Die schottische Historikerin Philippa Langley hat ein Händchen für das Aufspüren historischer Persönlichkeiten. Erst fand sie die sterblichen Überreste Richards III. unter einem Parkplatz in der Stadt Leicester und sorgte dadurch dafür, dass der umstrittene König nun seine letzte Ruhestätte in der Kathedrale der Stadt gefunden hat, und nun geht sie ein neues Projekt an, durch das sie beweisen möchte, dass King Richard zu Unrecht einen so schlechten Ruf genießt und er nicht der Mörder seiner beiden Neffen ist.
Die Richard III Society hat viele tausend Mitglieder, die in der ganzen Welt zu finden sind. Ihr Ziel: „The Society aims to promote, in every possible way, research into the life and times of Richard III, and to secure a reassessment of the material relating to this period, and of the role of this monarch in English history“. Philippa Langley, eines der aktivsten Mitglieder der Gesellschaft, hat nun mit dem The Missing Princes Project ein weiteres ehrgeiziges Ziel in Angriff genommen und genießt dabei die volle Unterstützung der Richard III Society.
Was war 1483 geschehen? Die beiden Söhne König Edward IV, der 12jährige Edward V und der 9jährige Richard of Shrewsbury, waren in diesem Jahr im Londoner Tower untergebracht und verschwanden von dort spurlos. Sie sind zweifellos ermordet worden, denn sie standen mehreren hochrangigen Personen im Weg. Hauptverdächtiger war ihr Onkel Richard III, und ob er tatsächlich der Auftraggeber für die Morde war, darüber streiten sich die Historiker noch heute. In ihrem The Missing Princes Project geht Philippa Langley nun diesem geheimnisumwitterten Fall nach und will dabei jeder noch so kleinen Spur folgen, in Archiven nach noch unveröffentlichten Dokumenten suchen und mit Hilfe der Richard III Society-Mitglieder den Fall endgültig lösen.
Im Polizeijargon spricht man von einem „Cold Case“ und mit kriminalpolizeilichen Untersuchungsmethoden soll die Lösung des Falles der ermordeten Prinzen gefunden werden, auch unter Hinzuziehung von Experten wie Profilern und Forensikern. Die Untersuchung beginnt ganz von vorn, alle Gerüchte, die sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet haben, werden beiseite geschoben, nur Fakten zählen. Käme der Fall heute vor Gericht, so ein US-amerikanischer Strafverteidiger, würde keine Jury der Welt Richard III verurteilen, denn es liegen keinerlei Beweise gegen ihn vor, niemand sah ihn auf frischer Tat, alles beruht nur auf Hörensagen und Vermutungen.
The Missing Princes Project könnte viele Jahre in Anspruch nehmen (die Suche nach den Überresten Richards III dauerte zehn Jahre). Für ihre bisherigen Arbeiten wurde Philippa Langley von der Queen mit dem Orden Member of the Most Excellent Order of the British Empire (MBE) ausgezeichnet. Über den Fortgang des neuen Projektes kann man sich auf ihren Webseiten bzw. auf Revealing Richard III informieren.
Dieser Film zeigt die historischen Zusammenhänge um die beiden Prinzen im Tower.
Das Buch zum Artikel:
Bertram Fields: Royal Blood – King Richard III and the Mystery of the Princes. The History Press 2006. 352 Seiten. ISBN 978-0750943901.