Imber in Wiltshire – Die Geisterstadt auf den Salisbury Plains

Ein ehemaliges Farmgebäude in Imber.    © Copyright Chris Talbot and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

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Vor einigen Monaten fuhr ich wieder einmal quer durch die Salisbury Plains in Wiltshire, jene vom britischen Verteidigungsministerium beherrschte Region im Süden Englands. Es gibt nur wenige Straßen, die öffentlich zugänglich sind, überall trifft man auf Schilder, die vor Panzern warnen, man sieht Absperrzäune und startende und landende Flugzeuge.

Mitten in diesem riesigen militärischen Übungsgebiet liegt die Geisterstadt Imber, deren frühere Bewohner Ende 1943 ganz plötzlich ihre Häuser verlassen mussten. Am 1. November des Jahres erhielten sie die Aufforderung und bekamen 47 Tage Zeit, ihre Koffer zu packen und Imber zu räumen, mit dem vagen Versprechen, nach Kriegsende wieder zurückkehren zu können. Der Grund für diese Aktion: Das Militär brauchte das Gelände, um hier für die geplante Invasion der Normandie am D-Day zu üben. Schon vorher hatte das Ministry of Defence das Land um den kleinen verschlafenen Ort aufgekauft, der schon im 11. Jahrhundert im Domesday Book erfasst wurde.
Ohne groß zu murren, zogen die Dorfbewohner aus ihren Häusern aus, man war ja schließlich Patriot und wollte dem Militär nicht im Wege stehen. Doch mit der Rückkehr wurde es nichts; Imber blieb in der Hand des Verteidigungsministeriums bis zum heutigen Tag.

Von den ehemaligen Wohnhäusern, dem Pub und dem Manor House stehen nur noch die Fassaden, die Armee übte in dem Dorf Häuserkämpfe, was natürlich nicht ohne Folgen blieb. Nur die unter Denkmalschutz stehende St Giles Parish Church wacht noch einsam über die kleine Geisterstadt, die immer wieder von Detonationen erschüttert wird. An einigen wenigen Tagen im Jahr, meist über Weihnachten und Ostern darf man Imber besuchen und dann kommen ganze Heerscharen von Menschen, die sich dieses merkwürdige Dorf ansehen wollen. St Giles wurde im Jahr 2008 sogar für £50 000 renoviert und erhielt einen Satz neue Glocken; die alten wurden in den 1950er Jahren entfernt, weil es Überlegungen gab, die Kirche abzureißen. Hin und wieder werden sogar Andachten in der Kirche abgehalten. In diesem Jahr ist der Zutritt zu Imber vom Verteidigungsministerium über Ostern freigegeben worden, von Karfreitag bis Ostermontag. Am Ostersonntag findet für Kinder hier eine große Easter Egg Hunt statt und die Kirche ist zur Besichtigung freigegeben.

Um Geld für den weiteren Unterhalt von St Giles zu sammeln, hat die Folkband The Yirdbards in der Kirche eine CD aufgenommen, die den Titel „The Ghosts of Old Imber“ trägt. Übrigens gehört St Giles als einiges Gebäude in Imber nicht dem Militär, sondern untersteht der Diözese von Salisbury. Im Dezember 2002 kam es hier sogar zu einer Trauung, der ersten seit 60 Jahren. Zuletzt gab sich in der Kirche im November 1943 ein Paar das Ja-Wort. Ein wenig ziviles Leben findet in Imber also doch noch statt, aber den größten Teil des Jahres bestimmen Soldaten und Panzer das Geschehen in und um das verlassene kleine Dorf auf den Salisbury Plains.

Dieser Film zeigt einen Rundgang durch Imber.

St Giles.    © Copyright Maurice Pullin and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

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Der ehemalige Pub The Bell.    © Copyright Chris Talbot and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Der ehemalige Pub The Bell.
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Ein abgewrackter Panzer bei Imber.    © Copyright Hugh Chevallier and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

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Published in: on 14. März 2015 at 02:00  Comments (7)  
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7 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. Ich bin mal mit einem Linienbus durch die Salisbury Plains gefahren und dabei auch durch eine Kaserne durch, war schon etwas merkwürdig, als da ein Soldat und eine Soldatin mit Maschinengewehren zustiegen, bis wir wieder aus der Kaserne raus waren 😉 Von der Geisterstadt wusste ich aber nichts!

    • Vielleicht sahst Du ja so verdächtig aus, dass die Soldaten mit Maschinengewehren dazustiegen und einen Terroranschlag befürchteten (auf die vielen kaputten Panzer, die da überall rumstehen) 🙂

  2. […] aufsuchen (s. dazu meinen Blogeintrag). Wie wäre es mit einem Ausflug in das Dörfchen Imber in Wiltshire, das allerdings meist nur im August zugänglich ist? Es liegt mitten im militärischen […]

  3. […] Mitten in dieser von Panzerketten durchfurchten Region liegt das kleine Dorf Imber, über das ich in meinem Blog schon einmal berichtet habe. Schon seit Menschengedenken wohnt hier niemand mehr und nur an wenigen […]

  4. […] Dörfer auf Grund militärischer Maßnahmen“ siehe auch meine Blogeinträge über Imber in Wiltshire und Tyneham in […]

  5. […] Londoner Immobilienhändler Peter Rachman, die Kaufhauskette Marks&Spencer, das Geisterdorf Imber auf der Salisbury Plain in Wiltshire und The Elephant Man. Eine ganze Reihe von Themen, die ich in […]

  6. […] Tumbleweeds entlangtreibt. Doch auch in England gibt es die eine oder andere Geisterstadt. Neben Imber in Wiltshire, dem Dorf auf der Salisbury Plain, das dem Militär weichen musste, fällt mir da vor […]


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