Die Huntrodds aus Whitby (North Yorkshire) und ihr Grabstein auf dem Kirchhof von St Mary’s

St Mary’s.
Eigenes Foto.

Um zu der Kirche St Mary’s in Whitby an der Ostküste von North Yorkshire zu gelangen, muss man erst 199 Stufen bewältigen. Michel Faber hat einen Roman über Whitby geschrieben, der „Hundertneunundneunzig Stufen“ heißt (siehe dazu meinen Blogeintrag). Der Aufstieg lohnt sich wirklich, denn man hat von hier oben einen großartigen Blick auf die Stadt und auf das Meer. Die Besucher kommen meistens hier hoch, um sich die Ruinen der Whitby Abbey anzusehen, aber der kleinen Kirche sollte man unbedingt auch einen Besuch abstatten, solange sie noch steht, denn sie läuft Gefahr von den Klippen abzurutschen; einige Grabsteine des Kirchhofs hat es schon erwischt.

An einer Stelle der Kirchenaußenmauer ist eine Tafel angebracht (die Inschrift auf dem Originalgrabstein darunter ist verwittert und unleserlich), die an eine Merkwürdigkeit erinnert, die mit der Huntrodd-Familie zusammenhängt, die im 17. Jahrhundert in Whitby gelebt hat. Francis und Mary Huntrodd wurden beide am 19. September 1600 geboren, Die beiden heirateten an ihren jeweiligen Geburtstagen, also wieder an einem 19. September. Dann setzten sie zwölf Kinder in die Welt (nein, die wurden nicht alle an einem 19. September geboren, da fehlten Francis und Mary leider das Augenmaß). Im Jahr 1680 starb das Ehepaar, und wie sollte es anders sein, sie starben an ihren Geburtstagen und an ihrem Hochzeitstag, dem 19. September, im Abstand von fünf Stunden. „Each tender heart so fit a match, surely, could never be; both in their lives, and in their deaths agree„, so steht es auf der Tafel zu lesen.

Jemand hat sich mal die Mühe gemacht, auszurechnen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass so etwas passieren kann und kam zu dem Ergebnis: 1:50 000 000 000, also eins zu 50 Milliarden (die Rechenweise ist hier nachzulesen).

Zwei Männer und eine Frau, die sich sehr für das Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung interessieren, David Spiegelhalter, Michael Blastland und Timandra Harkness, haben den 19. September zum Huntrodds‘ Day ausgerufen An diesem Tag soll man eine Huntrodds-Party mit 23 Gästen feiern. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, 50%, dass zwei der Gäste am selben Tag Geburtstag haben. Außerdem sollen sie durch Gespräche herausfinden, ob es irgendwelche zufällige Übereinstimmungen unter ihnen gibt. Klingt sehr interessant!

 

Gruselige Atmosphäre auf dem Kirchhof von St Mary’s.
Author: mikeywilltoo
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Die Tafel über dem Grabstein.
Author: Eldar cb
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Published in: on 25. Januar 2021 at 02:00  Comments (2)  
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Whitby in North Yorkshire – Schauplatz des Musikvideos „Holding Back the Years“ von Simply Red

Simply Red, die englische Band um Leadsänger Mick Hucknall, veröffentlichte 1985 das Album „Picture Book„, aus dem die Single „Holding back the years“ ausgekoppelt  und zu ihrem größten Erfolg wurde. Der Song erreichte am 12. Juli 1986 Platz 1 der Billboard Hot 100 in den USA und kam bis auf Platz 2 der britischen Charts. Mick Hucknall schrieb das Lied schon im Alter von 17 Jahren.

Wer sich einigermaßen in North Yorkshire auskennt, erkennt im Musikvideo zu „Holding Back the Years“ sofort, dass es in Whitby aufgenommen wurde. Bei den Innenaufnahmen sieht man durch das Fenster den kleinen hübschen Hafen der Stadt und einige Szenen wurden oberhalb Whitbys auf dem Friedhof von St Mary’s und auf dem Gelände der ehemaligen Benediktiner-Abtei gedreht, von der nur noch die romantischen Ruinen stehen. Ich finde, dass Simply Red hier ein sehr stimmungsvolles Video aufgenommen haben. Die Lehrerin wird übrigens von Maggie O’Neill gespielt, die man aus zahlreichen (späteren) Fernsehauftritten kennt, so hat sie zum Beispiel bei den „EastEnders“, bei den „Midsomer Murders“ (in der Episode „The Straw Woman“, die in Deutschland unter dem Titel „Brennen sollst du!“ lief, als Agnes Waterhouse) und in der Serie „Murder in Mind“ mitgespielt.

Hier ist das Musikvideo von „Holding Back the Years“ zu sehen.

Whitby Abbey.
Eigenes Foto.

Zwischen den Grabsteinen auf dem Friedhof von St Mary’s oberhalb von Whitby wurden einige Szenen des Videos gedreht.
Eigenes Foto.

 

Published in: on 9. April 2020 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Ghost Walks in der Küstenstadt Whitby in North Yorkshire

Eigenes Foto

Nicht nur in York gibt es Ghost Walks (s. dazu meinen Blogeintrag), auch in den Küstenorten Robin Hood’s Bay und in Whitby in North Yorkshire werden Geistertouren angeboten und von den Touristen gern angenommen.

Da gibt es in Whitby einmal denOriginal Ghost Walk„, der um 20 Uhr am Market Place in der Church Street beginnt und das schon seit über 25 Jahren.
Um 19.30 Uhr startet ein anderer Ghost Walk mit Dr Crank, der die Teilnehmer 75 Minuten lang durch die Küstenstadt führt und dabei gruselige Geschichten vom Screaming Tunnel und dem Headless Horseman erzählt. Treffpunkt für diesen Geisterspaziergang ist der Whale Bone Arch, gegenüber vom Royal Hotel.
Da Whitby ja der Ort ist, an dem Dracula englischen Boden betrat (s. hierzu diesen Blogeintrag von mir), gibt es auch eine Tour „In Search of Dracula„. Weitere Details sind auf der Webseite  der Whitby Walks zu finden.

Whitbys Market Place: Treffpunkt für den Original Ghost Walk.
Photo © Bill Henderson (cc-by-sa/2.0)

Der Whale Bone Arch: Treffpunkt für den Ghost Walk mit Dr Crank.
Photo © Pauline E (cc-by-sa/2.0)

Published in: on 12. Juli 2019 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Whitby Jet – Der schwarze Schmuck aus der Küstenstadt Yorkshires

Author: Geni This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, 2.5 Generic, 2.0 Generic and 1.0 Generic license.

Author: Geni
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Bei meinen Spaziergängen in der hübschen Hafenstadt Whitby an der Küste Yorkshires fielen mir immer wieder die vielen Läden auf, die Schmuck aus Jet verkauften. Dieser Schmuckstein besteht aus unter hohem Druck zusammengepressten Holz der Chilenischen Araukarie (englisch: Monkey Puzzle Tree), ein Baum der vor schätzungsweise 180 Millionen Jahr hier wuchs. Auf einem Küstenabschnitt von rund 10 Kilometern in der Region um Whitby herum wird der Jet gefunden, der ab 1808 in der Stadt verarbeitet wurde, als man hier die erste Werkstatt eröffnete. Im viktorianischen Zeitalter erlangte der schwarze Schmuckstein den Höhepunkt seiner Beliebtheit; damals waren 1500 Menschen mit der Schmuckherstellung in Whitby beschäftigt und 500 Bergleute sorgten für ständigen Nachschub des Rohmaterials.

Die Farbe Schwarz spielte in der Zeit Königin Victorias eine große Rolle, trauerte die Queen doch sehr lange um ihren früh verstorbenen Ehemann Albert und trug nach seinem Tod nur noch Witwentracht. Aber auch sonst passt Jet gut nach Whitby, der Stadt Draculas und heute beliebter Wallfahrtsort der vorzugsweise Schwarz tragenden  Goths-Szene.

Im Whitby Museum findet man eine der größten Sammlungen von aus Jet hergestellten Gegenständen wie z.B. Schachspieltische und ein Modell der Abtei von Whitby. In der Church Street steht das Whitby Jet Heritage Centre, wo Schmuckstücke hergestellt werden und wo es noch eine Original-Werkstatt aus der viktorianischen Zeit zu bestaunen gibt. Wem Schmuck in der Art des 19. Jahrhunderts gefällt, der hat hier im Heritage Centre eine reiche Auswahl an Ohrringen, Halsketten und Broschen.

Direkt gegenüber in der Church Street ist der hier seit 1860 ansässige Laden W Hamond, „The Original Whitby Jet Shop“, zu finden, der Platzhirsch unter den Jet-Schmuckherstellern, mit Filialen in Leeds (im Victoria Quarter) und York (in The Shambles). Hier gibt es auch für den Herren z.B. Krawattennadeln, Manschettenknöpfe und Armbänder zu kaufen, die durchaus schon einmal im vierstelligen Bereich liegen können.

In der Grape Lane, die von der Church Street abgeht, liegt ein weiteres Geschäft, in dem man Jetschmuck kaufen kann: Simpson’s Jet of Whitby, mit eigener Werkstatt. Das gilt auch für Youngs Jewellers, die ihren schmalen kleinen Laden in der Skinner Street haben, auf der anderen Seite des River Esk, gleich neben der West Cliff Congregational Street.

Dieser kleine Animationsfilm zeigt die Entstehung des Jets.

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Wo gibt es die besten Fish and Chips in ganz Großbritannien? Im „Quayside“ in Whitby (North Yorkshire)

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Noch immer gelten Fish and Chips als das Nationalgericht der britischen Inseln, obwohl in der Beliebtheitsskala Burger, Pizza und vor allem Chicken tikka masala stark aufgeholt bzw. den fritierten Fisch überholt haben. Wie „Country Life“ in der vorigen Woche berichtete, soll es tatsächlich einmal 35 000 Fish and Chips-Läden gegeben haben, während es heute nur noch etwas über 10 000 Chippies sind. Abgesehen davon, dass die Fischbestände allmählich zurückgehen und die Preise für die Meeresbewohner gestiegen sind, haben sich die Geschmacksknospen vieler Briten eben auch auf exotischere Speisen eingestellt.

Wo man in Großbritannien die besten Fish and Chips essen kann, das verraten uns die jährlich vergebenen Fish and Chips Awards.  Auf nationaler Ebene steht im Jahr 2014 ein Lokal in Whitby (North Yorkshire) ganz oben, das „Quayside“ an der Pier Road. Frischer kann man seinen Fisch wohl nicht bekommen, denn direkt gegenüber vom Quayside stehen die Gebäude des Whitby Fish Markets. In dem historischen Haus im Hafenviertel, das in den 1820er Jahren erbaut wurde, waren im 19. Jahrhundert einmal ein Museum und eine Bibliothek untergebracht, in der Bram Stoker Recherchen für seinen Roman „Dracula“ vorgenommen haben soll. In diesen Räumen kann man heute in der „Bar 7“ einen Drink zu sich nehmen und den Blick auf die gegenüberliegenden Abteiruinen genießen.

Stuart Fusco ist der Eigentümer des Quayside, das er 1999 übernahm; die Fusco-Familie betreibt darüber hinaus noch zwei weitere Lokale in Whitby, die „Fish Box“ in der Langbone Road und die „Royal Fisheries“ in Baxtergate.

Im Quayside kann man seine Fish and Chips mit Kabeljau, Schellfisch oder Scholle bekommen; dann gibt es hier noch Scampis, Fishcake und die Quayside Fish Pie.  Wer absolut keinen Fisch mag, der hat in dieser Gegend von Whitby schlechte Karten, denn die Restaurants sind hier hauptsächlich auf Fischesser eingestellt.

Quayside
7 Pier Road
Whitby
North Yorkshire
YO21 3PU

 

Published in: on 18. Juli 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
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RomeroJo’s in Whitby – Das einzige costa-ricanische Restaurant in Großbritannien

Golden Lion Bank in Whitby. Hier leigt RomeroJo's.    © Copyright Mike Kirby and   licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Golden Lion Bank in Whitby. Hier liegt RomeroJo’s.
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Ja, es ist schon traurig für die Engländer, dass bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien das kleine Costa Rica ihr Land besiegt und damit dazu beigetragen hat, dass die Three Lions frühzeitig ihre Koffer packen und nach Hause fahren müssen. Die wenigen in England lebenden Costa Ricaner (es sollen 256 sein) werden wohl durch Autokorsos in den größeren Städten nicht aufgefallen sein; gefreut über den Sieg hat man sich mit Sicherheit in RomeroJo’s Rum Shack & Restaurant, dem einzigen Restaurant Großbritanniens, das sich der Küche Costa Ricas gewidmet hat und das nicht etwa in dem multikulturellen London zu finden ist, sondern in dem nordenglischen Hafenstädtchen Whitby an der Ostküste Yorkshires.

Über Whitby, einem meiner Lieblingsplätze in England, habe ich in meinem Blog schon mehrfach berichtet. Dort hat seit Anfang 2013 in der Fußgängerzone Golden Lion Bank in der Nummer 5 dieses Restaurant geöffnet und freut sich bei den Bewohnern der Stadt großer Beliebtheit. Chefkoch und Eigentümer Randall Romero bietet seinen Gästen Spezialitäten aus seinem mittelamerikanischen Heimatland wie das Nationalgericht Casado oder Mariscada (Meeresfrüchte mit Reis). Aber auch andere lateinamerikanische Länder sind auf der Speisekarte vertreten wie Peru mit Ceviche, Mexico mit Quesadilla oder Kuba mit Ropa Vieja. An Getränken kann man mexikanisches Bier, Rumpunsch und natürlich Kaffee aus Costa Rica bestellen. Randall Romero hat auch ein Herz für englische Hunde, denn die Vierbeiner sind sind seinem Etablissement ausdrücklich willkommen.
Die Straße Golden Lion Bank ist nur wenige Schritte von dem malerischen Hafen Whitbys entfernt und geht von der New Quay Road ab. Hier stellt sich RomeroJo’s in einem kleinen Film selbst vor.

RomeroJo’s
5A Golden Lion Bank
Whitby, North Yorkshire YO21 3BS
Tel. 01947 821091

Casado, das Nationalgericht Costa Ricas. Author: Richie Diesterheft. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Casado, das Nationalgericht Costa Ricas.
Author: Richie Diesterheft.
This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Mariscada. This work is released  into the public domain.

Mariscada.
This work is released into the public domain.

 

Published in: on 23. Juni 2014 at 02:00  Kommentar verfassen  
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Whitby (East Riding of Yorkshire) und seine exotischen Partnerstädte

   © Copyright Pauline Eccles

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Dass Whitby an der Ostküste von Yorkshire zu meinen Lieblingsstädten in England zählt, ist unschwer zu erkennen, habe ich doch schon mehrere Blogeinträge über die Hafenstadt erstellt. Ich glaube, kein anderer Ort in Großbritannien kann sich rühmen, so viele exotische Partnerstädte zu haben wie Whitby. Ich zähle einmal ein paar davon auf:

– Nuku’alofa, die Hauptstadt des Königreichs Tonga
– Waimea auf der Hawaii-Insel Kauai
– Cooktown in Queensland (Australien)
– Anchorage (Alaska)
– Whitilanga in Neuseeland

Wie kam es zu diesen eigenartigen Partnerschaften? Es gibt ein gemeinsames Bindeglied zwischen diesen weit entfernten Orten: Der Seefahrer und Entdecker James Cook (1728 – 1779), der in Whitby zum Seemann ausgebildet wurde, hat sich damals in all diesen Orten aufgehalten. Die HMS Endeavour, auf der er später seine erste Südseereise machte, wurde in Whitby gebaut und auch die beiden Schiffe Resolution und Adventure der zweiten Südseereise stammten aus der Stadt in Yorkshire. Man erweist dem Seefahrer hier auch heute noch die Ehre, z.B. mit dem Captain Cook Memorial Museum, untergebracht in dem Haus, in dem Cook damals als Auszubildender wohnte, und mit dem Captain Cook Monument am West Cliff.

In Nuku’alofa ging Cook am 10 Juni 1777 an Land und in Waimea am 20. Januar 1778. Im australischen Cooktown verbrachte er zwei Monate, um sein Schiff zu reparieren. Ebenfalls im Jahr 1778 segelte er auf der Suche nach der Nordwestpassage als erster Europäer in die nach ihm benannte Bucht Cook Inlet bei Anchorage in Alaska und schon 1769 hielt er sich in Witianga auf der neuseeländischen Nordinsel auf.
In Kanada gibt es eine weitere Stadt namens Whitby, mit der natürlich auch eine Partnerschaft besteht.

Statue von James Cook in Whitby.    © Copyright Andrew Abbott

Statue von James Cook in Whitby.
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Blick auf meine Lieblingsstadt. Eigenes Foto.

Blick auf meine Lieblingsstadt.
Eigenes Foto.

Published in: on 5. Mai 2013 at 02:00  Kommentar verfassen  
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St Mary’s in Whitby (East Yorkshire) – Eine Kirche in Gefahr

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Über eine meiner englischen Lieblingsstädte, Whitby im Osten der Grafschaft Yorkshire, habe ich in meinem Blog schon mehrfach geschrieben. Die kleine Stadt am Meer hat eine wunderschöne Lage; nachdem man die 199 Stufen zu den Abteiruinen erklommen hat, bietet sich dem Betrachter ein einzigartiger Blick auf die Nordsee und auf die Dächer der Altstadt.

Am Ende der vielen Treppenstufen wird man als erstes von der Kirche St Mary’s begrüßt, die hier schon seit dem Jahr 1110 steht, umgeben von einem Friedhof mit uralten Grabsteinen, der sich bis zu den Klippen hin zieht. Bram Stoker, der Schöpfer des „Dracula„-Romans war, als er in Whitby wohnte, von diesem Friedhof so angetan, dass er einige Szenen seines Buches dort ansiedelte. Von seinem Schreibtisch aus konnte er St Mary’s sehen und die um den Kirchturm herumfliegenden Fledermäuse inspirierten ihn…

Als ich zuletzt in Whitby war, konnte ich dort oben noch problemlos herumspazieren und den Blick auf die Flussmündung des River Esk genießen. Leider ist die sehenswerte Kirche in den letzten Monaten in Gefahr geraten, von den Klippen abzurutschen, denn starke Regenfälle haben den Hang so in Mitleidenschaft gezogen, dass einige der Grabstellen bereits hinuntergespült worden sind. Die Bewohner der darunterliegenden Häuser fanden plötzlich menschliche Gebeine in ihren Hintergärten; vielleicht gehörten die einem früheren Verwandten? Kein schöner Gedanke! Die Fischräucherei „Fortune’s Kippers„, die in der Henrietta Street direkt unterhalb des Friedhofs seit 1872 ansässig ist, fürchtet schon um ihre Existenz, sollte es mit dem Klippenabbruch noch schlimmer werden.

Auf dem Friedhof hat man jetzt Warnschilder aufgestellt, denn am Rand der Klippen befindet sich ein Fußweg, der sehr beliebt ist und von vielen Spaziergängern benutzt wird.

Vor zwei Jahren wurde in der englischen Presse schon einmal über den St Mary’s Churchyard berichtet, nachdem dort ein Fotoverbot verhängt worden war. Der Hintergrund: Zweimal im Jahr treffen sich in Whitby die Goths aus aller Welt, um hier das Whitby Goth Weekend zu feiern (demnächst wieder am letzten Aprilwochenende). Ein fester Bestandteil dieses Treffens ist der Besuch des Kirchhofs von St Mary’s, wo man sich auf oder neben den Grabsteinen fotografieren lässt. Die zuständige Kirchenbehörde war der Meinung, dass das den Toten gegenüber respektlos sei, daher das Verbot, das bei den Anhängern dieser Subkultur gar nicht gut ankam. Wie es bei dem Goth Weekend zugeht, zeigen diese Bilder.

Um noch einmal auf abrutschende Klippen in Whitby zurückzukommen: Erst im Dezember zerstörte ein Erdrutsch fünf Häuser in der Straße Aelfleda Terrace, nur ein paar hundert Meter von St Mary’s entfernt. So schön die kleine Hafenstadt ist, so gefährlich kann es auch sein, hier in bestimmten Regionen zu wohnen.
Hoffentlich schafft man es, St Mary’s in irgendeiner Weise zu stabilisieren, denn Whitby ohne seine Kirche auf dem Hügel über der Stadt kann man sich gar nicht vorstellen.

Hier ist ein kurzer Filmbericht der BBC.

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Eigenes Foto.

Published in: on 25. März 2013 at 02:00  Comments (1)  
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Die Küstenstadt Whitby (North Yorkshire) im Spiegel der Literatur

Eigenes Foto.

Die kleine Hafenstadt Whitby an der Ostküste der Grafschaft North Yorkshire hat es mir schon seit langem angetan, was man daran erkennen kann, dass ich an dieser Stelle schon mehrere Blogeinträge getätigt habe, z.B. über den Dracula Trail, die Ghost Walks und den Roman „The Hundred and Ninety-nine Steps“ von Michel Faber, der in Whitby spielt.

An Fabers Roman möchte ich anknüpfen, denn es gibt eine ganze Reihe von weiteren  Büchern, die in der Hafenstadt angesiedelt sind.

– Der in Yorkshire geborene und in Kanada lebende Krimiautor Peter Robinson lässt zwei seiner Romane in Whitby spielen: „Caedmon’s Song“ (1987, dt. „Das stumme Lied“) und „Friend of the Devil“ (2007, dt. „Wenn die Dämmerung naht“).

– Der erste Band der Sister Fidelma Mysteries des Historikers und Krimiautors Peter Tremayne, ein Pseudnym von Peter Berresford Ellis, mit dem Titel „Absolution By Murder“ (1994, dt. „Nur der Tod bringt Vergebung“) spielt während der Synode von Whitby im Jahr 664.

– Der Kinderbuchautor Robin Jarvis hat in den 1990er Jahren eine Fantasy-Trilogie geschrieben mit dem Titel „The Whitby Witches“ (sie wurde nicht ins Deutsche übersetzt).

– „Britain’s spookiest town“, so nannte der Guardian Whitby einmal, war auch der Ort, in dem seinerzeit Graf Dracula an Land ging. Bram Stokers Klassiker beginnt hier an der rauen Küste North Yorkshires, und er hat nicht unwesentlich zur Bekanntheit der Stadt beigetragen.

– Wilkie Collins verbrachte 1861 einige Zeit im Royal Hotel und sein weniger bekannter Roman „No Name“ (1862, dt. „Ohne Namen“) enthält Szenen, die in Whitby spielen.

– Auch Paul MagrsThe Adventures of Brenda and Effie„-Serie nutzt die zuweilen unheimliche Atmosphäre der Stadt;  bisher sind vier Horror-Romane erschienen, als letzter „The Bride That Time Forgot“ (gibt es nicht auf Deutsch).

Storm Jameson wurde 1891 in Whitby geboren und einige ihrer Roman sind hier angesiedelt, z.B. „The Moon is Making“ (1938, nicht ins Deutsche übersetzt). Die Autorin, von der einige Romane übersetzt worden sind, dürfte in Deutschland kaum noch bekannt sein.

– Auch Mrs Gaskell, die mit vollem Namen Elizabeth Cleghorn Gaskell hieß und von 1810 – 1865 lebte, verbrachte 1859 einige Zeit in Whitby, um für ihr Buch „Sylvia’s Lovers“ (1863, wurde nicht übersetzt) zu recherchieren. Whitby erscheint hier als Monkshaven.

– Und als letztes natürlich noch einmal Michel Fabers atmospärisch sehr dichte Novelle „The Hundred and Ninety-Nine Steps“ (2001, dt. „Hundertneunundneunzig Stufen“).

Ich kann nur jedem empfehlen, der nach Whitby fährt, die 199 Stufen zu der Abtei hinaufzusteigen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und das Meer.

Britain’s spookiest town? Eigenes Foto.

Published in: on 17. August 2012 at 02:00  Comments (2)  
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Mein Buchtipp – Michel Faber: Hundertneunundneunzig Stufen

Der in Holland geborene Michel Faber wuchs in Australien auf und lebt heute mit seiner Frau und zwei Söhnen in den schottischen Highlands. Seine Erzählungen wurden mit zahlreichen Literaturpreisen bedacht. Der Roman „Das Karmesinrote Blütenblatt“ wurde ein großer internationaler Erfolg.

Im Jahr 2002 erschien Fabers Roman „Hundertneunundneunzig Stufen„, genausoviel Stufen sind es, um von der nordenglischen Stadt Whitby bis zu den Ruinen der Abbey, die oberhalb der Stadt liegt, zu kommen.

Worum geht es?
„Siân quälen Gedanken an ihre Reise durch das vom Krieg erschütterte Bosnien, auf der sie ihren Lebensgefährten verlor. Seit ihrer Rückkehr nach London empfindet sie nur eine große Leere. Siân sieht in ihren Albträumen Nacht für Nacht einem schrecklichen Ende entgegen. Sie schließt sich – in der Hoffnung auf Zerstreuung – einer archäologischen Ausgrabung im englischen Whitby an.
Dort begegnet sie Magnus, einem angehenden Arzt, der den Nachlass seines Vaters ordnet und an seiner Doktorarbeit schreibt. Er überlässt ihr, der ausgebildeten Restauratorin, ein Manuskript aus dem 18. Jahrhundert, das sein Vater einst bei Bauarbeiten in Whitby fand.
Es stammt aus der Feder eines einflussreichen Bürgers, Thomas Peirson, dessen Leben von dramatischen Ereignissen überschattet war. Siân taucht ein in die Vergangenheit Whitbys und widmet sich der Restauration des Manuskriptes und seiner Entzifferung.
Schon bald erscheint ihr die Wirklichkeit in einem anderen Licht, birgt der Text doch ein ungewöhnliches Geständnis.“ (Quelle: www.literaturzirkel.eu)

Michel Faber gelingt es, die Stimmung der kleinen Hafenstadt Whitby an der Ostküste Yorkshires einzufangen. Ein kleines, schmales Bändchen, jedem Yorkshire-Liebhaber zu empfehlen.

Michel Faber: Hundertneunundneunzig Stufen. Claassen-Verlag. 126 Seiten. ISBN: 978-3546003919

Hier sind die 199 Stufen von Whitby. - Eigenes Foto

 
Published in: on 12. Dezember 2010 at 04:00  Comments (4)  
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