„Rachmanism“ – Ein Wort der englischen Sprache, das sich von einem übel beleumundeten Londoner Immobilienhändler herleitet

Powis Square in Notting Hill, hier kaufte Peter Rachman in den 1950er und 1960er Jahren jede Menge verfallende Häuser auf und vertrieb die ansässigen Mieter.
Photo © Jaggery (cc-by-sa/2.0)

Das Collins Dictionary definiert das Wort „rachmanism“ folgendermaßen: „extortion or exploitation by a landlord of tenants of dilapidated or slum property, especially when involving intimidation or use of racial fears to drive out sitting tenants whose rent is fixed at a low rate„.

Es geht zurück auf den Londoner Immobilienhändler Peter Rachman (1919-1962), einem in Lemberg im damaligen Polen geborenen Mann, der seit 1946 in der britischen Hauptstadt lebte. Rachman hatte sich Stück für Stück ein Immobilienimperium aufgebaut, indem er baufällige Häuser in Paddington and North Kensington und rund um den Powis Square aufkaufte und die darin wohnenden Mieter auf üble Weise vertrieb. Dafür beauftragte er Männer, die das Leben der nicht auszugsbereiten Mieter zur Hölle machten, indem beispielsweise die ganze Nacht lang laute Musik im Haus gespielt oder ebenso laute Parties gefeiert wurden. Wenn auch das nicht half, kappte man den Mietern kurzerhand den Strom und das Wasser. Hatte Rachman es dann geschafft, auch noch den letzten Bewohner des Hauses zu vergraulen, füllte er die Räume mit Familien aus der Karibik auf, die sonst niemand beherbergen wollte und nahm diesen Menschen unverhältnismäßig hohe Mieten ab, die sich darüber nicht bescheren wollten und es wohl auch nicht konnten. Auf diese Weise wurde Peter Rachman ein wohlhabender Mann, der sich in zwielichtigen Kreisen bewegte und mit den berüchtigten Kray-Brüdern Geschäfte machte. Auch das Geschäftsfeld der Prostitution war Peter Rachman nicht fremd, so zählte er eine Zeit lang Christine Keeler und Mandy Rice-Davies zu seinen Geliebten, die durch die Profumo-Affäre in die Schlagzeilen der Presse gerieten.

Nachdem Peter Rachman 1962 im Alter von 43 Jahren in London an einem Herzinfarkt gestorben war, schob die britische Regierung einem ähnlichen üblen Treiben von anderen Vermietern durch den Rent Act von 1965 einen Riegel vor, der Mietern mehr Sicherheit gab. Doch „Rachmanismus“ dürfte wohl auch weiterhin auf mehr oder weniger verdeckte Weise ausgeführt werden. So titelte The Guardian vor einigen Jahren einen Artikel: „Spirit of Rachman still walks the streets of London„.

Das Buch zum Artikel:
Shirley Green: Rachman – The Slum Landlord Whose Name Became a Byword For Evil. Littlehampton Book Services 1981. 240 Seiten. ISBN 978-0600203780
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Zum Powis Square siehe auch diesen Blogeintrag.

Published in: on 4. Juli 2023 at 02:00  Comments (1)