei einen fantastischen Blick aufs Meer.

In Littlehampton befindet sich auch der Firmensitz der Handelskette für kosmetische Produkte The Body Shop. Die Firma wurde 1976 von Anita Roddick gegründet, die übrigens auch in Littlehampton geboren wurde. The Body Shop hat sich auf seine Fahnen geschrieben, auf Tierversuche zu verzichten und legt Wert auf Fairen Handel. Mit ca 800 Angestellten ist The Body Shop ein wichtiger Arbeitgeber in Littlehampton.

Hier sind Bilder von der längsten Bank Großbritanniens.

Das East Beach Café.
Photo © Jim Osley (cc-by-sa/2.0)
The Body Shop HQ.
Photo © Chris Shaw (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 9. September 2022 at 02:00  Kommentar verfassen  

Sudbury in Suffolk und der Maler Thomas Gainsborough (1727-1788)

Gainsboroughs Geburtshaus, das heute ein Museum beherbergt.
Photo © Keith Evans (cc-by-sa/2.0)

Er wurde in der Stadt Sudbury in der Grafschaft Suffolk geboren, und auch heute noch hat er seine Spuren hier hinterlassen, der weltberühmte Porträt- und Landschaftsmaler Thomas Gainsborough (1727-1788). In seinem Geburtshaus, in der nach ihm benannten Gainsborough Street Nummer 46, ist ein Museum untergebracht, das Gainsborough House, in dem zahlreiche Werke des Malers ausgestellt sind, sowie Briefe, Manuskripte und Dinge aus seinem persönlichen Besitz.

Natürlich wurde für den großen Sohn der Stadt auch ein Denkmal errichtet, am Market Hill, schräg gegenüber vom Black Boy Inn, den es zu seiner Zeit schon gab, und der heute in The Lady Elizabeth umbenannt worden ist. Die Bronzestatue zeigt Thomas Gainsborough mit einer Palette und einem Pinsel in der Hand, als wolle er den Gasthof gerade malen.

Selbstverständlich gibt es in Sudbury auch einen Pub, der nach dem Meister benannt ist, The Gainsborough in der King Street Nummer 7.

Weiterhin finden wir außerhalb von Sudbury auf dem Gelände der Houghton Hall in der Cavendish Road The Gainsborough Health Club & Day Spa. In der Gainsborough Street in Sudbury ist in der Nummer 12 etwas Ähnliches untergebracht, die Gainsborough Thai Massage & Bodywork, und auch ein Bauunternehmen hat sich nach dem Maler benannt, Gainsborough Building Contracts Ltd.

In dem kleinen Dorf Great Cornard, das zu Sudbury gehört, gibt es die Thomas Gainsborough School, die 1973 gegründet wurde. An der Northern Road steht eine Tankstelle mit dem Namen Esso MFG Gainsborough.

Eigentlich müsste das Grab des Males ja auch in Sudbury sein, doch Fehlanzeige, das findet man in London auf dem St Anne Churchyard in Kew, dort, wo die Royal Botanic Gardens jedes Jahr Besucher in Scharen anlocken.

Übrigens: Über Thomas Gainsboroughs exzentrischen Bruder John habe ich in meinem Blog schon einmal berichtet.

Photo © Keith Evans (cc-by-sa/2.0)
Die Statue des Meisters.
Photo © Mike Quinn (cc-by-sa/2.0)
Vormals The Black Boy, heute The Lady Elizabeth.
Photo © Mike Quinn (cc-by-sa/2.0)
Thomas Gainsboroughs Grab auf dem St Anne Churchyard in Kew.
Photo: Granpic.
Creative Commons 2.0

Barrington in Cambridgeshire – Das Dorf mit dem längsten Village Green Großbritanniens

Photo © John Sutton (cc-by-sa/2.0)

Barrington ist ein Dorf in der Grafschaft Cambridgeshire, rund elf Kilometer südwestlich von Cambridge gelegen. Die etwas über 800 Einwohner sind stolz darauf, dass sie das längste Village Green des Landes ihr eigen nennen können; manche meinen auch, dass es das längste Europas sei. Fährt man durch Barrington scheint das Village Green kein Ende nehmen zu wollen; es beginnt an der High Street und zieht sich die ganze Straße West Green entlang. 89 000 Quadratmeter umfasst die gesamte Fläche. Die Häuser am Green sehen sehr hübsch aus, manche sind reetgedeckt.

Was gibt es über Barrington noch zu sagen? Die Dorfschule an der Haslingfield Road, nicht am Village Green gelegen, ist eine der letzten Schulen Englands, die über ein Reetdach verfügt; sie besteht schon seit 1838.
Und dann ist da noch der wunderschöne Dorfpub, The Royal Oak, natürlich auch reetgedeckt. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert; vom Biergarten blickt man direkt auf das endlose Village Green und kann es sich zum Beispiel mit einem Pint Adnams Ghostship gemütlich machen.

Die Dorfkirche heißt All Saints und befindet sich direkt neben der Schule; die ältesten Teile gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Gegenüber von der Kirche ist der Eingang zur Barrington Hall, ein viktorianisches Manor House, dass für Veranstaltungen und Hochzeiten zur Verfügung steht.

Dass es hier in der prähistorischen Zeit ein reiches Tierleben gab, davon zeugen die vielen Knochen von Nashörnern, Elefanten, Löwen und Bären, die gefunden wurden.

Barrington war im Zweiten Weltkrieg der Ort, in dem das sogenannte National Loaf erfunden wurde, eine Art Vollkornbrot. Die Nahrungsmittelchemikerin Elsie Widdowson (1906-2000) hatte das Rezept entwickelt und es wurde erstmals in Barrington gebacken. Im vorigen Jahr hat man sie im Dorf mit einer blauen Plakette geehrt, die an dem Nachbarhaus des heutigen Dorfladens angebracht ist, das früher die Bäckerei beherbergte, die das erste National Loaf gebacken hatte. Elsie Widdowson lebte von 1938 bis zu ihrem Tod in Barrington.

Photo © John Sutton (cc-by-sa/2.0)
The Royal Oak.
Photo © JThomas (cc-by-sa/2.0)
Die Dorfkirche All Saints.
Photo © John Sutton (cc-by-sa/2.0)
Barrington Hall.
Photo © John Sutton (cc-by-sa/2.0)
Photo © Keith Edkins (cc-by-sa/2.0)
Published in: on 17. August 2022 at 02:00  Comments (2)