Das Londoner Hammersmith Hospital oder Wie einmal ein Krimi von Agatha Christie einem kleinen Mädchen das Leben rettete

Das Hammersmith Hospital.
Photo © David Hawgood (cc-by-sa/2.0)

Agatha Christie, die Queen of Crime, veröffentlichte im Jahr 1961 wieder einmal einen Kriminalroman, der den Titel „The Pale Horse“ (dt. „Das fahle Pferd“) trug, nach dem Bibelzitat „Da sah ich ein fahles Pferd; und der, der auf ihm saß, heißt der Tod…“. Hätte es diesen Roman nicht gegeben, so wäre 1977 ein kleines arabisches Mädchen gestorben. Hier ist die Geschichte:

Eine arabische Familie flog 1977 von Katar aus nach London, um dort ihr todkrankes 19 Monate altes Mädchen behandeln zu lassen. Die Ärzte in ihrem Heimatland waren ratlos und konnten sich den schlechten Gesundheitszustand des Kindes nicht erklären. So hofften die Eltern, in London Mediziner zu finden, die ihm helfen konnten.
Sie suchten sich das Hammersmith Hospital aus, ein Lehr- und Forschungskrankenhaus an der Du Cane Road im Westen Londons. Das Mädchen kam dort sofort auf die Intensivstation, wo man alle möglichen Tests durchführte, um der seltsamen Erkrankung auf die Spur zu kommen, doch auch die Spezialisten im Hammersmith Hospital waren erfolglos; das Mädchen war offenbar nicht zu retten. Da geschah ein kleines Wunder. Die Krankenschwester Marsha Maitland, die auf der Intensivstation arbeitete, las gerade ein Buch von Agatha Christie, oben genanntes „The Pale Horse“, darin ging es um Morde, die erst niemand aufklären konnte. Den Opfern gemein war, dass ihnen allen die Haare ausgefallen waren…und genau das passierte auch mit dem arabischen Mädchen. Marsha Maitland las in dem Krimi, dass die Opfer an einer Thallium-Vergiftung gestorben waren. Als die behandelnden Ärzte auf ihrer morgendlichen Runde auch wieder bei dem kranken Mädchen vorbei kamen, machte die Krankenschwester den Vorschlag, das Kind auf Thallium zu untersuchen, und siehe da, ein Urintest ergab einen extrem hohen Wert an diesem Element.
Das Krankenhaus holte sich noch den Rat eines etwas ungewöhnlichen Experten für Thallium-Vergiftungen ein. Im Gefängnis Wormwood Scrubs, gegenüber vom Hammersmith Hospital, saß ein Mann ein, der einen großen Teil seiner Familie mit Thallium umgebracht hatte und die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Vergiftung genau kannte. Dieser Lebenslängliche konnte entsprechende Hinweise geben, die die Ärzte sofort in die Tat umsetzten und tatsächlich, dem Kind ging es von Tag zu Tag besser. Nach einiger Zeit konnten die Eltern mit ihrem genesenen Kind wieder zurück nach Katar fliegen. Da Thallium dort in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt wurde, vermutete man, dass das Mädchen damit irgendwie in Berührung gekommen war.

Der Dank für dieses kleine Wunder geht an Agatha Christie und an Marsha Maitland.

Noch ein Wort zu „The Pale Horse“. In diesem Roman wirken die beiden Spürnasen Miss Marple und Hercule Poirot nicht mit; der Fall wird von Mark Easterbrook und Ginger Corrigan gelöst, von denen man in anderen Christie-Krimis nichts mehr hört. In der TV-Krimiserie „Agatha Christie’s Miss Marple“ mit Julia McKenzie in der titelgebenden Hauptrolle gibt es auch eine Episode „The Pale Horse“, was natürlich mit der Romanvorlage nicht überein stimmt.

Foto meines Exemplares.

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