The Beech Avenue bei Kingston Lacy (Dorset) – Eine der schönsten Baumalleen Englands

Was schenkt man seiner Mutter, die vielleicht schon alles hat und das besonders originell sein soll? Diese Frage stellte sich im Jahr 1853 William John Bankes (1786-1855), einem Parlamentsmitglied und Forschungsreisenden, der sich speziell für Ägypten interessierte. Erst erbte Bankes Soughton Hall im walisischen Flintshire (wo ich einmal übernachten konnte), dann 1835 Kingston Lacy House in Dorset, den Familienbesitz der Bankes‘. Um auf die anfangs gestellte Frage zurückzukommen: William John Bankes schenkte seiner Mutter eine Baumallee, nicht irgendeine, sondern eine extra neu angelegte, die aus 731 Buchen bestand. Die Zahl kam so zustande, dass auf der einen Seite der Allee 365 Buchen angepflanzt wurden, auf der anderen Seite 366, also für jeden Tag eines  „normalen“ Jahres und für jeden Tag eines Schaltjahres. Doch der Ägyptologe war ein umtriebiger Mann, und so versuchte er die Kosten für die Beech Avenue wieder hereinzubekommen, indem er die Strecke als Mautstraße auswies, so dass jeder, der sie benutzen wollte, dafür auch bezahlen musste. So hatte Mr Bankes das Geld für das kostspielige Geschenk für seine Mutter bald wieder zurück.

Die Beech Avenue gibt es noch heute, es ist die Blandford Road bzw. die B3082, die sich vom Kingston Lacy Estate in Richtung Blandford Forum erstreckt. Einige der über 180 Jahre alten Bäume mussten mittlerweile gefällt werden, weil sie zu alt und von Krankheiten befallen waren. Außerdem hatten ihnen die Abgase des Autoverkehrs zugesetzt. Sie wurden vom National Trust durch neue Bäume ersetzt, durch Hainbuchen, die robuster als ihre Vorgänger sind und ziemlich ähnlich aussehen.

Zurzeit ist im Kingston Lacy House eine Ausstellung zu besichtigen, die sich mit dem Leben von William John Bankes beschäftigt und „EXILE“ heißt. Der Forschungsreisende war homosexuell, damals eine Straftat, die mit dem Tode bezahlt werden konnte, und so musste Bankes sein geliebtes Kingston Lacy verlassen und erst in Frankreich, später in Italien, ins Exil gehen. Er starb am 15. April 1855 in Venedig und wurde in der Familiengruft im Wimborne Minster in Dorset beigesetzt.

Dieser Film zeigt eine Fahrt entlang der Beech Avenue.

Kingston Lacy House.
Photo © Christine Matthews (cc-by-sa/2.0)

 

Published in: on 26. Oktober 2017 at 02:00  Kommentar verfassen  
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