Kaspar, die schwarze Holzkatze des Londoner Savoy Hotels, und ihre spezielle Aufgabe

Kaspars Zuhause, das Savoy Hotel.
Photo © N Chadwick (cc-by-sa/2.0)

Im Foyer des Londoner 5*-Hotels The Savoy trifft man auf einem Tischchen auf eine schwarze Holzkatze, ca 60 cm hoch. Ihr Name ist Kaspar und ihr ist eine ganz besondere Aufgabe im Hotel zugedacht. Hin und wieder darf sie ihren Platz verlassen und wird an einen Tisch gebeten, wo sie ein weißes Lätzchen umgebunden bekommt und wo für sie gedeckt ist. An diesem Tisch nehmen jeweils dreizehn Gäste Platz (sind es mehr oder weniger werden Kaspars Dienste nicht benötigt), die sich einen schönen Abend in einem der besten Hotels der Stadt machen möchten. „Dreizehn bei Tisch“ geht gar nicht, denn das bringt Unglück, darum fungiert Kaspar als vierzehnter Gast… und alles ist wieder in bester Ordnung.

Dieses Ritual geht auf ein Vorkommnis aus dem Jahr 1898 zurück, als der südafrikanische Diamantenhändler Woolf Joel  ein Abendessen im Savoy gab. Kurz vorher hatte einer der geladenen Gäste abgesagt, so dass plötzlich dreizehn Gäste am Tisch saßen. Kein Problem meinte der Gastgeber, ich bin nicht abergläubisch. Aber einer der Anwesenden war der Meinung, dass die Zahl 13 Unglück bringt und deutete an, dass der Erste, der den Tisch verlassen auch als Erster in der Runde sterben würde. Woolf Joel stand auf… und nichts passierte. Lachend setzte er sich wieder hin. Kurze Zeit später, am 14. März 1898, wurde Mr. Joel von Baron Von Veltheim erschossen, weil er sich geweigert hatte, an einem Attentat auf den südafrikanischen Präsidenten Paul Kruger mitzuwirken. Woolf Joel war also tatsächlich der Erste aus der Savoy-Runde, der starb.
Das Management des Savoy Hotels entschied, dass es ab sofort kein „Dreizehn bei Tisch“ mehr geben würde und von nun an, sollten sich wieder einmal dreizehn Gäste zusammenfinden, jemand vom Personal dazusetzen sollte, was sich aber als unpopulär herausstellen sollte. 1927 entschied man sich für eine andere Lösung. Der Architekt Basil Ionides, der gerade mit der Umgestaltung des Savoy Theatres beschäftigt war, erhielt den Auftrag, eine schwarze Katze zu entwerfen, der der Name Kaspar gegeben wurde. Bis heute versieht Kaspar ihre Aufgabe einwandfrei und soviel ich weiß, sind nie Klagen über sie gekommen.

Kaspar’s ist auch der Name des Meeresfrüchte-Restaurants des Savoy Hotels. Anlässlich der Eröffnung hat der südafrikanische Künstler Jonty Hurwitz eine neue, anamorphe Version von Kaspar geschaffen, die hier zu sehen ist.

Der englische Kinderbuchautor Michael Morpurgo hat einmal ein Buch mit dem Titel „Kaspar: Prince of Cats“ geschrieben. Er kannte die schwarze Holzkatze persönlich, da er im Jahr 2007 einmal Writer in Residence im Savoy Hotel war. Hier liest der Autor ein Stück aus seinem Buch vor.

 

Published in: on 26. April 2018 at 02:00  Comments (1)  
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